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Rezensionen zu
Mein lieber Herr Gesangsverein, die Waldfee holt die Kuh vom Eis

Lars Ruppel

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"Lyrik, wie langweilig!", ist wohl ein häufiger Kommentar zu einer verkannten Textsorte. Denn es gibt so viel mehr Sorten Lyrik als die angestaubten Verse, an die wohl manch einer mit Horror an seine Schulzeit denkt: Es gibt SciFi-Poesie, es gibt moderne Versromane – und es gibt Lars Ruppel. Auf zwei CDs hat der Vollzeit-Poetry-Slammer Gedichte über Redensarten eingelesen: "Mein lieber Herr Gesangsverein, die Waldfee holt die Kuh vom Eis". Man findet dort Gedichte inspiriert von "Mensch Meier" bis zur "grünen Neune". Dabei webt Rupel daraus abstruse Geschichten mit unvorhersehbaren Wendungen und viel Witz. Den Stücken hört man ihre Herkunft aus dem Poetry-Slam an: Sie strotzen vor Ironie, sind gespickt mit Pop-Referenzen. Dadurch funktioniert seine Lyrik am besten, wenn man nicht alleine zuhört, sie braucht das Publikum. Kein Lars Ruppel Gedicht ist komplett ohne eine ordentliche Prise Gesellschaftskritik. In "Schmidts Katze" übernehmen die Katzen die Macht; auch Angela Merkel tritt im politischen Kampf gegen Schmidts Katze an und unterliegt. So dienen die Redensarten eher als Sprungbrett für ganz andere, überraschende Geschichten mit Biss und zwinkerndem Auge. Das Doppelalbum enthält neben den bereits veröffentlichen Lesungen auf CD 1 auch eine "neue" Hälfte mit neuen Gedichten zu dem Thema. Der Bruch zwischen ihnen ist spürbar: Viele der späteren Gedichte ist weniger leichtfüßig; es überwiegen nachdenkliche Töne. Auch lustige Gedichte enden schon mal in einem plötzlichen Tonwechsel nach Moll. Dieser Mix aus Humor und Nachdenklichkeit ist vor allem auf kurzen Strecken wirkungsvoll. Wer nicht den alten Rat ignoriert, sich für Lyrik Zeit zu nehmen, dem bleibt das Lachen dann doch imHals stecken. Dann wird Ruppels erhobener Zeigefinger überpräsent und versperrt die Sicht auf die schönen Sprachverzwirbelungen. Eine tägliche, dafür übersichtliche Dosis Ruppel resultiert dagegen in größerem Hörvergnügen. Keine Besprechung dieser Sammlung ist komplett ohne dass ich aus meinem Lieblingsgedicht zitiere. Es ist und bleibt das wunderbare "Volker Racho" aus dem älteren Teil des Albums. In ihm entfaltet Lars Ruppel seinen vollen Sprachwitz und Sinn für Nonsens, der doch in der Summe stimmt. "Volker muss Geschirr abwaschen, schluckt nen Spülmaschinentab trinkt ein Schlückchen Selterswasser und leckt dann die Teller ab." Ein toller Einstieg in Lyrik und die Kur für alle, die aus der Schulzeit noch traumatisiert sind.

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