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Rezensionen zu
Der Kreidemann

C.J. Tudor

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»Wenn unsere Welt eine Schneekugel wäre, war dies der Tag, an dem irgendein Gott vorbeigeschlendert kam, sie einmal kräftig schüttelte und wieder hinstellte. Und nachdem Schaum und Flöckchen sich gesetzt hatten, war nichts mehr wie zuvor.« – S. 9 Eddie, Hoppo, Fat Gav, Metal Micky und Nicky waren einfach nur beste Freunde, bis zu dem Tag auf dem Jahrmarkt, als der Unfall geschieht. Von jenem Tag an säumen merkwürdige Vorfälle den Weg der fünf Freunde, bis sie schliesslich von Kreidemännchen zu einer Mädchenleiche geführt werden. Dreissig Jahre später wird Eddie plötzlich wieder mit den Kreidezeichnungen konfrontiert und er stellt sich die Frage: Ist der Kreidemann zurück? Zwei Zeitebenen und ganz viel Atmosphäre Stephen King selbst sagt über dieses Buch »Wenn Sie meine Bücher mögen, werden Sie auch dieses verschlingen« (Quelle: Klappentext) und so ist es auch wenig verwunderlich, dass ich während der Lektüre ganz oft an ihn denken musste. Fünf Freunde, ein heisser Sommer und eine Leiche – das erinnert ganz stark an Stand by me. Und doch ist Der Kreidemann irgendwie ganz anders. Erzählt wird die Geschichte nämlich auf zwei Zeitebenen: 1986 und 2016. Kapitelweise begleiten wir Eddie während den Ereignissen in dem fraglichen Sommer oder als erwachsenen Mann, der sich plötzlich mit seiner Vergangenheit auseinander setzen muss. Und dabei wird klar, dass die Ereignisse jenes Sommers nicht spurlos an ihm vorüber gegangen sind. Mit vielen Details schildert Eddie, was damals geschah. Was den einen vielleicht stören mag, konnte mich begeistern und mitreissen. Durch die vielen Nebenhandlungen und die Detailfülle ist nämlich unterschwellig auch immer eine immense Spannung spürbar. Man will endlich wissen, was es mit den Kreidezeichnungen und der Leiche auf sich hat, muss sich aber gedulden und wird dafür mit Nebenschauplätzen und persönlichen Schicksalen gefüttert. So hat die Demenz von Eddies Vater, wie auch der unkonventionelle Job seiner Mutter einen Platz in der Geschichte. Was auch durchaus Sinn macht, wie sich im Verlaufe des Buches herausstellt. Ein weiterer positiver Effekt ist zudem, dass die handelnden Personen viel Tiefe und ein klares Gesicht bekommen. »Ich halte mich gerne für prinzipienfest, doch das tun die meisten. Tatsache ist, wir alle haben einen Preis, wir alle haben einen Knopf auf den man drücken kann, um uns Dinge tun zu lassen, die nicht ganz so anständig sind.« – S. 109 Allgegenwärtig; die Kreidemännchen Ja, die Kreidemännchen sind allgegenwärtig in dieser Geschichte, sie sind quasi der rote Faden durch das Buch. Ihr Auftauchen schafft eine überaus beklemmende und manchmal gar gruselige Atmosphäre. Von Beginn weg möchte man wissen, was es mit ihnen auf sich hat. Getragen von dieser unterschwellige Spannung fliegt man als Leser*in nur so durch die Seiten. Leider mochte dann die Auflösung nicht so ganz zum Rest der Geschichte passen. Es wirkte auf mich sehr abrupt liess das Besondere, das Mystische, das sich durch die ganze restliche Geschichte gezogen hat, vermissen. Allerdings sehe ich über dieses kleine Manko gerne hinweg, da die Geschichte als solches einfach wunderbar rund ist. Eddie erzählt (ja, das Buch ist in der Ich-Perspektive geschrieben) sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart flüssig und bildhaft. Und dabei versteht er es und Leser*innen bei der Stange zu halten. Häppchenweise füttert er uns mit Informationen, verrät nie zu viel und klärt manches erst im Lauf der Geschichte auf. Das erzeugt diese einmalige unterschwellige Spannung, die einem das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. Fazit Mit Der Kreidemann erzählt C.J. Tudor eine überaus spannende und mystische Geschichte um fünf Freunde, die eine Leiche finden. Zugegeben, die Handlung erinnert stark an Werke von Stephen King und auch das Ende konnte mich nicht ganz aus den Socken hauen, aber die sprachliche und stilistische Gestaltung machen das allemal wieder wett. Die Liebe zum Detail konnte mich absolut begeistern und die unterschwellige Spannung liess mich nur so durch die Seiten fliegen. Ein spannendes, mysteriöses und vor allem unblutiges Debütwerk!

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Von: Rosel Bilke aus Saarbrücken

05.11.2018

Dieses Buch hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Die Sichtweise des Erzählenden Junge - Erwachsener fand ich spannend, auch der Handlungsaufbau hatte immer noch eine Überraschung parat. Schön zu lesen, spannend und entspannend. Habe das Buch weiterempfohlen.

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Eddie ist ein zwölfjähriger Junge aus Alderbury. Er ist teil einer Gang aus Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky. Von einem Lehrer wird er auf die Idee gebracht, sich mit seinen Freunden über Kreidezeichnungen zu verständigen. Daraufhin bekommt jeder seiner Freunde ein Farbe zugewiesen und sie benutzen bestimmte Symbole um sich zu verabreden. Doch plötzlich werden sie durch die Kreidezeichnungen zu einer Mädchenleiche im Wald geführt. Bei weiteren Todesfällen tauchen ebenfalls Strichmännchen aus Kreide auf. Dreizig Jahre später denken die Kinder von damals nicht mehr an die Kreidezeichnungen, als plötzlich ein Brief mit einem Strichmännchen auftaucht. Eddie ist inzwischen Lehrer. Als ihn ein alter Freund besucht, kommt dieser kurz darauf ums Leben. Besteht hierbei ein Zusammenhang zu den Vorkommnissen vor dreizig Jahren? Der Kreidemann ist der erste Roman der Autorin C.J. Tudor. Jetzt wurde er auch ins Deutsche übersetzt. Die Geschichte um Eddie spielt in den Jahren 1986 und 2016. Nach und nach erfahren wir, was 1986 passiert ist. Dabei gelingt es der Autorin, eine gewisse Spannung aufzubauen und immer wieder überraschende Wendungen einzubauen. Das Rätsel um den fehlenden Kopf des toten Mädchens klärt sich erst am Ende des Buches, was dem Leser bzw. Hörer lange grübeln lässt. Die verschiedenen Charaktere gefallen mir sehr gut. Gelesen wird das Hörbuch von Devid Striesow, den ich bisher als Schauspieler aus dem Tatort kenne. Es gelingt ihm sehr gut die verschiedenen Charaktere durch unterschiedlichen Einsatz seiner Stimme zu verkörpern. - Vielen Dank an Random House für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars -

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Das Cover gefällt mir sehr gut. Düster, brutal. Handlung: Alles begann an dem Tag, als der zwölfjährige Eddie den Kreidemann zum ersten Mal traf. Der Kreidemann war es auch, der Eddie auf die Idee mit den Zeichnungen brachte: so konnten er und seine Freunde sich geheime Botschaften zukommen zu lassen. Und erst einmal hat es Spaß gemacht – bis die Figuren sie zur Leiche eines jungen Mädchens führten. Das ist 30 Jahre her, und Eddie denkt, die Vergangenheit liegt hinter ihm. Dann bekommt er einen Brief, der zwei Dinge enthält: ein Stück Kreide und die Zeichnung eines Strichmännchens. Und Eddie begreift, dass das Spiel nie zu Ende war ... Meinung: Der Erzählstil, sowie der Leser haben mir gut gefallen. Die Geschichte war gut konstruiert. Teilweise verwirrend, wodurch man wirklich keine Ahnung hatte wer der Kreidemann/Mörder sein könnte. Ich mochte die Rückblenden in der Geschichte, doch einiges war unnötig und hätte man sich sparen können. So wurde die Story nämlich unnötig in die Länge gezogen. Auch Eddie war ein etwas fragwürdiger und komischer Charakter. Manchmal konnte ich seine Handlungsweise nicht ganz nachvollziehen. Die Namen der Jungs haben es mir auch nicht so leicht gemacht "Nicky" und "Micky" ..da musste ich immer genau hinhören, wer überhaupt gemeint war. Der Plot. Puuhh. Der war wie schon oben erwähnt eigentlich wirklich gut. Aber für einen Roman, nicht für einen düsteren Thriller. Es war mir zu zäh, zu viele Belanglosigkeiten. Des öfteren zu eintönig und öde. Erst gegen Ende wurde es doch düster und sogar ziemlich blutig, wie schon im Prolog. Das hatte mir aber im Hauptteil gefällt. Dieser war dagegen ziemlich fad. Aber leider macht gerade der Hauptteil, die Geschichte aus. Somit mein Fazit: Toller Start, noch besseres Ende, wirklich düster und spannend. Jedoch war der Hauptteil zu zäh und eintönig.

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Irgendwie lief mir dauernd Werbung zu diesem Buch über den Weg, so dass ich es einfach lesen musste. In der Geschichte geht es um Eddie und seine Freunde Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky. Einst bekam Eddie von jemanden die Idee eingepflanzt, dass man in der Clique herrlich mit Kreidezeichnungen kommunizieren kann. Dies taten die Kids dann auch, bis den einfachen Strichmännern bald Taten folgten. Plötzlich müssen Menschen sterben und an jedem Fundort der Toten werden Kreidemännchen vorgefunden. Wer ist der Täter? Und sind Eddie und die anderen Kids ebenfalls bald dran? Ed Munster, mit Spitznamen Eddie, führt uns als Ich- Erzähler durch die Handlung. Mit ihm begeben wir uns sowohl in das Jahr 1986 als auch 30 Jahre danach in das Jahr 2016. Kaum mit der Lektüre begonnen, fühlte sich der Thriller ähnlich einem Stephen King an. Gerade die Erzählweise und die Andeutungen auf Geschehnisse ließen den Verdacht bei mir entstehen, dass sich die Autorin an diesem großen Erzähler orientiert hat. Mir hat gut gefallen, dass C.J. Tudor nicht nur ihr Augenmerk bei Ed belässt, sondern auch die anderen Kinder beleuchtet. Jedes der Kinder hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen, was jeden für sich sympathisch macht und jeder Leser einen Charakter finden wird, mit dem er sich identifizieren kann. Am nächsten habe ich mich Nicky gefühlt, auch wenn ich keinen Pastor als Vater aufweisen kann, aber wie sie habe ich lieber mit den Jungs gespielt, mich gern dreckig gemacht und Buden gebaut. Ed, den ich hier mal als Hauptakteur bezeichnen möchte, war mir an vielen Stellen doch arg suspekt. Sein Verhalten als Erwachsener ist schon etwas sonderbar, aber dennoch mochte ich ihn. Was er als Kind auf dem Jahrmarkt erlebt hat, das muss man erstmal wegstecken können. Im gesamten Buch ist konstant Spannung vorhanden, allerdings völlig anders als erwartet. Es gibt so viele Andeutungen und Vermutungen, die man daraufhin anstellt, dass man zum Ende des Buches fast Sorge hat, dass nicht alles aufgelöst werden würde. Besonders heftig lasen sich für mich die Szenen, in denen Kindern und Teenagern etwas passiert, denn egal wie gemein sich manch einer verhält, so hat derjenige noch lange nicht den Tod als Strafe verdient. Die Idee mit den Strichmännchen aus Kreide fand ich super, denn das hatte gleich etwas Mysteriöses. Die Auflösung war dann doch völlig unerwartet, aber in jedem Fall schlüssig und nachvollziehbar. Fazit: Ein solider Thriller, der nahezu alles mitbringt, was für gute Unterhaltung sorgt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!

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Fünf Kinder, Freunde in den 80ern, ein schrecklicher Unfall am Jahrmarkt, ein toter Bruder, eine Mädchenleiche ohne Kopf, seltsame Kreidezeichnungen. 30 Jahre später beginnt der Schrecken von neuem. Stephen King sagte einmal, es gibt nur wenige Geschichten, die aber immer und immer wieder neu erzählt werden. Der Kreidemann ist eine solche Geschichte, nicht nur passend zu Kings Zitat ist es eine einzige Hommage an den Meister. So behauptet King laut Umschlagtext, wer seine Bücher liebt, wird auch dieses verschlingen Ich glaube, das C. J. Tudor King liebt. Man findet in diesem Buch ganz viele Elemente, die Kinderfreundschaft, die älteren Geschwister, die die Freunde drangsalieren, der Eifer danach einen Toten zu sehen, die Zeitstränge, das dicke Kind, das einzige Mädchen in der „Gang“,den einen, der Lehrer wird. Wie genial ist der Albino, der versteckt der Kreidemann genannt wird, sein Name ist Halloran, so hieß der tiefschwarze Koch aus Shining. Und es ist eine Kunst, all die Erinnerungen an Es, Stand by me, Shining, whatever zu wecken und trotzdem etwas Eigenständiges zu schaffen. Ich habe den Kreidemann in der Tat verschlungen. Der Schrecken kommt unterschwellig, das Buch hat auch ganz viele leise Töne. Spannend, klug im Aufbau, überraschend. So mag ich lesen.

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Ein gelungenes Début

Von: Sagota aus Saarbrücken

23.07.2018

Das vorliegende Erstlingswerk ist zwar mit dem Genre "Thriller" untertitelt, ich finde jedoch, dass es sich eher um einen Kriminalroman handelt, der durchaus Thrillerelemente beinhaltet, jedoch durch subtilen Spannungsaufbau überzeugen kann und einen außergewöhnlichen Schreibstil aufweist, der sehr echt, ehrlich und authentisch zu lesen ist, was durchaus mit dem Alter des Protagonisten Eddie Adams, von seinen Freunden "Eddie Munster" genannt, zu tun hat: Er ist 12 Jahre alt und versucht, den Anfang der Geschichte mit dem Kreidemann zu beschreiben, die 1986 auf dem Jahrmarkt einer fiktiven Kleinstadt namens Anderbury im Süden Englands ihren Anfang nahm: Hier wird das "Waltzer-Mädchen" durch einen tragischen Unfall eines schlecht gewarteten Fahrgeräts schwer verletzt - und Eddie begegnet erstmals seinem späteren Lehrer Mr. Halloran, der ihn in Englisch unterrichten wird: Beide retten vermutlich dem hübschen Mädchen das Leben - und ahnen noch nichts von den Folgen ihrer Hilfeleistungen.... Mr. Halloran ist kein gewöhnlicher Mann, sondern ein Albino, was ihn de facto bereits zum Außenseiter deklariert; er besucht das Mädchen im Krankenhaus und gerät in Verdacht, ihren Tod verursacht zu haben. Was hatte Mr. Halloran tatsächlich vor? Hatte er etwas mit dem Mord zu tun? C.J. Tudor versteht es in sehr großer Klarheit, die durch das Alter von Eddie - besonders 1986 - geprägt ist, die Geschichte um den Kreidemann aufzurollen; in der Ich-Perspektive geschrieben, springt die Handlung immer zwischen 1986 und 2016 hin und her, was die Spannung stetig steigert. Auch ein wenig typisch britischen und durchaus schrägen Humor konnte ich finden, wenn Ed etwa den Kater der Mutter betreuen soll, den "Hannibal Lector" unter den Katern.... Man lernt die Freunde Eddies kennen und die Familien, in denen sie aufwachsen: Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky, das einzige Mädchen der Gang. Was als Spiel begann, in dem man sich (jeder in der ihm eigenen Farbe) mit Kreidezeichen Nachrichten schreibt, sich trifft - wird zu einem Mordfall, als Kreidezeichen zu einem ermordeten Mädchen führen... Nach dem ersten Drittel nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt an Spannung auf und es geht nicht nur um die Aufklärung des Mordes, sondern auch um persönliche Veränderungen, das Älterwerden, Demenz und Tod. Hier gefielen mir viele lebenskluge und teils philosophische Sätze, die die Autorin zuweilen in die Geschichte einbaut; zu Herzen geht die beginnende und stetig voranschreitende Demenz des Vaters von Ed - und sehr authentisch wird beschrieben, wie jener Vater immer mehr in die Welt des Vergessens abdriftet.... Thema ist aber auch das Kind in uns, das uns auch als Erwachsene auszeichnet: Ed war eher der Außenseiter der Gang, mochte keine Abenteuer und sammelte Schätze (Briefmarken, Modellautos, die er akribisch hortet, um "Herr über diese Sachen zu sein" - besonders nach dem Unfall auf dem Jahrmarkt. Ich fand den Protagonisten sowohl als 12Jährigen als auch als Erwachsener sympathisch - und den unvorhersehbaren Plot sehr gelungen; auch der klare und schnörkellose Schreibstil konnte mich durchaus begeistern. Fazit: Ein wirklich lesenswertes Début, das ich besonders Fans von subtiler Spannung empfehlen kann. Mich konnten Stil, Charaktere und die Tiefgründigkeit überzeugen und ich vergebe 4* und 90° auf der "Krimi-Couch" für das Début von C.J. Tudor - Ich hoffe, es wird noch mehr von ihr zu lesen sein!

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Stephen King: »Wenn Sie meine Bücher mögen, werden Sie auch dieses verschlingen.« Da ist was dran, Mr. King. Stimmung Zum einen ist es die schwärende Atmosphäre der unterschwelligen Beklemmung, die sich durch das ganze Buch zieht. Bisher hätte ich gesagt, diesen leisen Schrecken beherrscht King wie kein Zweiter, aber C.J. Tudor kommt – ganz ohne Horror! – sehr nahe dran an die Schreibe des Meisters. Ihr Schreibstil ist dicht und erzeugt lebendiges Kopfkino. Spannung Zum zweiten sind es bei King nicht die Monster, die den eigentlichen Horror ausmachen, sondern das, was sich die Menschen gegenseitig antun. Und beim “Kreidemann” ist es nicht nur der Mörder, der den Thriller mit Spannung füttert, sondern auch die hässlichen Geheimnisse der ganz normalen Kleinstadtbürger. Es ist über lange Passagen des Buches eine ruhige Spannung, die sich mehr durch die Gefühle und Ängste der Charaktere ausdrückt als durch dramatische Geschehnisse. Wobei ich nicht sagen will, dass es hier keine explizite Gewalt gibt – es gibt einen schockierenden Unfall, einen grausamen Mord, Mobbing, das sich aufschwingt zu einem abscheulichen Akt… Aber dennoch besticht der Thriller weniger durch Action als durch gut geschriebene Charaktere und psychologische Spannung. Charaktere Letztendlich schreibt C.J. Tudor, genau wie King, großartige kindliche und jugendliche Charaktere, die unglaublich lebensecht aus den Seiten springen. Trotz ihres Alters haben sie auch dunkle Seiten, können sogar grausam sein, sind aber dennoch keine kleinen Erwachsenen. Ihre kindliche Unschuld bricht sich an ihren Erlebnissen, zerbricht aber nicht vollends daran – zumindest nicht immer. Eddie Munster, Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky könnten den jungen Helden aus Kings “Es” die Hand reichen. Wie diese erleben sie als Kinder etwas Schreckliches, lassen es hinter sich und stellen als Erwachsene fest, dass der Schrecken noch nicht vorbei ist. (Allerdings hat der Schrecken hier nicht Übernatürliches.) Ich fand den Übergang zwischen den Zeitebenen sehr gelungen: in den erwachsenen Charakteren, auch wenn sie sich zum Teil sehr stark verändert haben, kann man immer noch die Kinder erkennen, die sie einmal waren. Der ‘Kreidemann’ aus dem Titel ist ein interessanter Charakter, der im Rückblick etwas rätselhaft bleibt, aber den ich dennoch gut gelungen fand. Logik / Auflösung Hier schwächelt der Thriller in meinen Augen: Zwar setzen sich am Schluss viele der im Laufe des Buches gesammelten Puzzleteilchen schlüssig zusammen, aber es geht auf einmal alles sehr schnell, falsche Fährten brechen jäh in sich zusammen… Das tatsächliche Mordmotiv ist meines Erachtens eher schwach. Das große Finale wirkte auf mich wie aus einem Film àla “Scream” oder “Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast” gegriffen – und damit klischeebehaftet. Die Glaubwürdigkeit wurde für mich letztlich leider überstrapaziert. FAZIT Eine Gruppe von Kindern folgt einer Reihe von Kreidebotschaften und findet die zerstückelte Leiche eines Mädchens. Obwohl ihr Kopf nie gefunden wird, scheint der Fall letztendlich aufgeklärt, und in den Jahren danach kehrt im Leben der Kinder wieder Normalität ein. Bis sie 30 Jahre später Post bekommen – ein Strichmännchen und ein Stück Kreide. Das Buch ist zwar kein Horror, wird aber dennoch nicht zu Unrecht mit den Büchern von Stephen King verglichen. Die Atmosphäre, die Art der Spannung, die Charaktere (besonders die jugendlichen), alles erinnert an seinen Stil, ohne jedoch ein Abklatsch zu sein. Das Ende hat meiner Begeisterung einen Dämpfer verpasst, dennoch ist es für mich immer noch ein unterhaltsames Buch, das man gut lesen kann.

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