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Rezensionen zu
Dann schlaf auch du

Leïla Slimani

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Die Motive für Kindsmord liegen meist im Wahn und der Verzweiflung der Täterin. Nicht nur die Psyche der Mutter oder wie hier der Nanny trägt zur Tat bei, sondern oft auch die gesellschaftlichen Umstände. Leïla Slimani stellt in ihrem neuen Roman "Dann schlaf auch du" beides heraus, zum Glück ohne alle Fragen eindeutig zu beantworten. Zu Beginn ist die blutige Tat bereits vollbracht. Eine Frau verliert die Fassung vor den leblosen Körpern ihrer beiden Kinder, die von ihrem Kindermädchen Louise, eine Perle ihrer Zunft, erstochen wurden, bevor diese das Messer auch an sich legte. Knapp drei Seiten benötigt Slimani für diese Szene, die mit jeder Zeile die Frage nach dem Motiv stellt. Das Warum ist der bis zum Zerreißen gespannte rote Faden, der den Leser durch die Geschichte zieht. Die Autorin rollt diese sorgfältig auf und erzählt von der Überforderung der jungen Eltern, insbesondere vom Wunsch der Mutter wieder in den Beruf zurück zu kehren, um nicht völlig aufgefressen zu werden von der zermürbenden Sisyphosiade eines Alltags mit Kleinkindern. Selbst Mutter zweier Kinder lässt die 1981 in Rabat geborene und in Paris lebende Leïla Slimani eigene Erfahrung in den Roman einfließen, für den sie 2016 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde. Sie schildert diese so eindringlich, daß sie auch in mir Erinnerungen an meine Zeit mit Kleinkindern wecken, an die Erschöpfung, die Überforderung, die Langeweile, an "dieses simple, stille, kerkerhafte Glück". Ihre Figur Myriam fühlt sich gefangen im Tagein-Tagaus mit Mila und Adam, den Notwendigkeiten des Haushalts, den Besuchen von Spielplätzen und Ärzten. Als der Juristin unverhofft eine Arbeitsstelle angeboten wird, ergreift sie die Chance. Allerdings muss erst das Betreuungsproblem gelöst werden. Eine Kinderfrau scheint die einzige Möglichkeit, auch wenn Myriam und ihr Mann Paul sie sich trotz guter Einkommen kaum leisten können, auch wenn die Vorstellung die Kinder einer Fremden zu überlassen in Myriam die schlimmsten Bilder heraufbeschwört. Doch "sie erwartet die Nanny wie einen Messias", der sie aus dem Kleinkinder-Kerker befreit. Er offenbart sich dem Ehepaar nach nur wenigen Bewerberinnen in Gestalt der alleinstehenden Louise. Mit Liebe und Konsequenz widmet sie sich den Kindern, gewinnt schnell ihre Zuneigung und das Vertrauen der Eltern. Auch die Wohnung bringt sie "ganz in ihre Gewalt, wie einen Feind, der um Gnade bittet". Schließlich übernachtet sie ein- bis zweimal pro Woche bei den Massés, kocht für deren Freunde, begleitet sie in den Urlaub. Sie ist immer da "unsichtbar und unverzichtbar". Einerseits schildert Slimani diese perfekte Nanny als Opfer, das sich ausbeuten lässt. Andererseits wird sie zum Täter, der immer tiefer in das Privatleben seiner Auftraggeber eindringt. "Was sollte sie schon Besseres vorhaben?" Ein eigenes Leben hat die einsame und, wie sich bald andeutet, psychisch verletzte Frau nicht. Es genügt ihr, den Massés "beim Leben zuzusehen". Am liebsten würde sie für immer bei ihnen bleiben und nicht jede Nacht in ihre Bruchbude zurückkehren, wo ein skrupelloser Vermieter sie mit überzogenen Forderungen in die existentielle Not treibt. Nicht nur ihre Einsamkeit erkennt keiner, ebenso verborgen bleibt ihre grenzwertige Persönlichkeit, die sich im Umgang mit den Kindern ungut auswirkt. Louises Versteckspiele enden bei Mila und Adam stets in heller Verzweiflung. Die Kinderfrau scheint durch die kindliche Reaktion ihren eigenen Gefühlszustand zu kompensieren. Fehlverhalten bestraft sie mit grausamen Drohungen oder Gewalt. Dies alles bleibt von den Eltern unbemerkt, die es genießen "wie verwöhnte Hauskatzen" umsorgt zu werden. Paul schätzt die Freiheit, die Louise ihm und seiner Frau schenkt. Doch allmählich spürt er den Widerspruch und verabscheut zunehmend das Abhängigkeitsverhältnis zu der Kinderfrau. Als sie zu viert die Großeltern auf dem Land besuchen und dort ein echtes Familienleben führen, erkennt er die Überforderungen durch die eigenen Ansprüche. Doch zurück in Paris bleibt alles wie es ist. In kurzen Kapiteln stellt Leïla Slimani die Probleme unterschiedlicher Lebenswelten einander gegenüber. In einzelnen Szenen wirft sie Schlaglichter auf das Verhältnis von Louise zu den Kindern, zu Myriam und Paul. Dazwischen erzählt sie in Kapiteln, die als einzige Überschriften tragen, von der privaten Louise. In allen sucht der Leser nach Gründen für die unvorstellbare Tat. Gespickt mit Omina, seien es die grausamen Spiele oder Geschichten, die Louise erzählt, oder Myriams dunkle Vorahnungen, bieten sie viele Hinweise. Doch ob Wahn, Verzweiflung oder Rache Louise zur Mörderin macht, lässt der Roman offen und bietet so Raum für Interpretation. Viel Diskussionsstoff liefert auch die im Roman eingewobene Gesellschaftskritik, weshalb er sich ausgezeichnet für Literaturkreise eignet. Die Mutterschaft beschreibt Slimani in ihrer ganzen Zwiespältigkeit. Dem wohligen darin Aufgehen beim "Leben in einem Kokon, abgeschlossen von der Welt und den anderen" stellt sie mit scharfem Blick die unguten Seiten dieser Lebensphase gegenüber. Sie hinterfragt die Glücksversprechen des Elternseins, vor allem wegen der immer noch traditionellen Rollenverteilung. Dazu kommen die Probleme der Kinderbetreuung. Myriam und Paul scheitern am Anspruch auf eine staatliche Lösung und an den Kosten einer vernünftigen privaten. Als wichtigsten Punkt benennt Slimani die Situation der Ausgebeuteten, die nicht als Angestellte arbeiten, sondern wie Leibeigene dienen. "Man sieht sie an und man sieht sie nicht. Ihre Anwesenheit ist so intim wie unaufdringlich." Louise, die nicht als Person mit einem eigenen Leben und Bedürfnissen wahrgenommen wird, steht als Exempel für viele am Rande der Legalität beschäftigten Pflegekräfte. Leïla Slimanis "Dann schlaf auch du" ist ein gesellschaftskritischer, psychologischer Roman und eine äußerst spannende Lektüre. Eines jedoch ist der Roman keinesfalls, ein Geschenk für werdende Eltern.

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Kurzmeinung: Das eindringliche Psychogramm einer Nanny. Der Anfang ist gleich ein Schock und so verläuft der Rest des Romans eher antiklimaktisch. Dennoch konnte ich mich dem Sog nicht entziehen und das Unbehagen wuchs mit jeder Seite mehr. Teilweise hatte die Geschichte aber auch einige Längen. Meine Meinung: Über diesen Roman hatte ich im Vorfeld schon sehr viele Meinungen gelesen –und diese gingen sehr auseinander. Das Buch scheinte zu polarisieren und so war ich sehr gespannt, wie es mir gefallen würde. Die Geschichte beginnt gleich mit einem großen Paukenschlag. Die große Katastrophe –die Nanny hat die beiden Kinder umgebracht. Überall Blut, Panik und die verzweifelten Schreie der Eltern. Da ist es natürlich klar, dass der Rest des Romans antiklimaktisch verläuft. Die Handlung macht einen Sprung zurück in die Zeit, als das Ehepaar Massé auf der Suche nach einer Nanny sind und ihr Glück kaum fassen können, als sie Louise finden und sie sich als wahrer Engel erweist. Wir erfahren nun abwechselnd aus Miriams und Louises Sicht, wie sich die Dinge entwickeln. Ab und zu gibt es auch Einschübe von anderen Personen, die Louise beschreiben. Die Darstellung von Louise wird auch durch Rückblicke in ihr Leben ergänzt. So entwickelt sich nach und nach das Psychogramm der Nanny, wie ihr Leben verlaufen ist, was sie zu der Person machte, die sie heute ist und was sie schließlich zu der schrecklichen Handlung gebracht hat. Dies geschieht in leisen Tönen. Nach dem Höhepunkt direkt am Anfang fällt die Geschichte in einen ruhigen Erzählton und erzeugt nach und nach eine subtile Spannung und erzeugt beim Leser ein stetig wachsendes Unwohlsein. Es ist fast schon gruselig mitzuerleben, wie Louise sich nach und nach "ihr Nest inmitten der Wohnung" bereitet (S. 56) und immer wichtiger wird, wobei man doch als Leser*in weiß, was Schreckliches passieren wird. Die Spannung baut sich in diesem Roman nicht dadurch auf, dass man nicht weiß, was passiert. Das ist schließlich schon nach dem ersten Satz klar. Die Spannung entsteht durch die Rückblicke und Einblicke, in das Leben. Dadurch, dass man mitverfolgen kann, wie es dazu kam, was Louise hat so eskalieren lassen. Gleichzeitig gewährt uns "Dann schlaf auch du" einen Einblick in die französische Gesellschaft. In die verschiedenen Schichten. Auf der einen Seite die wohlhabenderen Familien, auf der anderen Seite ihre Nannys, die oft Einwanderer sind, manchmal illegal. Wir lesen von Müttern im Zwiespalt zwischen den Wunsch, bei ihrer Kindern zu sein und dem Bedürfnis nach beruflicher Verwirklichung und Anerkennung. Wir begegnen frustrierten Vätern, die das Familienleben nicht auslastet und gleichzeitig überfordert. Diese vielen verschiedenen Perspektiven haben mir gut gefallen. Verwirrt war ich allerdings manchmal, wenn diese Perspektiv- oder auch Zeitenwechsel so überraschend kamen. Manchmal mitten im Absatz. Da habe ich dann erstmal ein paar Zeilen gebraucht, um mich neu in der Geschichte zu orientieren. Das hat meinen Lesefluss manchmal gestört. Das Buch hat von mir außerdem keine bessere Bewertung bekommen, weil es mich trotz der unheilvollen Geschichte nicht wirklich erreicht hat. Die Personen blieben mir immer fremd und distanziert. Zwar hat der Roman mich zwischendurch gefesselt und mich auch in seinen Bann gezogen, aber nachdem die letzte Seite gelesen und das Buch zugeschlagen wurde, blieb nichts zurück. Kein Nachhall, keine Emotionen, die erst noch abklingen müssen. Vielleicht ist es gut, dass die Geschichte so eine Distanz behält. Vielleicht hätte man mehr Emotionen bei einem Doppelmord an kleinen Kindern auch gar nicht ertragen. Aber ich hatte mich auf etwas anderes eingestellt, hatte etwas anderes erwartet und deswegen ist meine Bewertung so ausgefallen. Fazit: Ein gutes Buch, dass trotz des ungewöhnlichen Aufbaus einen Sog auf die Leser*innen ausübt. Sehr analytisch und kühl gewährt es Einblicke in die Psyche einer Frau –der Nanny– und in das ganze Familiengefüge der Massés. Dennoch bleibt die große Begeisterung bei mir aus, weil mich die Geschichte nicht erreicht hat.

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Leïla Slimani hat den alten Stoff der bösen Kinderfrau auf moderne Weise variiert. Ihre Erzählstimme bleibt stets hautnah dran, an der Nanny Louise ebenso wie an der Mutter Myriam. Man teilt Myriams Freude über die zurückgewonnene Freiheit und ihr erfülltes Leben. Man betritt Louises erbärmliche Wohnung und fühlt ihren Mangel an allem, was der Leben leicht und unbeschwert macht: Liebe, Zuneigung, Geld, Erholung, tägliche Freuden und Zukunftsperspektiven. Die beiden Hauptfiguren gewinnen im Laufe des Romans immer mehr Ecken und Kanten und lösen sich von vertrauten Klischees. Spannende Unterhaltung mit einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik - ein toller Roman.

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Im Jahr 2016 hat der Roman „Chanson Douce“ (Wiegenlied) der französisch-marokkanischen Autorin Leila Slimani den Prix Goncourt gewonnen, den wichtigsten Literaturpreis Frankreich. Und auch schon davor war es ein riesen Erfolg im Nachbarland. Und das liegt höchstwahrscheinlich am Thema. Es ist extrem, es trifft einen Nerv und es ist einfach der pure Wahnsinn. „Das Baby ist tot. Wenige Sekunden haben genügt. Der Arzt hat versichert, dass es nicht leiden musste. Man hat es in eine graue Hülle gelegt und den Reißverschluss über dem verrenkten Körper zugezogen, der inmitten der Spielzeuge trieb. Die Kleine war dagegen am Leben, als die Sanitäter kamen. Sie hatte sich gewehrt wie eine Wilde.“ Wenn es um Kinder geht, vor allem um Kindesgefährdung, ist bei den meisten die Grenze erreicht. Doch dieser Roman überbietet so einiges, obwohl wir unglaublich übersättigt von Thrillern der blutrünstigen, grausamen Art und ja Anfangs mag das vielleicht ein ähnliches Gefühl sein, aber schnell nimmt dieser Adrenalin Kick ab und der Roman wird nüchtern, es geht noch viel tiefer und berührt uns in einer Art Hilflosigkeit die wir nach Beendigung des Buches nicht einfach abstreifen können. Ein Traumpaar, Myriam und Paul Masse, sie gehören der gehobenen Mittelschicht in Paris an, sie sind gebildet, sie Juristin und er Musikproduzent. Dem glücklichen Paar schenkt der Herr Gott auch noch zwei tolle Wunschkinder, eine bezauberndes Mädchen und ein zuckersüße Junge, die von ihren Eltern unendlich geliebt werden. Aber Myriam sehnt sich nach dem zweiten Kind wieder zurück in die Berufswelt. Dass Paul Masse in seinem spannenden Job nicht kürzer treten kann, ist auch selbstverständlich (Ironie Ende). Großeltern sind nicht da, die möchten auf dem Land ihren letzten Lebensabschnitt genießen. Eindeutig: Es muss eine Nanny her, weil auch keine Krippe in der Nähe ist. Es werden Castings durchgeführt, um die perfekte Nanny zu finden und so offen und liberal die beiden auch sind, sie haben ganz bestimmte Kriterien. „Das Wichtigste ist, dass sie flexibel ist und nicht so dröge, dass sie schuftet, damit wir schuften können.“ Wir spüren die Arroganz der Reichen und Zahlenden stark am Ehepaar Masse und da kommt Louise perfekt gelegen, sie ist die Erfüllung aller Erwartungen: Französin, alleinstehend, keine Kinder, mittleres Alter und die Kinder lieben sie sofort. Wenn die Masses heim kommen ist der Haushalt gemacht, Essen steht auf dem Tisch, die Kinder sind gebadet, müde und zufrieden. Die Familie wird abhängig von „Nounou“ und ignoriert auch unheilvolle Zeichen. Doch Louise ist eine psychisch kranke Frau, die immer labiler wird und mit vielen eigenen Problemen zu kämpfen an, für die sich ihre Arbeitgeber kein bisschen interessieren. Leila Slimani erzählt diese Entwicklung einfach grandios und trifft bei mir einen Nerv. Ich hatte während dem Lesen einfach ständig die Frage „Aber warum tut man sowas?“ im Hinterkopf. Diese Geschichte ist zudem von einem realen Fall aus New York inspiriert worden. Was diesen Roman auch noch interessant macht ist die Gesellschaftskritik, die zwischen den Zeilen steckt, nämlich die Kluft zwischen arm und reich. Slimani hat hier einen soziologisches Buch geschrieben, dass uns zwar schockiert, aber nicht an die Protagonisten ran lässt, weshalb wir keine tiefere Verbindung zu ihnen aufbauen können. Das mag zwar schade sein, aber dennoch muss ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat und es absolut lesenswert ist. Hiermit möchte ich mich auch an dem randomhouse Verlag und dem Luchterhand Verlag ganz herzlich für das Rezensionsexemplar bedanken. Liebe Grüße Feyza

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Der Albtraum eines jeden Elternpaares. Stellen Sie sich vor, sie vertrauen das Wichtigste auf der Welt einer fremden Person an und dann geschieht das Unfassbare. Myriam und Paul sind eigentlich mit ihren zwei kleinen Kindern Adam und Mila glücklich. Doch als sich der Alltag einschleicht, bemerkt Myriam, dass ihr etwas in ihrem Leben fehlt. Sie möchte in ihren Beruf zurück und nach langem Überlegen entschließt sich das Paar eine Nanny für ihre Kinder einzustellen. Louise scheint zunächst die Erfüllung all ihrer Träume zu sein. Sie ist zuverlässig und die Kinder lieben sie. Doch nach und nach zeigen sich immer mehr Eigenarten und Merkwürdigkeiten in Louises Verhalten, bis es schließlich zur Katastrophe kommt... Über "Dann schlaf auch du" von Leila Slimani habe ich im Vorfeld der Lektüre schon einiges gelesen und gehört. Umso gespannter war ich dann selbst in die Geschichte einzutauchen und erlebte einen unfassbar intensiven Plot, der das Buch zu einem absoluten Pageturner machte. Dass die Seiten nur so dahin flogen, ist aber schon deswegen so beeindruckend, weil die Katastrophe der Geschichte bereits am Anfang eintritt. Danach wird der Handlungsstrang teilweise in Rückblicken und teilweise mit Abschnitten aus der unmittelbaren Gegenwart erzählt. Der Vorteil dieser Art des Erzählens entfaltet sich auf zweierlei Weise. Zunächst ist der Leser atemlos gespannt zu erfahren, wie es zu dem Ereignis kommen konnte, das bereits im ersten Kapitel ausführlich erläutert wurde und des weiteren baut sich der Gesamteindruck von der Figur 'Louise' unglaublich detailreich auf. Der Leser fungiert gleichsam als eine Art Beobachter und als Detektiv, der in den kleinsten Ungereimtheiten in Louises Verhalten bereits das unmittelbare Nahen der Katastrophe erkennt. Dabei muss die Umschreibung "klein" noch einmal hervorgehoben werden, denn "Dann schlaf auch du" ist eine Geschichte, die sich unglaublich langsam aufbaut, aber eine so ausgeprägte Intensität besitzt, dass man spürt, wie das Herz immer schneller schlägt und sich polternd seinen Weg zum Ende der Geschichte bahnt. Die schlussendliche Auflösung der ganzen Geschichte hat mich zunächst wahnsinnig frustriert. Nach langem Nachdenken bin ich dann aber zu der Überzeugung gelangt, dass vor allem das Ende passend gewählt wurde und auch mögliche Motive der handelnden Personen glaubwürdig dargestellt wurden. Der anfängliche Frust war wohl allein der nicht zu leugnenden Tatsache geschuldet, dass man die Geschichte so intensiv nachempfunden hat, dass man fast schon neben den handelnden Figuren stand, um ihnen dabei zuzusehen, wie sie langsam aber sicher auf ihr persönliches Unglück zusteuern. Auch wenn sich "Dann schlaf auch du" im äußerlichen Eindruck als Roman tarnt, versteckt sich in seinem Inneren ein hoch brisanter und gut konstruierter Thriller, der nach meiner Ansicht auch nichts für schwache Gemüter ist. Man liest "Dann schlaf auch du" mit einem unbehaglichen Gefühl im Bauch, das, während die Lektüre voran schreitet, immer mehr zunimmt. Unheimlich gut erzählt und spannend geschrieben, obwohl die Grundstimmung eher leise und harmlos wirkt, schleicht sich das Grauen langsam und allmählich ein, um den Leser am Schluss vollends zu umhüllen.

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3 Dinge, die mir spontan zum Buch einfallen: ich werde nie verstehen, weshalb sich Leila mit Trema schreibt, wunderschönes Cover mit toll geriffeltem Papier, nein! die Frau hat nix mit den Slimanis auf Youtube zu tun! Das sagt der Verlag zum Buch: Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen? Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen – eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich. Meine bescheidene Meinung: Mal wieder ein Buch, bei dem es mir alles andere als leicht fällt, eine Rezension zu schreiben. Nicht, weil es besonders gut oder besonders schlecht wäre – im Gegenteil: ich weiß nicht, wo ich anfangen und wo aufhören soll… Die Handlung beginnt schon mal mit einem Paukenschlag und hat mich so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich einfach weiterlesen musste. Dran glauben mussten auch noch gefühlte hundert Post Its, denn es gab Textstellen, die konnte man gar nicht zurücklassen, ohne sie nicht vorher markiert zu haben, wie zum Beispiel diese hier, die Louises Macht, die sie binnen kürzester Zeit erlangt hat, auf das Treffendste beschreibt: Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr perfektioniert Louise die Kunst, zugleich unsichtbar und unverzichtbar zu sein. […] Sie ist die Wölfin mit der Zitze, an der sie alle trinken, die verlässliche Quelle ihre Familienglücks. (S. 55) Louise hat einen Strauß Dahlien ins Wohnzimmer gestellt. […] Wir können unmöglich auf sie verzichten, denken sie. Sie reagieren wie verwöhnte Kinder, wie Hauskatzen. (S. 131) Slimani macht es dem Leser schwer, wenn nicht sogar unmöglich, Louise, Paul oder Myriam zu mögen und dies aus unterschiedlichen Gründen: bei Louise handelt es sich um etwas Offensichtliches, das ich jedoch nicht spoilern will, auch wenn es auf der ersten Seite schon ersichtlich ist. Bei Paul und Myriam war es in meinen Augen ebenso einfach: sie sind durch und durch Opportunisten. Sie möchten einfach alles auf einmal haben: Kinder, die behütet aufwachsen, regelmäßige Mahlzeiten bekommen und abends mit einer Gutenacht-Geschichte ins Bett gehen. Wer hier einhakt und sagt, dass das ja nun wirklich nichts Verwerfliches ist, kann ich bis hierhin zustimmen. Allerdings lechzen beide auch nach ihrer beruflichen Karriere und so wird es immer mehr Usus, dass Louise nicht nur die Nanny, sondern auch das Mädchen für alles gibt: neben dem Kinderaufpassen kocht sie, putzt, kauft ein und ermöglicht so allen Beteiligten einen reibungslosen Tagesablauf. Sie kommt morgens in der Früh, damit Myriam in die Kanzlei oder zu Gericht gehen kann und geht erst spät in der Nacht, wenn diese wieder den Weg in die Altbauwohnung im 10. Arondissement gefunden hat. Paul verbringt seine Nächte im Studio, gierig nach Musik, nach neuen Ideen, nach Lachanfällen. […] „Louise ist doch da!“, sagt er seiner Frau immer wieder, wenn sie sich besorgt über ihre häufigen Abwesenheiten zeigt. (S. 116) Wer nun denkt: arme Louise – die wird ja komplett ausgenutzt! liegt nicht ganz richtig, denn tatsächlich ist dieses Arrangement eine absolute Win-Win Situation für alle. Trotzdem kann man sich des Eindrucks, dass Louise einfach nur ausgenutzt wird, nicht erwehren. Selbst die Tatsache, dass das Paar die ältere Dame mit in den Griechenland-Urlaub nimmt, hinterließ bei mir einen mehr als bitteren Nachgeschmack; so beschreibt Slimani Pauls Reaktion auf die Tatsache, dass Louise nicht schwimmen kann, folgendermaßen: Die Nanny ist beschämt zurückgewichen. Sie wollen gerade eine Erklärung von ihr verlangen, als sie langsam murmelt: „Ich habe Ihnen nicht gesagt, dss ich nicht schwimmen kann.“ […] Paul ist peinlich berührt, und dieses Gefühl macht ihn wütend. Er nimmt es Louise übel, dass sie ihre Bedürfnisse und ihre Schwäche mit hierhergebracht hat. Dass ihre Leidensmiene ihnen den Tag vermiest. (S. 69) Und ja, ich weiß: dazu gehören immer 2 Parteien: die, die es macht und die andere, die es mit sich machen lässt. Und auch wenn ich Louise nicht mag, tut sie mir leid, da sie einen sehr bedürftigen Eindruck auf mich macht, der sich auch durch die Macht, die sie ob ihrer aufopfernden und omniipräsenten Art erlangt hat, nicht übertünchen lässt: Sie lebt als Witwe, deren Tochter bereits vor Jahren das Haus auf Nimmerwiedersehen verlassen hat, in einem schmuddeligen Einzimmer-Appartement am Rande von Paris. Auch hier schafft es Leïla Slimani wieder wortgewaltig und anschaulich, der Person Louise und auch der Stadt, in der sie lebt – Paris – ein hässliches Gesicht zu geben Die Einsamkeit hat sich aufgetan wie ein klaffender Riss, ind em Louise sich versinken sah. Die Einsamkeit, die an ihrem Körper, an ihren Kleidern haftete, fing an, ihre Züge zu modellieren und ihr die Gesten eines alten Mütterchens zu verleihen. […] Jeden Tag traf sie Schicksalsgenossen, Schwachsinnige, Clochards, Letue, die Selbstgespräche führten. (S. 98f) Das ist die Sorte Mann, die sie verdient. Der Typ,den keiner haben will, aber den sie, Louise, nimmt, so wie sie gebrauchte Kleidung nimmt oder schon gelesene Zeitschriften mit herausgerissenen Seiten oder sogar Waffeln, die die Kinder halb aufgegessen haben. (S. 140) Wie man unschwer sehen kann, ein nicht unbedingt lebensbejahendes Buch, eher eines, das nicht nur den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft legt und ordentlich darin herumstochert – nein, das reicht Leïla Slimani nicht – sie streut noch meisterlich eine Prise Salz hinterher. Das Paris, das der Leser durch Louises Augen sieht, erinnerte mich leider sehr oft an das Lied The Streets of London von Ralph McTell, welches – passenderweise – ursprünglich Streets of Paris hieß. Ich bin die ganzen 223 Seiten (die sich wie ein Vierfaches lasen) ein gewisses beklemmendes Gefühl nicht losgeworden, was nicht zuletzt an den letzten beiden Sätzen liegt: Kommt, Kinder. Ab in die Badewanne. Irgendwann möchte ich das Buch nochmal im Original (Chanson Douce) lesen – die Übersetzung kam mir manchmal was die Zeitenübersetzung anging, etwas holprig vor (wenn z. B. bei durchgängigem Präsens stellenweise und plakativ Plusquamperfekt benutzt wird). Ein gewaltiges Werk, das noch lange in einem nachhallt und einen im besten Fall das eigene Tun auch mal überdenken lässt und veranlasst, bei unserem Gegenüber vielleicht etwas genauer hinzuschauen.

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"Das Baby ist tot." Die französisch-marokkanische Autorin Leila Slimani hat mit ihrem Buch „Dann schlaf auch du“, für das sie in Frankreich mit dem höchsten Literaturpreis des Landes, dem Prix Goncourt, ausgezeichnet wurde, den Alptraum einer jeden Mutter in Literatur verwandelt. Ich glaube, wirklich jede Mutter kennt diese Furcht, dass man die Kinder zur Strafe dafür, dass man sie allein lässt, nie wieder lebend sieht. Ich wollte dieses Buch zunächst nicht lesen. Denn ich kann es, seitdem ich selbst Kinder habe, nur schwer ertragen, wenn in einem Buch oder Film Kindern Leid geschieht. Es fällt mir schwer, davon zu abstrahieren. Dennoch war ich neugierig und las diesen ersten Satz. „Das Baby ist tot.“, der sofort eine unglaubliche Sogwirkung erzeugte. Ich konnte das Buch nicht mehr beiseitelegen. Myriam und Paul sind ein ganz normales Pariser Paar, das so aber auch in New York, Berlin, London leben könnte. Sie hat ein Jurastudium erfolgreich abgeschlossen, er produziert Musik. Sie haben eine Wohnung mitten in der Stadt. Sie wünschen sich eine Familie. Als Mila kommt, ist es für Myriam selbstverständlich, zunächst zuhause zu bleiben. Sie hat ein hohes Ideal davon, wie sie als Mutter sein möchte. Dieses Ideal beinhaltet, dass sie sich sehr intensiv um ihr Kind kümmert, dass nur sie ihr Kind wirklich kennt und weiß, was es braucht. Schon nach geraumer Zeit fällt es ihr nicht mehr so leicht. Sie langweilt sich und die stupide Hausarbeit, das intellektuell wenig anregende Zusammensein mit einem Kleinkind sind ihr nicht genug. Nach etwas über einem Jahr kommt Adam auf die Welt, ein zweites Wunschkind für Myriam, die die Kinder auch nutzt, um vor den Ansprüchen der Berufswelt zu flüchten. Mit zwei kleinen Kindern aber kollabiert in Myriam etwas. Während ihr Mann weiter draußen arbeitet, fühlt sie sich wie im Gefängnis. Als sich ihr die Chance bietet, als Anwältin in die Kanzlei eines alten Studienkollegen einzusteigen, greift sie zu. „Sie hatte die Vorstellung immer weit von sich gewiesen, dass die Kinder ihren persönlichen Erfolg und ihre Freiheit beeinträchtigen könnten. Wie ein Anker, der einen mit nach unten reißt, der das Gesicht des Ertrunkenen in den Schlamm zieht. Diese Erkenntnis hat sie anfangs total deprimiert. Sie fand es ungerecht und entsetzlich frustrierend. Ihr war klar geworden, dass sie das Gefühl, unvollkommen zu sein, die Dinge nicht richtig zu machen, einen Bereich ihres Lebens zugunsten eines anderen zu opfern, nie wieder loswerden würde. Sie hatte ein Riesendrama daraus gemacht und partout nicht von ihrer Idealvorstellung der Mutterrolle abweichen wollen. Hatte darauf beharrt zu glauben, dass alles möglich sei, dass sie alle ihre Ziele erreichen würde, dass sie weder verbittert noch erschöpft sein würde. Dass sie weder die Märtyererin noch die Mutter Courage geben würde.“ Paul und Myriam geben ein Inserat auf und finden Louise, die scheinbar perfekte Nanny, Nounou genannt, die sich innerhalb kürzester Zeit in ihr Leben einnistet, die sich unentbehrlich macht, nicht nur die Kinder betreut, sondern auch den Haushalt schmeisst, unzählige Überstunden klaglos macht. Das klingt vielleicht wie ein Klischee, aber das Buch bedient an keiner Stelle Klischeevorstellungen. Die Zeichnungen der Personen, vor allem auch Louise', sind psychologisch feinsinnig und tiefgründig. Die Verzweiflung dieser Frau, ihre Einsamkeit, ihre Armut. Sie lebt vollkommen am Rande der Gesellschaft und niemand schaut hinter ihre Fassade aus rosa Nagellack und wohl riechendem Puder. Paul und Myriam vertrauen ihr rund um die Uhr ihre Kinder an, nehmen sie mit in den Urlaub, und bemerken trotz zunehmender Zeichen nicht, wie verzweifelt, wie nah am Abgrund diese Frau sich bewegt. Sie wollen es vielleicht auch nicht bemerken, denn es würde dieses Konstrukt bedrohen, das ihr Alltag ist und der ohne Nounou nicht funktionieren könnte. Auch Myriam wird sehr empathisch und für mich absolut überzeugend gezeichnet, in ihr das Dilemma der modernen Frau, die auch Mutter sein möchte. Die in jeder ihrer Rollen perfekt sein möchte, es könnte kaum besser beschrieben werden. Louise und Myriam. Zwei Frauen, die sich wie zwei Seiten einer Medaille gegenüberstehen. Zwei Typen, die beide nötig sind, um die moderne Gesellschaft rollen zu lassen. Der Autorin gelingt es, diese beiden Frauen liebevoll darzustellen. Der Leser kommt beiden sehr nah und es ist unmöglich, ein Urteil über sie zu fällen. Vielmehr nimmt man das Dilemma wahr, dass die Frauen stellvertretend für die gesamte Gesellschaft tragen. Wenn Egoismus das Mittel ist, Erfolg zu haben, dann stehen Mütter, die aufgrund ihrer Rollen per definitionem ein gehöriges Maß an Selbstlosigkeit benötigen, um die Bedürfnisse ihrer Kinder erfüllen zu können, in einer spagatartigen Grätsche über einem Abgrund. Jede Mutter, die Karriere machen möchte, benötigt jemanden, die an ihrer Statt für ihre Kinder sorgt. Wir wissen über Psychologie heutzutage viel zu viel, um nicht auch zu wissen, dass Kinder, deren Bedürfnisse konsequent missachtet werden, leiden. Wir wissen auch, dass es nicht damit getan ist, die Bedürfnisse von Kindern mechanisch zu erfüllen. Sie müssen wirklich geliebt werden. Wenn die Eltern dazu kaum Timeslots frei haben, dies aber eine andere Person, wie im Buch Louise, scheinbar perfekt übernimmt, klaffen die Problemzonen weit offen. Wie viele Kinder hat diese Frau bereits an Eltern statt versorgt und wie ihre eigenen Kinder geliebt? Wurde sie von irgendeinem Kind jemals wie eine Mutter zurück geliebt? Welche emotionalen Kosten verursacht ein solches Arrangement auf allen Seiten? All diese Abgründe unserer Gesellschaft, die sich an den Kinderfrauen und Müttern so deutlich ablesen lesen, beschreibt die Autorin glasklar und präzise, ohne Pathos. Da ist es nur konsequent, dass Paul, obzwar deutlich gezeichnet, letztendlich eine Randfigur bleibt. Er hat weder Schuldgefühle noch wird er von irgendwem verantwortlich gemacht. Slimanis Buch entwickelt vom ersten Satz an „Das Baby ist tot.“ eine inhärente Logik, die einen nicht mehr los lässt. Obwohl das Buch brutal ist, traurig, hat es doch von Anfang an eine Schönheit, die in der Sprache liegt, die so klar ist und auf den Punkt trifft. Es gibt keine Überflüssigkeiten, keinen Schnickschnack. Hier wird eine Geschichte erzählt. Vergeudet wird dabei nicht ein Wort. Es ist ein Brennglas, das auf den Zustand unserer modernen Gesellschaft gerichtet ist. Was geschieht in dieser Gesellschaft mit Müttern, mit Kindern, mit jenen Personen, die schlecht bezahlt unsere Kinder betreuen müssen und die im Berufsleben geforderte Flexibilität der Eltern mit eigenen Opfern erst ermöglichen? Was geschieht in unserer Gesellschaft mit berechtigten Bedürfnissen und tiefen Gefühlen? Es ist ein Buch über die Einsamkeit der Frauen in unserer Leistungsgesellschaft, die immer noch mit einem großen Teil der Arbeit und des schlechten Gewissens alleine zurecht kommen müssen und auch untereinander wenig Solidarität erfahren und geben. Das erfährt Myriam zum Beispiel knallhart mit ihrer Schwiegermutter: "Sie hat Myriam verantwortungslos und egoistisch genannt. Hat an ihren Fingern all die Dienstreisen aufgezählt, die sie unternommen hatte, selbst wenn Adam krank und Paul gerade mit der Fertigstellung eines neuen Albums beschäftigt war. ... Sie hatte nicht die Kraft, sich gegen diese Anklagen zu verteidigen, ... Da war nicht das kleinste bisschen Raum für Nachsicht und Mitgefühl. Nicht ein wohlmeinender Rat wurde erteilt, von Mutter zu Mutter, von Frau zu Frau." Last but not least ist es ein hochgradig feinsinniger und lückenlos gestrickter Thriller. Wir wissen von der ersten Seite an, dass die Kinder sterben und wer sie ermordet. Dennoch wird die Spannung von Seite zu Seite größer, will man immer unbedingter durchdringen, wie es dazu kommen konnte. Leila Slimani seziert die Vorgeschichte Schritt für Schritt. Sie erzählt einfach, was geschehen ist. So ist dieses Buch auch ein psychologisches Meisterwerk und ich möchte in vieler Hinsicht eine große Leseempfehlung für das Werk aussprechen! Herzlichen Dank an den Luchterhand Verlag für das Rezensionsexemplar. Dieses Buch wird mir sicher noch lange Stoff zum Nachdenken geben. (c) Susanne Becker

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Myriam und Paul sind auf der Suche nach einer Nanny, damit die Kinder Mila und Adam beaufsichtigt sind und Myriam endlich wieder in den Beruf einsteigen kann. Als sie Louise kennen lernen, sind sie überzeugt von ihr, einer Nanny wie aus dem Bilderbuch. Sie ahnen nicht, wie verletzt sie wirklich ist, welche Abgründe sich hier bei Louise auftun, denn sie handhabt den Alltag der Familie so wunderbar perfekt. Doch dann bricht die Tragödie über die Familie herein und nichts ist mehr wie zuvor. Die Geschichte des Buches schien nicht unbedingt einfach zu sein, das war mir von Anfang an klar, aber gerade das hat mich so neugierig auf dieses Buch gemacht. Zumal das Buch gerade wirklich „in aller Munde“ ist. Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, es ist eine angenehme, aber keine einfache Sprache. Man merkt auch inhaltlich den Anspruch, dennoch ist es nicht schwer verständlich, keine großartigen Fremdwörter oder Fachbegriffe sind vorhanden. Auch die Sätze sind nicht ellenlang, es ist wirklich „schön“ zu lesen. Die Wechsel der Zeiten fand ich interessant, hier muss man dann je nach Kapitel immer kurz überlegen, wo man sich gerade befindet. Jedoch wechselt es nicht arg oft. Die Geschichte ist wirklich emotional und berührend, wenngleich sie so geschrieben ist, dass man direkt mit der Tragödie konfrontiert wird. Man weiß also, wozu es geführt hat und liest dann erst die Geschichte von Beginn an, wie sich alles entwickelt hat. So bekommt man einen Eindruck der Familie und von Louise, die doch auch das ein oder andere Problem hat, sich aber mit niemandem wirklich austauscht. Es war regelrecht schwer das Buch aus der Hand zu legen, denn es war so gut geschrieben, dass man immer weiter lesen wollte. Es war unheimlich spannend all dies zu lesen, auch welche wirren Ideen die Nanny schließlich teilweise hat – mehr möchte ich aber nicht wirklich verraten. Mich hat das Buch überzeugt, wenngleich es in gewisser Weise beklemmend war. Wenngleich es hier heftiger Stoff ist, die Umsetzung, die Schreibweise, all das hat mir gut gefallen. Entsprechend gibt es von mir hier 5 von 5 Sternen und eine Empfehlung.

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