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Rezensionen zu
Dann schlaf auch du

Leïla Slimani

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Meine Meinung Gleich zu Anfang möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Thriller harte Kost für Mütter von kleinen Kindern sein dürfte. Im Prolog erlebt mein ein Massaker mit, welches wahrlich nicht leicht verdaulich ist. Myriam und Paul sind ein Ehepaar mit stark ausgeprägten beruflichen Ehrgeiz. Myriam leidet darunter, nur noch Mutter und Hausfrau zu sein. Um ihren Beruf als Anwältin nachzugehen, stellen sie eine Nanny ein. Louise ist ein Frau um die 50. Louise ist klein, zart und geschminkt wie ein Püppchen. Sie hat feingliedrig Hände, trotz ihrer Arbeiten im Haushalt. Ihre Fingernägel sind stets tadellos lackiert. Sie hat Kräfte. Sie ist zäh. Louise kommt mit den Kindern fabelhaft zurecht. Louise bekocht die Familie und deren Freunde. Louise hält die kleine Pariser Wohnung Im 10. Arrondissement tadellos sauber. Ohne Louise geht gar nichts mehr. Sie wird unentbehrlich. Genau das will sie! Mir hat Louise irgendwie leid getan. Ihre Einsamkeit springt einen förmlich an. Ihr Leben war und ist alles andere als leicht. Für Myriam konnte ich keine Sympathie entwickeln. Sie kam mir manchmal vor, als wenn sie Mutti sein wollte, wenn es ihr gerade in den Kram gepasst hat. Obwohl man eigentlich gleich zu Anfang erfährt, was mit den Kindern passiert ist, fiebert man dem Ende entgegen. War es wirklich Louise, die den Kindern so etwas Grausames angetan hat? Ich war auf ein Ende gefasst, welches den Prolog Lügen straft. Dachte mir, da liegt bestimmt ein Missverständnis vor. Gesellschaftskritisch beschreibt die Autorin das Leben eines Ehepaares, welches überwiegend die eigenen Interessen vertritt. Myriam wollte Kinder, aber nicht auf ihren Beruf verzichten. Noch nicht einmal kürzer treten. Lieber vertraut sie diesem eigenartigen Persönchen, von dem sie eigentlich gar nichts weiß. Der Schreibstil mutet nüchtern an. Darüber war ich froh. Ich konnte keinen richtigen Bezug zu den Kindern aufbauen. Ich wusste von Anfang an; es gibt diese Kinder nicht mehr. Wer will schon zu fremden, toten kindern eine Bindung aufbauen? Wer will sie an sich heran lassen? Wer würde das verkraften? Mein Fazit Ein Thriller, der in der dritten Person erzählt wird. Das Augenmerk ist hauptsächlich auf die eigenartige Nanny gerichtet. Obwohl das Ende gleichzeitig der Anfang ist, rast man förmlich durch die Seiten. Der nüchterne Schreibstil verhindert, dass man als Leser verzweifelt. Der Prolog strapaziert Nerven und Gemüt ohnehin bis an die Grenzen. Man würde es gar nicht die ganze Geschichte entlang aushalten. Das Baby ist tot. Das kleine Mädchen wird ihr Leben bald aushauchen. Nein, mehr will und kann man nicht verkraften!!! Louise kann nicht mehr befragt werden. Ein brillanter Thriller, den ich nur bedingt empfehlen kann. Nicht jede Mami kann ihn verkraften. Danke Leïla Slimani

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Der Preis des Glücks Klappentext Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen? Meine Meinung Dieses Buch hat mich erstmal sprachlos zurückgelassen. Es hat eine Weile gedauert bis ich die Rezension schreiben konnte - ich finde es einfach grandios! Das Buch beginnt mit dem Unfassbaren - beide Kinder sind tot - ermordet! Von der Nounou (Nanny) die sooo perfekt schien, die puppenhafte, immer perfekte Louise die die Kinder geliebt hat, den Haushalt perfekt organisiert hat und so gut gekocht hat. Myriam konnte endlich wieder arbeiten gehen und wusste ihre Kinder in besten Händen.... bis zu diesem Tag! Das Buch, das sowohl ein gesellschaftskritischer Roman als auch ein psychologischer Thriller ist, beschäftigt sich nicht mit dem Mord und dem Täter - weil dies wird auf der ersten Seite schon vorweggenommen, sondern damit, wie es soweit kommen konnte. Als Leser sieht man fassungslos zu wie sich die Situation zuspitzt und niemand etwas merkt - man möchte die ganze Zeit Mark und Myriam wachrütteln und zurufen: seht her, hier läuft etwas schief! Passt auf, ihr überseht etwas! Karriere und Kinder - kein Problem!? Hier wird die Problematik der Klassengesellschaft und des Gesellschaftssystem in Frankreich aufgezeigt. Hier sind die Rollen anders herum verteilt, als man denken möchte: Myriam hat einen Migrationshintergrund, Louise ist Französin. Das Paar, Mark und Myriam, sind gebildet und möchten Karriere machen. Mark arbeitet als Musikproduzent, Myriam hat gerade ihr Jurastudium beendet und träumt von einer glanzvollen Karriere. Dann wird sie schwanger und mit dem Leben als Hausfrau konfrontiert. Bald wird ihr klar, dass sie dieses Leben nicht will und entscheidet sich für ihren Beruf und "gegen" ihre Kinder -aber ist das wirklich so? Louise stammt aus einer bildungsfernen Schicht, und lebt am Rande der Gesellschaft. Ihr Mann hat sie unterdrückt, ihre eigene Tochter ist ausgerissen und ihre finanzielle Situation ist katastrophal. Fazit Mich hat das Buch fasziniert und zu tiefst berührt. Slimani schafft es mit ihrem nüchteren Erzählstil in kurzen Kapiteln das Grauen vor dem Leser auszubreiten. Für mich ist es eines der wichtigsten Bücher in diesem Jahr, es hält der Gesellschaft, aber vor allem uns Frauen einen Spiegel vor, ohne dabei anklagend zu wirken. Nicht ohne Grund hat Leila Slimani, den Prix Goncourt, den begehrtesten Französischen Literaturpreis für ihr 2. Buch "Dann schlaf auch du" gewonnen. Dieses Buch kann ich wirklich nur jedem ans Herz legen - unbedingt lesenswert!

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Inhalt: Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen? Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich. Mein Lieblingszitat: Meine Meinung: Da ich von diesem Buch aus Frankreich schon viel Gutes gehört habe, wollte ich es auch unbedingt lesen. Als ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte, konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen und habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Ich konnte sofort nachvollziehen, warum dieses Buch den höchsten Literaturpreis Fankreichs im Jahre 2016 gewonnen hat. Leïla Slimani schreibt mal in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart, sodass bestimmte Handlungen und Dialoge in ihrer Erzählung hervorgehoben werden. Ihr Schreibstil, der sehr poetisch ist, beschreibt sehr realitätsnah das Leben einer durchschnittlichen Familie, mitsamt der kleinen, schönen Momente und der düsteren Launen. Oft gibt sie Einblicke in die Vergangenheit einzelner Charaktere, und auch in ihre Gedanken und Gefühle. Meiner Meinung nach ist das sehr wichtig, um die Hauptprotagonisten in ihrem Handeln zu verstehen. Auf der einen Seite stehen Myriam und Paul mit ihren beiden kleinen Kindern Mila und Adam, auf der anderen ihre perfekt erscheinende Nanny Louise. Im Verlauf des Buches bröckelt die Fassade der idealen Kinderfrau und nach und nach wird ihre Einsamkeit und ihre Verzweiflung offenbart. Obwohl schon im ersten Satz des Buches der Ausgang desselben angekündigt wird, bleibt während der ganzen Handlung die Spannung auf einem hohen Level erhalten und man hofft auf eine Wendung des Schicksals. Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich noch einige Minuten fassungslos dagesessen und über diese unglaublich erschreckende Geschichte nachgedacht. Mein Fazit: Dieser Romsn illustriert die schlimmsten Alpträume, die zwei Eltern haben können und erzeugt dabei eine so große Spannung, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte. Ein großes Dankeschön an den Luchterhand Literaturverlag für das Rezensionsexemplar! Dann schlaf auch du bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

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Geht tief unter die Haut

Von: DaniS

31.10.2017

Ich frage mich, warum ich in letzter Zeit immer zu solch melodramatischen Romanen greifen muss, in denen ich auf Teile meiner Realität treffe. Vermutlich wäre ich glimpflicher davon gekommen, hätte ich nur die ersten zweieinhalb Seiten gelesen – besser noch: ich hätte sie nicht gelesen. Und dennoch wird sich dieser Roman als einer der besten im Jahr 2017 in mein Bücherregal reihen, denn wer mit so viel Gefühl und gleichzeitig extremer Klarheit schreibt, dem gebührt aller Ruhm. Paul und Myriam sind ein eher ungleiches Paar im stressigen Paris. Ihre beiden Kinder müssen versorgt werden und Myriam findet sich in ihrer Mutterrolle, bis sie einen alten Studienkollegen wieder trifft. Der fragt sie, ob sie nicht wieder arbeiten möchte und bietet ihr eine Stelle in seiner Anwaltskanzlei. Angetan vom Lob und dem ihr entgegengebrachten Vertrauen entschließen sich Myriam und Paul dazu, eine Nanny zu engagieren. Sie finden in Louise eine überkorrekte und allzeit bereite Aufpasserin für Adam und Mila, bis sich die Angestellte zu sehr in die Familie einmischt. Schließlich kommt es zum Streit, der unausweichlich war und dessen Folgen einen immensen Einschnitt ins Leben der Jungfamilie macht. Es sind so viele Dinge, die das Buch so besonders machen. Zum Einen ist es die Sprache, mit der Leïla Slimani so klar umgeht, zum Anderen aber die Gefühle, die sie schon von der ersten Seite an so gut drapiert, dass man sie annehmen und zulassen muss. Die Beschreibung der etwas eigenartigen Nanny war so detailgetreu, dass man sich diese erfundene Frau wirklich vorstellen konnte, obwohl ich nicht glaube, dass es eine Louise in der heutigen Zeit geben könnte. Selten habe ich bei einem Buch mehrmals Tränen vergossen – hier schon. Nicht umsonst wurde der Roman 2016 mit dem Prix Goncourt (ehrt u.a. den besten französischen Roman) ausgezeichnet.

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Klappentext Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen? Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich. Meine Meinung Gesehen habe ich das Buch recht häufig auf Instagram jedoch habe ich eine völlig falsche Assoziation bezüglich des Namens gehabt, welche mir im Nachhinein auch echt peinlich ist. Man sollte halt mal recherchieren und nicht nur denken. Aber nun gut. Nachdem ich es dann bei vielen Bloggern/Instagrammern sah, deren Meinung ich sehr schätze und dort auch durchweg positives las, musste ich mich doch mal näher mit dem Buch beschäftigen. Als ich das dann getan hatte, wurde der Wunsch und das Verlangen in mir, das Buch zu lesen, immer größer und ich habe es schließlich beim Bloggerportal angefragt und glücklicherweise auch bekommen. Ich habe es dann auch am gleichen oder übernächsten Tag angefangen und war schon vom ersten Kapitel gefangen. Nicht, dass es eine besonders schöne, traurige oder leidenschaftliche Geschichte wäre. Es ist ein Buch, dass erschreckt und nachdenken lässt. Ich habe es im September gelesen und komme erst jetzt, mindestens eine Woche später dazu, es zu rezensieren, weil mir einfach die Worte dazu fehlen. Es ist so komplex, was das Buch mit einem macht. Wobei ... es ist weniger das Buch, als Leila Slimani. Schließlich hat sie das ja geschrieben und mich, uns, damit in diese Lage gebracht. Kommen wir erst mal zum am "einfachsten" zu beschreibenden an dem Buch. Und zwar der Schreibstil. Zuerst dachte ich, dass es sich hier um ein sehr sehr literarisches Werk handelt, dass auch den dazugehörigen Schreibstil inne hat. Aber dem ist nicht so. Zwar ist es kein 08/15 Schreibstil oder ein besonders einfacher aber er ist sehr gut zu verstehen und man muss die Sätze nicht fünf mal lesen, um zu verstehen, was da jetzt passiert ist. Slimai nimmt einen mit nach Paris zur Familie und zur Nanny. Nebenbei erfährt man auch immer etwas, was vorher war oder parallel. Man kriegt ein paar Eindrücke von Charakteren, die so nicht in der Handlung vorkommen und doch wichtig sind. Und obwohl man alles mitbekommt un miterlebt, versteht man doch nicht so ganz, was da eigentlich passiert ist. Man bekommt es mit aber man versteht es einfach nicht. Eine Person aus dem Verlagswesen sagte zu dem Buch, dass es ganz interessant und das Besondere an der Geschichte ist, dass man nicht wirklich weiß, wem man die Schuld an dem geben soll und kann, was passiert ist. Und da stimme ich zu 100% zu. Man könnte jedem und niemandem die Schuld geben. Immer wenn man denkt "Ja. So wie die die Nanny behandeln, ist es ja verständlich, dass die irgendwann durchdreht", tut sich eine völlig andere Variante auf und man ist wieder am Anfang. Und genau das macht das Buch so unglaublich gut. Es gibt kein richtig und falsch. Kein Schuld und Unschuld, gut und böse. Jeder trägt seinen Teil zu dem, was passiert ist bei ... und das macht das Buch lesenswert! Ich weiß, dass so eine Lektüre nicht für jeden etwas ist. Aber es ist weder sonderlich brutal noch wertend geschrieben. Und das ist noch ein Punkt, der an Slimani geht. Sie schreibt diese Geschichte mit solch einer Distanz, dass eine Wertung komplett und zu 100% in der Hand des Lesers liegt. Sie schreibt nicht gefühlskalt, sondern distanziert. Sie sagt dem Leser nicht, wer welche Rolle einnimmt und sie bewertet das Geschehene nicht. Der Leser muss hier wirklich selbst denken und fühlen. Wie gesagt, das Buch wird nicht für jeden etwas sein. Man muss sich zum einen auch für Literatur interessieren, für subtile und ruhige Literatur, die nicht vorschreibt, was man zu fühlen und denken hat und man muss sich drauf einlassen. Auf eine Geschichte, die einen schokiert und nicht mehr loslässt. Eine Geschichte, die einem die Worte nimmt und sprachlos zurücklässt. Aber ich kann es jedem, der sich darauf einlassen möchte, nur ans Herz legen, dieses erstaunliche Buch zu lesen.

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Ich habe mir am heutigen Tag ein Bild machen können. Von Familien. Von Frauen. Und von ihren Ehemännern. Ihren Kindern. Aber auch von einer gesellschaftlichen Trennung. Einer Schere, die weit auseinander geht. Von Menschen, die von einer Einsamkeit befallen sind, dass es wehtut. Zu allem Übel nicht nur ihnen selbst. Es gibt Momente in meinem Leben, da mag ich es mir tatsächlich nicht so dramatisch vorstellen – die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Ich denke, dass es schon irgendwie gehen wird, dass da Menschen sein werden, die einem unter die Arme greifen, dass man ja schließlich alles planen kann – das Leben. Myriam und Paul, dem Ehepaar aus dem Roman „Dann schlaf auch du“ von Leïla Slimani aus dem Verlag Luchterhand, mag es ähnlich ergangen sein. Sie haben sich allerdings für eine andere Lösung entschieden. Eine Nanny sollte es sein. Vertrauensvoll. Engagiert. Erfahren. Den Fragen im Vorstellungsgespräch gewachsen. Und sie bekommen eine solche Nanny. Nounou nennen sie sie. Louise heißt sie mit bürgerlichem Namen und ist genau das, was die Familie aus einem besser gestellten Stadtteil von Paris sucht. Denn sie hütet nicht nur die ihr anvertrauten Kinder, sondern kümmert sich dazu noch um den Haushalt, wartet mit kleinen Überraschungen auf, fährt mit in den Familienurlaub. Myriam kann nun endlich wieder ihrem Beruf als Juristin nachgehen, Paul arbeitet wie jeher als Musikproduzent. Aber nach und nach schleicht sich noch etwas anderes ein. Abhängigkeit. Und zwar auf beiden Seiten. So wie Louise für die Erziehung der Kinder und damit auch das berufliche Leben der Eltern unentbehrlich wird, so kann sich selbst bald ein Leben ohne die Familie nicht mehr vorstellen. Ein schleichender Prozess setzt sich in Gang, dessen Verlauf die psychischen Auffälligkeiten der Kinderfrau nach und nach zutage fördern, während sich Myriam immer öfter mit der Frage auseinandersetzen muss, ob sie nicht gerade wieder vollkommen wegen so mancher Verhaltensweise der Nanny übertreibt. Bis es zu einem Unglück kommt, in dem alle Beteiligten die Verlierer sind. Für mich ist dieser Roman wie kein anderer. Und er wird mir nachhängen, das ist ganz deutlich. Denn in diesem schmalen Bändchen von nur knapp 230 Seiten werden ganz unterschiedliche Themen aufgegriffen, die allerdings schnell ein Ganzes ergeben. Da geht es um Frauen. Es geht um Frauen, die arbeiten, den Haushalt besorgen und bestenfalls noch wunderbare Kinder erziehen sollen. Gleichzeitig müssen sie sich damit konfrontiert sehen, den eigenen Idealen und Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Es geht hierbei um Myriam, die so unbedingt einem Beruf, den sie liebt, nachgehen möchte und von einem Leben, dass sie allein mit den Kindern in ihrer Wohnung führt, gelangweilt ist. Sie möchte mehr. Und wer würde es ihr verübeln? Es geht auch um Louise, die den Kontakt zu ihrer eigenen Tochter verloren hat. Die verwitwet in einer Wohnung mit einem einzigen Zimmer nahezu am Rande der Gesellschaft lebt, kaum Kontakte pflegt und sich einfach grundlegend einsam fühlt. Und diese Angst vor der Einsamkeit, die sie jeden Abend aufs Neue befällt, wenn sie nach der Arbeit nach Hause fährt, wird zu einem Unglück führen. Aber irgendwie ist es auch die Geschichte von Sylvie, Myriams Schwiegermutter, die weder unterstützend noch verständnisvoll auf ihre Schwiegertochter reagiert. Voller Unverständnis Vorwürfe macht was die Kinder und die Erziehung angeht. Für mich ist es auch eine Geschichte voller Scham. Scham, den eigenen Träumen und Wünschen nachgekommen zu sein. Diese immer wieder mit einem schlechten Gewissen in Verbindung bringen zu müssen. Allen Parteien gerecht werden zu müssen. Eine Scham der anderen Art ist auch auf der gegenüberliegenden Seite zu finden. Louise schämt sich. Wegen ihrer Wohnung, die sie angemietet hat, von Schimmel befallen und deren Fenster niemals sauber zu sein scheinen. Wegen ihrer Schulden, denen sie sich einfach nicht stellen kann – Briefe werden erst nicht geöffnet und dann vernichtet. Hilfsangebote kann sie nicht annehmen. Und was dann hinzukommt ist die Angst, die sich in ihr aufbaut. Die Angst davor, nicht mehr gebraucht zu werden – krampfhaft versucht sie, die ihr einzig einfallende und logisch erscheinende Lösung durchzusetzen. Allerdings ohne Erfolg. Ich finde diesen Roman grandios. Kurzweilig ohne platt zu wirken baut dieser Roman chronologisch eine Atmosphäre des Grauens auf. Wir Leser müssen uns am Ende entscheiden – kann man sich doch irgendwie doch mit beiden Parteien identifizieren…

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Zwei kleine Kinder sind gewaltsam verstorben. Das Baby, so der Arzt, habe nicht leiden müssen, anders sieht es bei der etwas älteren Schwester aus, der Teppich im Kinderzimmer ist blutgetränkt. Verantwortlich dafür ist ihre Nanny Louise, Mary Poppins im Wolfspelz. Dabei hatten die Pariser Myriam und Paul so ein gutes Gefühl bei ihr, sie las ihnen jeden Wunsch und jedes Problem von den Augen ab, wie ein Hausgeist sorgte sie sich um alles und jeden, wie ein Familienmitglied wurde sie aufgenommen. Aber je näher Louise dem jungen, erfolgreichen Ehepaar und ihren Kindern kommt, desto weniger Fragen werden gestellt. Viel zu groß sind die Probleme, die diese mit ihrem Alltag, ihrer Karriere und den eigenen Bedürfnissen haben, viel zu verblendet sind sie von der Sorge um sich selbst. Bis zum Schluss, bis zur Katastrophe setzt kein Begreifen ein für das, was in ihrem eigenen Heim geschieht … Die französische Autorin Leila Slimani wurde für diesen Roman mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, er verkaufte sich in über 30 Länder. Das Problem der sozialen Kälte ist international, Louise könnte überall anheuern, in jeder Großstadt hätten Eltern ihr viel Geld dafür bezahlt, ihre Kinder bei Laune zu halten und bitte bloss nicht selbst noch Befindlichkeiten mitzubringen. Aber welch Mut, die Tat an den Anfang und die Aufklärung dahinter zu stellen und sie einfach so gut zu beschreiben, die Charaktere so sauber und messerschaft zu sezieren, dass sich die Spannung trotzdem weiter bis zum Schluß hält, gar steigert. Das wahre Grauen ist meist das, was uns am nächsten ist und hier setzt Slimani an. Sie lässt uns entscheiden, wer hier eigentlich Täter ist, wer welchen Anteil an der Schuld trägt, sie hat ihre Gesellschaftskritik so geschickt verpackt, dass man sich final selbst Vorwürfe macht. So kann dies nicht nur ein stilistisch feiner, auf hohem Spannungsniveau geschriebener und sehr unterhaltsamer Roman sein, sondern auch ein Ansatz, es besser zu machen, sich umzusehen, sich zu sorgen und zu kümmern, die zu hören, die sonst keine Stimme haben.

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Der Roman "Dann schlaf auch du" von Leïla Slimani beginnt mit dem entsetzlichen Ende. Es tritt das ein, was man sich als Eltern nicht vorstellen möchte, und das einem hoffentlich nie passieren wird: Die Kinder sind tot, Mila und Adam Massé, ermordet von der eigenen Nanny Louise. Wie es zu dem Verbrechen kam und was die fürsorgliche Louise, die ihr Leben für die Kinder gegeben hätte, am Ende dazu brachte, ihre Schützlinge zu töten, sind Fragen, auf die dieser Roman Antworten liefert. Die Tragödie der Familie Massé beginnt mit der Suche nach einem Kindermädchen für Mila und Adam. Lange hat Myriam, die Mutter, überlegt, ob sie diesen Schritt wagen soll. Es ist nicht einfach, die eigenen Kinder in die Obhut einer Fremden zu geben. Man kann einem Menschen schließlich nur vor den Kopf gucken. Doch Myriams Wunsch, wieder zu arbeiten und an einer Welt fernab von Windeln, Spielplätzen und Müttergesprächen teilzuhaben, ist größer als ihre Bedenken. Sie hat sich seit Milas Geburt vor etwas mehr als 3 Jahren, ausschließlich um ihre Kinder und die Wohnung gekümmert. Doch dafür hat sie nicht studiert, um am Ende nichts aus ihrer Ausbildung zu machen. Das Jobangebot eines ehemaligen Kommilitonen erleichtert ihr die Entscheidung zwischen Familie oder Karriere. Die Eltern Massé entscheiden sich für Louise, um die 50, ein Kindermädchen mit viel Erfahrung und den besten Referenzen. Von Beginn an übernimmt Louise das Zepter im Haushalt der Massés. Sie kümmert sich nicht nur um die Kinder sondern sie kocht, sie wäscht, sie putzt, sie kauft ein. Anfangs hat Myriam ein schlechtes Gewissen, dass sie einen Großteil ihrer Pflichten als Hausfrau und Mutter abgibt. Doch relativ schnell siegt bei ihr die Bequemlichkeit. Louise ist einfach zu perfekt, in dem was sie tut. Ihre Anwesenheit bedeutet eine enorme Entlastung für die Familie. Dank Louise genießen die Massés endlich wieder ihr Familienleben. Und Myriam kann sich voll und ganz dem Neufanfang ihrer Karriere widmen, die sie seit der Geburt der Kinder erst mal auf Eis gelegt hat. Die Kinder lieben Louise. Mila, die 3-Jährige, scheint jedoch ihren eigenen Kopf zu haben. Sie testet ihre Grenzen gegenüber Louise aus. Am Ende sitzt die Erwachsene jedoch immer am längeren Hebel. Alles könnte perfekt sein in der Familie Massé, wenn da nicht die kleinen, feinen Spuren wären, die die Autorin Leïla Slimani auslegt. Diese Spuren hinterlassen Risse in dem perfekten Bild von Louise, und man fragt sich, was hinter dieser Fassade steckt, und wer Louise tatsächlich ist, was sie macht, wenn sie keine Kinder hütet, welche Vergangenheit sie hat, wer ihre Freunde sind etc. etc. ... Fragen, die im übrigen so gut wie nie von Louises Arbeitgebern gestellt werden. Louise ist für sie Mittel zum Zweck und Bewahrerin des familiären Wohlfühlfaktors. Jemand, der einem das Leben erleichtert, weil er sich der meisten Alltagspflichten annimmt. Der Mensch Louise ist dabei uninteressant. Mit der Zeit nimmt das Unbehagen über Louise zu. Durch einen stetigen Wechsel in den Erzählperspektiven lernt der Leser Louise kennen, aus welchen Verhältnissen sie kommt, wie die Nachbarn sie sehen, ja sogar, welches Verhältnis die eigene Tochter zu Louise hatte und hat. Und von Louise entsteht das Bild einer Frau, der man am besten nicht seine Kinder anvertraut hätte. Sie wird von der perfekten und liebevollen Nounou zu einer seelisch gestörten Frau, die es nicht ertragen würde, nicht mehr gebraucht zu werden. Dieser Gedanke setzt sich bei ihr fest. Insbesondere als sie feststellt, dass die anfängliche Sympathie der Eltern in Aversion umschlägt. Louise legt merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die nicht mit dem Bild der liebevollen Nanny, zu vereinbaren sind. Die Eltern ahnen, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Aber sie zögern den Moment, sich von Louise zu trennen, hinaus. Ein fataler Fehler! "Louise wartet. Sie beobachtet die Kinder, wie man einen frisch geangelten Fisch mit blutigen Kiemen betrachtet, dessen Körper im Todeskampf zuckt. Den Fisch, der im Bootsrumpf zappelt und erschöpft nach Luft schnappt, den Fisch, der keine Chance hat, davonzukommen." (S. 47) Leïla Slimani hat mit diesem Roman einen Psychothriller geliefert, der unter die Haut geht und dabei fast ohne Blut auskommt. Hier wird mit der Urangst von Eltern gespielt, nämlich der Angst, dass dem eigenen Kind etwas zustößen könnte. Trotzdem man durch den Romananfang weiß, was passieren wird, begleitet den Leser während der kompletten Lektüre ein gewisses Unbehagen. Man schwankt zwischen Verständnis und Unverständnis für die Eltern. Jede Frau, die in ihrem Beruf aufgegangen ist und sich entschieden hat, aufgrund der Kinder Hausfrau und Mutter zu sein, wird sich fragen, ob diese Entscheidung richtig war. Daher ist es prima, wenn die Möglichkeit besteht, Karriere und Kind miteinander zu vereinbaren. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man sein Kind in fremde Hände zur Betreuung gibt. Dass diese fremden Hände dem Kind jedoch schaden könnten, ist nichts, woran man zu denken wagt. Und in diesem Roman denkt man permanent daran. Fazit: Ein sehr intensiver Thriller, der unter die Haut geht, weil er mit den Ängsten von Eltern spielt und solchen, die noch Eltern werden wollen. Hier ist Hochspannung garantiert!

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