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Rezensionen zu
Dann schlaf auch du

Leïla Slimani

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Meine Meinung Gleich zu Anfang möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Thriller harte Kost für Mütter von kleinen Kindern sein dürfte. Im Prolog erlebt mein ein Massaker mit, welches wahrlich nicht leicht verdaulich ist. Myriam und Paul sind ein Ehepaar mit stark ausgeprägten beruflichen Ehrgeiz. Myriam leidet darunter, nur noch Mutter und Hausfrau zu sein. Um ihren Beruf als Anwältin nachzugehen, stellen sie eine Nanny ein. Louise ist ein Frau um die 50. Louise ist klein, zart und geschminkt wie ein Püppchen. Sie hat feingliedrig Hände, trotz ihrer Arbeiten im Haushalt. Ihre Fingernägel sind stets tadellos lackiert. Sie hat Kräfte. Sie ist zäh. Louise kommt mit den Kindern fabelhaft zurecht. Louise bekocht die Familie und deren Freunde. Louise hält die kleine Pariser Wohnung Im 10. Arrondissement tadellos sauber. Ohne Louise geht gar nichts mehr. Sie wird unentbehrlich. Genau das will sie! Mir hat Louise irgendwie leid getan. Ihre Einsamkeit springt einen förmlich an. Ihr Leben war und ist alles andere als leicht. Für Myriam konnte ich keine Sympathie entwickeln. Sie kam mir manchmal vor, als wenn sie Mutti sein wollte, wenn es ihr gerade in den Kram gepasst hat. Obwohl man eigentlich gleich zu Anfang erfährt, was mit den Kindern passiert ist, fiebert man dem Ende entgegen. War es wirklich Louise, die den Kindern so etwas Grausames angetan hat? Ich war auf ein Ende gefasst, welches den Prolog Lügen straft. Dachte mir, da liegt bestimmt ein Missverständnis vor. Gesellschaftskritisch beschreibt die Autorin das Leben eines Ehepaares, welches überwiegend die eigenen Interessen vertritt. Myriam wollte Kinder, aber nicht auf ihren Beruf verzichten. Noch nicht einmal kürzer treten. Lieber vertraut sie diesem eigenartigen Persönchen, von dem sie eigentlich gar nichts weiß. Der Schreibstil mutet nüchtern an. Darüber war ich froh. Ich konnte keinen richtigen Bezug zu den Kindern aufbauen. Ich wusste von Anfang an; es gibt diese Kinder nicht mehr. Wer will schon zu fremden, toten kindern eine Bindung aufbauen? Wer will sie an sich heran lassen? Wer würde das verkraften? Mein Fazit Ein Thriller, der in der dritten Person erzählt wird. Das Augenmerk ist hauptsächlich auf die eigenartige Nanny gerichtet. Obwohl das Ende gleichzeitig der Anfang ist, rast man förmlich durch die Seiten. Der nüchterne Schreibstil verhindert, dass man als Leser verzweifelt. Der Prolog strapaziert Nerven und Gemüt ohnehin bis an die Grenzen. Man würde es gar nicht die ganze Geschichte entlang aushalten. Das Baby ist tot. Das kleine Mädchen wird ihr Leben bald aushauchen. Nein, mehr will und kann man nicht verkraften!!! Louise kann nicht mehr befragt werden. Ein brillanter Thriller, den ich nur bedingt empfehlen kann. Nicht jede Mami kann ihn verkraften. Danke Leïla Slimani

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Der Preis des Glücks Klappentext Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen? Meine Meinung Dieses Buch hat mich erstmal sprachlos zurückgelassen. Es hat eine Weile gedauert bis ich die Rezension schreiben konnte - ich finde es einfach grandios! Das Buch beginnt mit dem Unfassbaren - beide Kinder sind tot - ermordet! Von der Nounou (Nanny) die sooo perfekt schien, die puppenhafte, immer perfekte Louise die die Kinder geliebt hat, den Haushalt perfekt organisiert hat und so gut gekocht hat. Myriam konnte endlich wieder arbeiten gehen und wusste ihre Kinder in besten Händen.... bis zu diesem Tag! Das Buch, das sowohl ein gesellschaftskritischer Roman als auch ein psychologischer Thriller ist, beschäftigt sich nicht mit dem Mord und dem Täter - weil dies wird auf der ersten Seite schon vorweggenommen, sondern damit, wie es soweit kommen konnte. Als Leser sieht man fassungslos zu wie sich die Situation zuspitzt und niemand etwas merkt - man möchte die ganze Zeit Mark und Myriam wachrütteln und zurufen: seht her, hier läuft etwas schief! Passt auf, ihr überseht etwas! Karriere und Kinder - kein Problem!? Hier wird die Problematik der Klassengesellschaft und des Gesellschaftssystem in Frankreich aufgezeigt. Hier sind die Rollen anders herum verteilt, als man denken möchte: Myriam hat einen Migrationshintergrund, Louise ist Französin. Das Paar, Mark und Myriam, sind gebildet und möchten Karriere machen. Mark arbeitet als Musikproduzent, Myriam hat gerade ihr Jurastudium beendet und träumt von einer glanzvollen Karriere. Dann wird sie schwanger und mit dem Leben als Hausfrau konfrontiert. Bald wird ihr klar, dass sie dieses Leben nicht will und entscheidet sich für ihren Beruf und "gegen" ihre Kinder -aber ist das wirklich so? Louise stammt aus einer bildungsfernen Schicht, und lebt am Rande der Gesellschaft. Ihr Mann hat sie unterdrückt, ihre eigene Tochter ist ausgerissen und ihre finanzielle Situation ist katastrophal. Fazit Mich hat das Buch fasziniert und zu tiefst berührt. Slimani schafft es mit ihrem nüchteren Erzählstil in kurzen Kapiteln das Grauen vor dem Leser auszubreiten. Für mich ist es eines der wichtigsten Bücher in diesem Jahr, es hält der Gesellschaft, aber vor allem uns Frauen einen Spiegel vor, ohne dabei anklagend zu wirken. Nicht ohne Grund hat Leila Slimani, den Prix Goncourt, den begehrtesten Französischen Literaturpreis für ihr 2. Buch "Dann schlaf auch du" gewonnen. Dieses Buch kann ich wirklich nur jedem ans Herz legen - unbedingt lesenswert!

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Inhalt: Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen? Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich. Mein Lieblingszitat: Meine Meinung: Da ich von diesem Buch aus Frankreich schon viel Gutes gehört habe, wollte ich es auch unbedingt lesen. Als ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte, konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen und habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Ich konnte sofort nachvollziehen, warum dieses Buch den höchsten Literaturpreis Fankreichs im Jahre 2016 gewonnen hat. Leïla Slimani schreibt mal in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart, sodass bestimmte Handlungen und Dialoge in ihrer Erzählung hervorgehoben werden. Ihr Schreibstil, der sehr poetisch ist, beschreibt sehr realitätsnah das Leben einer durchschnittlichen Familie, mitsamt der kleinen, schönen Momente und der düsteren Launen. Oft gibt sie Einblicke in die Vergangenheit einzelner Charaktere, und auch in ihre Gedanken und Gefühle. Meiner Meinung nach ist das sehr wichtig, um die Hauptprotagonisten in ihrem Handeln zu verstehen. Auf der einen Seite stehen Myriam und Paul mit ihren beiden kleinen Kindern Mila und Adam, auf der anderen ihre perfekt erscheinende Nanny Louise. Im Verlauf des Buches bröckelt die Fassade der idealen Kinderfrau und nach und nach wird ihre Einsamkeit und ihre Verzweiflung offenbart. Obwohl schon im ersten Satz des Buches der Ausgang desselben angekündigt wird, bleibt während der ganzen Handlung die Spannung auf einem hohen Level erhalten und man hofft auf eine Wendung des Schicksals. Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich noch einige Minuten fassungslos dagesessen und über diese unglaublich erschreckende Geschichte nachgedacht. Mein Fazit: Dieser Romsn illustriert die schlimmsten Alpträume, die zwei Eltern haben können und erzeugt dabei eine so große Spannung, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte. Ein großes Dankeschön an den Luchterhand Literaturverlag für das Rezensionsexemplar! Dann schlaf auch du bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

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Geht tief unter die Haut

Von: DaniS

31.10.2017

Ich frage mich, warum ich in letzter Zeit immer zu solch melodramatischen Romanen greifen muss, in denen ich auf Teile meiner Realität treffe. Vermutlich wäre ich glimpflicher davon gekommen, hätte ich nur die ersten zweieinhalb Seiten gelesen – besser noch: ich hätte sie nicht gelesen. Und dennoch wird sich dieser Roman als einer der besten im Jahr 2017 in mein Bücherregal reihen, denn wer mit so viel Gefühl und gleichzeitig extremer Klarheit schreibt, dem gebührt aller Ruhm. Paul und Myriam sind ein eher ungleiches Paar im stressigen Paris. Ihre beiden Kinder müssen versorgt werden und Myriam findet sich in ihrer Mutterrolle, bis sie einen alten Studienkollegen wieder trifft. Der fragt sie, ob sie nicht wieder arbeiten möchte und bietet ihr eine Stelle in seiner Anwaltskanzlei. Angetan vom Lob und dem ihr entgegengebrachten Vertrauen entschließen sich Myriam und Paul dazu, eine Nanny zu engagieren. Sie finden in Louise eine überkorrekte und allzeit bereite Aufpasserin für Adam und Mila, bis sich die Angestellte zu sehr in die Familie einmischt. Schließlich kommt es zum Streit, der unausweichlich war und dessen Folgen einen immensen Einschnitt ins Leben der Jungfamilie macht. Es sind so viele Dinge, die das Buch so besonders machen. Zum Einen ist es die Sprache, mit der Leïla Slimani so klar umgeht, zum Anderen aber die Gefühle, die sie schon von der ersten Seite an so gut drapiert, dass man sie annehmen und zulassen muss. Die Beschreibung der etwas eigenartigen Nanny war so detailgetreu, dass man sich diese erfundene Frau wirklich vorstellen konnte, obwohl ich nicht glaube, dass es eine Louise in der heutigen Zeit geben könnte. Selten habe ich bei einem Buch mehrmals Tränen vergossen – hier schon. Nicht umsonst wurde der Roman 2016 mit dem Prix Goncourt (ehrt u.a. den besten französischen Roman) ausgezeichnet.

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Mit „Dann schlaf auch du“ baut Leïla Slimani ein eindringliches Portrait einer Familie auf, wie man sie aus Filmen oder Büchern kennt: Mann und Frau arbeiten Vollzeit und sehr energisch ihren ehrgeizigen beruflichen Zielen entgegen, während die Kinder von einer Nanny gehütet werden. Doch das war nicht immer so, denn Myriam ringt zunächst mit sich selbst, ob sie ihr Heiligstes einer Tagesmutter überlassen möchte, bevor sie wieder ins Karriereleben einsteigt. Ihr Mann Paul unterstützt sie und gemeinsam machen die Beiden sich auf die Suche nach der perfekten Nanny. Auftritt Louise: Die Frau mittleren Alters wohnt alleine und ist komplett flexibel. Ihr ganzes Leben lang hütet sie schon die Kinder anderer. Die Referenzen sind toll, die Nanny macht einen guten Eindruck und versteht sich auf Anhieb mit den Kindern — das muss das Kindermädchen ihrer Träume sein! Es entwickelt sich eine starke Abhängigkeit, nicht nur Pauls und Myriams von Louise, sondern auch umgekehrt: An den Wochenenden oder an freien Tagen sehnt sich die Nanny nach den Kindern, nach dem Haushalt „ihrer“ Familie, verliert sich immer tiefer in ein tiefes Loch, bis eines Tages die sonst stets gefasste Fassade der perfekten Kinderfrau zu brechen droht. „Meine Nanny ist eine Fee.“ Das sagt Myriam, wenn sie erzählt, wie Louise in ihren Alltag geplatzt ist. „Das Baby ist tot.“ — Mit diesem Satz beginnt Leïla Slimanis preisgekröntes Buch. Der Leser findet sich in einem Scherbenhaufen wieder, einer Szene, der Probleme, Streits und Eskalation vorangehen müssten – bis auf die Tatsache, dass es kaum etwas derartiges gab. Die mustergültige Nanny erledigte ihren Job tadellos, liebte die beiden Kinder abgöttisch und verlor so gut wie nie die Fassade. Bis auf die Male, wo sie sich auf die Nachbarin ihrer Familie stürzt und sie um Arbeit anfleht, damit sie ihre Rechnungen bezahlen kann. Die Leere, die sie einhüllt, sobald sie nach Hause fahren muss. Das endlose Schwarz, das ihr Leben ist. Doch genügen diese Gründe, um einen Mord an zwei kleinen Kindern zu verüben? Leïla Slimani hebt den Leser in die Rolle des Richters, der anhand der ihm vorliegenden Geschichte urteilen muss, ob es Gründe gab. Gründe, die Louises Tat in irgendeiner Weise rechtfertigen. Wir erfahren die Hintergründe der Nanny, ihre Vergangenheit wird uns in einigen Kapiteln näher gebracht. Wir erfahren, wie Paul und Myriam besorgt um die Gesundheit der Nanny sind, die ein leicht zwanghaftes Verhalten an den Tag legt und strikt gegen Verschwendung vorgeht, indem sie die Kinder beispielsweise ein von Myriam bereits weggeworfenes Hühnchen aus dem Müll fischt und bis zum Knochen verspeisen lässt. Wir erfahren, wie trist Louises Alltag außerhalb ihrer Arbeit ist, wie sie sich selbst und vor allem ihre Seele immer weiter in Richtung eines schwarzen Loch treiben lässt, wie sie immer abhängiger von ihrer Arbeit wird und Paul und Myriam sogar heimlich ihren Wunsch nach einem dritten Kind unterschmuggeln will, das die Beiden „für sie“ zeugen sollen, damit sie als Nounou der Kinder nicht ausgedient hat und sich die Familie noch weiter von ihr abhängig macht. Mit Schrecken kann der Leser beobachten, welche Abgründe sich während Myriams und Pauls Abwesenheit in Louise auftun, und wenn wir als Leser nicht schon den schlimmen Ausgang kennen würden, würde man ihn doch im Verlauf des Buchs irgendwann vermuten. Louise hat sich gegen Ende der Geschichte so sehr in das Leben der Familie eingenistet, dass selbst, als ihr Verhalten eine Grenze überschreitet, Myriam und Paul ratlos sind, wie sie die Nanny wieder loswerden können. Louise zu kündigen erscheint nicht als Möglichkeit: "Sicher, man könnte einfach einen Schlussstrich ziehen, das Ganze hier beenden. Aber Louise hat die Schlüssel zu ihrer Wohnung, sie weiß alles, sie hat sich so gründlich in ihrem Leben eingenistet, dass es jetzt unmöglich erscheint, sie daraus zu entfernen. Sie werden sie hinausdrängen, und die Nounou wird wiederkommen. Sie werden Lebewohl sagen, und Louise wird gegen die Tür hämmern, sie wird trotzdem hereinkommen, drohend, wie ein gekränkter Liebhaber." Fazit: Leïla Slimani schafft es, mit ihrem Roman „Dann schlaf auch du“ eine unangenehme Grundstimmung zu erzeugen, man ist permanent angespannt, ob die Nanny bereits vor ihrer Gräueltat damit beginnt, Brotkrumen zu streuen, die darauf hinweisen könnten, dass sie zu so etwas fähig ist. Bei eines Szene habe ich mir dies tatsächlich auch gedacht, und die Eindrücke anderer Personen von Louise, beispielsweise von ihrem Vermieter, dem ihre Art, ihre Kälte, unangenehm ist, bestätigen die Theorie von den ersten Anzeichen. Dadurch, dass der Leser bereits zu Beginn des Buchs das Grauen erfährt, was Myriam und Paul widerfahren ist, hat der Roman seine Spannung direkt nach vorne gepackt, einen wirklichen Spannungsanstieg zum Ende hin gibt es nicht, nur eben die bereits erwähnte Grundspannung. Mich persönlich hat das Ende des Romans enttäuscht. Nichtsdestotrotz erzählt Slimani diese Geschichte eindringlich, mit klaren Worten und in einem Schreibstil, der den Leser aufsaugt und erst wieder freigibt, wenn das Buch zu Ende ist. Punktabzug gibt es wegen dem leider nicht so gelungenen Ende.

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Tiefgründig

Von: Deltajani

20.10.2017

Ich hatte Angst, dass bereits schon zu viel verraten worden ist, denn mit 224 Seiten ist das Buch auch verhältnismäßig dünn. Doch viel mehr geht das Buch in die Tiefe und die Psyche von Louise. Warum sie so ist wie sie ist. Man lernt sie kennen und fühlt mit ihr. Man erfährt, dass sie Alleinerziehend ist und ihren Lebensunterhalt schon immer damit verdiente sich um die Kinder von anderen - denen es meist deutlich besser im Leben ging als ihr - zu kümmern. Es ist besonders eindrucksvoll dargestellt wie sich Louise immer mehr verändert, glaubt sie doch ihr perfektes Leben gefunden zu haben. Auch die Kinder lieben ihr neues Kindermädchen, und da Louise auch im Haushalt zur Hand geht gehört sie bald zur Familie mit dazu. Doch wie es Louise geht wenn sie sich nicht um die Kids kümmert sieht keiner, will keiner sehen. Louise sieht es als Chance ein besseres Leben zu haben und aus ihrem Loch zu entkommen. Doch sie merkt dabei nicht, dass sie immer mehr klammert, sich zum negativen verändert und Myriam und Paul immer öfter mit ihr nicht zufrieden sind. Während des Lesens erfährt man immer wieder Details aus der Sicht von Bekannten von Louise, ihrer Tochter, dem Vermieter. Und versteht so immer mehr was wohl in ihr vorgehen mag. Der Prolog ist im Grunde sogleich das Ende - als Leser weiß man somit von Anfang an auf was er sich einlässt und ist sofort von der Geschichte gefesselt. Die Charaktere sind so unterschiedlich, so facettenreich und man kann sich in jeden einzelnen hinenversetzen. Es ist eine wunderbar erzählte Geschichte, ein Roman der unter die Haut geht und einen vielleicht auch einmal nachdenken lässt über sein eigenes Leben, seine Prioritäten und vielleicht auch darüber wie sehr man sich für seine Mitmenschen interessiert.

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Leila Slimanis zweiter Roman kommt hoch dekoriert in den deutschen Buchläden an, von der französischen Kritik gefeiert und mit dem Prix Goncourt, was hierzulande wohl dem deutschen Buchpreis entspricht, ausgezeichnet. Und ich als Leserin und spätere Rezensentin stehe gleich vor zwei unüberwindbar scheinenden Hürden, die mich von diesem Buch und seiner Geschichte zu entfremden drohen. Mit der ersten Hürde werde ich noch vor der eigentlichen Lektüre konfrontiert und diese Hürde heißt Erwartungen. Diese gilt es nämlich zu zügeln bevor mir all die Vorschusslorbeeren, die der Roman eingeheimst hat, bevor ich ihn in Händen hielt, die Sicht auf den eigentlichen Text versperren. Die zweite Hürde stellt sich mir nun, da ich diesen Roman rezensiere in den Weg, sie besteht aus den Lobeshymnen Dritter, denen ich mich anzuschließen gedrängt fühle, damit mir am Ende niemand unterstellen kann, ich hätte den Roman als einzige nicht verstanden und seine Größe verkannt. Mir stellt sich an dieser Stelle also eine besonders aufdringliche Frage: Ist die Kaiserin nackt? Oder ist ihre Gewand einfach nur nicht so kunstvoll wie man es mir von jenseits der Grenze versichert hat? „Dann schlaf auch du“ beginnt antiklimaktisch am Ende der Geschichte, die Kinder sind tot, ermordet von ihrer Nounou, dem französischen Equivalent einer Tagesmutter, die das Messer mit dem sie das Mädchen im Kindergartenalter auf brutalste Weise erstach, anschließend gegen sich selbst richtete, dabei aber weniger erfolgreich war. Leila Slimani beschreibt das Verbrechen in all seinen blutigen Details, beschreibt sogar den markerschütternden Schrei der Mutter, die die Leichen ihrer Kinder in deren Zimmer vorfindet, mit einer Dringlichkeit, die mich meinen lässt ihn aus großer Ferne, einem vornehmeren Teil der Millionenstadt Paris, selbst zu hören, wenn auch nur ganz leise. Gleichzeitig nimmt sie mit dieser Herangehensweise ihrer Geschichte jegliche Spannung, die ähnlich schnell verklingt wie der Schrei der Mutter, am schwärzesten Tag ihres Lebens. Ich kann nicht umhin zu überlegen, ob mir dahingehend nicht meine eigenen literarischen Ambitionen den Genuss des Romans erschweren. Denn die Schriftstellerin in mir räuspert sich diskret und sagt, fast beiläufig, das hätte ich ganz anders geschrieben. Ich hätte das dicke Ende dort verortet, wo es dem Namen nach hingehört, und will einfach nicht davon lassen. So dass sich meine innere Leserin etwas pikiert zu ihr umwendet und ihr zuraunt – wer hat hier denn bitte den Literaturpreis gewonnen, du oder Frau Slimani (und danach herrscht erst einmal wieder Ruhe.) Und auch über den plumpen Anfang der Erzählung komme ich irgendwann hinweg, rufe ich mir doch Kapitel für Kapitel ins Bewusstsein, dass es sich bei „Dann schlaf auch du“ eben nicht um einen klassischen Spannungsroman handelt – entscheidend für das Leseerlebnis ist also nicht das Ziel, sondern der Weg dahin. Dieser stößt diese Leserin wiederum darauf, was passiert, wenn man, wie das junge Ehepaar, welches die mörderische Nounou Louise einstellt, unwissender Weise und mit einer großen Portion priviligierter Naivität, mit bloßer Hand in die Schere zwischen arm und reich greift. Mutter Myriam ist erschöpft und desillusioniert von ihrem Leben, das sich trotz Jurastudium, nur noch zwischen Küche und Kinderpo abzuspielen scheint, während ihr Mann Paul langsam aber stetig die Karriereleiter erklimmt – ja, meine liebe Leserin, das gibt es selbst in Frankreich, dem Kinderkrippenparadies. Insofern kann ich gut nachvollziehen, was sie in der zierlichen Louise sieht, ein Rettungsboot nämlich aus der vergifteten See der Hausfrau und Mutter. Glücklich darüber endlich wieder am Alltag teilnehmen zu dürfen, übersieht sie jegliche Warnsignale im Bezug auf Louises Person, die mit Fortschreiten der Handlung jedoch immer deutlicher werden. Ein Kontrastprogramm zu dem gutbürgerlichen, wenn auch bescheidenen, Leben der Familie, die sie betreut, sind die Passagen des Romans, die Louise nach Hause folgen, in ihre modrige, aber trotzdem völlig überteuerte Einzimmerwohnung in einem Pariser Außenbezirk. Früh verwittwet und von der einzigen Tochter alleine gelassen, verliert Louise hier immer mehr den Bezug zur Realität. Sie ignoriert Rechnunngen und den teils baufälligen Zustand ihrer Wohnung ebenso wie die Umzugskartons, die seit Monaten die Wände säumen. Der desolate Zustand von Louises Lebensraum steht in krassem Kontrast zu ihrer gepflegten Erscheinung und lässt diese Leserin immer wieder hinter die Fassade blicken, auf das Seelenleben einer Frau am Abgrund. „Dann schlaf auch du“ ist kein getriebener Roman, gemächlich trottet die Handlung ihrem so unvermeidlichen, wie blutigen, Ende zu. Doch ist dieses Ende wirklich nicht zu verhindern gewesen? Die mir im Vorfeld der Lektüre bekannten Rezensionen sprachen durchweg von dem Konflikt zwischen denen, die man als Globalisierungsgewinner bezeichnen mag und dem Präkariat. Ganz abwegig ist diese Erklärung für den Kindermord zwar nicht, aber sie unterstellt der Figur der Nounou doch Neid auf eine scheinbare Dekadenz ihrer Arbeitgeber, die ich persönlich zwischen den Seiten so nicht vergefunden habe. Mir scheint vielmehr Louises Angst vor dem endgültigen, unwiderufbaren sozialen Abstieg und ihr zeitgleicher psychischer Verfall, den Zündstoff für die mörderische Flamme zu liefern. Ausschlaggebend für meine Annahme sind viele kleine Szenen, in der Handlung verstreut wie vergiftete Brotkrumen. Diese führen die geneigt Leserin Schritt für Schritt zum Haus in dem die böse Hexe gerade dabei ist das Geschwisterpaar zu töten und mich im besonderen zu der Erkenntnis mit welcher Hintersinnigkeit Leila Slimani diese Tragödie, welche sich so oder so ähnlich in den Vereinigten Staaten zugetragen hat, auf die gesellschaftlichen Verhältnisse im heutigen Frankreich umgemünzt hat. Und das wiederum, lässt mich denken, dass der Prix Goncourt doch um einiges verdienter war, als es zunächst den Anschein nahm. Denn aus der Perspektive des Laien heraus ist „Dann schlaf auch du“ zunächst ein untertriebener, ja fast schon spannungsarmer Roman, der seine volle Genialität nur langsam offenbart, und zwar nur denjenigen Leserinnen, die bereit sind sich auch über die Lektüre hinaus mit dem Text und der ihm zugrunde liegenden gesellschaftlichen Dynamik zu beschäfftigen.

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Unsere Nanny ist eine Fee

Von: ele aus xxxx

11.10.2017

Beklemmendes Drama um den Tod zweier Kinder. Myriam und Paul, ein junges Paar, er Musikproduzent und sie Anwältin, haben zwei Kinder Mila und Adam, Myriam, die nach dem Studium sofort Mutter wurde und dann auch noch Adam bekam, fühlt sich als Hausfrau und Mutter überfordert und dabei doch nicht ausgelastet, eines Tages begegnet ihr eine Studienkollege und bietet ihr an, in seiner Kanzlei einzutreten. Die Eltern machen sich die Suche nach einem Kindermädchen nicht leicht, schließlich wird Louise eingestellt, die perfekte Nanny, sie ist eine Perle, die Kinder lieben sie, für Myriam und Paul wird sie unentbehrlich und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Das Buch ist im auktorialen Stil verfasst. Obwohl der Prolog mit dem Satz „Das Baby ist tot“ beginnt handelt es sich bei vorliegender Geschichte um keinen Kriminalroman. Slimani beschreibt in klaren Worten und in einem nüchternen geradezu abgeklärten Schreibstil, rückblickend, das Leben der Familie, bis es zu dieser schrecklichen Tat kommt. In der Erzählung sind immer wieder Kapitel dazwischen gestreut, in denen der Leser Näheres über Louises Privatleben erfährt, über ihre Tochter, die sich schon sehr bald von zu Hause abgesetzt hat, über ihren Mann der ein Stänkerer und Faulenzer war und ihre Armut, ihr Dahinvegetieren in einer klammen schimmeligen Wohnung und die Probleme die die Schulden ihres Mannes verursachen. Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, wollte ich dieses Buch auf jeden Fall haben, der Einstieg haut den Leser geradezu um und er will unbedingt wissen wie diese schreckliche Tat geschehen konnte. Leider lässt die Spannung im Lauf der Geschichte nach. An jeder Stelle des Buches dachte ich, wann kommt der Riss, ab wann zeichnet sich dieses schreckliche Ende ab, was ist der Auslöser, ja der Grund warum Louise derart ausrastet? Leider habe ich auf meine Fragen keine richtige Erklärung gefunden. Ich konnte mit keiner der Charaktere im Buch so richtig warm werden, Myriam, der ihre Karriere wichtiger war als ihre Kinder? Paul, den die Erziehung der Kleinen oder das Gefühlsleben seiner Frau kaum interessiert? Letztendlich Louise, die Täterin, die durchgeknallte Nanny, so perfekt wie sie den Haushalt der Familie führt, wie sie sofort Bezug zu den Kindern aufbaut, wie sie sich in der Familie als moderne Mary Poppins erweist, eigentlich kann ich nicht nachvollziehen wieso sie ihr Privatleben nicht auf die Reihe kriegt. Nach dem Tod ihres Mannes, ignoriert sie sämtliche Briefe und Mahnungen die bei ihr eintreffen. Ihre Einzimmerwohnung ist ein mieses Loch. Da frage ich mich, was Louise mit dem Geld für ihren Job getan hat? Ihre Schulden und ihre Wohnung hat sie damit wohl nicht bezahlt. Essen konnte sie mit den Kindern, sogar in den Sommerurlaub durfte sie mit. Und dennoch hat sie mit ihrem „letzten Geld“, Mila ein Eis gekauft. Die Hilfe die ihr Paul angeboten hat, hat sie auch abgelehnt. Da ist der Roman für mich ein wenig undurchsichtig, dort habe ich keinen Zugang gefunden, nichtsdestotrotz habe ich das Buch an einem Nachmittag durchgelesen. Am Ende hätte ich gerne noch gewusst, wie das Leben der Figuren weitergeht, wie Louise bestraft wird. Insgesamt von mir gutgemeinte 3 Sterne.

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