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Rezensionen zu
Dann schlaf auch du

Leïla Slimani

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Dieses Buch beginnt mit aller Wucht. Das Schlimmste, was passieren kann, tritt ein. Ein Baby tot, das Kleinkind schwerst verletzt. Der Schrei der verzweifelten Mutter schallt laut, so laut durch das Haus. Was ist hier passiert, was hat hinter dieser wunderbaren gutbürgerlichen Fassade so geschwelt, dass zu dieser Explosion gekommen ist? Das junge Paar Myriam und Paul Massé sucht nach einer Nanny für die Kinder. Myriam, die anfangs in ihrer Mutterrolle aufgegangen ist, nur sie meinte zu wissen, was gut für die geliebten Kleinen gut ist, will wieder arbeiten. Sie durchlebt das, was vielen Müttern passiert, ausgelaugt von der täglichen Routine, intellektuell unausgelastet, schier am Verzweifeln. Sie fressen mich auf, klagt sie manchmal. Mit äußerster Sorgfalt wählen die Massès die Frau aus, die auf ihre Kinder aufpassen soll, nicht ohne Papiere, keine Kinder soll sie haben, zumindest nicht in Frankreich, kein Kopftuch. Sie entscheiden sich für Louise, eine zarte mittelalte Französin mit guten Referenzen. Hin und her gerissen zwischen dem schlechten Gewissen den Kindern gegenüber und dem immer erfolgreicheren Berufsleben überlasst Myriam blad das Regiment der Erziehung, aber auch der Haushaltsführung gänzlich Louise. Paul, für den es beruflich auch aufwärts geht, beäugt die Verschiebung der Verhältnisse manchmal kritisch, verzichtet aber zugunsten der Bequemlichkeit auf eine Auseinandersetzung sowohl mit seiner Frau als auch mit dem Kindermädchen. Louise beginnt immer mehr Platz im Leben der Massés einzunehmen, lebt beinahe deren Leben, bis ihre Vergangenheit sie einholt. Leila Slimani schafft mit ihrem literarischen Protokoll eines schrecklichen Verbrechens ein ungemein dichtes Psychodrama. Vor allem die Gegenüberstellung der Bedürfnisse Myriams und Louises zeigt, wie trotz aller Emazipation auch heute noch Frauen versuchen müssen, mehrere Leben miteinander zu vereinbaren. Der Vater, hier Paul, bleibt da zu meist immer noch Statist. Im Grunde beuten Frauen Frauen aus, um selbst im Berufsleben aufgerieben zu werden. Das Nur-Muttsersein findet selbst unter Frauen weder Anerkennung noch Unterstützung. Das Leben ist oft eine einzige Rechtfertigung. Ich habe dieses Buch nahezu am Stück verschlungen, in vielen Gedanken Myriams kommt ich mich auch ein bisschen wieder erkennen. Dieser Roman, der 2016 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, erhält von mir eine absolute Leseempfehlung.

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Buchhandlung am Markt, Aachen

Von: Stephanie Wolff-Rohe aus Aachen

16.08.2017

Der Leser weiß es von Anfang an: Die Geschichte endet in der Katastrophe, denn schon der erste Satz stellt es klar: "Das Baby ist tot." Rückblickend erzählt Leila Slimani dann die Geschichte, die zu den dramatischen Ereignisse des Romananfangs führen wird. Myriam ist Anwältin, ihr Mann Paul ist im Musikbusiness tätig. Als die Kinder Mila und Adam geboren werden, hört Myriam auf zu arbeiten. Doch sie ist zunehmend unzufrieden und möchte ihre Karriere fortsetzen. Deswegen stellen Myriam und Paul eine Nanny, eine "nounou" ein, die sich um Kinder und Haushalt kümmern soll. Mit Louise glauben sie, die perfekte Kandidatin gefunden zu haben. Und tatsächlich: die nounou schafft es in kürzester Zeit, eine liebevolle Beziehung zu den Kindern herzustellen, und den Haushalt in allen Belangen zu perfektionieren. Myriam kehrt in ihren aufreibenden Job zurück, und zunächst sind alle zufrieden. Dann wendet sich die Darstellung zunehmend der Persönlichkeit von Louise zu, und dem Leser wird schnell klar: Diese Frau ist einsam, ihre obsessive Bindung an ihre Arbeitgeber ist nicht gesund. (Und wir wissen ja von Anfang an, dass das Ganze schlimm enden wird). So entwickelt der Roman einen unwiderstehlichen Sog. Die feine psychologische Ausarbeitung und der bewusst zurückgenommene Erzählstil der Autorin machen den Schrecken transparent und für den Leser erträglich.

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„Das Baby ist tot. Wenige Sekunden haben genügt. “ – Mit der Ankündigung des Todes des Babys beginnt Leïla Slimanis Roman „Dann schlaf auch du“ (im Original: „Chanson douce“). Doch wie kam es dazu? Myriam und Paul Massé sind jung, erfolgreich und die perfekte Familie mit der kleinen Mila und Baby Adam. Doch Myriam fühlt sich zunehmend falsch in der Rolle als Hausfrau und Mutter und als sie einen ehemaligen Studienkollegen trifft, der sie an ihre Karriere Anwältin erinnert, ist die Entscheidung schnell getroffen: eine Nanny muss her. Nach einem langen Casting entscheiden sie sich für Louise, die sofort die Herzen der ganzen Familie erobert. Sie kann nicht nur die trotzige Mila bändigen, sondern geht auch ganz in der Haushaltsarbeit auf und bald schon erstrahlt die Pariser Wohnung in ungeahntem Glanz. Immer abhängiger werden die vier von der resoluten und gutmütigen Frau; Myriam arbeitete mehr und mehr und auch Paul sehnt sich nach dem Leben vor den Kindern zurück und verbringt zunehmend mehr Zeit in seinem Tonstudio. Aber Louise hatte auch ein Leben vor den Massés und obwohl sie immer mehr in die Familie hineinwächst und dort praktisch einzieht, holt sie dieses Leben langsam wieder ein. Leïla Slimanis Roman wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem dem Prix Goncourt 2016. Auch wenn ein Mord geschieht, handelt es sich nicht um einen Krimi, wirkliche Spannung wird auch nicht aufgebaut, eher ungute Ahnung. In Form der Analepse erzählt – immerhin weiß man vom ersten Satz an, dass die Kinder die Erzählung nicht überleben werden – nähert man sich langsam diesem Ereignis. Während die Handlung um den Haushalt Massé chronologisch voranschreitet, erfährt über Rückblenden von Louises Leben vor der Anstellung dort: ihr Mann, ein Taugenichts, der sein Leben mit Klagen verbrachte; ihre Tochter Stéphanie, die viel zu früh kam und unter den unsäglichen Verhältnissen stumm litt; die Vermieter und Arbeitgeber, die Louise systematisch schikanierten. Der Roman lebt von den Figuren, vor allem die zwei Protagonistinnen symbolisieren hervorragend die Tragik der modernen Frau: Myriam, zerrissen zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen dem Wunsch eine gute Mutter zu sein und dem Verlangen nach beruflicher Selbstverwirklichung und Anerkennung. Das schlechte Gewissen als ständiger Begleiter, sowohl gegenüber den Kindern wie auch gegenüber ihrer Arbeit und den Klienten. Es scheint keinen wirklichen Zwischenweg zu geben und trotz aller Emanzipation bleibt der Ehemann und Vater bei dieser Problematik außen vor. Louise hingegen ist gefangen in den typischen Geringverdienerjobs als Pflegerin oder Kindermädchen, die ihr nie einen finanziellen Ausstieg aus der Misere ermöglichen. Dazu die Abhängigkeit von einem Mann, der nichts zum Haushalt beiträgt und sie in sein Unglück mit hineinzieht. Für kurze Zeit können die beiden Frauen sich der Illusion hingeben, ihrem Schicksal zu entkommen und die ausgelassene Freiheit von Bürden zu leben, doch dann werden sie von der Realität eingeholt, die brutal zuschlägt und den Moment der Glückseligkeit zerschlägt. „Dann schlaf auch du“ ist erst der zweite Roman der Franco-Marokkanerin und lässt die Erwartungen für weitere Bücher der Autorin hoch steigen.

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Beste Herbst-Neuerscheinung

Buchhandlung am Gänsemarkt

Von: Iris Schneider aus Schleswig

20.07.2017

Während einer sechsstündigen Zugfahrt von Schleswig nach Mannheim habe ich dieses Buch regelrecht verschlungen. Großartig geschrieben, spannend und unter die Haut gehend!

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Note 2+

Buch und Büro Ute Schmid

Von: Ute Schmid aus Hilpoltstein

22.06.2017

Belämmernde Psychogramme, protokollartiger Erzählstil, nicht alltäglicher Roman, LESENSWERT!

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Dussmann

Von: Jacqueline Masuck aus Berlin

29.05.2017

Ich hatte mir das Buch unter allen Leseexemplaren herausgeangelt, denn sowohl Cover als auch Titel und Name der Autorin weckten meine Neugier. Erst dann entdeckte ich, dass sie ja den Prix Goncourt gewonnen hat - Literarisch hat es mir sehr gut gefallen, ich war sofort in der Story drin. Louise in ihrem Perfektionswahn und ihrer neurotischen Anpassung war mir schnell unheimlich. Auch dass sie immer wie eine Puppe wirkt, jagte mir kleine Schauer über den Rücken. Gleichzeitig hatte sie mein ganzes Mitgefühl! Beide Eltern - überstrapaziert aber auch überambitioniert in ihrem Wahn, schnell Karriere auf Kosten der Kinder zu machen - haben mich sehr in Rage gebracht. Besonders die Bemerkung des Vaters, sie bräuchten eine Nounou, die richtig schuften kann, damit sie selbst in Ruhe schuften könnten! Slimani beschreibt all das großartig und gibt sicher Stoff für heftige Debatten. Ich fand auch die Rolle der Kindermädchen aus Indien, Marokko, Eritrea, ... äußerst spannend. Das Schattensein, das sie leben. Jahrelang unentbehrlich und dann ... vergessen. Keinerlei Rechte! Bin gespannt, wie das Buch hier in Deutschland aufgenommen wird.

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Ein Buch wie ein Film von Hitchcock

Graff

Von: Stefanie Westenberger aus 38100 Braunschweig

15.05.2017

Dies ist das erste Buch, welches ich aus dem großen Leseexemplar-Paket herausgefischt habe: gleich ein "Glückstreffer". Wenn ein Buch mit dem schlimmsten aller möglichen Sätze beginnt: "Das Baby ist tot" - dann weiß man ja, was auf den Leser zukommt. Retrospektiv erfährt man die Geschichte einer kleinen Familie und ihrer scheinbar perfekten Nanny. Was als größtes Glück beginnt, endet in einer Katastrophe. Richtig sympathisch ist einem in diesem Buch - bis auf die Kinder natürlich - niemand: die Eltern eine Spur zu "selbstsüchtig", die Nanny eine verlorene Seele. Slimani gelingt es, die vielen Facetten einer traurigen Geschichte aufzuzeigen - ein intensives Leseerlebnis.

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Buchhandlung Jost GmbH

Von: Tobias Wrany aus Bonn

15.05.2017

Was auch als (austauschbarer) Psychothriller hätte erzählt werden können, gestaltet Leila Slimani glücklicherweise als geradezu klassich tragisches Drama. Auf knappem Raum umreißt sie ihre Protagonisten so eindringlich und lebensnah, dass man ihnen in ihrer Normalität erschreckend nahe kommt - erwächst die tödliche Konsequenz der Handlung doch aus dem ganz Alltäglichen, das jeder selbst tagtäglich durchlebt. Mit ihrer scharfen Beobachtung der Gegebenheiten von Status und Handlungsmotivation ist "Dann schlaf auch du" aber nicht nur subjektives Drama, sondern zugleich ein großer Gesellschaftsroman (und gewiss nicht nur der französischen Gesellschaft). Allenfalls gegen Ende hätte es die Geschichte unter Umständen weit besser abgerundet, wenn auch noch die Zuspitzung zum finalen Akt auf dieselbe beiläufige (und doch unaufhaltsame) Art und Weise konstruiert gewesen wäre, wie der Rest des Romans - war es doch gerade die Schilderung der subtilen Zunahme des innerlichen, wie äußerlichen Drucks auf die Hauptfigur, welche "Dann schlaf auch du" mit einem so gefährlich realistischen Spannungsmoment auflädt.

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