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Rezensionen zu
Was in jener Nacht geschah

Katherena Vermette

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Winnipeg, North End: Stella, eine junge Mutter indigener Abstammung, schaut in einer kalten Winternacht nach ihren Kindern und bemerkt ein schreckliches Verbrechen auf dem benachbarten brachliegenden Gelände von ihrem Fenster aus. Doch die Polizei schenkt ihrer Vermutung, dass vier Personen eine Frau vergewaltigt haben zunächst keinen Glauben. Winnipeg, North End: Stella, eine junge Mutter indigener Abstammung, schaut in einer kalten Winternacht nach ihren Kindern und bemerkt ein schreckliches Verbrechen auf dem benachbarten brachliegenden Gelände von ihrem Fenster aus. Der Roman „Was in jener Nacht geschah" von der kanadischen Autorin Katherena Vermette ist ein vielschichtiges Familiendrama über generationsübergreifenden weiblichen Erfahrungen der psychischen und physischen Gewalt von Männer und Frauen. Vermette erzählt mit ständig wechselnden - meist weiblichen - Perspektiven (aller Seiten: Opfer, Täter, Familienangehörige) von Alltagsrassismus gegenüber den Métis und der indigenen Bevölkerung, von den negative Bindungserfahrungen (Stressnarbe) durch ständig abwesenden Väter und dem Mutterverlust. Bis zum Ende fiel es mir schwer, die familiären Verwandtschaftsverhältnisse nachvollziehen zu können, ein Hinweis auf den Familienstammbaum am Ende des Buches hätte mir geholfen. Das Buch liest sich nicht so einfach weg, denn es ist komplex verschachtelt, hat durchaus auch sperrige Sequenzen in sich. Insgesamt wirken die Leben der Personen im Buch teils dunkel und düster durch die erlebten Traumata, durch die zerbrochenen Träume, teils voller Liebe und Zusammenhalt innerhalb der Familie. Sicherlich keine einfache literarische Kost, aber sehr bewegen.

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"Sie hat es nicht vergessen. Sie weiß noch alles. Sie wird immer alles wissen, jedes Detail, jede Einzelheit, auch wenn sie nichts davon laut aussprechen will. Jedes Mal, wenn sie irgendetwas von all dem laut ausspricht, wird es größer, also behält sie es in ihrem Innern und spricht nur aus, was sie muss". (S.358) Achtung Spoiler! "The Break" - so lautet der Titel der kanadischen Originalausgabe von "Was in jener Nacht geschah", die bereits 2016 erschienen ist. Die 13-jährige Emily wurde gebrochen. Wie so viele Frauen in ihrer Familie vor ihr. Gewalttätig angegriffen und vergewaltigt nach einer Party, die sie mit ihrer besten Freundin Zig besucht hat. In einer eiskalten und verschneiten Winternacht in Winnipeg, North End. In einer sozial schwachen und polizeibekannten Gegend. Vor dem Haus der jungen Mutter Stella - Cousine von Emilys Mutter Paul. Vor Stellas Haus finden sich Spuren eines schweren Überfalls, Blutlachen, eine zerbrochene Bierflache. Stella hat vier Täter in schwarzen Kapuzenjacken gesehen. Oder waren es Täterinnen? Emily schweigt. Der vielfach ausgezeichnete Debütroman der kanadischen Autorin Katherena Vermette klingt zunächst nach einem erschütternden Krimi. Doch das ist er nicht. Nicht im klassischen Sinn. Vielmehr legt die Autorin hier ein bewegendes und düsteres literarisches Soziogramm vor. Sie erzählt von generationsübergreifenden weiblichen Erfahrungen der Gewalt, Unterdrückung und Misshandlung, von Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben, ihre Kinder primär allein erziehen, teils in Drogen- und Alkoholsucht rutschen. Vermette erzählt von Mutterverlust, abwesenden Vätern und damit verbundenen Traumata, vom Alltagsrassismus gegenüber den Métis und der indigenen Bevölkerung, von zerbrochenen Träumen und fehlenden Zukunftsperspektiven, von Gewalt an Frauen durch Frauen. Aber die Autorin erzählt auch von teils sehr starken Frauen, die im tiefsten Schmerz zusammenhalten. Aufgrund der vielschichtigen Beziehungen der Figuren zueinander, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist und den partiellen Sprüngen im Erzähl- und Sprachstil, empfand ich den Einstieg in den komplex konstruierten Roman nicht leicht. Trotz des Familienstammbaums am Buchende. Dafür gibt es einen Stern Abzug. Aber das Durchhalten hat sich sehr gelohnt. Sicherlich keine einfache literarische Kost, aber sehr bewegend. Ein starkes Plädoyer für die Kraft weiblicher Stimmen und familiärer Solidarität unter Frauen!

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Winnipeg, North England. In einer kalten Winternacht bemerkt die junge Mutter Stella, dass auf der einsamen Brache vor ihrem Haus jemand überfallen wird. Voller Furcht ruft sie die Polizei. Als die Beamten endlich eintreffen, finden sich zwar Zeichen eines Kampfes, eine zerbrochene Bierflasche und Blut im Schnee, aber vom Opfer fehlt jede Spur. Die Beamten hegen Zweifel an Stellas Aussage, eine Frau sei vergewaltigt worden. Doch es ist die Polizei die sich irrt. In diesem Buch geht es um Familienzusammenhalt, Zivilcourage, Frauensolidarität und um einen Kriminalfall. Katherena Vermette schafft es das Verbrechen mit der Geschichte über die Familie so gut miteinander zu verknüpfen, dass die Spannung nicht verloren geht. Ich habe das Buch gerne gelesen, weil Tiefgang mit Krimi gut vereint wurde und mich die Komplexität begeistert hat.

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Komplex, das ist auf jeden Fall, was hinter jener Tat in einer kalten Nacht in Winnipeg, nicht in der besten Gegend dort, geschieht. Und Stella, die Zeugin des Geschehens, hat auch zunächst nicht den besten Stand, ihrem Mann und der Polizei gegenüber. „Ihre Gedanken zerfasern, aber sie erinnert sich an alles, immer wieder“. „Sie war klein, so kleine“. Jene junge Frau, die in Sichtweite des Hauses von Stella überfallen und wohl übel zugerichtet wird, auch wenn sich zunächst keine Spur der „Kleinen“ findet. In einer Gegend, die polizeibekannt schon an sich nicht zu den friedlichsten des Ortes gehört und daher Auseinandersetzungen, Gewalt, Alkohol und anderes bei der Polizei wenig Aufregung hervorruft. Aber in diesem Fall wird das Geschehen Folgen haben. Schlimme Folgen für ein junges Mädchen und, daran sich Seite für Seite aufbauend, eine ganze Welt voll Gewalt, Unterdrückung, miesem Verhalten und Bedrängung über Generationen hinweg dem Leser vor Augen geführt werden. Vielen Fäden folgt Vermette dabei im weiteren Verlauf der Geschichte, in deren Mittelpunkt Frauen stehen, die im sozialen unteren Bereich immer schon (und scheinbar auch weiterhin) mit den täglichen Sorgen ums Überlegen und den ebenso reichhaltigen täglichen Demütigungen im Rahmen ihrer Familien zu leben haben. Was sich als handfestes menschliches und soziales Drama im Lauf der Lektüre entfaltet, komplex verschachtelt ist und nicht immer für einen flüssigen Leseverlauf sorgt, sondern durchaus auch sperrige Sequenzen in sich trägt. Gerade weil es so viele verschiedene Eindrücke sind, bei denen es längere Zeit benötigt, auch nur einigermaßen ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das miteinander und mit der Gewalt an der „Kleinen“ in jener Nacht zusammenhängen könnte. Dunkel und düster wirkt das Leben der Personen im Buch, eher wie verschiedene Fallstudien in den Raum gesetzt, denn als durchlaufende Geschichte zu verstehen. Was Vermette sprachkräftig und mit plakativen Sprachbildern durchaus gelungen in der Düsternis vermittelt, was aber nicht durchgehend den Leser fesselt, während in anderen Teilen eine emotionale Dichte entsteht, die dann wiederum nicht einfach zu ertragen ist in all dem Elend, was sich im Buch findet. So verbleibt am Ende ein intensiver Einblick in das indigene Leben „da unten“ an der sozialen Leiter, dem eine eher durchgängige Grundgeschichte und eine gewisse Konzentration auf weniger Handlungsstränge aber besser zu Gesicht gestanden hätte.

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