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Rezensionen zu
Scharnow

Bela B Felsenheimer

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€ 10,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,30 [A] | CHF 15,50* (* empf. VK-Preis)

Skurril und unterhaltsam!

Von: ricysreadingcorner

31.03.2019

Bela B hat ein Buch geschrieben?! Und schon der Klappentext stand einem durchschnittlichen Ärzte-Song an Skurrilität in nichts nach. Ich war sehr gespannt, was dieser Musiker wohl als Romandebüt ablegen würde….und frage mich noch jetzt: Was genau habe ich da gelesen? Worum geht's? Scharnow – ein kleiner Ort irgendwo in Brandenburg. Man könnte meinen, dass die Menschen dort in friedlicher Idylle zusammenleben, weit abseits der turbulenten Großstadt. Aber dann hat man die Bewohner noch nicht kennengelernt. Von verrückten Verschwörungstheoretikern, über Porno-Darstellerinnen, merkwürdige Kommunen bis hin zu Superhelden ist hier alles zu finden. Sogar Dinge bekommen hier ein eigenes Bewusstsein. Und plötzlich kommt alles zusammen. Während dem Pakt der Glücklichen der Alkohol ausgeht und sie daher zu drastischen Maßnahmen greifen müssen, haben ein paar Attentäter die Aufgabe, versteckte Agenten auszuschalten, um eine geheime Weltmacht ins Wanken zu bringen. Gleichzeitig zieht ein Buch mordend durch die Stadt und ein fliegender Mann lässt seinen Frustrationen freien Lauf… Meine Meinung Ich habe jetzt eine Woche gewartet, nachdem ich das Buch beendet hatte, weil ich zunächst nicht wusste, wie ich meine Meinung dazu in Worte fassen soll. Ich muss zugeben, ich weiß es jetzt noch nicht genau. Optisch macht diese gebundene Ausgabe mit ihrem schwarzen Buchschnitt und dem mysteriösen fliegenden Mann über einem ortstypischen Plattenbau schonmal einiges her. Im Innern des Einbands befindet sich zudem eine skizzierte Karte von Scharnow, was einem zumindest einen örtlichen Überblick verschafft. Auf den ersten Seiten findet man dann zunächst einen mehrseitigen Personenregister. Der ist auch durchaus hilfreich, da der Roman mit einer Unmenge an Charakteren aufwartet, deren genaue Identitäten und Beziehungen untereinander sich zudem oft erst im Laufe des Buches enthüllen. Diese Vielzahl an Charakteren hat mich am Anfang etwas erschlagen und dazu geführt, dass ich zunächst nur schwer einen Zugang zur Geschichte finden konnte. Langsam wurde das Bild dann immer klarer, aber definitiv nicht weniger skurril. Bela B erschafft hier gleichzeitig klischeehafte und doch originelle Charaktere. Wenn ihr euch jetzt fragt, wie das denn geht, dann kann ich das, so leid es mir auch tut, nicht wirklich erklären. Dazu muss man sie kennenlernen. Vielleicht erlangen diese Stereotype ihre Originalität einfach durch die sonderbaren Ereignisse, in die sie verstrickt werden und die ihr eingefahrenes Leben plötzlich komplett auf denn Kopf stellen und somit auch ihre Persönlichkeit in Frage stellen?! Ja, ich denke so lässt es sich am besten beschreiben. Die Ereignisse in Scharnow wirken wie ein Meteoriteneinschlag in das langweilige, geregelte und etwas marginalisierte Leben in der heruntergekommenen Kleinstadt im Schatten Berlins. Und was passiert da nun eigentlich in dieser Geschichte? Wen der Klappentext schon stutzig gemacht hat, dem kann ich versichern, die ganze Geschichte ist noch viel kurioser. Der Pakt der Glücklichen ist eine Kommune mittelalter Juggesellen, die ihr Leben dem Alkohol, Junkfood und Splatter-Filmen, bevorzugt über Kannibalen, verschrieben haben. Irgendwann geht ihnen der Alkohol aus, weshalb sie zu drastischen Maßnahmen greifen müssen. Dabei kommen sie beinahe dem Bund skeptischer Bürger in die Quere, einer Vereinigung begeisterter Verschwörungstheoretiker, die glauben, das Netzwerk einer geheimen Weltmacht entdeckt zu haben und daher den Auftrag bekommen haben, deren Agenten auszuschalten… Je verrückter die Theorie, desto glaubwürdiger, scheint das Credo der skeptischen Bürger zu lauten. Bei einem Polizeieinsatz mit Hilfe von Vertretern einer Art Bürgerwehr-Reserve, kommt es zur Waffengewalt mit Todesopfern, was alle überlebenden Beteiligten, zwangsweise näher zusammenbringt. Währenddessen ist die richtige Polizei eigentlich in die Kreisstadt abbestellt, in der ein fliegender Mann sein Unwesen treibt. Um diese durchaus schon für sich komplexen Handlungsstränge entwickeln sich weitere Nebenstränge um Pornodarsteller, mordende Bücher und eine junge Liebe, die sich jedoch immer wieder in die Haupthandlung verweben. Jetzt seid ihr verwirrt? Ja, es ist nicht einfach, diese vollkommen verrückte Handlung kurz zusammenzufassen, ohne zu viel zu verraten. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz, was ebenfalls dazu führt, dass die Perspektiven ständig wechseln und man die zahlreichen Personen näher kennenlernt. Der Schreibstil ist sehr einfach und Bela Bs stets sarkastischer Unterton, macht den temporeichen Roman zusätzlich unglaublich unterhaltsam. Schon der Klappentext beinhaltet einen witzigen Hinweis, der einem erst beim Lesen des Buches bewusst wird. Natürlich muss man diese Art Humor mögen, ich persönlich finde ihn grandios. Der schnelle Wechsel zwischen den Charakteren und Handlungssträngen führt zwar zu einem zu einem schnellen Erzähltempo hatte jedoch für mich auch leider die Auswirkung, dass sich bei mir kein richtiger Lesefluss einstellen konnte. Bela Bs Debütroman ist wirklich eine rasante Irrfahrt durch ein Kuriositätenkabinett und somit ziemlich genau das was ich von dem Ärzte-Mitglied erwartet hatte. Allzu tiefgründige Gedanken und große Weisheiten sucht man hier vergeblich, eher wird sich hier oftmals mit dem genauen Gegenteil über genau diesen Anspruch lustig gemacht. Ich bin mir sicher, dass der Autor sehr viel Spaß beim Schreiben hatte und das wiederum hat sich auf mich als Leserin übertragen. Wer Lust auf eine verrückte scheinbar bewusst aufgesetzt wirkende Action-Verschwörungs-Superhelden-Story gepaart mit dem alltäglichen Irrsinn des verwahrlosten Kleinstadtlebens hat, für den ist Scharnow definitiv das Richtige. Es ist vollkommen abgedreht, ja, es scheint oft plump und gewollt übertrieben, aber genau so soll es wohl sein, eben eine ganz spezielle Art von Humor. Zumindest brachte genau das für mich die komische und skurrile Wirkung mit sich. Meine Empfehlung: einfach mal lesen und wirken lassen.

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Bela B. Felsenheimer - Scharnow

Von: The World's Society Onlinemedien

28.03.2019

Nicht nur dass Bela B. Felsenheimer gerade mit seiner Band die ärzte erst für Schlagzeilen um eine Auflösung der Band sorgte, hat dieser in den vergangenen Monaten an seinem ersten Roman geschrieben. „Scharnow“ ist der Titel seines Autoren-Debüts, welcher am 25. Februar 2019 durch den Heyne Verlag in Form eines Hardcover-Buches, als Hörbuch in CD-Form sowie auch in digitalen Varianten beider Versionen veröffentlicht wurde. Natürlich fragt man sich, was ein Musiker so zu erzählen hat, wenn es jetzt nicht gerade über die Bandgeschichte oder das eigene Leben in Form einer Auto-Biographie handelt. Und tatsächlich hat der Berliner sich eine Geschichte über den Berliner Vorort Scharnow einfallen lassen, wofür er natürlich durch allerhand Erlebnisse und Geschehnisse im alltäglichen Leben inspiriert wurde. Selbstverständlich spielt aber auch die Fantasie dabei eine wesentliche Rolle, was man beim Lesen der Zeilen deutlich erkennen kann. Auch wir haben ein Exemplar dieses Buches bei uns vorliegen und wollten es uns natürlich nicht nehmen lassen, zu jenen zu zählen, die dieses Literatur-Werk bereits gelesen haben. So haben wir euch den Inhalt von diesem in deutlich gekürzter Form einmal grob zusammengefasst, sodass auch ihr euch einen Überblick verschaffen könnt, worum sich der Inhalt dieses Werkes in etwa dreht. Natürlich waren wir etwas skeptisch dem Buch gegenüber, da wir uns gefragt haben ob das tatsächlich auch funktioniert, weil es gut ist, oder eben nur gekauft wird um in diversen Sammlungen aufzunehmen. Mittlerweile müssen wir sagen, es trifft auf beides zu, denn der Roman oder das Hörbuch sind sehr gut geworden und sollten daher auf jeden Fall in keiner Sammlung fehlen. Ehrlich gesagt dauerte es nicht lange bis wir von dem Inhalt dieses Buchs angetan waren, genauer gesagt bereits nach wenigen Seiten, denn dieses ist ziemlich originell aufgebaut. Man bekommt hier nicht eine, sondern gleich mehrere individuelle Geschichten die letztendlich als Gesamtes einen Zusammenhang ergeben, die Felsenheimer hier locker niedergeschrieben hat und dabei auch richtig Spannung miteinbringt, sodass man hier gar nicht mit dem Lesen aufhören möchte. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz und der ist, wenn man Bela B. bereits ein paar Jahre kennt, ein wenig eigenwillig aber durchaus anspruchsvoll und witzig. Natürlich hat diese Erzählung aber auch ihre ernsten Seiten, die sich hier auch sehr gut einfügen. Obwohl diese sehr viele Charaktere beinhaltet, so ist die Geschichte letztendlich auch sehr gut aufgebaut, sodass man hier auch ganz gut mitkommt und eigentlich kaum den faden verliert. Die Charaktere wirken alle ein wenig verrückt und scheinen alle irgendwo etwas eigenwillig zu sein. Aber vermutlich ist es auch genau das, was dieses Buch zu etwas besonderem, etwas Gutem macht. Sehr gut erzählt sehr Detailreich und ein klein wenig Verrückt, so in etwa könnte man alles zusammenfassen, was dieses Buch enthält. Dieses Buch verfügt über ein offenes Ende und macht definitiv Lust auf eine Fortsetzung, zu welcher sich Bela B. Felsenheimer auch hinreißen lässt, sofern er sich eines Tages in den musikalischen Ruhestand verabschieden sollte. Bela B. ist deutlich anzumerken, wie viele Arbeitsstunden er damit verbracht hat, ein solch detailreiches Buch zu schaffen in welchem zudem viel Liebe und Begeisterung darin steckt. Während sein Bandkollege Farin Urlaub sich nebenher auf die Fotografie spezialisiert hat und wunderschöne Aufnahmen in großen Fotobüchern bringt, so hat Bela B. definitiv ein gutes Händchen dafür was das Schreiben anbelangt. Bela B. Felsenheimer gelingt ein überraschendes, unerwartet neugieriges Debüt-Werk, in welchem eine frischformulierte Beobachtungsgabe, eine blühende Fantasie miteinander vereint. Wir gratulieren zu einem gelungenen Debüt und erfreuen uns an diesem wirklich sehr gelungenem Roman. Dieses hat so gut wie keine Längen vorzuweisen und es wird auch durchwegs spannend und völlig unvorhersehbar erzählt sodass wir diesem in unserer Gesamtwertung sehr gerne neun unserer möglichen zehn Bewertungspunkte vergeben und euch dieses auf jeden Fall weiterempfehlen können. Wer lesefaul ist, der haut wie bereits erwähnt auch die Möglichkeit sich das Hörbuch zu kaufen, welches vom Autor selbst eingelesen wurde und eine Spiellänge von etwas mehr als zehn Stunden vorzuweisen hat. Bela B. Felsenheimer hat hier mit „Scharnow“ eine ganz eigene Art von Literatur erschaffen, welche vor allem jüngere Leute dazu anstiften könnte, endlich wieder einmal eine Buchhandlung aufzusuchen und dort beherzt zuzugreifen.

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Ich bin ein großer Die Ärzte und auch und vor allem Bela B. Fan. Deswegen musste ich diesen ersten Roman aus der Feder des Herrn Felsenheimer unbedingt lesen. Ich muss sagen, dass ich nicht unbedingt überrascht war. Wer das bisherige Wirken des Autors verfolgt hat, hat schon bestimmte Vorstellungen, was ihn im Buch erwarten könnte. Ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch ist verrückt, skurril, tragisch und urkomisch. Auf seine Art etwas völlig Anderes. Erfrischend. Es ist im Grunde alles drin. Trash-Film-Fans, Manga-Mädchen, gescheiterte Existenzen und ganz schlichte Nachbarn, von der Kassiererin des Dorf-Supermarktes bis hin zur Sexfilm-Darstellerin. Bela B. hat so viele kleine Andeutungen und witzige Anekdoten eingestreut, dass ich das Buch definitiv nicht nur dieses eine Mal gelesen haben werde. Die Geschichte verliert nicht an Spannung, was auch an den ständig wechselnden Schauplätzen und abwechslungsreichen Erlebnissen der sympathischen Charaktere liegt. Am Ende lösen sich viele Erzählstränge eher subtil auf, wenn überhaupt, was aber kein nennenswerter Nachteil ist. Man merkt schon, dass Bela B. gerne eine Sammlung Kurzgeschichten geschrieben hätte. Ich kann mir eine Umsetzung als TV-Serie durchaus vorstellen. Von mir gibt es für Scharnow eine ganz klare Leseempfehlung! Auf das Hörbuch freue ich mich auch schon.

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Scharnow ist ein seltsames Dorf in der Brandenburger Einöde mit vor allem seltsamen Menschen. Bela B hat in seinem Debütroman eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen, mit zahlreichen aberwitzigen Charakteren. Es passieren wirklich bizarre Dinge in Scharnow, die mich manchmal extrem Schmunzeln ließen. Fliegende Männer, dämonische Bücher, eine Verschwörungs-Gruppe namens Bund skeptischer Bürger, ein Pakt der Glücklichen, ein ermordeter Literaturblogger und ein Supermarkt-Überfall von 3 nackten Männern...Den Inhalt kann ich in Kürze kaum wiedergeben, der Klappentext resümiert das schon ganz gut. Teilweise war mir das alles echt schon ein bisschen zu durch, aber ich mochte Bela Bs Schreibe wirklich sehr, er hat die einzelnen skurrilen Geschichten geschickt miteinander verknüpft, sodass trotz vieler Perspektiv- und Ortswechsel ein schöner Lesefluss entstanden ist. Ich muss aber zugeben, wenn Scharnow nicht das Debüt von Herrn Felsenheimer gewesen wäre, hätte ich es vom Inhalt her wahrscheinlich eher nicht gelesen. Trotzdem hat es mich nicht enttäuscht, bisher hat mich noch kein Buch aus dem Heyne Hardcore Verlag enttäuscht. Ich mag die Auswahl sehr! Ps.: Ab sofort wird „Du Nacho“ in mein Beleidigungs-Repertoire aufgenommen.

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Ich möchte Bela Bs Debutroman wirklich mögen. Doch das gelingt nur bedingt. Immerhin – wer in den Neunzigern auf dem Land groß geworden ist, kam an den Ärzten ja nicht vorbei, wollte man Musik mit etwas klügeren Texten und etwas mehr Witz hören, als sie der Charts-Pop bereithielt. Und dann ist der deutsche Literaturbetrieb ja derart gemainstreamt, dass man regelmäßig glauben könnte, alles stamme aus den Federn der immer-gleichen Handvoll von Autorinnen und Autoren. Ja: Wenn jemand einen Roman veröffentlicht, der nicht durch das Schreiben bekannt geworden ist, bin ich durchaus erstmal skeptisch: Hat die Person sich das Handwerkszeug erarbeiten können, das man meist nur durch viele Jahre des Schreibens erlangt? Andererseits: Man hätte doch hoffen dürfen, dass ein eher wilder Kerl wie Bela B mit Punk-Hintergrund zumindest etwas zusammenbastelt, das hier und da die Nägel ins Fleisch des an der eigenen Selbstherrlichkeit dick gewordenen Betriebes gräbt. Licht und Schatten. Besonders anfangs mehr Schatten Nein, ich habe keinen kunstvollen Modernismus erwartet, die Chancen, dass ein berühmter Musiker ganz zufällig auch der nächste Pynchon oder Gibson ist, stehen wahrscheinlich nicht all zu gut. Aber doch zumindest ein Werk, das, vielleicht eher rustikal, doch formal irgendwie dem Angekündigten gerecht wird. Versprochen wird immerhin ein „wilde[r] Tornado der Ereignisse“. Tatsächlich geschieht viel, doch Scharnow ist leider formal ein ziemlich konservativer Roman. Nicht falsch verstehen: Bela B lässt natürlich alle Archetypen des tendenziell linken Außenseitertums aufmarschieren: Den einsamen Journalisten/Buchkritiker, den Gelegenheitsarbeiter, einen netten liberalen muslimischen Internetcafébesitzer, das alternative Berlin-Girl, das entdeckt, dass auch die Szene depperte Tabus kennt, eine jugendliche Trinkerclique/Kommune, Hooligans, Pornodarstellerinnen und die Katze von Gregor Gysi. Und prinzipiell ist der Plot natürlich auch versprochen absurd und enthält all die Verrücktheiten, die in der Werbung zum Buch auftauchen. Nur ist all das in einer Weise verfasst, wie es ein Goethe-Epigone Anfang des 19. Jahrhunderts so auch schon hätte formulieren können. Wie wir es vielleicht mal in der Schule gelernt haben, wird jeder Protagonist erstmal hübsch beschrieben, dann seine Umgebung beschrieben, dann gesagt, was er denkt, dann was andere über ihn denken, usw. – das liest sich oft ein wenig wie ein Literaturbaukasten. Ob eine lange Masturbationsszene (gleich am Anfang, soll wohl Drastik bekunden, langweilt aber eher) oder zufälliges Beobachten einer möglichen Anschlagsplanung: Alles geschieht im stets gleichen Tonfall, ohne jegliche Dringlichkeit. Goethe, tatsächlich ein sehr moderner Schriftsteller, würde Bela wahrscheinlich raten: „Junge, mach dich mal locker!“. Ich meine, um Gottes Willen: In diesem Roman gibt es denkende, kommunizierende Gegenstände, darunter blutrünstige Bücher und der Autor schreibt darüber so gemütlich, wie über eine Familie, die am Rhein spazieren geht! Warum das Buch trotzdem Spaß macht Zum Positiven: Wenn man durch die ersten 1-2 Stunden durch ist und die Geschichte langsam Fahrt aufnimmt, ist Scharnow doch ein ziemlich kurzweiliges Buch mit einer ganz ordentlich aufgebauten immer absurder werdenden Handlung. Die Art der Einfälle erinnert an Chabon, wenn auch die Ausführung nicht ganz hinterher kommt. Dank dem relativ raschen Wechsel zwischen den einzelnen Szenen (das einzige an der Erzählweise, was man „modern“ nennen könnte, obwohl diese Technik von JMR Lenz immerhin bereits im 18. Jahrhundert in das deutsche Theater eingebracht wurde) kommt nie Langeweile auf, und man hat auch kaum Zeit darüber nachzudenken, welche Unwahrscheinlichkeiten nicht nur scheinbar übernatürlicher Art, sondern vor allem auch welche Zufälle und Verwicklungen Bela aneinander reiht, um die Handlung voran zu bringen. Das ist gar nicht despektierlich gemeint, sondern eine der größeren Leistungen des Romans: Auf diesen Fetisch des „könnte das wirklich passiert sein?“ zu pfeifen und in erster Linie darauf zu achten, was in der Geschichte funktioniert. Irgendwann müht sich der Autor dann doch, all den übernatürlichen Ereignissen eine Erklärung zu spendieren… Naja. Das geschieht so dreist platt à la „Deus Ex Machina“, dass es schon fast wieder gelungen ist. Scharnow ist nicht der Geheimtipp für alle, die Unterhaltungs- wie Intellektuellenschriftstellerei zuletzt immer wieder enttäuscht hat, aber im Großen und Ganzen ein Buch, das man mit Spaß lesen kann. Ist es auch ein Buch für Ärzte-Fans? Da bin ich mir nicht so sicher. Gerade das große Tempo und der hintersinnige Witz, die die besten Ärzte Titel ausmachen, fehlt Scharnow ein wenig. Erzählt wird eben etwas mutlos-gemächlich. Die Hörbuchausgabe, die der Rezension zugrunde liegt, ist vom Autor selbst gut gelesen. Und wer Bela B schon immer mal „Fiesta Mexikana“ singen hören wollte. muss natürlich zugreifen.

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Überraschend gut!

Von: Mehr als Worte

16.03.2019

In Scharnow liegt der Hund begraben, dieser Satz hat eine tiefere Bedeutung die einem erst zum Schluss klar wird, ob dies so gewollt ist, kann uns wohl nur der Graf höchstpersönlich beantworten. Alles in allem bin ich mit recht wenigen Erwartungen an das Buch ran gegangen und wurde positiv überrascht. Während es viele Charaktere gibt die auch alle wichtig sind scheint der einzige rote Faden der Ort Scharnow und ein beißendes Buch zu sein, doch im Laufe der Geschichte zeichnet sich immer mehr ab wie alles zusammenhängt und es ergibt sich ein Gesamptpaket welches ironischer aber auch tiefgründiger nicht sein könnte. Die oft verrückten Personen spiegeln die Gesellschaft wieder und auch wenn vieles mit einem zwinkernden Auge erzählt wird, der ernst der Lage ist allgegenwärtig und lässt einen nachdenklich zurück. Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, eigenwillig aber sobald man sich erst einmal eingefunden hat klappt es wie am Schnürchen. Natürlich dürfen phantastische Elemente nicht fehlen aber irgendwie passt das dann auch ganz gut rein. Gelesen wird das Hörbuch von Bela B selber und ich kann euch sagen, hört es auch an, die Stimme ist einfach nur so grandios! Irgendwer sprach von einem zweiten Teil und ich hoffe sehr darauf, denn das ganz große Ganze wurde nicht geklärt und ein paar Fragen bleiben offen, allerdings hoffe ich, dass einige Personen dann doch noch verschont bleiben, sie mussten genug mit machen und haben dann hoffentlich ein happy end. Interessant waren die Fantasie Elemente die dem ganz normalen Wahnsinn gegenüber stehen und somit ganz normal scheinen. Bewertung: Allein schon weil es von Bela B ist hat dieses Schätzchen fünf Anker verdient aber es ist auch inhaltlich einfach umwerfend.

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Das fiktive Scharnow ist ein Dorf in Brandenburg unweit der Kreisstadt Sahsenheim, in dem es nur so wimmelt von skurrilen Figuren. Ob es der Bund der skeptischen Bürger, einer Gemeinschaft von Verschwörungstheoretikern ist, der Pakt der Glücklichen, der Erotiktänzer Dave Peter Märse, der syrische Hamid Yussuf Kaoum, Praktikant im örtlichen Billkauf, der Literaturblogger und Pornograf Ron Thorsten Wassmann, oder die Pornodarstellerin Susanne „Chantal“ Scharster, sie alle bilden einen gesellschaftlichen Durchschnitt einer typischen Kleinstadt mit ihren absurden, emotionalen, witzigen, aber auch berührenden Momenten. „Scharnow ist über(all)" Bela B Felsenheimer, so hätte ihn meine Oma bezeichnet, ist ein Hansdampf in allen Gassen. Seit Jahrzehnten als Musiker erfolgreich, schauspielert er in TV- und Kinoproduktionen, betrieb einige Jahre einen kleinen aber feinen Comicverlag, ist Synchronsprecher und Autor von Kurzgeschichten. Bis jetzt… denn nun präsentiert er auch noch seinen ersten Roman, Scharnow, der genau dass widerspiegelt, was Herrn Felsenheimer ausmacht: eine humorvolle, manchmal alberne, aber auch ernsthafte und tiefgründige Geschichte mit unglaublich bunten, liebevoll gestalteten Figuren und einer Kapriolen schlagenden und entsprechend nur schwer greifbaren Geschichte. Hier versammeln sich all die kulturellen Einflüsse, die man schon häufig bei ihm entdecken konnte, hier jedoch nun in geballter Form zwischen Buchdeckel gepresst den Leser in ein brandenburgisches Twin Peaks entführt, wo Rechtspopulisten, syrische Flüchtlinge, Agenten, Pornografen, gesellschaftliche Aussteiger, Stripper, schwule Eichhörnchen, Menschen mit Superkräften und Manga-Fans aufeinandertreffen. Verschwörungsthriller, Horrorroman, Superhelden-Comic, Anarchie und ganz viel Rock’n’Roll ergeben eine so bunte wie schmackhafte Mischung, die einen Autoren zeigt, der Spaß am Geschichtenerzählen hat, der gerne mal den roten Faden ignoriert und Gedankensprünge vollführt, die jedem Flummi zu Ehren gereichen. Man merkt, hier handelt es sich nicht um einen herkömmlichen, klassischen Roman, aber einer, der verdammt viel Spaß macht! Scharnow erscheint bei Heyne Hardcore als eBook, Hörbuch und gebundene Ausgabe. Letztere lag mir in einer wirklich gelungenen Gestaltung zur Sichtung vor (416 Seiten, €20,00). Mit Scharnow gelingt Bela B Felsenheimer ein erfrischend andersartiges Romandebüt. Mit kindlicher Neugier betrachtet er das Treiben einer Kleinstadt, lässt Geschehnisse phantasievoll aufleben, baut kleine Anekdoten überdimensional auf und läuft in seiner bildhaften Sprache durchgängig hochtourig! Scharnow ist ein cartooneskes, pointiertes Abziehbild dessen, was seinen vielseitigen Autor ausmacht. Eine Ansammlung all dessen, was die moderne Popkultur an unterschiedlichen Referenzen bietet und hier als buntes, abwechslungsreiches Korsett einer Gesellschaft der Gegenwart dient. Ein facettenreicher Roman, der fröhlich Haken schlägt und ein riesiges Lesevergnügen darstellt! Christian Funke

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Scharnow ist ein Dorf nördlich von Berlin, in dem es bis auf ein paar Wohnhäuser, darunter der "Silo", einem 17-stöckigen Plattenbau, einen Supermarkt und eine Polizeistation nicht viel Nennenswertes gibt. An einem Tag X überschlagen sich allerdings die Ereignisse, als ein Buchblogger stirbt, der Supermarkt von drei Nackten überfallen wird und Hund Cloudy, eine Schwester von Bo, dem Hund der ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten-Familie Obama, sowie zwei Polizeireservisten getötet werden. Das alles ereignet sich in dem verschlafenen Ort, ausgelöst durch eine Gruppe von Verschwörungstheoretikern, während eine Gestalt in der benachbarten Kreisstadt Sahsenheim durch die Lüfte fliegt und für Zerstörung sorgt. "Scharnow" ist der Debütroman von "Die Ärzte"-Schlagzeuger und Sänger Bela B., der auf absurd-witzige, sehr unterhaltsame Art und Weise einen Tag und dessen Auswirkungen in dem fiktiven Ort in der Provinz Brandenburgs beschreibt. Der Roman besteht aus vielen kurzen Kapiteln, um den zahlreichen handelnden Personen und der sich überschlagenden Ereignissen gerecht zu werden. Auch wenn das vorangestellte Personenverzeichnis zunächst mehr verwirrt als weiterhilft und die vorgestellten Charaktere zu Beginn in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen, hängen sie im weiteren Verlauf dann doch eng zusammen. Die vielen einzelnen Geschichten werden dabei so geschickt miteinander verknüpft, dass man als Leser nie den Überblick über Personen und Handlung verliert. Das Erstwerk von Bela B. ist so ironisch und skurril wie mancher seiner Liedtexte und abseits des literarischen Mainstreams erfrischend anders zu lesen. Die Charaktere wirken auf den ersten Blick überzeichnet und klischeehaft, bei genauerer Betrachtung - sei es der trinkende einfache Arbeiter aus Brandenburg, das nach Berlin verzogene Manga-Girlie, der argwöhnisch beobachtete syrische Asylbewerber, der im Kiosk mit Internetcafé, aber ohne Alkoholverkauf arbeitet oder die fluchende Oma mit Berliner Schnauze - aber doch aus dem Leben gerissen. "Scharnow" bietet eine kurzweilige, originelle, aber absolut schräge Unterhaltung, besticht durch eine Vielfalt an skurrilen Charakteren und einer zu keinem Zeitpunkt vorhersehbaren, überdrehten Handlung, die voller Wortwitz und fantastischer Einfälle erzählt wird.

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