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Rezensionen zu
Radio Girls

Sarah-Jane Stratford

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Talk Radio

Von: Ben Vart

26.07.2020

Ich lese gern im Bett, bin aber die letzten Monate wenig dazu gekommen. Weil es kein Buch gab, über dem ich nicht eingeschlafen bin. Geändert haben das erst die "Radio Girls". Ein gänzlich unaufgeregt spannender Roman über die Anfänge der BBC, Frauenrechte und sich langsam auflösende Männerträume über ihre gesellschaftliche Vorherrschaft. Im Jahr 1922 wurde die BBC gegründet als British Broadcasting Company Ltd. von einem Konsortium aus sechs amerikanischen und britischen Elektrogeräteherstellern, die durch das Angebot von Radiosendungen den Absatz ihrer neuen Radiogeräte steigern wollten. Den Posten des Generaldirektors bekam John Reith. Seine Vision war ein Sender, der neben Bildung und Information auch Unterhaltung bieten sollte. 1926 kam Hilda Matheson zur BBC in die Bildungsredaktion und geriet schon bald, weil politisch linksliberal und ihrer vielen neuen unkonventionellen Ideen wegen, in Konflikt mit dem streng konservativen Reith. Matheson verließ die BBC 1931 und die "Radio Girls" beleuchten romanhaft diese fünf Jahre durch den Blick von Maisie Musgrave. Ihre Figur ist fiktiv, Reith und Matheson dagegen haben ihren Platz in der Geschichte der BBC. Die Kanadierin Musgrave, die ihres Akzentes wegen gern als Amerikanerin bezeichnet wird, besteht auf ihrer kanadischen Herkunft, besuchte die Sekretärinnenschule und bewirbt sich auf eine BBC-Anzeige. Sie wird auf Intervention von Reith eingestellt und muss sich von Stund an von dessen hochnäsiger Sekretärin herumkommandieren lassen, die ihr mehr als einmal sagt, sie gehöre eigentlich ihrer mangelhaften Bildung und Herkunft wegen gar nicht zur BBC. Ein halber Tag Arbeit für Reith, ein halber Tag in der "Vortragsabteilung" wie die von der lesbischen, unkonventionellen Hilda Matheson geleitete Redaktion genannt wird. Dort saugt Maisie alles auf, was sie an Wissen erwischt. Der Job als Sekretärin ist bald nicht genug, ihr Ehrgeiz erwacht, gefördert durch Hilda Matheson, die sich bald zu ihrer Mentorin entwickelt. Die war (nicht nur im Buch) vor der BBC Sekretärin von Lady Nancy Astor, die bereits 1919 ins britische Parlament gewählt worden war, und die erste Frau, die dieses Amt auch antrat und ausfüllte. Sie setzte sich für das allgemeine Frauenwahlrecht und die Gleichstellung von Frauen im Staatsdienst ein. Für politische Gesprächsrunden holte Matheson ihre frühere Arbeitgeberin oft ins Radio und prallte deswegen mit Generaldirektor John Reith zusammen, der mit Frauen in leitenden Positionen seine Probleme hat. Und die BBC, so hebt die Autorin mehrfach hervor, sei in dieser Zeit die einzige Institution gewesen, die Frauen in leitender Position zugelassen habe. Nichtsdestotrotz ist die Moral Messlatte auch für den beruflichen Werdegang. Weshalb Mathesons lesbische Neigungen gehütet werden wie ein Staatsgeheimnis. In das Leben des verheirateten Chefingenieurs Eckersley, der ein Verhältnis mit einer ebenfalls verheirateten Frau hat und sich ihretwegen scheiden lässt, mischt sich Reith allerdings derart massiv ein, dass der Ingenieur schließlich kündigt. Im realen Leben werden John Reith dagegen mehrere außereheliche Affären, darunter auch zu mindestens einem Mann, nachgesagt, die die Autorin Sarah-Jane Stratford allerdings außen vor lässt. Dafür streut Stratford so wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg, der für viel noch ein Trauma bedeutet, den beginnenden Aufstieg der Nazis in Deutschland ein. Den Versuch der "British Union of Fascists" mit Hilfe einflussreicher Wirtschaftsbosse vom Kontinent die Gewalt über die britischen Medien - auch der bei den Hörern ständig beliebter werdenden BBC - zu übernehmen, um damit die öffentliche Meinung zu manipulieren, wird vor allem durch das inzwischen bis zur Leidenschaft gewachsene Engagement der Maisie Musgrave für den Journalismus vereitelt. Freigeister und Autoren wie T. S. Elliott, H. G. Wells, Virginia Woolf, Vita Sackville-West und viele andere zeitgenössische Künstler, die die (echte) Hilda Matheson kannte und zur BBC für Vorträge und Buchbesprechungen holte, spielen auch in "Radio Girls" eine Rolle. Das Buch ist eine Biografie der BBC, beleuchtet einen kurzen Ausschnitt des kurzen Lebens der Hilda Matheson, beschreibt die Anfänge des britischen Radios und stellt insgesamt eine Hommage an die Frauen dar, die halfen, die BBC zu dem zu machen, was sie heute noch ist. Das Coverbild ist vom Stil an die Zeit angelehnt, wirkt als Blickfang, hat aber mit dem Thema nur soviel zu tun, als ein kirschroter Schmollmund über einem Vintage-Mikrofon abgebildet ist. Mich erinnerte der im Pinup-Stil gehaltene Frauenkopf eher an die Andrew-Sisters als an eine Radio-Sprecherin, die er wohl darstellen soll.

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Es ist wirklich super interessant, einen Einblick in die Anfänge der BBC zu erhalten. Ich mag Bücher, die auf echten Personen beruhen. Hilda Metheson z.B. war die erste Gesprächsleiterin und Hörfunkproduzentin bei der BBC und eine sehr interessante Frau. Die politische Verschwörung, die Hilda und Maisie aufdecken ist spannend (Stichwort: Siemens und Nestlé). Das Frauenbild damals war schon sehr „speziell“ und daher war es sicher auch etwas Herausragendes, dass Hilda so erfolgreich war in ihrem Job. Und nicht verwunderlich, dass sie mit ihren wirtschaftlichen und politischen Radiogesprächen nicht immer auf Verständnis (vor allem in der männerdominierten Welt) stieß. Schön ist es auch, Maisie in ihrer Entwicklung vom verhuschten, grauen Mäuschen zu einer politisch engagierten, selbstbewussten Frau zu begleiten. Diese „Verwandlung“ ist der Autorin sehr gut geglückt – nicht übertrieben und unrealistisch, sondern nachvollziehbar. Ich mag Maisies Humor und ihre Schlagfertigkeit und ihr Mut beeindruckt. Das Buch hatte für mich persönlich ein paar Längen und war – trotz der insgesamt spannenden und interessanten Themen – nicht richtig fesselnd (wobei ich nicht genau sagen kann, warum ich das so empfand), weswegen ich nicht die vollen 5 Punkte vergebe. Dennoch für alle, die Bücher mit geschichtlichem Hintergrund mögen oder sich auch einfach für Radio/Rundfunk oder starke Frauen auf dem Weg zur Emanzipation interessieren, sehr zu empfehlen.

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Inhaltlich top, mit Interesse weckendem spannenden Einstieg. Man erlebt als Leser einerseits die Entwicklung der BBC, aber andererseits auch die von Maisie! Der Schreibstil ist meiner Meinung nach nicht leicht zu lesen, ich musste mich konzentrieren, um alles zu verstehen. Es ist also keine leichte Lektüre, bei der man mal entspannen kann! Dazu haben mir die langen Kapitel das Lesen erschwert, es hat sich dann teilweise etwas gezogen. Das hat sich jedoch in Grenzen gehalten. Fazit: Radio Girls ist eine passende Lektüre, wenn man sich für London, die BBC oder auch die Emanzipation der Frau interessiert. Die langen Kapitel und der Schreibstil haben es manchmal etwas gezogen...

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Eine perfekte Mischung aus Historie und Fiktion!

Von: luciebookworld

15.06.2020

„Radio Girls“ spielt im London der 20er und 30er Jahre und somit in der Nachkriegszeit, die viel Veränderung mit sich bringt. Maisie Musgrave bewirbt sich für eine Stelle bei der BBC als Sekretärin und wird überraschend sogar eingestellt. Auf ihrer Arbeit lernt sie viele verschiedene Menschen kennen, aber eine Persönlichkeit sticht heraus: Hilda Matheson. Als Vortragsdirektorin bringt sie einen Wirbel in die noch junge BBC, stellt viele Fragen und möchte kontroverse Themen beleuchten. Das stößt vor allem in der Männerwelt immer wieder auf Widerstand. Das Buch bietet eine Mischung aus Historie und Fiktion und man verfolgt die beiden Frauen dabei, wie sie sich in der damaligen Entwicklungszeit der BBC versuchen in einer Männerdomäne zurechtzufinden. Meinung: Der Einstieg in das Buch fiel mir erst einmal schwer. Der Schreibstil war zwar gut und auch flüssig zu lesen, dennoch konnte ich mich für etwa die ersten 50 Seiten nicht in der Geschichte zurechtfinden. Das lag in meinen Augen vor allem an der Protagonistin, Maisie Musgrave, die mir zu Anfang zu oberflächlich beschrieben war. Danach konnte mich das Buch aber fesseln. Die Protagonistin gewann an Tiefe und sie hat im Verlauf eine merkliche Charakterentwicklung durchgemacht, was mir sehr gut gefallen hat. Dadurch wurde sie authentisch und hat der gesamten Geschichte einen Aufschwung verliehen. Auch die unterschiedlichen anderen Charaktere haben der Handlung einen gewissen Funken verliehen und dazu beigetragen, dass das Interesse an dem Buch nie gänzlich abbrach. Vor allem Hilda Matheson war eine beeindruckende und interessante Persönlichkeit, die mich nie wirklich losgelassen hat. Interessant fand ich hierbei auch, dass sie eine historische Persönlichkeit ist. Die Handlung an sich war gut durchdacht und informativ sowie interessant aufgebaut. Man bekommt einen sehr guten Einblick in das Leben einer Frau zu der damaligen Zeit und ihren Hindernissen zu, unter anderem, einer (größeren) beruflichen Karriere. Hier habe ich leider auch noch Parallelen zu der heutigen Zeit feststellen müssen. Obwohl nicht im ganzen Buch die Spannung voll aufrechterhalten wurde und es hin und wieder die ein oder andere Länge gab, hat mich das nicht wirklich gestört. Der Lesespaß ist trotz dessen nie abgeklungen. Insgesamt kann ich sagen, dass mir „Radio Girls“ eine faszinierende Reise in eine vergangene Zeit ermöglicht hat. Ein gelungener Roman, der mit einer perfekten Mischung aus Historie und Fiktion aufwarten kann!

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INHALT: London 20er/30er Jahre: Maisie Musgrave, arm und aus keinem guten Elternhaus, bewirbt sich bei der BBC, einem Londoner Radiosender in seinen Anfängen, als Sekretärin und wird angenommen. Aus dem unscheinbaren Mauerblümchen wird mit der Zeit und Arbeit unter der Führung ihrer emanzipierten Chefin Hilda Matheson eine selbstbewusste junge Frau. Eines Tages entdeckt sie eine Verschwörung gegen die BBC und vertraut sich Hilda an. Was können die beiden Frauen tun? KRITIK: Es geht um Emanzipation, um die Einführung des Frauenwahlrechts und um den Kampf der Frauen um Anerkennung im Beruf. Dafür wählt die Autorin Sarah-Jane Stratford als Schauplatz das London der 20er und 30er Jahre, wo die BBC mit der Einführung des Radios die Menschen durch ein neues Medium zu erreichen sucht. Nicht nur Unterhaltung und Bildung steht auf dem Programm, auch politische Vorträge werden gesendet. Hier geht es besonders um die Rechte der Frauen. Im Roman werden historische Ereignisse und Personen, wie die Einführung des Frauenwahlrechts und die Vortragsleitende Hilda Matheson, spannend und interessant in die Geschichte eingeflochten, was ich sehr gelungen fand. Etwas erinnert mich der Roman an "Der Teufel trägt Prada" im Radiosender, da die schüchterne Maisie eine ähnliche Entwicklung im Betrieb durchläuft. Die Figurenentwicklung Maisies passte sehr gut zum Roman und verlief auch nicht ganz so klischeehaft, wie man vielleicht meinen könnte. Im Mittelteil zog sich der Roman für meinen Geschmack etwas zu sehr hin, da hätte man bestimmt einige Seiten kürzen können, ohne dem Fortgang der Geschichte zu schaden. FAZIT: Gelungener Roman über die Anfänge der BBC und die Rolle der Frauen, die für sie arbeiteten, bereichert durch historische Ereignisse und Personen!

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Inhalt: London 1926. Die junge Maisie war schon immer die graue Maus, ist nie aufgefallen, kommt aus sehr einfachen Verhältnissen. Sie bewirbt sich bei der BBC als Sekretärin, ihre Chancen sehen eher schlecht aus. Doch sie ergattert den begehrten Job, bei der Vorzimmerdame von John Reith. Sie soll aber auch bei dem Programmdirektor arbeiten, dieser entpuppt sich als Frau - Hilda Matheson, die mit ihren gewagten Themen, frischen aber auch gewagten Wind in die BBC bringt. Zusammen werden sie sehr schnell zu einem guten Team. In dem Buch begleiten wir die junge Maisie über 3 Jahre lang, über die Arbeit bei der BBC. Damals gab es noch keine Musik, sondern die BBC hat ihre Aufgabe zur Unterhaltung und Bildung gehabt. Meinung: So richtig bin ich nicht zu 100% mit dem Buch warm geworden, das ist auch das Problem, jetzt eine Rezension über dieses Buch zu schreiben. Es ist unterhaltsam und der Schreibstil ist flüssig. Man lernt in dem Buch die Anfänge der BBC kennen. Wie hart es für die Frauen war, in einer Männerdomäne sich zu etablieren. Die kleine Maus Maisie macht einen richtig tolle Wandlung in diesem Buch, sie wächst an ihren Aufgaben. Hilda ist eine starke Persönlichkeit, auch sie hat mir sehr gut gefallen. Das Buch bekommt von mir 3,5 von 5 Sterne.

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Klappentext: Eine unvergessliche Reise in Londons Roaring Twenties London, 1926, der Krieg ist vorbei, die aufregende Energie der Veränderung flirrt durch die Luft. Die junge Amerikanerin Maisie hat einen Job bei dem gerade erst gegründeten Rundfunksender BBC ergattert. Sie ist elektrisiert vom hektischen Tempo, den jungen klugen Mitarbeitern und einschüchternden Chefs. Sie entdeckt ihre Leidenschaft für das Radio und trifft auf die außergewöhnliche Hilda Matheson, die Gründerin des beliebten Talk-Programms, die ihr zur Mentorin wird. Als die beiden jedoch eine schockierende Verschwörung aufdecken, müssen sie sich entscheiden: Wie weit gehen zwei engagierte Journalistinnen für die Wahrheit? Meine Meinung/Kritik: Radio Girls ist einer der interessantesten historischen Romane die ich bisher gelesen habe. Es ist voller Spannung, Humor, Liebe und Leidenschaft. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und liebevoll detailliert, so dass ich mich in die 1920er Jahre reinversetzten konnte. Zunächst einmal zur Story an sich. Die Entstehung der BBC und die Neider rund um sie herum sowie die Frauenrechte zur damaligen Zeit bieten eigentlich ein passendes Szenario für einen spannenden Roman mit einer Frau als Protagonistin. Die Autorin konnte dies auch sehr gut umsetzen und auch detailreich erzählen wie es zu der damaligen Zeit lief. Auch wenn ich mir ab und zu dachte, dass es nicht wirklich drei so starke Frauen geben kann die dann auch noch auf einem Haufen landen. Der Schreibstil war mir am Anfang noch recht unangenehm zu lesen, was wohl an dem vorigen Buch lag was einen sehr abweichenden Schreibstil hatte, und doch konnte ich mich schnell rein finden. Die Kapitel sind meist sehr lange (rund 30 Seiten) wodurch ich manchmal schon nach zwei Kapiteln aufgehört habe um das geschriebene zu verdauen und doch wurde es am Ende so spannend, dass ich die letzten 200 Seiten an einem Tag lesen musste. Ein kleiner Kritikpunkt sind wohl die großen Zeitsprünge die immer wieder auftauchen und einen manchmal verwirren können. Die Charaktere um die es sich hauptsächlich dreht sind Maisie und Hilda welche beide eine sehr starke Persönlichkeit darstellen von der man doch fast erschlagen wird. Zum Ende hin taucht auch immer häufiger Phyllida auf die ebenso stark in ihrer Persönlichkeit ist. Die größte Entwicklung hat Maisie gemacht, die Protagonistin und Heldin des ganzen Buches. Vom grauen Mäuschen zur taffen Frau innerhalb weniger Jahre. Wenn man bedenkt, dass es diese Frau wirklich gab und sie all das wirklich erlebt hat, fragt man sich nur, woher der Mut kam den sie hatte. Der Charakter der Protagonistin war gut ausgearbeitet und stellte die Problemlage einer Frau in der damaligen Zeit sehr gut dar. Eine ungebildete aber doch sehr schlaue Frau die es die Karriereleiter immer weiter rauf schaffte und das bloß durch Ehrgeiz. Hilda hingegen ist schon auf der Karriereleiter ganz weit oben für eine Frau und doch wagt sie sich Dinge gegenüber einem Mann, die keine andere wagen würde und steckt ihr Umfeld damit regelrecht an. Wie auch Maisie, sehe ich Hilda als eine Protagonistin. Für eine Art Sidekick ist sie zu präsent und stark in ihrem Charakter. Sie ist die Art von Person, für die nicht ein Buch ausreichen könnte um ihr Leben darzustellen. Phyllida ist jedoch ein typischer Sidekick der den Protagonisten mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie hilft wo sie kann. Ihre Entwicklung hat mich auch mitgenommen, da sie wie Maisie ungebildet ist und es doch weit schaffte. In solch einer Zeit muss man überleben vor allem in einer Männerdominierenden Branche. Phyllida wurde mutiger und ähnelte ein wenig einer jungen Hilda. Im gesamten wurden die männlichen Charaktere gut dargestellt und genauso egozentrisch gezeigt, wie ich sie mir in den 20ern vorstelle. Mein Fazit lautet, dass dies ein wirklich hervorragendes Buch war, welches in einer Sprache geschrieben wurde, die einen in der Zeit zurückreisen lässt. Radio Girls ist eine Zeitreise in die Roaring Twenties wobei es weniger feierlich als eher Spannung pur und eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Das Buch erhält von mir sehr gute 4 von 5 Sternen.

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1926 ergatterte die junge Maisie Musgraves eine Anstellung als Sekretärin beim BBC. Bald nahm die emanzipierte Programmdirektorin Hilda Matheson sie unter ihre Fittiche. Matheson revolutionierte das Radio und führte verschiedene Sendungen ein, in denen die Hörer über kontroverse politische und wirtschaftliche Themen informiert wurden. Das Radio war jedoch noch jung und stieß in der Bevölkerung auch auf Skepsis: "Warum in aller Welt sollte irgendjemand körperlosen Stimmen zuhören wollen?" Der Rundfunkrat erlaubte es anfänglich nicht, dass Nachrichten im Radio gesendet wurden, denn die Zeitungen bangten um ihre Monopolstellung. Reith, der General Direktor, war sehr konservativ und achtete stets darauf, dass der Anstand nicht verletzt wurde. Beiträge von Mitgliedern der bekannten Bloomsbury-Gruppe, wie Virginia Woolf, H.G. Wells und Vita Sackville-West, fanden nicht immer seine Billigung. Presse bedeutete Macht. Eine faschistische Gruppierung kaufte Ende der 20er eine britische Zeitung auf und plante die Infiltration der BBC. Es störte sie, dass so viele Frauen bei dem Sender arbeiteten und Themen der Labour-Partei angesprochen wurden. Die Geschichte Maisies spielt vor diesem Hintergrund. Neben kleinen Liebschaften, am Rande der Handlung, erzählt der Roman von Masies Arbeitsalltag, dem Kampf um das Frauenwahlrecht und dem gesellschaftlichen Leben mit den aufbrechenden Standesunterschieden Ende der 20er. Auch auf die politische Situation in Deutschland wurde eingegangen. Es war spannend zu lesen, welch antiquiertes Frauenbild es damals noch gab. Eine "gute" Frau war nicht ehrgeizig. Nach dem Krieg wollten viele junge, alleinstehende Frauen Sekretärin werden. Das Ideal war jedoch immer noch, einen Ehemann zu finden. Und nach ihrer Heirat durften sie üblicherweise nicht weiterarbeiten. Etwas störend fand ich, dass Maisie am Anfang sehr verschüchtert war und sich ständig um ihr Aussehen sorgte. Ich dachte daher erst, dass das Buch in Richtung Chick-Lit gehen würde. Masie fing sich jedoch sehr schnell und wurde selbstbewusster und ehrgeiziger. Das Buch legte in der zweiten Hälfte an Spannung zu. Ich hätte mir etwas mehr Informationen über die geschichtlichen Hintergründe gewünscht. Matheson, Musgraves und Reith haben tatsächlich gelebt. Ob die Handlung sich so zugetragen hat, wie im Buch beschrieben, konnte ich jedoch nicht feststellen. Eine interessante Geschichte über mutige Frauen und die Anfänge des Radios, über Pressefreiheit und Demokratie und das Leben in London Ende der 20er.

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