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Rezensionen zu
Ichwahn

Markolf H. Niemz

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Physik und Bioengineering sind die Grundkompetenzen des Professors für Medizintechnik an der Universität zu Heidelberg. Und bereits vor einiger Zeit hat Niemz sich mittels einer romanhaften Darstellung dem „Jenseits“ überzeugend genähert. Nun wendet er sich in diesem Sachbuch dem „Diesseits“ ebenso luzide und, in der Sprache, einfach erklärend zu. Wobei „Diesseits“ nicht ganz zutreffend ist. Genauer formuliert erläutert Niemz eine, aus seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen her gespeiste, umfassende Sicht auf die Existenz, das Universum, auf Raum und Zeit („räumlich und zeitlich“ werden davon allerdings nur übrigbleiben) und was all dies (letztendlich ist alles mit allem Verbunden ohne „Raum und Zeit“, allerdings „räumlich und zeitlich“ nur wahrnehmbar durch den Menschen) für das „ganz normale“ Leben bedeutet. Damit trifft Niemz (und er trifft es gut) eine wichtige Frage der Gegenwart und bietet einen fundierten, neuen, andersartigen Denkansatz. An vielen Stellen der Welt ist die Frage nach einer „neuen Philosophie“ drängend bereits im Raum. Systemfragen beginnen, den öffentlichen Diskurs zu bestimmen. Mit auf jeden Fall auch einer beobachtbar zunehmend Tendenz der „Isolation“, der „Abschließung“, des Denkens in „Die und Wir“ als (feindlich zu verstehende) Gegensätze. Wenn nun aber Niemz physikalisch anhand von Einsteins Relativitätstheorie, biologisch anhand von Darwins Evolutionslehre und philosophisch anhand des (überaus komplexen) systemischen Denkens Whiteheads, der das Leben als „Prozess“ betrachtet, in dem alles mit allem zusammenhängt und interagiert, eine große Linie zieht und die so hoch gehobene „Individualität“ nicht weniger als ad Absurdum führt, dann wird klar, dass Niemz einen Faden für eine andere Form des Denkens und des Verstehen des Seins aufgreift, als allgemein üblich im Raum steht. „Es existiert eine Perspektive, aus der die Wirklichkeit nicht in Raum und Zeit aufspaltet. Aus dieser Perspektive trennt dich nichts von mir und Leben nichts vom Tod“. Schon dieser erste Satz des Buches zeigt an, so sehr Niemz auch eine einfache Sprache und zigfache Beispiele, gut illustriert in Wort und Bild, nutzt, seine Analysen und Folgerungen gehen durchaus an den „Rand des Denkens“. Vor allem, wenn Niemz die Philosophie Whiteheads erläutert, werden hoch abstrakte Denkräume betreten, die nicht einfach griffig in Schlagworten niedergelegt werden können. Hier ist es gut, dass am Ende des Buches ein Interview mit Niemz abgedruckt ist, in dem vieles noch einmal als Konzentrat benannt wird. Mit einer einfachen und einmaligen Lektüre des Werkes ist es daher für den Leser nicht getan. Die Inhalte wollen vielfach und immer wieder erarbeitet werden. Was sich aber am Ende überaus lohnt. „Die Auffassung vom Ich als einem Individuum ist falsch und das derzeit größte Hindernis für Frieden“. Eine These, die Niemz beweist und nicht nur plakativ esoterisch formuliert. Mit weitreichenden Folgen, wenn man im Buch der überzeugenden Argumentation innerlich folgt. „Ich stelle unsere Auffassung vom Ich infrage – und unsere Vorstellungen von Wirklichkeit, Licht, Freiheit und Glück. Aus alldem wächst ein neues Ichbewusstsein“. Wobei „Licht“ einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt, in der Physik an sich und in der Argumentation dieses Werkes speziell. Mit der Folge, dass die gesamte Grundlage zumindest der westlichen Kultur, auf „Abgrenzung“ beruhend, im praktischen Leben und der dualistischen Weltsicht in vielfachen Ausprägungen, ins Wanken gerät. Und zu einer anderen Art des „verbundenen Lebens und Denkens“ und Lebens geführt wird. Mitsamt spiritueller Ebenen. Damit nimmt Niemz eine „Grenzhaltung“ ein und lässt physikalische, naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit geistigen Fragen (Philosophie) und geistlichen Setzungen (Religionen) in einer sich miteinander vernetzenden Art und Weise interagieren, die im Werk stichhaltig begründet und belegt werden. Denn auch Platz für „etwas Höheres“ steht im Raum (wie Niemz im Blick auf Darwin erläutert). Und so stimmt am Ende der Satz, der das Ergebnis des Werkes zusammenfasst: „Es lebt in uns“. Ohne die notwendige Bindung von Bewusstsein an einen Körper zu negieren, ohne die „geistige Evolution“ zu ignorieren (die sich zunächst als „sich getrennt wahrnehmend“ ereignet), öffnet Niemz dennoch den weiten Blick in das „Zusammenspiel von Licht und Materie“, die sich zu einem „selbst organisierenden Netzwerk“ entfaltet, dass sich gar „seiner bewusst ist“ als „höhere Instanz“ als es ein Individuum sein könnte. Dieses ist „Teil“ des Netzwerkes, mit allem verbunden, durch alles beeinflusst und mit intuitivem Zugriff auf die Informationsdichte des Netzwerkes verbunden. Ein leidenschaftliches Plädoyer für „Zusammenhänge“ in allen denkbaren Formen als Grundlage allen Lebens und Seins, das eine tatsächlich neue Art der Selbstbetrachtung dem Leser anbietet. Mit einer klaren Absage an jeden, der sich als „Individuum als das Maß der Dinge“ versteht. Überaus empfehlenswert, wenn auch mit vielfacher „Lektürearbeit“ verbunden.

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