Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Sex und Lügen

Leïla Slimani

(14)
(4)
(0)
(0)
(0)
€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Leila Slimani, die mich einst schon mit ihrem erfolgreichen Roman "Dann schlaf auch du" überzeugt hat, hat mich auch mit diesem Buch sehr bereichert. Sex und Lügen ist eine Sammlung von Gesprächen mit marokkanischen Frauen über Sex und Sexualität im konservativen, muslimischen Marokko. Dieses Buch war so ein Augenöffner! Einfach unfassbar, was heutzutage auf dieser Welt passiert, und das nicht mal wenige Flugstunden von uns entfernt. Ich selbst war vor wenigen Jahren in Marokko und fand es nun sehr spannend, dank dieses Buches nachträglich einen tieferen Einblick in die dortige Mentalität zu bekommen. Allgemein ist Leila Slimanis Sex und Lügen ein Buch, das viel zum Feminismus-Diskurs beiträgt und neue Blickwinkel eröffnet. Große Empfehlung!

Lesen Sie weiter

Sex und Lügen ist eine Sammlung an persönlichen Gesprächen und Geschichten, sowohl von Frauen die konform mit der Gesellschaft, Religion und Kultur aus Marokko leben, als auch die sich von all dem befreit haben, nie streng erzogen wurden und schon von klein auf gelernt haben, dass eine Frau nicht weniger Wert ist als ein Mann. Frauen die in Vorsicht erzogen wurden und auch so weiterleben. Leïla Slimani bringt uns gleich in Ihrem Vorwort die gesellschaftliche und kulturelle Situation in Marokko näher und führt den Leser in die Problematik dieser Gesellschaft ein. Die Sexualität, der Körper und alles was eine Frau ausmacht wird von der marokkanischen Gesellschaft, der Religion und Politik - durch Gesetze - tagtäglich beeinflusst und eingeschränkt. Der leichte, lockere Schreibstil macht es dem Leser nur noch einfacher sich auf den Inhalt der Geschichte zu konzentrieren. Leïla Slimani gibt in ihrem Buch marokkanischen Frauen eine Stimme und bringt uns diese Kultur näher. Wir lernen von den familiären Strukturen und Erwartungen die an eine Frau gestellt werden. Von dem inneren Kampf darüber, diesen Erwartungen nachzugehen und dies zu erfüllen oder ein eigenes, selbständiges Leben zu führen. Es wird von arrangierten Ehen, häuslicher Gewalt, Unterdrückung, Hass, Angst und Schmerz berichtet. Die Erzählungen der Frauen sind sich alle sehr ähneln und dennoch nicht, denn jeder hat auf ihre eigene Art und Weise die Unterdrückung und Gewalt der Gesellschaft gespürt. Die Anzahl an Erzählungen und die Tatsache das Frauen aus den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Altersklassen betroffene sind, ist das schockierende an diesem Buch. Das verdeutlicht einmal mehr die Problematik auf die Leïla Slimani in ihren Buch aufmerksam zu machen versucht. Sex und Lügen ist eine berührende Sammlung an Geschichten, die man einfach gelesen haben muss. Erschreckend, leidvoll, tragisch und dennoch Realität für unzählige Frauen. Auch wenn man sich für die marokkanischen Frauen eine baldige Veränderung wünscht, scheint es als würde es keine Lösung geben. Sie selbst halten an ihren altbewährten Traditionen fest und vermitteln sie an die kommende Generationen, was einen Wandel und Veränderung nur noch schwerer macht.

Lesen Sie weiter

August 2016, Casablanca: der verheiratete siebenfache Familienvater Omar Benhamad und die verwitwete sechsfache Mutter Fatima Najjar werden von einer Polizeistreife in einem am Strand geparkten Auto in flagranti beim Ehebruch erwischt. Und das in einem Land, in dem „jede verheiratete Person, die des Ehebruchs überführt wird“ zwei Jahre Gefängnis riskiert. Das wirklich Delikate daran: der Professor für religiöse Studien und die Predigerin gelten als religiöse und moralische Instanzen in Marokko. Beide vertreten ultrakonservative Auffassungen – so erklärte Benhamad den Austausch von Liebesbekundungen auf Facebook zur Sünde, Najjar setzte schon das Lächeln einer Frau auf offener Straße mit "dem Geschlechtsakt" gleich. In „Sex und Lügen – Gespräche mit Frauen aus der islamischen Welt“ sammelte die in Frankreich lebende Autorin Leila Slimani Erfahrungsberichte unterschiedlichster Frauen aus ihrem Heimatland Marokko mit dem Ziel „die Realität dieses Landes zu zeigen, die so viel komplexer und schmerzlicher ist, als man uns glauben machen will.“. „Die Spannung zwischen dem Wunsch nach Modernität und dem – aufgesetzten oder einem echten Bedürfnis entspringenden – Festhalten an traditionellen Werten zerreißt die marokkanische Gesellschaft“. Bei einer mehrtätigen Autofahrt von Marrakech durch das Atlasgebirge bis in die Nähe des algerischen Grenze in der Sahara fiel mir Eines immer wieder auf: Insbesondere in den kleinen, abgelegenen Dörfern, aber auch in den größeren Städten und Orten sah man nicht viele Frauen auf den Straßen. Und fast nie sah man eine Frau allein. Auch schien es keine Durchmischung der Geschlechter im öffentlichen Raum zu geben, von körperlicher Nähe und Zärtlichkeit ganz zu schweigen. Durch die Lektüre von „Sex und Lügen“ erschlossen sich mir etliche Hintergründe dieser Wahrnehmung. Slimani beschreibt das Erwachsenwerden der Frau als einen „mit Demütigungen gepflasterten Weg“. So wird bspw. ein intaktes Jungfernhäutchen als Zwangsinstrument eingesetzt, um die Frauen ans Haus zu binden und zu überwachen. Eine intime Privatangelegenheit wird zum Gegenstand kollektiver Besorgnis. Im marokkanischen Strafgesetzbuch finden sich ganze Kapitel über Sittlichkeit und in allen geht es um das vorgeschriebene Verhalten der Frau. „Sie ist Garant der Familienehre und, schlimmer noch, der nationalen Ehre.“ „Sex und Lügen“ ist ein wichtiges Buch, das durch das Zeugnis einiger mutiger Frauen Einblicke bietet in eine Gesellschaft im Umbruch. Eine Gesellschaft, die durch eine schizophrene Doppelmoral zwischen Gesetzen und Regeln und einer Realität, die mitnichten diesen entspricht, viel Angriffsfläche bietet für extremistische Tendenzen. Slimani erhebt dabei nicht den Anspruch eine soziologische Studie über die Sexualität in Marokko zu verfassen. Sie will vielmehr die oft erschütternden Aussagen der Frauen ungefiltert wiedergeben und ihnen damit Gehör verschaffen. Das ist ihr auf jeden Fall gelungen! Einzig ein Glossar im Anhang wäre noch wünschenswert gewesen.

Lesen Sie weiter

Ich habe mich gefragt, wie und ob es möglichst objektiv gelingen kann, einen feinfühligen und zugleich aufrüttelnden Text über die Thematisierung von weiblicher Sexualität im islamischen Kontext zu schreiben. Denn es handelt sich nicht nur um ein heikles Thema, das es mit Vorsicht zu entfalten gilt, vielmehr bedarf es bestimmten Quellen, die Auskunft über die Situationen von Betroffenen geben ohne sie zu entblößen oder in Gefahr zu bringen. Leila Slimani ist eine Annäherung an dieses Thema unverkennbar geglückt. Ihr neues Werk ist ein nachdrückliches Plädoyer für die Freiheit individueller Sexualität. Die Texte von Slimani gehen unter die Haut. Das erzählerische Tabubrechen zählt zu den Hauptthemen ihres Werkes. Nachdem sie 2014 in Dans le jardin de l’orge das verstörende Porträt einer Nymphomanin zeichnet und Ende 2017 in Dann schlaf auch du die ambigue Mutterrolle in der modernen, westlichen Gesellschaft diskutiert, liefert sie nun mit Sex und Lügen. Gespräche mit Frauen aus der islamischen Welt starken Stoff für die aktuellen Debatten um Feminismus und #metoo. Slimani positioniert sich mit diesem Band strikt gegen die fortwährende Unterdrückung der Frau im islamischen Land Marokko. In einer Ansammlung von persönlichen Geschichten verschiedener Frauen, lässt sie Freundinnen, Prostituierte und Leserinnen zu Worte kommen, die in intimen Berichten ein destruierendes Gesellschaftssystem angreifen, das vor allem Frauen essentielle sexuelle Rechte abspricht. Dabei geht es der Autorin, wie sie im Intro einführt, weniger darum, einen soziologischen Essay, sondern die Gedanken und Worte betroffener Frauen zunächst „ungefiltert“ darzulegen. Dazu gehören ebenso enttabuisierende Versprachlichungen von Traumata und Träumen wie Wut, Angst und schließlich Hoffnung. Dabei treffen Erzählungen von pubertierenden Verliebtheiten junger Mädchen auf erschreckende Details, die von lähmender Angst beim harmlosen Händchenhalten berichten oder fehlgeleiteter elterlicher Fürsorge, die jegliche emotionale Wünsche zu hindern sucht. Ganz im journalistischen Stil stellt Slimani den privaten emotionalen Bekenntnissen unanfechtbare offizielle und inoffizielle Fakten entgegen: „Der Begirff h’chouma“, schreibt die Autorin eingangs, „in etwa übersetzbar mit ‚Schande’ oder ‚Scham’, der jedem von frühester Kindheit eingetrichtert wird, bildet eine weitere Säule der marokkanischen Gesellschaft“, und verweist damit auf moralisch-gesellschaftliche Grenzziehungen, deren Verstoß strafgesetzlich geahndet wird. So wird jede Form außerehelichen Beischlafs laut des marokkanischen Strafgesetzbuches mit Haftstrafen bis zu einem Jahr und Fälle von Ehebruch bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft. Erschreckende Realität. Leila Slimani desavouiert damit ein tyrannisches Gesellschaftssystem, das etliche Menschen unterdrückt und fordert mit den mutigen Berichten einzelner Frauen Aufmerksamkeit für ein menschenrechtsverletzendes Gesellschaftsumfeld, gegen das es zu rebellieren gilt. Bitte lesen!

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.