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Rezensionen zu
Es ist schwer, ein Gott zu sein

Arkadi Strugatzki, Boris Strugatzki

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Arkadi und Boris Strugatzki gehören zweifelsohne zu den wichtigsten Phantastik und Science Fiction Autoren aller Zeiten. Umso grandioser ist es, dass Heyne nach und nach die wichtigsten Werke aus der Werkausgabe herauslöst und als Romane neu veröffentlicht. Und bei "Es ist schwer, ein Gott zu sein" handelt es sich zudem auch noch um die unzensierte und anhand der Manuskripte rekonstruierte Fassung. Ein Meisterwerk der Science Fiction neu aufgelegt. Die Strugatzki Brüder beschreiben einen fernen Planeten auf dem Menschen in einer spätmittelalterlichen feudalen Gesellschaft leben. Es ist kein romantisiertes Mittelalter, sondern ein schmutziges, brutales und somit realistischeres Mittelalter, als es in unzähligen Werken gezeichnet wird. Auf diesen Planten schickt die kommunistische Erdgesellschaft bzw. das Institut für Experimentalgeschichte Beobachter. Diese sollen die Entwicklung des Planeten lediglich filmend und forschend begleiten aber nicht eingreifen. Die Beobachter sind dabei, ob ihres technischen wie zivilisatorischen Fortschritts, für die Bewohner des Planten gottgleich. Obgleich unendlich reich und mächtig, ist es den Beobachtern untersagt, selbst bei grausamsten Entwicklungen einzugreifen. In dieses Dilemma gerät Anton alias Don Rumata als sich die Gesellschaft anschickt in einen theokratischen Faschismus umzukippen. Mord und Totschlag, schrecklichste Folter, Lügen, Intrigen, Denunziation und Willkür herrschen, wo sich eigentlich nach der „Basistheorie des Feudalismus“ eine Zivilisation entwickeln sollte. Während die faschistischen Schläger- und Mordtrupps marodieren und Künstler, Buchgelehrte und Intellektuelle auszurotten versuchen, beginnt Anton einige wenige Menschen zu retten und in benachbarte Königreiche zu bringen. Dies kann natürlich nicht lange unentdeckt bleiben, was zum Konflikt sowohl mit den faschistischen Despoten, als auch dem eigenen moralischen Anspruch führen muss. Ursprünglich wollten Arkadi und Boris Strugatzki einen Abenteuerroman wie die drei Musketiere von Alexandre Dumas schreiben. Viel ist davon nicht mehr übrig geblieben und dennoch blitzen sowohl der Humor als auch Anleihen an Abenteuerromane auf. Aber aus der „unschuldigen“ Idee entwickelte sich ein Allegeoriegewordener Roman. Die Strugatzki Brüder zeigen was alles mit Science Fiction möglich ist. Es ist nicht lediglich banaler Eskapismus, sondern beste Gesellschaftskritik versteckt in einer packenden Erzählung. Die Kritik am Faschismus ist dabei explizit. Etwas was in der Sowjetunion des Jahres 1964 (Erstveröffentlichungsdatum des Romans) zur Pflichtübung gehörte. Die marodierenden Horden sind schnell als nationalsozialistische SA zu identifizieren. Die Heiligen Horden, pardon, der Heilige Orden ist dann natürlich die SS. Eine quasi-religiöse Vernichtungsmaschinerie. Das Denunziantentum des totalitären Staates kommt eben so vor wie Geheimdienste, Spitzel und inquisitorische Sicherheitsdienstler. Die Grenzen zwischen Kritik am Faschismus ebenso wie am Stalinismus sind fließend und dennoch deutlich herauszulesen. Der Antagonist heißt Don Reba, was eine notwendige Veränderung des ursprünglichen Don Rebija war. Da war allerdings die Anspielung auf Stalins Geheimdienstchef Berija zu deutlich und (wieder einmal) eine Zensur durch die sowjetischen Behörden zu befürchten gewesen. Es ist eine präzise Beschreibung der verschiedenen Persönlichkeitstypen und Verhaltensweisen im Faschismus. Untertanen, Opportunisten, Speichellecker, autoritäre Charaktere, die nach oben buckeln und nach unten treten, alle Phänotypen finden sich wieder. Und immer wieder ist es Anton, der für das moralische Handeln spricht, dem zugleich aber nichts menschliches fremd ist. "Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein" lässt sich auf mehrere Arten lesen. Es ist, ob der Sprache und des Inhalts, ein Meisterwerk der Science Fiction. Es ist grandiose Gesellschaftskritik. Es ist ein Phantastik Crossover von Zukunft und Vergangenheit. Es ist eine Aufforderung an die Leser sich der Verantwortung im Angesicht der Menschenfeinde zu stellen. Und damit ist es wieder hochaktuell. Denn die Brüder Strugatzki zeigen auf, wie schnell eine Gesellschaft in den Totalitarismus kippen kann, wenn man nicht rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkennt. Es ist eine Aufforderung ein politisches Bewusstsein zu entwickeln, denn auch wenn man nichts davon wissen will und nur in Ruhe und Frieden Leben möchte, ereilen einen spätestens mit dem Umsturz die Ereignisse, wenn alle Menschen zu potentiellen Feinden erklärt werden und die Willkür der Gewaltherrschaft dominiert. Mehr mustread geht nicht bei einem Buch.

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