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Rezensionen zu
Die Gabe

Naomi Alderman

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Ich bin auf "Die Gabe" von Naomi Alderman zunächst aufgrund des Covers aufmerksam geworden und mein Interesse wurde dann vom Klappentext noch gesteigert. Allerdings habe ich dann zunächst ein wenig gehadert, ob ich das Buch tatsächlich lesen soll, da ich geteilte Meinungen über das Buch erhalten habe. Nun habe ich mir das Buch doch vorgenommen und kann sagen, dass ich es mit leichten Abstrichen überaus interessant und lesenswert finde. Die Handlung folgt verschiedenen Protagonisten und beleuchtet die Ereignisse so immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln. Dadurch bekommt man als Leser einen allumfassenden Überblick. Ein wirklich mitreißender und teils auch echt erschreckend realitätsnaher Schreibstil, reißt einen als Leser mit von den Anfängen des Umschwungs bis hin zum vollständigen Wandel. Während des Lesens fragt mach sich als Leser immer wieder, ob es wirklich so kommen könnte, blickt dann in die Vergangenheit und hat seine Antwort. Stellenweise ist der Roman zwar ein wenig stereotyp, vor allem, wenn es um die Vorherrschaft aufgrund der ungleichen Kräfteverhältnisse geht. Gleichzeitig kann der Roman aber dennoch immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwarten, so dass die Handlung spannend bleibt. Obgleich die Handlung rein fiktiv ist, hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass die Ereignisse genau so geschehen könnten, wenn es zu einer solchen Situation kommen würde. Dies ist ein Roman, bei dem man sich immer wieder die "Was wäre wenn" - Frage stellt und dadurch auch unsere Sozialisation automatisch mit hinterfragt. Ich persönlich fand die Vorstellung, dass es zu einer solchen Welt kommen könnte ziemlich erschrecken, zumal die Handlung gefühlsmäßig bei mir in den 70er bis 80er Jahren des letzten Jahrhunderts stehen geblieben ist. Klar könnte es in vielen Teilen der Welt auch heute noch so passieren, wie es im Roman dargestellt ist. Allerdings möchte ich bezweifeln, dass es in der westlichen und abgeklärten Welt solche Ausmaße annehmen würde, wie sie hier beschrieben wurden. Meine größte Kritik muss ich zum Ende der Handlung mit anbringen, als ich nicht mehr so ganz nachvollziehen konnte, in welchem Land man sich gerade befand. Irgendwie verschwamm zum Schluss (und damit meine ich nicht direkt die letzten Seiten) alles ein wenig bzw. die Ereignisse überschlagen sich, so dass ich etwas das Gefühl hatte, dass die Autorin endlich zum Schluss kommen wollte. Fazit: "Die Gabe" von Naomi Alderman ist ein überaus interessanter dystropischer Roman, der fiktiv die Frage beantwortet: Was wäre, wenn Frauen plötzlich das "starke Geschlecht" wären? Dies geschieht überaus realitätsnah und glaubhaft. Von mir bekommt der Roman in jedem Fall eine Leseempfehlung, auch wenn die Ereignisse vielleicht nicht für jeden so glaubhaft sein mögen! Note: 2+ (💗💗💗💗)

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Kurzmeinung: Ein sehr interessantes Gedankenexperiment. Wie sähe die Welt aus, wenn die Frauen das starke Geschlecht wären? Das Buch ist spannend und lässt sich trotz des Umfanges schnell weglesen. Die verschiedenen Perspektiven machen die Geschichte sehr interessant. Allerdings hätte man aus diesem vielversprechenden Ansatz meiner Meinung nach mehr machen können. Da wurde einiges an Potential verschenkt. Meine Meinung: Was mich an diesem Buch besonders gereizt hat, ist das Szenario. Frauen, die plötzlich durch "die Gabe" den Männern körperlich überlegen sind und so zum starken Geschlecht werden. Diese "Gabe" wird dabei sehr realistisch und wissenschaftlich beschrieben und die Entwicklung ist nachvollziehbar und in diesem Rahmen durchaus glaubhaft, wenn man sich darauf einlässt. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind sehr interessant und vielschichtig und in den verschiedenen Kulturen auch sehr verschieden. In Saudi Arabien zum Beispiel, wo Frauen bisher stark unterdrückt wurden, findet ein kompletter Machtumschwung statt. In den USA sind die Auswirkungen nicht ganz so krass, aber Konsequenzen sind dennoch sichtbar. Jungs werden von Mädchen getrennt, um für die Sicherheit der Jungen zu sorgen. Mädchen lernen in Trainingslagern, ihre Gabe zu beherrschen. Die Politik reagiert auf die neue Weltordnung mit Aktionismus und schnellen Plänen. Verspricht eine Sicherheit, die sie nicht garantieren kann. Auch auf die Religion hat die Gabe eine Auswirkung. Eine der Protagonistinnen, Allie, hat Eingebungen von einer Stimme und dieser Stimme folgend, gründet sie eine neue Religion und wird zu deren Führerin. Diesen Aspekt fand ich auch spannend, wie in solchen Zeiten des Umschwungs die Menschen Halt und Sinn in einer neuen Religion suchen. In diesem Buch kommen viele Stimmen zu Wort, viele Ideen werden beleuchtet. Neben der Religionsführerin Allie, später "Mother Eve" genannt, gibt es die Politikerin Margot, die selbst auch die Gabe hat, dies aber zu verstecken versucht, damit sie im Amt bleiben darf. Außerdem ihre Tochter Jocelyn, die Schwierigkeiten hat, ihre Gabe zu kontrollieren. Dann gibt es Roxy, die Tochter eines Gangsters, die ein großes Talent für den Einsatz der Gabe im Kampf hat und mit Hilfe derer versucht, das Untergrundimperium des Vaters zu übernehmen. Als einzige männliche Perspektive gibt es den afrikanischen Reporter Tunde, der zufällig einen der ersten Berichte über den Ausbruch der Gabe dreht und so zu einem der wichtigsten Berichterstatter zu dem Thema wird. Trotz der vielen verschiedenen Perspektiven ist es nicht schwer, beim Lesen den Überblick zu behalten. Im Gegenteil, ich fand es sehr spannend, die Geschichte aus Sicht so verschiedener Charaktere zu verfolgen. Die Charaktere kommen aus verschiedenen Ländern, haben verschiedene Hintergründe, Positionen und Funktionen. So erhält man ein vielschichtiges Bild von der Geschichte. Keiner der Protagonist_innen war mir so richtig sympathisch, aber das hat irgendwie auch zu der ganzen Stimmung des Buches gepasst. Neben den 5 Erzählperspektiven gibt es auch immer wieder Einschübe aus fiktiven "wissenschaftlichen Berichten", Abbildungen von Artefakten aus der Zeit, Zitaten aus historischen Schriften. Das ist mal was Anderes und hat mir sehr gut gefallen. Was mir auch gefällt: Alderman tut nicht so, als wäre die Welt eine bessere, wenn wir Frauen an der Macht wären. Es wird nicht idealisiert, sondern einfach eine interessante Alternative zu unserer Weltordnung geschaffen. Die Geschichte und das Szenario regen zum Nachdenken an. Warum ist unsere Gesellschaft so aufgebaut, wie sie es ist? Erst durch das Umdrehen des Machtverhältnisses wird klar, wie viele Bereiche mit Macht und den Geschlechtsunterschieden zu tun haben. Auf welche Bereiche sich so eine Machtverschiebung auswirken würde. Das fand ich mit am interessantesten an dieser Geschichte und hat für mich den Reiz des Buches ausgemacht. Allerdings finde ich, man hätte da durchaus noch mehr rausholen können; manche Szenerien noch konsequenter zu Ende denken können. Auch der Übergang von der bekannten männerdominierten Weltordnung hin zum Matriarchat ging mir zu schnell. Die Veränderungen werden eher Überblicksartig geschildert, dabei ist es gerade dieser Aspekt, der mir besonders reizvoll erscheint. Da hätte ich mir ein langsameres Herantasten gewünscht und auch den Blickwinkel aus den einzelnen Perspektiven, gerade in den Anfängen! Fazit: Eine interessante, feministische Lektüre mit verschiedenen Protagonisten und Protagonistinnen und viel Handlung. Es wird ein interessantes Szenario entworfen und durchaus glaubwürdig dargestellt. Das Buch lässt sich trotz des Umfangs sehr schnell und leicht lesen und regt durchaus auch zum Nachdenken an. Allerdings hat die Geschichte auch ihre Schwächen und verschenkt einiges an Potential.

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Mir wurde das Buch empfohlen und ich war deshalb sehr gespannt darauf. Die Frauen haben plötzlich die Macht sich zu wehren. Überall auf der Welt entdecken junge Mädchen diese Gabe und können sie auch an ältere Frauen weitergeben. Unterdrückte Frauen können sich plötzlich gegen ihre Unterdrücker wehren, was meist im Tod dieser endet - nicht ganz unverständlich wenn man bedenkt, was ihnen angetan wurde. Die Mädchen und Frauen sehen sich plötzlich in einer neuen Position, in denen sie Jungen und Männern aber auch sich gegenseitig, ihre Macht demonstrieren und diese ausnutzen können. Zu Beginn des Buches erscheint es ganz natürlich, dass die Frauen diese Gabe nutzen und sich der Ungerechtigkeit, die ihnen zuteil wurde, rächen können. Doch dann wird es immer schlimmer und es entstehen Kriege und Machtspielchen. Während die Frauen die Gabe ausnutzen um an Macht zu gelangen, werden die Männer zum Teil grausam behandelt und versuchen ihrerseits zurück an die Macht zu gelangen. Schnell erkennt man, dass alles aus dem Ruder läuft und viel zu viele Frauen ihre neue Macht ausnutzen und so gar nicht Gutes tun. Immer öfter sieht man auch Parallelen zu heute - in der es oft genauso läuft, nur dass es die Männer sind, die Frauen verstümmeln und unterdrücken. Frauen sind hier jedoch nicht besser. Egal wer die Macht hat (böse zu sein) wird sie auch (aus)nutzen. Ich würde sagen, dass dieses Buch keine leichte Kost ist und es zum Nachdenken anregt. Es werden viele brutale Szenen beschrieben, die unangenehm zu lesen sind, weil man weiß, dass es genauso auch heute schon passiert, nur eben oft, aber nicht ausschließlich, Frauen. Es zeigt einem die Menschheit, wie sie zum Teil ist. Nicht alle Menschen sind schlecht oder nutzen ihre Macht aus. Dennoch weiß man, dass es überall Menschen gibt, die ihre Macht, ob nun körperlichen oder anderen Ursprungs, missbrauchen. Das Buch zeigt eine grausame Welt auf, indem sie 4 Menschen und ihrer Adaption auf die neuen Begebenheiten folgt. Leider wird ausschließlich auf die negativen Auswirkungen eingegangen, was dafür deutlich auf die Missstände hinweist und zum Nachdenken anregt. Auf jeden Fall ein interessantes, aber auch unbequemes Buch.

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Auf der ganzen Welt haben plötzlich junge Mädchen die Möglichkeit, über eine elektrische Energie zu verfügen, mit der sie nicht selten ihr männliches Gegenüber verletzen und in die Schranken weisen. Die amerikanische Politikerin Margaret weiß anfangs nicht recht darauf zu reagieren, dann entdeckt sie die neue Gabe auch an sich selbst. Gelegenheitsjobber Tunde filmt auf der ganzen Welt Aufstände der Frauen und wird so im Internet und in den weltweiten Zeitungen berühmt. Ausreißerin Allie verbirgt ein dunkles Geheimnis, doch als sie in einem Kloster in den Staaten Zuflucht findet, fragt danach erstmal niemand. Sie schafft es, junge Mädchen um sich zu scharen und eine neue Religion auf Basis der Gabe zu gründen. Und dann ist da noch Roxy. Die stärkste von ihnen allen. Doch Roxy verfügt nicht nur über eine besonders starke Gabe, sie hat auch einen messerscharfen Verstand und weiß die Puzzleteile so zu bewegen, dass das Bild ihr in die Karten spielt. Naomi Alderman dreht unsere aktuelle Gesellschaft auf den Kopf. In „Die Gabe“ haben plötzlich nicht mehr Frauen Angst vor Männern, die ihnen körperlich weit überlegen sind. Es sind die Männer, die fürchten müssen. Kleinen Jungs erzählt man, sich von den bösen Mädchen fernzuhalten. Besser lässt man die kleinen Jungs nicht aus den Augen, lässt sie abends im Dunkeln nicht mehr allein vor die Tür. In arabischen Ländern lehnen sich kopftuchtragende Frauen gar gegen die ganze Gesellschaft auf. Ein neuer Staat wird irgendwo in Osteuropa gegründet. Überall auf der Welt verändern sich Gesellschaftsstrukturen. Und niemand weiß so recht, was es mit der Gabe auf sich hat und ob man sie gar kurieren kann. Die Idee hinter diesem Buch ist spannend, die Umsetzung leider manchmal etwas dürftig. An sich stimmt das Setting: Von Anfang an wird rückwärts gezählt à la „Noch 10 Jahre“. Auf welches Ereignis man beim Lesen hinarbeitet, ist unklar. Dadurch wird die Spannung hochgehalten. Aber vielen der Kapitel fehlt es dann doch an Farbe. Das liegt zuallererst an den Figuren. Sie sind alle vier sehr unnahbar, geheimnisvoll und zeigen wenig Gefühle oder Identifikationspotenzial. Obwohl man sie über so viele Jahre begleitet, bleiben sie allesamt fremd. Und daran scheitert die Geschichte letztendlich. Man liest, ohne dass das Gelesene einen berührt. Bestenfalls ist man fasziniert. Ein Autor oder eine Autorin mit etwas mehr Gespür für seine oder ihre Figuren hätte aus dieser Idee einiges herausholen können! So bleibt ein guter, dennoch lesenswerter Roman, der in der heutigen Zeit viel Bedeutung erlangen könnte.

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Naomi Alderman liefert mit "Die Gabe" eine intelligente und clever inszenierte Zukunftsvision ab, die vor unerwarteten wie gleichermaßen schlüssigen Ideen nur so strotzt und einem spannenden Gedankenexperiment gleicht. Leider verlässt sie sich mancherorts zu sehr auf simple Schwarz-Weiß-Malerei und bedient sich auch hinsichtlich ihrer Protagonisten an so manchem Klischee, denn sonst wäre ihr womöglich ein moderner Klassiker des Genres gelungen, was aber nicht bedeutet, dass sich die Lektüre trotz leichter Schwächen nicht dennoch lohnt.

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Die Autorin ist sehr geschickt gewesen, um ihre durchaus ernsten und schweren Themen an eine möglichst breite Leserschaft zu bringen: Sie hat einen vorgeblich etwas oberflächlichen Polit/Action-Thriller geschrieben, in dem sie untergebracht hat, worum es ihr wirklich geht. Eine globale Umkehr aller Gesellschaften und Machtstrukturen nimmt sie als Vorwand, um uns als Menschen zu sezieren und analysieren und das Ergebnis ist sehr vieles, aber nicht dazu angetan, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Alderman bedankt sich im Nachwort bei Margaret Atwood, die sie gefördert hat, bei Ursula LeGuin und bei Karen Jay Fowler - alle drei Autorinnen sind hervorragende Beobachterinnen und Kritikerinnen der Gesellschaft (gewesen). Sie bedankt sich auch bei Peter Watts, den wunderbar eigenwilligen Science Fiction Autor für die wissenschaftliche Unterstützung. All diese Unterstützung ist ein Indiz dafür, dass die Leichtigkeit des Buches ganz bewusst eingesetzt wurde, um die anspruchsvolle Thematik hineinzuschummeln. Finde ich sehr clever gelöst. Dass dabei ein überaus spannender Roman rausgekommen ist, der weder vor Action noch plastisch geschilderter Gewalt zurückschreckt, vor politischem Intrigenspiel und kriegerischem Säbelrasseln, das ist das Sahnehäubchen darauf. Rundum gelungen, würde ich meinen.

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Seit einiger Zeit begegnet mir in den sozialen Medien und auf Buchblogs immer wieder ein Buch: Zuerst war es „The Power“ von Naomi Alderman, mittlerweile wurde das Buch aber auch ins Deutsche übersetzt und erschien als „Die Gabe“ im Heyne Verlag. Der Plot dahinter ist schnell erzählt – Was könnte passieren, wenn Frauen mächtiger und stärker werden würden als Männer? „Die Gabe“ von Naomi Alderman In Naomi Aldermans Science-Fiction-Roman passiert dies, indem Frauen im Teenager-Alter über Nacht in der Lage sind mit ihrem Körper Stromstöße zu erzeugen. Sie können andere Menschen damit verletzten, sogar töten. Manche Frauen beherrschen ihre Fähigkeit so gut, dass sie in der Lage sind, Zigaretten mit Strom anzuzünden oder Muskelblockaden im Körper anderer Menschen zu heilen. Die Gabe kann von den jüngeren Frauen an die älteren Frauen sehr einfach weitergegeben beziehungsweise erweckt werden. Im Buch dauert es nur einige wenige Jahre bis alle Frauen auf der ganzen Welt mit ihrem Körper Strom erzeugen können. Zu Beginn des Romans „Die Gabe“ wird eine junge Frau von etwa 14 oder 15 Jahren von einem Dreißigjährigen im Supermarkt bedrängt. Der Mann hört auch dann nicht auf, als sie sagt, er solle sie ihn Ruhe lassen. Im Gegenteil: Er setzt noch einen drauf und meint, dass es doch nur ein Kompliment sei und sie das jawohl verdient habe. Ihr ist das unangenehm, wie es eben immer unangenehm ist, wenn man sich nicht richtig wehren kann. Dann legt sie ihre Hand auf den Arm des Mannes und setzt ihn unter Strom. Er zuckt und würgt, geht zu Boden. Es war der Tag der Mädchen. Warum? Weil sie es tun konnte. Diese Szene zu Beginn von Naomi Alderman gibt im Kleinen sehr gut wieder, was anschließend im Großen überall auf der Welt passiert. Frauen nehmen nicht mehr hin, was ihnen angetan wird: Sexsklavinnen befreien sich aus ihren Gefängnissen. In Dubai und vielen weiteren Ländern bricht eine Revolution aus. Es wird ein Staat der Frauen mit einer Matriarchin an der Spitze gegründet. Die Verhältnisse kehren sich schlicht um und das mit jeder Menge Gewalt. Aber es gibt auch Entwicklungen, in denen die Frauen über das Ziel hinausschießen und grausam werden. Zum Beispiel, wenn Männer vergewaltigt werden, wenn Männer aus Spaß gefoltert werden oder wenn Jungs die Genitalien verstümmelt werden. In diesen Momenten sind die Frauen nicht besser als die Männer und das alles mit der Begründung, dass sie es tun, weil sie es tun können. Naomi Alderman lässt sich jedoch keine neuen Gräueltaten einfallen, alles gibt es schon auf der Welt, alles wird irgendwo schon Frauen von Männern angetan. Das macht es schwieriger, die Entwicklungen im Roman schwarz oder weiß zu sehen, zunächst zumindest. Die Gewalt wird zumindest verständlich, denn das Motiv der Rache ist unverschwommen sichtbar. Aber reicht das als Rechtfertigung aus? In meinen Augen nicht. An der Eskalation in Naomi Aldermans Buch wird deutlich, dass es keine Gleichberechtigung geben kann, solange ein Teil der Menschheit tut, was er kann, eben weil er es kann. Die Macht In „Die Gabe“ ist ein friedliches Leben zwischen beiden Geschlechtern nicht möglich. Die Frauen missbrauchen ihre plötzliche Macht. Wäre das in der Realität genauso? Dieses Experiment wird wohl nie stattfinden und vielleicht ist es auch gut so, denn so muss ich mir nicht selbst beantworten, was ich tun würde. Genau diese Frage finde ich am ganzen Buch am aufregendsten und es tröstet mich auch über manche Schwächen des Buchs hinweg wie beispielsweise die Plattheit mancher Charaktere. Also, was würdest du tun, wenn du mächtiger wärst als andere Menschen?

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An “Die Gabe” hatte ich wirklich richtig hohe Erwartungen. Der Roman wird empfohlen von Personen wie Emma Watson oder Barack Obama – da muss doch was dran sein! Oder? Naja. Das Buch hebt sich auf jeden Fall von der Masse ab. Es regt zum Nachdenken an. Und es provoziert. Es ist für mich allerdings ein Touch too much. Dazu muss ich sagen, dass ich die Grundidee echt gut finde. Die Umkehrung der Kräfteverhältnisse zwischen Mann und Frau – die Frauen sind den Männern überlegen und was passiert dann? Diese Frage hat so ein großes Potential – und was passiert im Buch? Die Frauen geraten außer Rand und Band, das nicht ohne. Wir verfolgen verschiedene Personen, die sich teilweise im Laufe der Geschichte auch begegnen. Die Personen sind in verschieden Alter, haben unterschiedlich Lebensumstände und gehen mit der Gabe unterschiedlich um. Leider geraten für mich alle (Tunde ausgenommen, aber ist auch ein Mann 😉 ) ins Extreme. Sie sind mir zu krass und ich hätte mir einen ruhigen Pol in der Geschichte gewünscht. Margot und Allie mochte ich zu Beginn sehr gern und verfolgte ihre Geschichten mit Interesse. Doch beide schwankten um. Allies Fanatismus geriet außer Kontrolle, was mir nicht gefiel. Und Margot stellte alles über das Wohl ihrer Tochter – es schien als würde ihr Gehirn plötzlich anders ticken. Das irritierte mich und wirkte unauthentisch. Letztlich sind alle Personen unsympathisch. Das ist nicht wirklich gut für einen Roman, oder? Ja, man muss natürlich abwägen, welche Geschichte der Roman erzählt. Für mich ist es ziemlich klar, dass der Roman aufrütteln will mit aller Macht. Ich nehme an, die Personen sollen gar nicht sympathisch wirken. Damit mehr provoziert wird. Aber warum? Im Großen und Ganzen hatte ich öfters das Gefühl, dass ich nicht verstehe, worum es gerade geht. Bei diesem Buch wünschte ich mich tatsächlich zurück in die Schule um das in einer Gruppe zu analysieren. Hier gibt es so viele Anspielungen auf Kriege, Umgang mit Medien und Machtausübungen. Sekundärliteratur wäre hier sehr hilfreich (und würde ich sofort kaufen!). Die Geschichte an sich ist sehr gut aufgebaut. Wir erleben eine Zeitraum von rund 10 Jahren, in dem sich alles sehr zuspitzt. Die Frauen entdecken ihre Gabe, die über einen Strang an ihren Schlüsselbein spürbar wird. Ich war total gefesselt und begeistert. Diese Idee ist einfach richtig gut! Und es wurde so realistisch gesponnen. Denn aus allen Ecken tauchten Wissenschaftler auf und versuchen, das Mysterium der Gabe zu erklären. Teilweise war das richtig witzig! Mich unterhielt der Roman bis ungefähr zur Mitte sehr gut. Der Schreibstil ist unauffällig und flüssig, die Geschichte nimmt recht zügig ihren Lauf. Doch dann knickt es ein. Ich suchte nach dem roten Faden, nach dem Höhepunkt, auf den die Geschichte hinarbeitet. In meinem Kopf hatte ich die wildesten Ideen (ja, es stimmte keine..). Leider schlug an dem Punkt meine Begeisterung in Ernüchterung um. Die Frauen gerieten mehr und mehr an die Macht – alles gerät aus den Fugen. Und hier muss ich wieder meckern und warnen.. denn es gibt mehr als einmal Vergewaltigungen, die auch relativ deutlich beschrieben sind. Muss das sein? Die Geschichte hätte auch ohne sehr gut funktioniert. Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass nicht alle Frauen zu Tieren werden, sobald die Macht erlangen. Wieso wird es hier so dargestellt? An den Stellen wurde ich fast sauer. Auch das Ende konnte es nicht retten. Ich hätte es mir runder gewünscht. Wir werden ziemlich abrupt zurück gelassen. Ich musste erstmal tief Luft holen. Zum Glück gab es noch einen Pluspunkt zum Abschluss: Die Geschichte an sich ist mit einer “Meta Geschichte” ummantelt, in der Naomi Alderman nicht die Autorin ist, sonder ein Freund von ihr. Und er schreibt über Männer, die an die Macht gelangen, in einer von Frauen bestimmten Welt. Das zu lesen war Gehirnjogging. Man musste viel um die Ecke denken, was Spaß gemacht hat! Fazit: Ist “Die Gabe” ist ein Spiegel der Gesellschaft? Ich habe es erwartet, doch ich bin mir nicht sicher ob ich es bekommen habe. Die ersten Hälfte des Buches war sehr unterhaltsam, schockierend und regte zum Nachdenken an. Allerdings überspitzten sich die Ereignisse im Verlauf der Geschichte, was mir das Interesse an dem Roman raubte. Viele Grenzen wurden überschritten und ich frage mich, ob so viel Provokation nicht zu viel war.

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