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Rezensionen zu
Winter

Ali Smith

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Nach fast drei Jahren voller Lockdowns und Unsicherheiten komme ich an Weihnachten wieder mit einem Großteil meiner Familie zusammen. Es ist anders. Wir haben uns lange nicht gesehen. Müssen wieder warm werden. Und das, obwohl dieser Winter schon jetzt als einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gilt. Passend dazu, las ich in zum Ende des Jahres ‚Winter‘, den zweite Teil der Jahreszeiten-Tetralogie von Ali Smith. Der Roman erzählt ebenfalls von einer Familienzusammenkunft an Weihnachten: ein Sohn, seine ausgedachte Freundin, seine Mutter, ihre Schwester – alle vereint in einem britischen Landsitz. In der Tradition von Dickens’ ‚A Christmas Carol‘ lässt Ali Smith über Geister und Erinnerungen die Gegenwart ihrer Figuren verschwimmen und verwebt sie kunstvoll mit den aktuellen Geschehnissen in Großbritannien. Auf mystisch-märchenhafte Weise überzeichnet sie, was die Dialoge der Familie fortwährend begleitet: die unterschiedlichen Realitäten in denen sie abseits des Weihnachtsfestes leben. Eine Parabel für das, was auch in Deutschland immer sichtbarer wird und mir vor allem im Kreise der Familie von Bedeutung scheint. Denn (Groß-)Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen sind Menschen, die nicht durch gemeinsame Interessen oder berufliche Schwerpunkte mit uns verbunden sind. Die uns abseits von Filterblasen und Echokammern erreichen und uns zeigen können, dass nicht jede*r lebt, denkt oder handelt, wie wir es tun. Und gerade, wenn Diskussionen manchmal hitzig werden, ist es am Ende hoffentlich Wärme, die uns in Erinnerung bleibt.

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Eine melancholische Jahreszeit

Von: cule.jule

27.02.2021

Mit dem Roman "Winter" leitet Ali Smith den zweiten Teil des Jahreszeitenquartetts ein. "Vorsicht Spoiler!" Als Leser durfte ich in eine leise Geschichte eintauchen, deren Sinn, Poesie und Tiefgründigkeit, wie bereits bei dem Vorgänger "Herbst", zwischen den Zeilen liegt. Mittelpunkt des Romans ist die in Cornwall lebende Sophia, welche zu Weihnachten ihren Sohn Arthur und dessen Freundin Charlotte eingeladen hat. Der Leser erfährt frühzeitig, dass Arthur Lux beauftragt hat sich als Charlotte für das Weihnachtsfest auszugeben, um seiner Mutter nicht zu gestehen, dass er sich zuvor von der "richtigen" Charlotte getrennt hat. Hinzu kommt der überraschende Besuch von seiner Tante Iris, die die Schwester von Sophia ist. Da Iris menschlich das genaue Gegenteil von Sophia ist, ist die weihnachtliche Stimmung dahin. Jedoch entwickeln sich die anfänglichen Streitereien und Konflikte der beiden Schwestern zu einer Versöhnung, deren Verlauf Ali Smith durch ihre Wortgewandheit interessant und mitfühlend gestaltet hat. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der bereits die doch eher ungewöhnliche Lektüre "Herbst" interessant fand. Den zweiten Teil empfand ich als Leser an einigen Stellen zu langatmig, jedoch bin ich trotzdem auf den dritten Teil sehr gespannt.

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Der Roman spielt auf einem riesigem Anwesen in Cornwall. Vier Menschen verbringen dort miteinander das Weihnachtsfest. Wir lernen die verbitterte, verwirrte und abgemagerte Hausherrin Sophia, eine Endsechzigerin, kennen, die mit wenig Vorfreude auf ihren 30-jährigen Sohn Arthur und seine Freundin Charlotte wartet. Arthur hat nicht den besten Stand bei seiner einst erfolgreichen und daher wohlhabenden Unternehmermutter, ist er doch ein etwas zu sensibler und phantasievoller Naturromantiker, der es nur zum Blogger gebracht hat. Zwar erfolgreich, aber na ja... und um nicht noch mehr Negativpunkte bei ihr zu sammeln, plant Arthur, die Trennung von Charlotte zu verheimlichen und bringt stattdessen die 21-jährige obdachlose Lux mit zum Fest. Lux ist eine ihm fremde kroatische Austauschstudentin, die Arthur aufgegabelt und engagiert hat. Doch die Tarnung fliegt schon bald auf. Und als vierte im Bunde kommt dann noch die rebellische Tante Iris, eine engagierte Aktivistin und Weltverbesserin, die schon seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr zu ihrer jüngeren Schwester Sophia hatte, dazu. Arthur hat sie gerufen, weil er sich mit seiner sehr verstört wirkenden Mutter überfordert fühlt. Die vier sehr unterschiedlichen und eigenwilligen Menschen verbringen eine außergewöhnliche Nacht miteinander. Unter Harmonie und konfliktfreier weihnachtlicher Stimmung stellt man sich etwas anderes vor als das, was die vier miteinander erleben. Es ist eine Nacht, in der gestritten und gelogen wird, in der unterschiedliche Sichtweisen aufeinanderprallen, Erinnerungen aufkommen, Geheimnisse gelüftet werden und Verdrängtes und Vergessenes an die Oberfläche drängt. Es ist eine Nacht, in der die beiden ungleichen und schon immer konkurrierenden Schwestern sich angiften, in der Sophia mit gehässigen Kommentaren nicht spart und in der sie Dinge sieht, die beim besten Willen nicht sein können. Hat sie Halluzinationen oder spukt es gar? Leidet sie unter einer wahnhaften Erkrankung oder hat sie einfach nur eine lebendige Phantasie? Es ist eine Nacht, in der politische und andere aktuelle Themen sowie literarische Persönlichkeiten ihren Raum bekommen und in der es auch neben all den Feindseligkeiten und Querelen versöhnliche Momente gibt, was v. a. die empathische Lux mit ihren diplomatischen Bemühungen und ihren vermeintlich naiven und zum Nachdenken anregenden Fragen ermöglicht. Therapeutengleich vermittelt und moderiert sie, was durchaus von Erfolg gekrönt wird. Sie ist, angelehnt an Charles Dickens Weihnachtsgeschichte, der gute Geist dieser Weihnacht, der einen kaltherzigen Menschen erweicht und versöhnlich stimmt. Aber eine märchenhafte Weihnachtsgeschichte wird „Winter“ deshalb noch lange nicht. Die Geschichte hat keine stringente und geradlinige Handlung, es sind eher ineinanderfließende Momentaufnahmen bzw. aneinandergereihte und nebeneinanderliegende Szenen, Fragmente und Assoziationen. Ali Smith ist eine brillante und scharfsinnige Beobachterin. Sie experimentiert und spielt mit den Wörtern und Sätzen, mit den Perspektiven und Zeitebenen, mit der Wahrheit und mit uns Lesern. „Winter“ ist weder eine klassische Familiengeschichte, noch eine typische Weihnachtsgeschichte, obwohl sie an Weihnachten spielt und eine Familie im Mittelpunkt des Geschehens steht. Sie ist vielmehr ein anspruchsvolles Puzzle, wobei man das Bild und den Sinnzusammenhang erst mit der Zeit erahnt und letztlich in seiner Gänze erkennt, wenn alle Einzelteile zusammengefügt sind. Manches erschließt sich nicht sofort, sondern erst im Verlauf oder am Ende. Die 1962 geborene Schottin Ali Smith hat mit „Winter“, dem zweiten, aber unabhängig vom ersten zu lesenden Band ihres Jahreszeitenquartetts, ein warmherziges, sehr spezielles und außergewöhnliches Werk geschaffen, das mir einige Stunden Lesevergnügen schenkte. Es machte Spaß, dem collageartigen Kammerspiel beizuwohnen und den Dialogen zu lauschen, die es fürwahr in sich haben. Im Kleinen geht es um eine Familie, im Großen um die britische Gesellschaft. Ich empfehle „Winter“ gerne weiter, obwohl mir der Roman v. a. auch im Vergleich zu „Herbst“ etwas zu politisch und die Figuren etwas zu hölzern waren.

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Über die fehlende Handlung in WINTER wurde schon in zahlreichen Rezensionen geschrieben. Es stimmt, dass wohl nicht wirklich viel passiert, an diesem Heiligabend und ersten Weihnachtstag. Mich hat das aber überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil. Ich bin den Protagonisten gerne gefolgt und habe den Roman in einem Rutsch durchgelesen. Der dreißigjährige Art besucht zu Weihnachten seine Mutter Sophia und engagiert dafür die um einiges jüngere Lux. Lux soll sich als Arts Exfreundin Charlotte ausgeben, da Art seiner Mutter gegenüber nicht zugeben möchte, dass Charlotte sich von ihm getrennt hat. Als Art und Lux in Sophias großem Haus auf dem Land ankommen, finden sie eine verwirrte und abgemagerte Frau vor. Da sie kaum ansprechbar ist, rufen sie Sophias Schwester Iris an und bitten sie zu kommen, obwohl die beiden Schwestern seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr hatten. Der Großteil des Romans besteht aus Rückblenden und Erinnerungen aus Sophias, Iris' und Arts Leben. Vor allem die Beziehung der beiden Schwestern (die eine, finanziell erfolgreich und konservativ, die andere, rebellisch und links) mit Rückblicken in die 1970er und 80er Jahre fand ich berührend. Insgesamt also ein sprachlich hervorragendes Familienporträt, das neuere britische Geschichte und Politik mit persönlichen Erinnerungen verknüpft. Bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin!

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>>Wir haben alle eine Psychose wegen irgendetwas,... .Wir haben alle unsere Träume.<< „Winter“ von Ali Smith ist sicher keine klassische Weihnachtsgeschichte, oder gar ein Buch, welches wohlige Gefühle weckt. Vielmehr ist es wie schon in „Herbst“ eine Geschichte, deren Sinn sich erst nach und nach durch das Zusammensetzen der einzelnen Fragmente ergibt. Letztlich erzählt „Winter“ von einer Familie und doch wieder von jedem selbst und greift wie auch schon zuvor in „Herbst“ einige aktuelle Thematiken auf, hier wird ein besonderes Licht auf den Medienwahnsinn geworfen und zeigt in vielerlei Hinsicht, wie abhängig wir sind und wie wenig wir die wichtigen Dinge des Lebens zu schätzen wissen. Erst wenn es zu spät ist begreifen wir, was wirklich Priorität haben sollte, doch ist dann schon alles verloren? >>Mitten im Sommer ist es Winter. … Art in Nature<< Mich konnte auch dieses Buch wieder sehr in seinen Bann ziehen und Ali Smith konnte mich einmal mehr mit ihrer speziellen Art der Erzählung gedanklich fordern und fesseln!

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Bei den Büchern von Ali Smith muss man auf allerhand gefasst sein. Sicher ist, dass es keine gewöhnliche Lektüre wird, so auch bei ihrem jüngsten Werk, dem zweiten Teil ihres Jahreszeitenquartetts. Schon bei der Inhaltsangabe tue ich mich schwer, weil es keine stringente Handlung gibt, sondern vielmehr ein Ineinanderfließen von Momentaufnahmen. Der Roman beginnt mit einem düsteren Szenario, in dem fast alles tot ist: die Romantik, die Poesie, die Kultur, die Demokratie ... Im Mittelpunkt des Geschehens steht Sophia, die in einem alten Haus in Cornwall lebt und Dinge sieht, die andere nicht sehen, zum Beispiel einen schwebenden Kopf, der sie durch das Haus begleitet. Sie hat über Weihnachten ihren Sohn Arthur und dessen Freundin Charlotte eingeladen. Da Arthur sich von seiner Freundin getrennt hat, bringt er stattdessen eine Studentin mit, die er an einer Bushaltestelle aufgegabelt hat und sich als Charlotte ausgeben soll. Als dann noch Sophies Schwester Iris dazu stößt, hängt der Haussegen völlig schief. Iris war schon immer das Gegenteil von Sophie: eine Rebellin und Weltverbesserin. Weihnachtliche Stimmung kommt kaum auf, doch die Zänkeleien und die Art und Weise, wie jeder auf seine Sicht der Welt beharrt, hat doch viel Ähnlichkeit damit, wie das „Fest der Familie“ häufig abläuft. Allzu zartbesaitet darf man nicht sein: Sophias gehässige Kommentare gepaart mit teils schockierenden Bildern brachten mich ziemlich aus der Fassung. Umso überraschender sind dann die zarten Momente der Versöhnung, die hin und wieder aufblitzen. Ali Smith präsentiert uns, wie zu erwarten war, keine klassische Familiengeschichte, sondern eine experimentelle, literarische Spielerei mit Erzählperspektiven, Zeitebenen, Worten, Wahrheit und Lüge, in der sowohl aktuelle politische Themen als auch literarische Größen wie Dickens und Shakespeare ihren Platz finden.

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Sophia Cleves ist in ihrem Haus in Cornwall und sieht einen körperlosen Kopf, der in der Luft schwebt. Sie war Unternehmerin, ist mittlerweile im Ruhestand und fühlt sich einsam. Ihr Sohn Art kommt über Weihnachten zu Besuch. Weil seine Freundin Charlotte weg ist, engagiert er Lux, ein Mädchen, das Charlotte spielen soll. Und auch Iris, Aktivistin und Rebellin der Familie, kommt, obwohl sie mit ihrer Schwester Sophia Jahrzehnte nicht gesprochen hat. Diese vier Menschen verbringen die Weihnachtstage zusammen in Sophias Haus, was aufgrund ihrer unterschiedlichen Standpunkte nicht immer harmonisch verläuft und sie läuten den Winter ein, der einen lehren kann, wie man harte Zeiten übersteht. Man merkt schnell, dass der Anspruch, eine Geschichte zu erzählen, nicht immer im Vordergrund steht. Ali Smith kritisiert politische Führung, zerrt Politiker_innen ins Groteske, schafft sprachliche Kunstwerke. Anfangs muss man die Handlung fast suchen, später wird sie dann greifbarer, man erkennt die Richtung, in die es gehen soll. Die Figuren sind ein wenig schrullig, immer wieder kommen Elemente, die man nicht sofort einordnen kann und über die man nachdenken muss. Ich bekam beim Lesen das Gefühl, unzählige Ansatzpunkte politischer und kultureller Art zu finden (u.a. Shakespeare, König Artus, Dickens, politischer Aktivismus, die Künstlerin Barbara Hepworth, Vogelbeobachtungen, Kunst und Politik, Kunst und Natur, Mythen, Geistergeschichten) die die Rezeption des Werks mitunter ein bisschen verwirrend machten, was aber von Vorteil ist, wenn man sich intensiver damit auseinandersetzen möchte. Man wird in diesem Buch viele Deutungsmöglichkeiten finden, gleichzeitig wie schon in "Herbst" sprachlich Herausragendes und eine ganz spezielle, besondere, kunstvolle, mitunter auch etwas merkwürdige Leseerfahrung machen.

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