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Rezensionen zu
ICH ist manchmal ein anderer

Cordt Winkler

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Cordt Winkler ist ein Autor aus Berlin. Herr Winkler leidet an Schizophrenie und möchte diese Krankheit greifbarer für Dritte machen. Aus diesem Grund verfasste er das Buch „Ich ist manchmal ein anderer: Mein Leben mit Schizophrenie“, welches am 18.02.2019 im Goldmannverlag erschienen ist. Der Autor lässt in diesem Buch tief in die Gedankengänge eines Schizophrenen blicken: er schildert sein Handeln und seine Intentionen in Zeiten in denen er klar denken kann aber auch in jenen Zeiten, in denen er einen „psychotischen Schub“ erleidet (ich hoffe, ich habe an dieser Stelle die richtige Begrifflichkeit gewählt). Aber Herr Winkler zeigt uns auch, dass man auch mit der Krankheit gut leben kann. Das Buch beginnt mit der Beschreibung der Krankheitsgeschichte des Vaters – denn dieser leidet ebenfalls an Schizophrenie. Zu diesem Zeitpunkt ist die Krankheit beim Autor noch nicht ausgebrochen, aber er befürchtet deren Eintritt. Die Vorahnung Winklers‘ wird bestätigt und er landet in einer Psychatrie mit der Diagnose paranoide Schizophrenie. Was dann folgt ist das Hadern mit der Einnahme von Medikamenten, denn diese haben beträchtlichen Nebenwirkungen. Mehrere Absetzversuche scheitern und zeigen ihm die Notwendigkeit der Einnahme auf. Weiter schildert er ohne zu dramatisieren seinen Krankheitsverlauf, die Folgen und seine teilweise wirren Gedanken zu Zeiten seiner „Tüdeldu-Phasen“ (so nennt der Autor seine Schübe). Darüber hinaus schildert er in einem erzählerischen Schreibstil Fakten, die mit der Krankheit im Zusammenhang stehen, beispielsweise die hohen volkswirtschaftlichen Kosten. Das Buch ist sehr informativ für Personen, die bisher noch keine Berührungspunkte mit der Krankheit hatten. Es ist wichtig, dass psychische Krankheiten auch durch die Gesellschaft mehr anerkannt und ernst genommen werden und nicht verharmlost oder in Büchern als Plottwist missbraucht werden. Ein solches Buch zu lesen schafft in dieser Hinsicht zumindest Verständnis und „Aha-Momente“. Von meiner Seite fand ich das Buch interessant, vorallem die Gedankengänge und -sprünge des Autors während einer „Tüdeldü-Phase“ sowie den Konflikt in Bezug auf die medikamentöse Behandlung. Jedoch muss ich sagen, dass sich die Gedankengänge während eines Schubes stellenweise sehr gezogen haben und es mir deshalb abschnittsweise etwas zu langatmig wurde. Außerdem hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht. Zum Beispiel interessiert mich, wie so eine Krankheit ausgelöst wird und was für Vorgänge dabei im Hirn passieren. Weiter noch fände ich es interessant zu wissen, wie man mit Betroffenen umgehen sollte, wenn sie einen Schub bekommen. Welche verschiedenen Therapieansätze es gibt, außer den Medikamenten. Viele offene Fragen hatte ich noch nach Beendigung des Buches und so empfand ich das Buch für meinen Teil zwar interessant und auch lesenswert, aber eben nicht so, dass es meinen wissensdurst in diesem Bereich vollständig gestillt hätte. Ich bin mir bewusst, dass Herr Winkler kein Arzt ist und es hier vorallem darum geht, wie man als Betroffener mit der Krankheit umgeht, trotzdem hätte ich mir von dem Buch noch etwas mehr erhofft.

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Ich bin selbst psychisch krank und habe während meinen Aufenthalten in der Psychiatrie einige Mitpatienten kennengelernt, die an Schoziphrenie erkrankt waren. Ich habe sie aber leider nur während ihrer akuten Phasen gesehen und nicht danach bzw. dazwischen. Ich habe mich oft gefragt, wie und was diese Menschen denken und fühlen und wie sie ihre Krankheit erleben. Das konnte ich hier zumindest aus Cordts Sicht erfahren und dafür bin ich sehr dankbar, denn diese Krankheit war und ist für mich noch immer sehr mysteriös, weil das unkontrollierte Abgleiten von Denken und Wahrnehmung so schwer zu begreifen sind. Was ich aus Cordts Erfahrungsbericht hauptsächlich mitnehme, ist, dass es wichtig ist, die Psychopharmaka nicht eigenmächtig absetzen, weil einen die Gewichtszunahme und/oder die Lethargie stören. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, denn auch ich habe in der früheren Vergangenheit des Öfteren die Medikamente abgesetzt und deswegen böse Krisen durchleben müssen. Das hätte nicht sein müssen, leider habe ich das spät erkannt. Eine seiner Ärztinnen hat einmal gesagt, dass wenn man Schizophrenie gut im Griff hat, ist sie ungefähr mit einer Diabeteserkrankung vergleichbar, das deckt sich so auch mit meiner Borderline-Erkrankung. Aber dann muss man auch eben danach leben. Die Medikation regelmäßig einnehmen, eine regelmäßige Tagesstruktur haben, auf sich selbst aufpassen und sich nicht in unnötige, traumatische Situationen begeben. Dann kann man tatsächlich gut leben und einem geregelten Alltag nachgehen, sofern man dass denn möchte. Der Schreibstil von Cordt ist etwas nüchtern, aber flüssig und leicht verständlich. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und kann nun die Krankheit ein bisschen besser verstehen. Was mich ein bisschen gestört hat, war, dass es keine Art Vorwort oder Nachwort, bzw. Rückblick gibt, das Buch fängt mittendrin an und hört irgendwann einfach auf. Man klappt dann als Leser verdutzt das Buch zu und weiß im ersten Moment gar nicht, woran man gerade ist. Aber das Buch hat ja auch nicht den Anspruch, ein literarisches Meisterwerk zu sein, sondern eben ein Erfahrungsbericht. Fazit: Für jeden geeignet, der die Schizophrenie aus der Sicht eines Betroffenen kennenlernen möchte. Kein Wissenschaftler der Welt kann einem das besser nahebringen als jemand, der das selbst durchmachen muss. Danke an Cordt dafür!

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