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Rezensionen zu
Amundsens letzte Reise

Monica Kristensen

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Im Eis

Von: Myriade

20.06.2022

Ich interessiere mich sehr für den „großen Norden“ wie die Franzosen sagen, habe vieles darüber gelesen und gesehen. An „Amundsens letzte Reise“ von Monica Kristensen konnte ich daher nicht vorbeigehen. Einmal ganz abgesehen davon, dass bei den derzeitigen Temperaturen das Lesen über Schnee und Eis gerade richtig kommt. Die Autorin dieses Buchs aus dem btb-Verlag, Monica Kristensen, ist eine norwegische Glaziologin, Meteorologin und Schriftstellerin. Sie war die erste Frau, die eine Antarktisexpedition geleitet hat. Als Polarforscherin wurde sie 1989 mit der Founder’s Medal der Royal Geographical Society ausgezeichnet. Offenbar eine sehr vielseitige Frau, denn sie hat auch eine Krimireihe geschrieben, die in Svalbard spielt, einem Archipel zwischen dem Atlantischen und dem Arktischen Ozean. Das Buch bewegt sich rund um das Jahr 1928. Die Vorgeschichte dazu: „Die Zeiten der heroischen Expeditionen mit Fellkleidung, Hundegespannen und langen Jahren der Entbehrungen, Erfrierungen und Leiden waren vorüber. Roald Amundsen ergriff die Möglichkeiten, die sich ihm boten. 1925 führte er zusammen mit einer Mannschaft von fünf Teilnehmern, darunter auch Leif Dietrichson, einen Flug mit zwei Dornier Wal-Flugzeugen von Ny-Alesund auf Spitzbergen in den Norden durch. Das Ziel war der Nordpol: Sie landeten jedoch auf 88 Grad nördlicher Breite. Ein neuer Rekord, aber eben nicht der Pol selbst. 1926 erreichte Amundsen endlich sein persönliches Ziel. Auch dieses Mal war er der Erste. Das italienische Luftschiff „Norge“, gelenkt von dem Konstrukteur selbst, Umberto Nobile, erreichte am 12.Mai 1926 um 02.20 Uhr den Nordpol“ S.15 Nach dieser erfolgreichen Expedition trennten sich Amundsen und Nobile aber nicht im Frieden. Aus meiner Sicht war es ein Problem des Zusammenstosses von zwei überzeugten Alphamännern. Das schreibt allerdings nicht die Autorin, die eine große Bewunderin von Amundsen ist. Am 23.Mai 1928 startete Nobile mit dem Luftschiff „Italia“ eine eigene Expedition zum Nordpol bei der auch die Inselgruppe östlich von Franz-Josef-Land kartografiert werden sollte. Damals hieß sie „Nikolaus-II-Land“, heute nennt man sie „Sewernaja Semlja“. Die „Italia“ kam am Nordpol an, umkreiste ihn zwei Stunden lang und setzte dort ein riesiges Kreuz und eine italienische Fahne ab. Beim Weiterflug wurden die Wetterbedingungen aber immer schwieriger, die letzte Funknachricht kam am Freitag, dem 25. Mai und schließlich stürzte das Luftschiff ab. Dabei sprangen einige der Expeditionsteilnehmer über dem Eis ab, einige wurden bei dem Absturz getötet und einige wurden mit dem Ballon des Flugzeugs mitgerissen. Es wird nun die Suche nach den eventuellen Überlebenden dieses Absturzes insbesondere General Umberto Nobile selbst geschildert. Die Autorin hat bis in kleine Details recherchiert. Die zahlreichen Schiffe und Flugzeuge aus verschiedenen Ländern, Italien, Norwegen, Frankreich, Schweden, Finnland, Russland werden sowohl in ihren technischen Details als auch was die Besatzung betrifft, genau beschrieben. Für meine Begriffe etwas zu genau, denn die technische Beschreibung verschiedener Flugzeugtypen und die Aufzählung der Karriereschritte der Teilnehmer an diversen Expeditionen hat mich nicht so interessiert. Das kann man aber natürlich dem Buch nicht vorwerfen. Sehr spannend dagegen fand ich, wie die vielen beteiligten Nationen mehr oder weniger diplomatisch miteinander umgingen und wie wichtig die Nationalität der Polarforscher genommen wurde. Es war alles nicht ganz einfach, weil die Besatzung nicht unbedingt aus demselben Land kam in dem die Flugzeuge und Schiffe gebaut worden waren und auch die Rechte der Verwaltung mancher Gebiete nicht restlos geklärt war. Amundsen wollte sich aus Motivationen, die wir wohl nicht mehr erfahren werden unbedingt an der Suche nach Nobile beteiligen und nachdem ihn weder die norwegische noch die italienische Regierung mit der Organisation einer Expedition betraute, rüstete er auf eigene Faust eine private Rettungsexpedition aus und weihte auch niemanden in seine genauen Pläne ein. Dies wurde ihm zum Verhängnis, denn auch sein Luftschiff stürzte ab und er selbst und die Teilnehmer seiner Expedition konnten im Gegensatz zu Nobiles Expedition nicht mehr gefunden werden. „Amundsens letzte Reise“ ist auch nicht als reines Sachbuch konzipiert. Die Autorin hat auch Passagen mit Beschreibungen des Überlebens der Nobile-Expedition, wobei sie darauf verweist, dass auch diese Schilderungen alle auf Fakten beruhen. Ziemlich schaurig ist die Beschreibung des Auffindens von zwei von drei Männern, die sich von Nobiles Zeltlager entfernt hatten und versuchten zu Fuß Land zu erreichen (Nobiles Zeltlager befand sich auf einer driftenden und immer weiter schmelzenden Eisscholle) Einer der ursprünglich drei Männer war unterwegs verstorben, von den beiden übrig gebliebenen war einer fast verhungert und fast nackt, während der andere gut genährt und mit beinahe allen vorhandenen Kleidungsstücken aufgefunden wurde. Mich hat die Schilderung eines russischen Eisbrechers besonders beeindruckt, die gewaltigen Mengen an Kohle, die so ein Schiff verbrauchte und die enorme Umweltverschmutzung, die dadurch entstand aber auch die Kraft dieser Schiffe, die beim Einsatz der vollen Kraft der Maschinen das Eis buchstäblich brechen konnten. Letztlich – nach vielen Flügen und Schifffahrten war es so ein Eisbrecher, der die Überlebenden von Nobiles Zeltlager an Bord nahm, ebenso wie die beiden verbliebenen italienischen Offiziere, die sich zu Fuß aufgemacht hatten. Jene Männer der Nobile-Expedition, die mit dem Ballon weggerissen worden waren, konnten nicht gefunden werden, ebenso wenig wie Amundsen und die französische Besatzung seines ebenfalls französischen Luftschiffs. Ein letztes Detail oder Indiz in dieser gewaltigen Suchaktion hebt die Autorin für das Ende des Buchs auf. Es lässt aufhorchen, Theorien wurden erstellt, aber trotz etlicher Indizien konnten keine Gewissheiten gefunden werden. Nach Überblättern von für mich nicht so interessanten technischen Details und biografischen Anmerkungen zu sehr vielen Teilnehmern verschiedener (Such)Expeditionen fand ich das Buch spannend, informativ und sehr geeignet während einer Hitzewelle gelesen zu werden

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Sehr detailliert

Von: Laura

10.04.2022

Hierbei handelt es sich um ein sehr detailliertest Sachbuch über die Ereignisse der Expedition zur Rettung von der Besatzung des Luftschiffes „Italia“ und dem Mythos um das Verschwinden von Amundsen und seiner Crew. Das Buch ist sehr fundiert und gut recherchiert was die Ereignisse von damals angeht. Der Schreibstil ist sehr sachlich, weshalb mir das Lesen sehr schwer gefallen ist. Ich bin nur langsam vorangekommen und hatte das Gefühl, dass sich das Buch zieht. Für mich persönlich hätte man einige Details weglassen können für den Lesefluss, aber für die Darstellung waren alle Details notwendig. Wenn man auf der Suche nach einem gut fundierten Sachbuch zu dem Polarforscher Amundsens ist, kann ich das Buch nur empfehlen. Wer lieber eine Geschichte auf wahren Begebenheiten liest, welche den Leser:in mitreißen soll, gibt es andere Bücher. Ich gebe dem Buch wegen seiner Genauigkeit 4 von 5 Sterne.

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Redaktioneller Hinweis: Das Buch wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt. Buchbeschreibung: 1928 macht sich Roald Amundsen in Tromsø mit einem französischen Flugboot auf, um den Polarforscher Umberto Nobile zu retten. Das Buch beschreibt die Vorahnung und den Aufbruch von Amundsen und stellt sich der Frage: Was ist damals tatsächlich passiert? Meine Meinung: Cover: Das Cover zeigt den Polarforscher, allein schon das ist interessant. Story: Nach einer wahren Geschichte, ausformuliert anhand des fachlichen Hintergrundes der Autorin. Charakterausarbeitung: Es wird fast zu viel erwähnt, die Story leidet. Hintergrund: Sehr fundiert! Gesamtbewertung: Die Story klingt interessant, aber der Fokus liegt auf Namensangaben, Bezeichnungen und gut recherchierten Feinheiten. Da dauerte es zumindest bei mir lange, bis ich mich mit dem Schreibstil anfreunden und die eigentliche Geschichte genießen konnte. Da ich eher schnell lese und mich zwingen musste, langsam zu lesen, um die Fakten zu verarbeiten, sodass sie vor meinem inneren Auge Gestalt annehmen konnten, bin ich hin und hergerissen: Wer es als Sachbuch liest, vergibt 5 Sterne, liest man es als Unterhaltungslektüre, kommen entsprechend weniger Sterne bei der Bewertung heraus. Zur Autorin: Monica Kristensen Die Polarforscherin Monica Kristensen wurde 1989 mit der Founder*s Medal der Royal Geographical Society ausgezeichnet. Fazit: Der Lesende merkt es: Die Autorin ist vom Fach. Es ist fundiert geschrieben, mit vielen Hintergrundinformationen aber nicht mitreißend geschrieben. Bewertung ggf. Begründung: Hintergrund meiner Einschätzung: 4 Sterne - zumindest erfährt der Lesende viel Interessantes, ist aber trotzdem nicht meines. Stefan Wichmann: Buchrezension über »Amundsens letzte Reise« von Monica Kristensen Verlag: btb Veröffentlichung: 13.09.2021 Sprache: Deutsch ISBN-13: 9783442770588

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Buchtitel: Amundsens letzte Reise Autorin: Monica Kristensen Verlag: btb ISBN: 9783442770588 Ausgabe: Taschenbuch Erscheinungsdatum: 13.09.2021 Inhalt: "Verschollen im ewigen Eis - Mythos Amundsen Am 18. Juni 1928 besteigt Roald Amundsen in Tromsø ein französisches Flugboot mit Ziel Spitzbergen. Der Bezwinger des Südpols und norwegische Nationalheld macht sich auf, den Polarforscher Umberto Nobile zu retten, der mit dem Luftschiff »Italia« bei der Rückkehr vom Nordpol abgestürzt ist. Am Abend jenes Tages geht ein Funkspruch von der Latham 47 ein – es sind die letzten Lebenszeichen von Amundsen und der Crew. Bis heute fehlt von ihnen jede Spur. Was ist damals tatsächlich passiert? Ausstattung: 24 Seiten farbiger Bildteil" Meinung: Fangen wir einmal mit dem Cover an, welches aus Kopien von Originalfotos besteht. Unter anderem ist Roald Amundsen darauf zu sehen. Ich persönlich finde die Wahl des Coverdesigns perfekt für ein Sachbuch dieser Art. Kommen wir aber auch schon zum Inhalt. Da ich mich seit einer Weile durchaus für geschichtliche Ereignisse interessiere, haben mich sowohl der Titel als auch der Klappentext natürlich direkt angesprochen. Vor allem spannend fand ich das Buch ja vorneweg, da es sich hierbei um einen Fall handelt, der so gesehen bisher noch nicht aufgeklärt wurde. In dem Zusammenhang die zwei wahrscheinlichsten Theorien von einer Autorin zu lesen, die überaus fundiert arbeitet und eine Expertin ist, war wirklich toll. Auch die persönliche Ansicht der Autorin am Ende des Buches fand ich durchaus relevant. Was man natürlich auf keinen Fall beim Lesen vergessen sollte ist, dass Kristensen selbst nur Vermutungen aufstellen kann. Zwar arbeitet auch sie mit vertrauenswürdigen Quellen, die sie einem auch angibt, jedoch war sie keine direkte Augenzeugin des Geschehens. Insgesamt ist der Schreibstil für ein Sachbuch durchaus angenehm und flüssig. Natürlich weißt das Buch aufgrund des Genres nicht die einfachste Sprache auf, jedoch lässt es sich trotzdem zügig lesen und man wird schnell ins Geschehen hinein gezogen. Fazit: Alles in allem ist es ein äußerst gutes Sachbuch, das am Ende noch Raum für eigene Spekulationen lässt, dem Leser jedoch einen möglichen Ablauf des Ganzen mit Fakten belegt vorlegt. Ich würde dieses Buch an jeden Geschichtsinteressierten definitiv weiterempfehlen!

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Im Jahr 1928 fuhr das Luftschiff Italia zum Nordpol, eine gewaltige Erstleistung. Doch beim Rückflug havarierte das Luftschiff unter der Leitung von Umberto Nobile. Eine gewaltige Suche begann, die größte, die das Nordpolargebiet je gesehen hat. Auch Amundsen, der berühmte Polarforscher, war Teil der Suche, doch er sollte davon nie mehr wiederkehren. "Amundsens letzte Reise" ist ein Sachbuch, das chronologisch die Geschehnisse um die Fahrt der Italia, der Suchmannschaften und Amundsen schildert. Es ist weniger ein Bericht über die Verhältnisse im Nordpolargebiet, auch wenn das natürlich eine gewaltige Rolle spielt. Aber mehr noch ist es ein Bericht über die damaligen Verhältnisse. Es ist ein Bericht darüber, mit welcher mentalen Grundhaltung und mit welcher Technik Menschen sich Richtung Nordpol wagten. Die politischen Verhältnisse spielten dabei auch eine Rolle, so mancher Nation ging es mehr darum, sich bei der Rettungsaktion gut und kompetent darzustellen als das pure Menschenliebe den Ausschlag gegeben hätte. Italien, Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, Dänemark und Frankreich beteiligten sich schließlich an der Suche und bekräftigten so ihren Anspruch auf die Polarregionen. Es war eine große Suche in einem großen Gebiet. Die Mannschaft der Italia hatte sich aufgeteilt. Eine Gruppe war bei der ersten Havarie des Luftschiffs aus der Gondel geschleudert worden, darunter der Expeditionsleiter Nobile, sein Foxterrier, und glücklicherweise auch das Funkgerät sowie Proviant und Zelte. Dann bekam das Luftschiff wieder Auftrieb und trieb steuerlos davon mit sechs Unglücklichen, die noch an Bord waren. Die Zeltgruppe um Nobile teilte sich später auf, die drei kräftigsten Männer versuchten, sich zu Fuß auf dem Weg in die Zivilisation zu machen und Hilfe zu holen. Auch Amundsen wollte zu Hilfe eilen, aber er wurde - aus diversen politiktaktischen Gründen - nicht angefragt und schloß sich schließlich privat der Suche an, mit einem Flugzeug, das ihm von einem privaten französischen Gönner überlassen wurde, die Latham. Die Zeit der rauen Helden, wie Amundsen es war, war aber eigentlich vorbei, die Zukunft gehörte der Aufklärung mit Luftschiffen und Flugzeugen. Es sollte der letzte große Einsatz Amundsens werden. Das Buch ist ein Sachbuch und wechselt zwischen spannenden Szenen (z.B. die Verzweiflung innerhalb der Zeltgruppe bei ihrem Überlebenskampf) und Details wie die Tankkapazitäten der einzelnen Suchboote oder Flugschiffe und wer wann welchen Funkspruch absetzte oder welches Gebiet überflog. Der Spagat, sowohl Leute anzusprechen, die noch gar nichts über die Suche nach der Italia und der Latham wissen als auch die, die tief in der Materie drin sind, ist sicherlich schwierig und alles in allem gut gelungen. Die Autorin Monica Kristensen ist selbst Polarforscherin und für ihre wissenschaftlichen Forschungsarbeiten ausgezeichnet. Wenn ich den Stil zusammenfassen müsste, würde ich es "akribisch" nennen. Kleinste Details fügt sie zusammen und entwirft so eine neue Theorie, was mit Amundsen geschehen ist, die ich logisch bestechend fand.

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Als Roman und Bettlektüre ist „Amundsens letzte Reise“ nicht zu empfehlen – dafür ist die Kost zu schwer. Wer aber mehr über die dramatischen Expeditionen des Jahres 1928 ins arktische Eismeer erfahren möchte, der sollte unbedingt zugreifen. Für ein Sachbuch ist das Werk sehr zugänglich, dafür sorgen die gelegentlichen erzählerisch eingebrachten, atmosphärischen Szenerien - und am Ende steht das noch immer ungelöste Rätsel, was mit den verschollenen Expeditionsteilnehmern geschehenen ist, die niemals gefunden wurden.

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Der Ruhm dieses legendären Entdeckungsreisenden ist noch lange nicht verhallt, seine Taten und Erfolge bleiben unvergessen. In Norwegen ist er ein wahrer Volksheld, der schon längst zu einem Teil der nationalen Identität wurde: Jedes Kind kennt seinen Namen, Statuen und Plaketten in verschiedenen Städten beweisen, dass Norwegen seinen berühmten Sohn noch immer in Ehren hält. Roald Engelbregt Gravning Amundsen war ein Polarforscher, der auf seinen Expeditionen ein ruhmreiches Ziel nach dem anderen erreichte. So durchfuhr er als Erster die Nordwestpassage, erreichte als Erster den geographischen Südpol und war mit hoher Wahrscheinlichkeit der erste Mensch, der den Nordpol mit dem Flugzeug erreichte. Kurz gesagt war Amundsen ein Mensch wie einem Roman von Jules Verne entsprungen: wagemutig, entschlossen, ein Held alter Schule. Und so liest sich auch dieser Bericht seiner letzten Reise wie eine Abenteuergeschichte – fast zu abenteuerlich, um wahr zu sein. Erzählt werden die Umstände der Rettungsexpedition, die tragischer Weise zu Amundsens Schwanengesang wurde, von Monica Kristensen. Manchen Lesern ist sie vielleicht als Autorin von Kriminalromanen bekannt, die auf Spitzbergen spielen – wo viele der Ereignisse dieses Buches angesiedelt sind. Was Kristensen jedoch als geradezu perfekte Autorin für dieses Sachbuch empfiehlt, sind zwei Polarexpeditionen, die sie 1986/87 und 1993 leitete, um Amundsens Reise zum Südpol nachzuverfolgen. Wandelte sie auf diesen Experditionen noch im wahrsten Sinne des Worte auf Amundsens Spuren, zeichnet sie in “Amundsens letzte Reise” ein sehr vielschichtiges literarisches Porträt des Polarforschers und gibt einen ungemein detaillierten Einblick in die Umstände seines Verschwindens. Und es geht nicht nur um Amundsen, sondern allgemein um die verschiedenen Expeditionen und Aktionen, die 1928 zur Rettung von Umberto Nobile organisiert wurden. Die Unterzeichnung des Spitzbergenvertrags, der Norwegen die Souveränität über Spitzbergen einräumte, war erst wenige Jahre her, und diverse Länder, wie Italien, Schweden, Finnland und Russland, hatten ein Interesse daran, sich als nicht zu unterschätzende Macht im Polargebiet zu etablieren. Die Rettung Umberto Nobiles wurde daher quasi zu einem Wettlauf, in dem es nicht mehr ausschließlich um die Rettung von Menschenleben ging – zu einer Zurschaustellung der besten Pilote und Kapitäne, der arktistauglichsten Schiffe und Flugzeuge. Es wirkt in manchen Passagen etwas ermüdend, dass alles bis ins kleinste Detail aufgelistet wird: technische Spezifikationen der Schiffe und Flugzeuge, Funkfrequenzen, mitgeführter Proviant, die Namen zahlreicher Menschen, die in irgendeiner Form beteiligt waren… Da ist nicht immer einfach, das Gesamtbild im Blick zu behalten. Andererseits möchte ich die Gründlichkeit der Darstellung grundsätzlich nicht missen – diese ermöglicht es jedem Leser, so tief in die Materie einzutauchen, wie er das wünscht. Die Person Amundsens gerät dahinter jedoch nie verloren. Man gewinnt als Leser den Eindruck, dass Amundsens Stern damals bereits im Sinken begriffen war, dass sein Tod möglicherweise sogar den Abstieg in das Vergessenwerden verhinderte. Bewog ihn das dazu, sein Leben für Nobile zu riskieren, mit dem er sich unbestritten verfeindet hatte? Seine Persönlichkeit ist schwer zu erfassen, aber was einen starken Nachhall in mir hervorrief, war seine unbestreitbare große Liebe zur Arktis. »Oh! Wenn Sie nur wüssten, wie großartig es dort oben ist! Dort wünsche ich zu sterben, aber ich möchte, dass der Tod auf eine ritterliche Art und Weise zu mir kommt, dass er mich bei der Erfüllung einer großen Aufgabe holt, schnell und ohne viel zu leiden.« [ Ausschnitt aus dem letzten Interview, das Amundsen gab.]

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Sein Name verbindet jeder unweigerlich mit der weißen Welt, dem Ewigen Eis. Seine Entdeckungsreisen haben seinen Weltruhm begründet. Er durchfuhr als erster Mensch die Nordwestpassage, erreichte als erster den Südpol, er war auch einer der ersten, die zum geografischen Nordpol kamen. Der Norweger Roald Amundsen (1872 – 1928), nach dem das neueste Schiff der legendären Hurtigruten-Flotte benannt ist, ist bis heute verbunden mit Entdeckermut und Wagnis, aber auch einem ungeheuren Wissensschatz rund um die Polargebiete. Die Norwegerin Monica Kristensen hat über Amundsens letzte Reise, von der er nicht mehr zurückgekommen ist, einen Band geschrieben, der Maßstäbe setzt. Kristensen ist selbst untrennbar mit den Polarregionen unserer Erde verbunden. Sie zählt zu den bekanntesten Polarforscherinnen ihres Landes. Als Tochter einer Schwedin und eines Norwegers 1950 im schwedischen Torsby geboren, leitete sie mehrere Expeditionen in die eisigen Welten. Für ihr Wirken wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1989 mit der Founder’s Medal der Royal Geographical Society. Hierzulande wurde sie mit ihrem Kriminalroman „Suche“ bekannt, dessen Geschehen auf der zu Norwegen zählenden Inselgruppe Spitzbergen – die Norweger nennen sie Svalbard – angesiedelt ist. Spitzbergen steht auch im Zentrum des aktuellen Sachbuches. Von hier startet der italienische Luftschiffpionier Umberto Nobile seine Nordpol-Tour, die in einer Katastrophe endete. Das Schiff „Italia“ stürzte mit einer internationalen Crew an Bord am 25. Mai 1928 auf der Rückfahrt ab. Mehrere Länder entsanden Rettungsexpeditionen. Auch Norwegen. Doch in der offiziellen Rettungsmannschaft des nordischen Landes erhielt Roald Amundsen keinen Platz. Er versuchte, selbst ein Team und vor allem die notwendige technische Ausstattung zusammenzustellen, was nicht leicht war, da Amundsen knapp bei Kasse war und die einstigen Kontakte wie zu dem Amerikaner Lincoln Ellsworth nicht mehr fruchteten. Schließlich bestieg Amundsen, der einst mit Nobile im Luftschiff „Norge“ die nördliche Polarregion bereist hatte, ein Flugboot des Typs Latham 47 mit zwei französischen Piloten an Bord. Es sollte eine Reise ohne Wiederkehr werden, seitdem gilt der große norwegische Polarentdecker als verschollen. Bis heute ist unklar, warum und vor allem wo die Mission scheiterte. Inhaltlich setzt die Wissenschaftlerin und Autorin den Fokus indes nicht nur auf Amundsen und seine Pläne. Vielmehr richtet sie einen weiten und vielschichtigen Blick auf sowohl die tragische Reise Nobiles als auch auf die zahlreichen Rettungsaktionen, die in ihrer Ausstattung und Bemannung nicht unterschiedlicher sein konnten. Neben Schiffen kommen mehrere Flugzeuge verschiedener Bauart und Leistung zum Einsatz. Die Russen leisteten mit Krassin, dem damals größten, mit Kohle angetriebenen Eisbrecher der Welt, eine besondere Unterstützung im Ringen um die Rettung der Männer um Nobile. Der Leser springt während der Lektüre des Buches zwischen den einzelnen Protagonisten, ihren Pläne, ihren Erfolgen und ihrem Scheitern. Sogar von dem unermesslichen Leid der verunglückten Crewmitglieder angesichts der unwirtlichen Verhältnisse und Einsamkeit auf einer Eisscholle berichtet Kristensen. Es ist erschütternd zu lesen, wie der italienische Funker Guiseppe Biagi immer wieder versucht, Notsignale abzusetzen, wie der schwedische Wissenschaftler Finn Malmgren in eisiger Kälte auf seinen Tod wartet, wie ein Teil der Mannschaft bereits während und kurz nach dem Absturz ihr Leben verliert. Kristensen schildert nicht nur, akribisch mit zahlreichen Fakten und Daten unterlegt, die damaligen Ereignisse und ihre Protagonisten, darunter auch Amundsens Weggefährten. Sie berichtet vor allem von einem extremen Zeitenwandel: Setzte Amundsen bei seiner Südpol-Expedition auf die Hilfe von Schlittenhunden, steigen nun Flugzeuge und Luftschiffe in die Höhe. Interessant auch – die Ausführungen zur Rolle Spitzbergens und der Bedeutung der Arktis für Norwegen und andere Länder. Ein regelrechter Wettstreit entbrennt, um Nobile und später Amundsen zu retten, wobei sich das faschistische Italien sich zuerst weigerte, sich mit einer Mission zu beteiligen und später Nobiles Scheitern drastisch verurteilte. Zudem gibt die Autorin Einblicke in das zwiespältige Wesen Amundsens, dessen Stern am Sinken war, der zu jener Zeit bereits viele Freundschaften aufgrund seines schwierigen Charakters verloren hatte und der auch gesundheitlich sehr angeschlagen war. Wer mehr über ihn erfahren will, sollte zu der wunderbaren Biografie des Norwegers Tore Bomann-Larsen (mare Verlag) greifen. Nie wird dabei der Leser indes diesem Detailreichtum überdrüssig, denn der Stil der Norwegerin ist anschaulich und an einigen Stellen durchaus auch atmosphärisch zu nennen. Kristensens Akribie und ihre aufwendige Recherche verlangen höchsten Respekt ab und ist diesem Werk deutlich anzumerken – wie auch das umfassende Wissen und die Leidenschaft der Autorin für dieses spannende Thema. Wer sich mit diesem Kapitel der Wissenschaftsgeschichte und generell mit dem Ewigen Eis beschäftigt, wird an diesem herausragenden Band, der Zeitdokumente sowie eine umfangreiche Literaturliste und eine Übersicht der einzelnen Expeditionen enthält, einfach nicht vorbeikommen.

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