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Rezensionen zu
Die Siliziuminsel

Qiufan Chen

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Die namengebende Insel ist ein befremdlicher Ort. Sie dient den Menschen als Müllverwertungsanlage und das ist schon fast ein Euphemismus. In Wahrheit wird dort alles entsorgt, was die konsumverwöhnte Gesellschaft nicht mehr benötigt. Bevölkert wird die Insel zum größten Teil von bettelarmen, sogenannten „Müllmenschen“, die ihr Auskommen dadurch erwirtschaften, dass sie sich durch stinkende Abfallberge wühlen, um irgendetwas Verwertbares zu finden. Kontrolliert wird die ganze Insel von großen Clans, die mafiagleich die Fäden in den Händen halten. Es gilt, aus allem Profit zu schlagen, die Menschen auszubeuten und als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen. Die Atmosphäre an diesem Ort ist hervorragend eingefangen. Es ist ein trostloser Ort, düster und gefährlich. Der durch technische Hilfsmittel geprägte Alltag der Menschen trifft auf einen kulturell tief verwurzelten Aberglauben. Aus diesem Gegensatz entspinnt sich das Storysetting. Über weite Strecken konnte ich dem gut folgen, war fasziniert und befremdet zugleich. Leider verliert sich der Autor zwischenzeitlich in diesem Spannungseld. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen, die Figuren tauchen in schnellem Wechsel auf und es fiel mir zunehmend schwer, der Story zu folgen. Zum Ende hin wartet der Autor dann noch mit einem echten Knaller auf und man begreift, dass der Roman weit weniger dystopisch ist, als es den Anschein macht. Fazit: Eine verrückte Reise zwischen Technik und Aberglaube, Zerstörungswut und Verehrung. Es besteht die Gefahr, in der zwischenzeitlich wirren Story verloren zu gehen, aber die Message hinter dem Roman ist enorm wichtig und überraschend.

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"Es gibt viele Orte auf dieser Erde, wo die Menschen inmitten von Müll ums Überleben kämpfen." Seite 466 ""Ein Menschenleben ist so viel billiger als eine Maschine", dachte Mimi. Aber wenn die Bosse nur noch Maschinen benutzen würden, wo sollten Mädchen wie sie dann noch eine Arbeit finden?" Seite 88 Willkommen auf der Siliziuminsel! Täglich wird hier schiffeweise Elektroschrott gebracht, der unter den drei Mafiaclans aufgeteilt wird. Die Geschäfte laufen gut, die Inselverwaltung wird geschmiert und erhält ihren Anteil am Gewinn. Der Profit spricht seine eigene Sprache. Umweltverschmutzung? Pah, nur eine der in Kauf zu nehmenden Nebenwirkungen. Und überhaupt - wenn interessieren dabei die Müllmenschen, die für das Recylen der Plastikteile eingestellt sind und in erbärmlichen, menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen ihr Leben auf der Müllhalde fristen? "Mimi saß vor einem Haufen Plastikbruchstücken von unterschiedlicher Farbe und Beschaffenheit - wie Knochen, die man aus einem Tierkadaver herausgerissen hatte. Und was war Sie dann? Ein streunender Köter? Mit geübten Händen sortierten die Mädchen den Plastikmüll: ABS, PVC, PC, PPE, MMA ... " Seite 87 Bis das Eintreffen des Amerikaners, Scott Brandle, Unruhe in die tägliche Routine bringt. Er spricht von Recycling-Technologie, sozialversicherten Arbeitsplätzen und umfassenden Umweltsanierungsmaßnahmen. Seine Firma möchte das Leben auf der Siliziuminsel grundlegend verändern. Doch kann man ein laufendes System tatsächlich ändern? Basierend auf den Umständen in Guiyu veranlasste es den Autor, Qiufan Chen, ein Jahr an seinem Buch "Die Siliziuminsel" zu schreiben, das erstmals 2013 (!) in China veröffentlicht wurde. Mehrere Jahre nach der Veröffentlichung erscheinen nun auch die deutsche (2019!), englische (2019!), spanische, russische und japanische Ausgabe. Es ist zu hoffen, dass weitere Übersetzungen folgen! Denn auch wenn der Lesefluss nicht immer packend war - so ist es auf jeden Fall dieses Thema. Wir alle müssen dafür sorgen, dass solche "Inseln" nicht weiter existieren dürfen! Wir alle tragen hierfür eine Verantwortung, dass sie es dennoch tun. Wieder aufbereiteter Plastikmüll wird an die Fabriken verkauft und dort zu allen möglichen billigen Produten verarbeitet, sodass wir auf der ganzen Welt preiswerte, aber gute Ware "Made in China" kaufen können. Wenn diese Waren veraltet oder abgenutzt sind, verwandeln sie sich wieder in Müll, der nach China zurückverschifft wird. Der Kreislauf beginnt von Neuem. "Die Geschichte, die in "Die Siliziuminsel" erzählt wird, kann nicht auf Schwarz gegen Weiß, Gut gegen Böse reduziert werden. Jede Nation, jede Gesellschaftsschicht, jede Regierung und sogar jedes Individuum, alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass so etwas wie Guiyu überhaupt entstehen konnte. Wir alle sind für die fatalen Konsequenzen des globalen Massenkonsums verantwortlich." Seite 466 Es ist wichtig, dass solche Bücher auf dem Büchermarkt nicht nur erscheinen, sondern auch beachtet werden! Bücher mit einer Message. Bücher die uns unser Handeln überdenken lassen. Von mir daher eine ganz klare Leseempfehlung!

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Basierend auf Tatsachen, die der Autor eigens gesehen hat, schuf er mit "Die Siliziumsinsel" ein Gedanken anregendes Werk rund um unser Konsumverhalten und den damit anfallenden unglaublichen Müllmengen. In naher Zukunft angesiedelt strotzt dieses Buch vor digitalen Visionen, sowie düsteren Perspektiven auf die Umwelt und unser Verhalten mit dem Massenkonsum. Neben diesen erschreckenden Ansichten und futuristischen Innovationen zeugt das Werk auch von einer gelungenen Sprache und interessanten Einblicken in die Welt derjenigen, die schon heute von dem Müll der konsumierenden Staaten leben. Wie deren politische Veränderung zukünftig aussehen wird, ist leider nirgends erwähnt, was schade hinsichtlich des sehr informierten Autors ist. Die Sprache ist überzeugend, manche der technischen zukünftigen Entwicklungen naheliegend. Allerdings sind manche Passagen auch äußerst brutal, nahezu ins Abartige ausufernd geschrieben. Neben sich anreihenden Vergleichen, die sich durch das gesamte Buch hinziehen, lässt dies die wirklich potentielle, mit etwas mehr Weitsicht wünschenswerte Geschichte immer wieder ins Holpern geraten - zumindest im Lesefluss. Der Einblick in die bereits heutzutage herrschende Welt des Mülls lässt sich anhand dieses Buches aber durchaus kennenlernen - wenn die technischen Spielereien ausgeklammert werden.

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