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Rezensionen zu
Des Lebens fünfter Akt - Liebe, Literatur und Leid: Arthur Schnitzlers letzte Lebensjahre

Volker Hage

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Bekannt ist Arthur Schnitzler bis heute als brillanter Novellist. Werke wie seine “Traumnovelle” haben schon zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass er als Schriftsteller ein hohes Ansehen genoß und sich mit den großen Denkern und Autoren seiner Zeit in Briefen austauschte. Volker Hage konnte für seinen Roman daher unter Anderem auf Korrespondenzen mit Hofmannsthal, Freud, Thomas Mann und Stefan Zweig zurückgreifen. Zitate und Ausschnitte aus diesen Briefen, sowie aus den eigenen Aufzeichnungen Schnitzlers fügen sich dabei stets harmonisch und sinnvoll in das Erzählte ein und wirken nie wie Fremdkörper. Es gelingt Hage, ein einfühlsames Porträt des Schriftstellers zu zeichnen, das es dem Leser ermöglicht, sich Schnitzler nahe zu fühlen. Als Beginn des Romans hat Hage den wohl größten Einschnitt in Schnitzlers Leben ausgewählt: Den Selbstmord der achtzehnjährigen Tochter Lili: “Lili, die Tochter, die er geliebt hatte wie keinen anderen Menschen, sie lebte nicht mehr. Es gab keine Worte dafür. Er überließ sich dem Schmerz [...]. Ihn umgab eisige Finsternis.” Der Verlust der einzigen Tochter prägt ihn grundlegend und er nimmt sein Leben fortan nur noch als eines war, “das es abzuleben galt”. Schicksalsschläge und Verluste dieser Art begleiten den Schriftsteller jedoch nicht erst in seinen späteren Lebensjahren. Denn auch seine große Liebe Marie Reinhard starb früh. Der Tod ist nie fern in diesem fünften Akt. “Des Lebens Fünfter Akt” ist ein gelungener Roman, der Sprache, Stil und Erzählinstanz in den Hintergrund rücken lässt, um seiner Hauptfigur vollständig die Bühne zu überlassen. Schnitzler wird sowohl als Schriftsteller als auch als Mensch der Raum gelassen, sich selbst durch sein Werk, seine Beziehungen und durch seinen Lebensweg darzustellen. Um den Mann hinter den Novellen besonders in seinen letzten Lebensjahren kennen- und verstehen zu lernen, sollte man sich diesem Roman widmen.

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Eine Biografie der anderen Art erhielt ich dieser Tage als Geschenk: „Des Lebens fünfter Akt“, erschienen im Oktober 2018 bei Randomhouse. Volker Hage, 1949 in Hamburg geboren, der zu den renommiertesten deutschen Literaturkritikern zählt, widmet sich den letzten Lebensjahren des Schriftstellers Arthur Schnitzler. Der Österreicher war zunächst wie sein Vater Arzt. 1862 geboren, ging er ab Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Weg als Erzähler und Dramatiker. Im Sommer des Jahres 1928 hat der 66-jährige alles erreicht. Von einem Tag auf den anderen beginnt „Des Lebens fünfter Akt“. Seine erst 18 Jahre alte Tochter Lili begeht in Venedig Selbstmord, und mit ihr verliert Schnitzler jenen Menschen, der ihm auf eigentümliche Weise am nächsten stand. Der Autor Volker Hage führt den Leser in die Welt von Arthur Schnitzler ein, lässt teilhaben an seinen Gedanken. Ein erfolgreicher Autor, der mit Künstlern wie Hugo von Hofmannsthal, Thomas Mann, Gerhart Hauptmann oder Stefan Zweig, verkehrt. Aber nach dem Tod seiner Tochter ist Schnitzler auf der Schattenseite des Lebens. Für sein sehr persönliches Portrait konnte Volker Hage die Arthur Schnitzler Tagebücher, die der S. Fischer-Verlag erstmals 1981 herausgab, nutzen. Von seinem 17. Lebensjahr bis zwei Tage vor seinem Tod führte Arthur Schnitzler fast täglich Tagebuch. So ist der Roman von Volker Hage ein kritischer Spiegel der Zeit und bettet das Geschehene in den Alltag des Schriftstellers gut ein. Andererseits skizziert er das kurze Leben der Tochter Lili, dass der Vater immer wieder Revue passieren lässt. Nach dem Tod von Arthur Schnitzler 1931 gerät er schnell in Vergessenheit. Ab 1933 auf der schwarzen Liste der Nationalsozialisten. Erst zu Beginn der 1960er Jahre erfolgte eine Schnitzler-„Renaissance“. Heute gilt der Schriftsteller Arthur Schnitzler als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne.

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Arthur Schnitzler war ein österreichisch jüdischer Schriftsteller und Dramatiker, dessen Werke zu seinen Lebzeiten zu den meistgespielten Stücken auf deutschsprachigen Bühnen gehörten. Aus einer Arztfamilie stammend war auch er Mediziner, gab seine Praxis aber schließlich zu Gunsten der Schriftstellerei auf. Dem fünften und letzten Akt seines Lebens in Wien, nämlich den Jahren 1928 bis 1931 widmet sich dieser biografische Roman. Die Erzählung setzt an einem Wendepunkt in Schnitzlers Leben ein. Das einschneidendste Ereignis seiner letzten Lebensjahre war der tragische Selbstmord seiner erst 19jährigen, frisch verheirateten Tochter Lili, den er nie hat verwinden können. Besonders dieser schmerzliche Verlust – aber nicht nur dieser – ließ ihn die Nähe zu seiner geschiedenen Frau Olga suchen. Diese drängte bis zum Lebensende Schnitzlers darauf, wieder mit ihm zusammen zu leben, was Schnitzler jedoch ablehnte. Im Alter von Ende Sechzig wiederholte Schnitzler noch immer das ewig gleiche Beziehungsmuster, welches sich durch sein Leben zog. Er fühlte sich stets von vielen Frauen erotisch angezogen, besonders von solchen, die deutlich jünger waren als er, ihn bewunderten und anschwärmten. Klug sollten sie sein, so dass sie sein schriftstellerisches Werk beurteilen konnten. Er gab ihnen seine Entwürfe zu lesen, baute auf ihre Ermutigung und ihren Rat. Verbindlichkeit war jedoch seine Sache nicht. Auch wenn er eine langjährige Ehefrau bzw. Lebensgefährtin gehabt hat, gab es daneben stets Affären, dauerhafte und kurzlebige. Eine Einschränkung seiner Freiheit konnte er nicht ertragen. Erwartungen wollte er nicht erfüllen, verlangte umgekehrt jedoch Treue und Hingabe von seinen Partnerinnen. Stets hielt er seine Affären vor den anderen Frauen geheim, schreckte auch vor Lügen und falschen Liebesschwüren nicht zurück, um die Frauen zu halten. Tragisch an dieser Lebensweise war, dass sie sowohl Schnitzler als auch die betroffenen Frauen zuweilen sehr unglücklich gemacht hat. Manche der Frauen hätten sich auch auf eine offene Beziehung eingelassen, aber nur unter der Bedingung absoluter Offenheit. Gerade das wollte Schnitzler jedoch nicht. Wollten sich die Frauen von ihm trennen, weil er sie lieblos behandelte, geistig abwesend und stets in seine Arbeit vertieft war und sie ständig hinterging, so konnte er dies nie geschehen lassen. Er war abhängig von ihrer (von ihm meist nicht erwiderten) Liebe, ihrer ständigen Verfügbarkeit und der Selbstbestätigung, die sie ihm gaben. Zu groß waren seine Selbstzweifel, Einsamkeit und Depression, vor allem nach dem Tod der geliebten Tochter. Der Roman zeichnet das Bild eines innerlich zerrissenen Mannes mit starkem Kontrollbedürfnis, der ständig zwischen mehreren Frauen steht und sich vollends darüber bewusst ist, was er ihnen mit seinem Verhalten antut. Er bemerkt sogar, dass sein Festhalten an längst quälend gewordenen Beziehungen voller gegenseitiger Vorwürfe und Leid ihm selbst schadet. Dennoch schafft er es meist nicht, sich zu trennen oder eine Frau gehen zu lassen, weder seine geschiedene Ehefrau Olga, noch seine langjährige Lebensgefährtin Clara. Er findet stets Entschuldigungen für sein Verhalten, nicht zuletzt dass er seine Beziehungserfahrungen in seinen Novellen und Dramen verarbeitet. „Die Verbindung mit Clara hatte er sich leicht vorgestellt, frei von Konflikten, als ‚verantwortungslos und bequem‘, wenn er seinem damaligen Tagebuch trauen durfte. ‚Man könnte sich eine angenehmere Beziehung kaum denken‘, stand da. Freilich auch: ‚Aber in der Tiefe ist sie ziemlich hart, egoistisch, und ein bisschen snob.‘ Das war lange her.“ (S. 129) „Aber war, fragte er sich insgeheim, seine Haltung wirklich so eindeutig? Wenn Clara ganz offen von ihrer Eifersucht sprach, hörte er es zumindest nicht ungern. Er musste sich eingestehen, dass er auf ihre Liebe weiterhin baute. Er wollte Clara loswerden, aber nicht loslassen.“ (S. 214) Diese stark psychologische Auseinandersetzung mit Schnitzlers schwieriger Persönlichkeit wird erzählt vor dem Hintergrund des Wiens zwischen den Weltkriegen. Die Schilderung von Zeppelinflügen oder der neuartigen Möglichkeit zu telefonieren macht die Erzählung sehr plastisch. Natürlich spielt auch der erstarkende Faschismus eine Rolle sowie die in den 1920er Jahren aufkeimende neue Unabhängigkeit der Frauen. Schön ist, dass wir im Roman auch den Zeitgenossen Schnitzlers begegnen, mit denen er verkehrte, etwa Hugo von Hofmannsthal oder Siegmund Freud. Beachtlich ist die immense Rechercheleistung des Autors. Große Teile des Buches zitieren Briefe und Tagebücher Schnitzlers sowie auch dessen Werke und binden diese in die Dialoge ein. So wirkt das Bild Schnitzlers sehr glaubhaft und authentisch. Erschütternd ist die Egozentrik und Rücksichtslosigkeit Schnitzlers, der es in jüngeren Jahren selbst als Arzt in seiner Praxis nicht unterlassen hat, Patientinnen „zu verführen“, man würde heute sagen zu missbrauchen. Die Vehemenz seiner Lügen den Frauen gegenüber, deren völlige Selbstaufgabe und Zerstörung bis hin zum Selbstmord er in Kauf genommen hat, von Frauen, die leicht seine Töchter hätten sein können, stimmt nachdenklich – zumal auch die Frauen offenbar nicht die Kraft gefunden haben, ihrem Leiden ein Ende zu machen und den charmanten, aber eifersüchtigen und fordernden Geliebten zu verlassen. Erstaunlich ist, dass Schnitzler dieses Lebensmodell Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Wiener Gesellschaft leben konnte. Bedenkenswert ist, dass auch heute dieses Muster alles andere als ausgestorben ist. Ein nachdenklich stimmendes, facettenreiches Portrait eines berühmten Mannes, das sich gut liest und beeindruckend recherchiert ist. (Ich danke dem Verlag für das kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.) Zusatz-Info: Wer sich auf heitere Weise mit der Welt Schnitzlers ab ca. 1910 beschäftigen möchte, dem seien die Romane von Petra Hartlieb ans Herz gelegt, in denen sie diese aus Sicht eines fiktiven Kindermädchens im Haushalt der Schnitzlers schildert. Erschienen sind bislang „Ein Winter in Wien“ (Rowohlt Verlag Reinbek 2016) und „Wenn es Frühling wird in Wien“ (DuMont Buchverlag Köln 2018). Am 17. Mai 2019 wird der 3. Band „Sommer in Wien“ (DuMont Buchverlag Köln) erscheinen. Petra Hartlieb und Volker Hage kennen sich und haben sich über ihre Recherchen zum Thema Schnitzler ausgetauscht.

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Beim Erobern der Schriftsteller der klassischen Moderne bin ich immer wieder auf den Wiener Arthur Schnitzler gestoßen. Entweder werden seine Stoffe als Vorlage für Filme verwendet (Traumnovelle für z. B. Eyes Wide Shut) oder er wird bei anderen Autoren des frühen 20. Jahrhunderts erwähnt. Bis ich endlich selbst etwas von ihm las und erstaunt war, wie „modern“ und damit zeitlos Schnitzler schreibt und welch grandioser Beobachter er ist. Seine Figuren handeln, sind in ihrem Umfeld verankert, es gibt keine belehrenden Passagen, sondern spannende Geschichten von interessanten Menschen. Darum wurde ich sehr neugierig, als ich von Volker Hages neuem Roman hörte, der innerhalb Schnitzlers letzten drei Lebensjahre spielt. Hage ist nicht nur Literaturkritiker und hat über berühmte Autoren geschrieben, er beschäftigte sich auch mit der Literatur im zweiten Weltkrieg (in seinem Werk: „Die Literaten und der Luftkrieg“), und dies ist nun sein zweiter Roman. Hier schreibt also jemand, der durchdrungen von Literatur ist, der die Zeit in der Arthur Schnitzler lebte von mehreren Seiten betrachtet hat. Zusätzlich konnte er für dieses Buch erstmals die Tagebücher von Schnitzlers Tochter verwenden, was einen wichtigen Teil des Romans ausmacht. Schnitzler war ein akribischer Tagebuchschreiber und verfügte, dass man sie nach seinem Tod unverändert und komplett veröffentlicht. Darum sind sie heute als zehnbändige Reihe mit fast fünftausend Seiten zu haben. Aber nun zu Hages Roman: Er berührt von der ersten Seite an, durch seine feinfühlige, klare Sprache sind wir Leser sofort dicht an Arthur Schnitzlers Seite und erleben wie er vom Selbstmord seiner Tochter erfährt. Erst hält der Sechsundsechzigjährige es noch für einen Unfall, die Achtzehnjährige war doch so glücklich verheiratet in Venedig. Was war passiert? Also macht er sich mit seiner Exfrau Olga auf die Reise und schottet sich danach nach außen hin ab, um sich innerlich mit den Tagebüchern seiner Tochter auseinanderzusetzen. Gab es Anzeichen für eine Depression? Wie sehr war er als Schriftsteller-Vater Vorbild für sein Kind? Mit wenigen Sätzen fängt Hage sehr gekonnt mehrere Leben ein. Wie weiterleben und dem Alter mit seinen zunehmenden Einschränkungen, aber auch den Angehörigen gerecht werden, nach so einem Schicksalsschlag? Schnitzler bleiben die Frauen, die Geliebten, die Ehefrauen und auch der Sohn, aber kann er ihnen noch gerecht werden, jetzt, nachdem Lili tot ist? Die Tagebücher und die Briefe helfen ihm dabei, seine Erinnerungen aufzufrischen und zugleich zu bewahren. Aber: „Was nützte all seine Liebe, wenn sie nicht ausgereicht hat?“ (Zitat S. 54) Dazu kommt, dass er als Jude zunehmender Feindlichkeit in Wien ausgesetzt ist, als der Antisemitismus in den 20er und 30er Jahren auch in Österreich Politik wird. Ein großartiges Buch, dass Einblick in die Seele eines bedeutenden Künstlers gibt, dank Volker Hage erleben wir, wie Kreativität aus Liebe entsteht mit all seinen Schatten und Lichtseiten. Im Abspann werden die agierenden Personen aus Schnitzlers Umfeld ausführlich vorgestellt. Das bereichert und lädt ein, Arthur Schnitzler zu lesen.

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Großartig

Von: Sonja Spiegel-Rossmann aus Lübeck

02.11.2018

Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen — ich finde es wunderbar, ganz großartig. Ich bin sehr beeindruckt (und habe mir gleich eine Sammlung Schnitzlerscher Texte bestellt…). Man spürt den ungeheuren Rechercheaufwand und ist doch fasziniert von der Leichtigkeit, mit der hier Zitate und Fiktionales verbunden sind.

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