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Rezensionen zu
Der Tyrann

Stephen Greenblatt

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Wie ist es möglich, dass ganze Nationen Tyrannen, Demagogen und Egomanen verfallen? Diese Frage hat sich Stephen Greenblatt unweigerlich vor der Trump-Wahl stellen müssen. Das Buch “Der Tyrann” ist das Ergebnis seiner Überlegungen. Auf eindrückliche Weise zeigt der Literaturwissenschaftler darin, wie zeitlos und allgemeingültig Shakespeares Charakterstudien tyrannischer Herrscherfiguren und die Mechanismen ihres Aufstiegs zur Macht sind. Die Parallelen zu heutigen Machthabern sind allzu offensichtlich, als dass man sie übersehen könnte. Ob eine Figur da Richard III. oder Trump heißt, scheint kaum noch von Bedeutung, denn das, was ihre Persönlichkeiten und ihre Strategien der Machtergreifung auszeichnet, ähnelt sich allzu sehr. Shakespeares Tyrannen sind inkompetent, schamlos und wahnsinnig. Richard III., Macbeth, King Lear, Leantes oder Coriolan sind geistig ungeeignet, Entscheidungen zu treffen. Wahnsinn und Egomanie zeichnen sie aus. Richard sagt über sich selbst: “Oh, ich kann lächeln und beim Lächeln morden”. Die shakespearischen Herrscherfiguren haben das Bedürfnis, sich überlegen zu fühlen. Niemand darf ihnen widersprechen, ihren Befehlen ist Glaube zu leisten, das, was sie behaupten, auch wenn es nicht auf Tatsachen beruht, ist die Wahrheit. Denn: “Wenn der Tyrann träumt, es gebe Betrug oder Verrat, dann gibt es Betrug oder Verrat.” Demagogen wie Jack Cade aus “Heinrich VI.” machen dem Volk darüber hinaus falsche Versprechungen, (“alle solln fressen und saufen auf meine Kosten”) und gründen ihre Anliegen auf der Sehnsucht nach einer besseren und glorreichen Vergangenheit. Es hätte daher kaum überrascht, wenn ‘Make England Great Again’ Cades Wahlspruch gewesen wäre. Doch warum scheint niemand zu sehen, welche gewaltbereite und grausame Männer die Macht an sich zu reißen versuchen? Warum bleiben alle tatenlos und sehen zu? Greenblatt erklärt es mit Richard III. folgendermaßen: “Richard ist für die höchste Machtposition so offensichtlich und grotesk unqualifiziert, dass sie ihn aus ihren Gedanken verbannen. Sie konzentrieren sich stets auf etwas anderes, bis es zu spät ist. Sie erkennen nicht schnell genug, dass das scheinbar Unmögliche wirklich geschieht. Die Struktur, auf die sie sich verlassen haben, erweist sich als unerwartet zerbrechlich.” Die Zerbrechlichkeit von Regierungsformen und Frieden sind für Shakespeare eine Voraussetzung für die Machtergreifung von Tyrannen. Eine weitere sind die Mitläufer, die Kollaborateure, die Befehlsausführer und die, die schweigen und wegsehen. Für alle Shakespeare-Fans, für die, die Shakespeares Zeiten überdauernde Relevanz noch entdecken wollen und für all diejenigen, die an Zeitgeschehen und heutiger Politik interessiert sind, ist das Buch ein Muss!

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Jeder verbindet wohl mit dem Wort „Tyrann“ eine bestimmte Person. Der Charakter zeichnet sich nicht durch positive Merkmale aus, und besonders im privaten Leben versucht man um solche Menschen einen großen Bogen zu machen. Doch was passiert, wenn ein Tyrann an der Spitze eines Staates steht und seine Macht zu seinen Gunsten einsetzt? Nach dem Motto: Einer gegen das Volk. Was passiert, wenn ihm durch seine Geburt ein Königstitel zusteht, er aber keinerlei Empathie besitzt? Und was passiert, wenn das Volk freiwillig einen solchen Tyrannen an die Spitze wählt? • Stephen Greenblatt geht in seinem Buch „Der Tyrann“ genau diesen Fragen nach. Mit Hilfe von Shakespears Dramen arbeitet er Charakterzüge eines Tyrannen heraus und analysiert deren Verhalten. Nach Shakespear badet ein Tyrann in Selbstliebe, ist arrogant, Gefühle der Mitmenschen bedeuten ihm nichts, hat keinerlei Zweifel an seinem Tun und spricht nur von Gewinnern. Ausgelöst werden diese Eigenschaften unter anderem durch große Selbstzweifel und Angst vor Ablehnung anderer Menschen – vor allem durch äußerliche Hässlichkeit. So benutzt beispielsweise Richard III. seine Machtposition als Strafe für andere Menschen aus, die sich vor ihm ekeln. Für ihn ist es eine große Genugtuung die hübschesten Frauen zu heiraten und sie anschließend wieder abzuschieben. Zu Zeiten Shakespears konnte man sich schwer gegen Tyrannen zur Wehr setzten, sodass die Menschen schwiegen. Obwohl die Menschen des 21. Jahrhunderts viele Mittel hätten dem Tyrannentum ein Ende zu bereiten, werden sie stattdessen freiwillige gewählt. Man werfe einen kurzen Blick nach Amerika: Ein reicher Mann verspricht die Sterne vom Himmel zu holen und unzählige Menschen liegen ihm zu Füße. Ist es Naivität, Bequemlichkeit, Leichtsinn, Egoismus oder einfach nur Dummheit? Shakespears Hoffnung liegt darin, dass Tyrannen an ihrer eigenen Bösartigkeit zugrunde gehen und dem Wehren des Volkes, denn „[w]as ist die Stadt sonst als das Volk?“ • „Der Tyrann“ ist ein Sachbuch, das für Shakespear Liebhaber gemacht ist oder für Leser, die das Thema einmal aus einer literaturwissenschaftlichen Perspektive kennenlernen wollen. Wie könnte es ein aktuelleres Buch geben?

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Eine Warnung: Wenn man Der Tyrann zu lesen beginnt, kann man das Buch nicht mehr weglegen. Ich musste eine Nachtschicht einlegen. Stephen Greenblatt, Pulitzerpreisträger und Shakespeare Spezialist aus Harvard, nimmt sich Shakespeare her, um die Mechanismen des Populismus und die Vorgehensweise der Tyrannen und Diktatoren zu untersuchen und sie mit jenen, die heute praktiziert werden, zu vergleichen. Und er wird fündig! Reichlich Material hat der wortgewaltige Autor in seinen Stücken zu bieten. Folgerichtig untertitelt Greenblatt sein Werk: Shakespeares Machtkunde für das 21. Jahrhundert. Seit Beginn seiner Karriere anfangs der 1550er Jahre interessierte sich Shakespeare dafür, wie es geschehen kann, dass ein Land in die Fänge eines Tyrannen fällt. Zu dieser Zeit musste man sich sehr vorsichtig und behutsam mit dieser Thematik befassen, sonst konnte es geschehen, dass einem plötzlich der Kopf oder andere geschätzte Körperteile abhanden kamen. Freie Meinungsäußerung war kein Bürgerrecht, Theater wurden bei unliebsamen Stücken geschlossen oder abgerissen. Shakespeares „Trick“ dem zu entgehen bestand darin, dass er die Handlung seiner Stücke in frühere Zeiten und andere Länder verlegte. Der Erfolg gab ihm recht. Ihm war es wichtig Unterhaltung für die Massen zu machen, dabei waren ihm Amüsement und Inhalt gleich wichtig. Wer wollte und dazu in der Lage war konnte im Theater auch immer wieder politisch relevantes finden. Diese Relevanz hat sich bis ins 21. Jahrhundert gehalten. Die Art und Weise wie Narzissten und Egomanen sich den Weg zur Macht bahnen ohne sich um Werte, Mitmenschen und Gemeinwohl zu scheren ist noch immer dieselbe. Putin, Trump, Erdogan, Kim Dingens und wie sie alle heißen interessiert doch nicht das Volk, außer um es für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Macht ist ihr Ziel, sei es um den Reichtum in ihrem Sinne zu verteilen, sei es zum puren Selbstzweck. Brilliant und scharfsichtig beginnt Greenblatt anhand des englischen Rosenkrieges, Inhalt eines seiner frühen Stücke, aufzuzeigen wie alles beginnt. Spannend und faszinierend liest sich das, aber auch zunehmend beängstigend: „Dieser Hass ist ein wichtiger Teil dessen was zu sozialen Zusammenbruch und schließlich zur Tyrannei führt. Er macht die Stimme des Gegners, ja den bloßen Gedanken an ihn fast unerträglich.“ So analysiert er in Heinrich dem VI. den jungen König der zu schwach ist diesen „Bruderkrieg“ zu unterbinden. Und auch in Deutschland und den USA ist dieser Hass auf den politischen Gegner wieder aufgekommen, wird forciert und genutzt von Machtmenschen, die nur ihr eigenes Interesse im Blick haben. Alles schon mal dagewesen. Wir wissen es, unsere Politiker wissen es doch entweder sind sie, wie Heinrich zu schwach oder sie glauben diese rasende Wut in ihrem eigenen Interesse kanalisieren und beherrschen zu können, oder sie sind absolute Egomanen denen jedes Mittel recht ist. King Lear, Julius Caesar, Macbeth, sie alle sind in verschiedenen Varianten auch heutzutage vertreten. So grandios und informativ Stephen Greenblatt hier seinen Shakespeare auf diese Thematik hin durchleuchtet, so niederschmetternd und furchteinflößend sind die Schlüsse die er zieht. Soziale Ungleichheit ist gewollt, ermöglicht die Kontrolle der Massen, bis sie so brutal wird, dass diese sich erheben. Daher sind all diese Tyrannen, Despoten und Egomanen in ihrem tiefsten Innern unglücklich, paranoid und vertrauen niemandem. Weder ihren Verbündeten und Mitläufern bis hin zu ihren Familienangehörigen. Was Greenblatt in seinem Buch darlegt ist eine exakte Analyse dieser Menschen und ihrer geistigen Verfassung und dies alles anhand der Stücke eines vor Hunderten Jahren verstorbenen großartigen Beobachters der menschlichen Natur und Seele. Trotz des unerfreulichen Themas ein großes, spannendes Lesevergnügen das ich gerne weiterempfehle. Unter anderem macht es auch Lust sich wieder an Shakespeares Klassikern zu erfreuen. Sie sich zu erlesen. Und am Ende resümiert Greenblatt: „…Shakespeare war überzeugt, die Tyrannen und ihre Günstlinge würden am Ende scheitern, an ihrer eigenen Bösartigkeit und an einem Geist der Menschlichkeit, der sich zwar unterdrücken, aber nie ganz ausrotten lasse. Die größte Chance lag für ihn im politischen Handeln gewöhnlicher Bürger.“ Eine Interpretation die sich wie ein Thriller quer durch die (englische) Geschichte liest.

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Stephen Greenblatt erkundet mit Shakespeare die Tyrannei und entwirft eine „Machtkunde für das 21. Jahrhundert“ „Wie kann es sein, (…) dass jemand sich von einem Führer angezogen fühlt, der zum Regieren offensichtlich ungeeignet ist, der keine Selbstbeherrschung kennt, durch Hinterhältigkeit und Niedertracht brilliert oder sich nicht um die Wahrheit schert? Unter welchen Umständen wirken Zeichen von Verlogenheit, Rohheit oder Grausamkeit nicht abstoßend, sondern attraktiv, ja, erregen sogar glühende Bewunderung?“ Diese Fragen stellen sich nicht nur viele Zeitgenossen beim Anblick des amtierenden US-Präsidenten, diese Fragen stellte auch schon Shakespeare (1564-1616). Und niemand wäre eher berufen, eine „Machtkunde für das 21. Jahrhundert“ aus seinen Schriften zu destillieren, als der amerikanische Literaturwissenschaftler Stephen Greenblatt, der vor einigen Jahren mit „Will in der Welt“ (2005) die eine viel gelobte Biografie des enigmatischen Dramatikers vorgelegt hat. Shakespeare war fasziniert vom Wesen der Tyrannei. Das Wechselspiel zwischen der Verführung der Massen durch Demagogen, dem nachhaltigen Schaden, den diese anrichten sowie der anschließenden, für ihn notwendig sich ereignenden moralischen Gesundung, wenn der Tyrann erst einmal beseitigt ist, machte für ihn das Wesen der Politik an sich aus. So lautet dann auch der Untertitel der Originalausgabe: „Shakespeare on politics“. Dabei ging es ihm nicht um Tyrannenmord. Vielmehr zog er Zuversicht aus der „Unvorhersehbarkeit“, aus der Erkenntnis also, dass kein Tyrann die Masse dauerhaft kontrollieren könne. „Am Rande stehend“, so resümiert Greenblatt, „hegt man den Traum, wenn man nur nahe genug an diese oder jene Schlüsselfigur herankäme, dann wüsste man, was wirklich vor sich geht und was zu tun wäre, um sich selbst oder das Land zu retten. Doch dieser Traum ist eine Illusion.“ Fast während der gesamten Lebenszeit Shakespeares saß Elisabeth I. auf dem Thron. Sie hielt er, nach allem, was wir wissen können, nicht für eine Tyrannin. Gleichwohl hegte er eine starke Aversion gegen die „Parolen der Obrigkeit“, gegen „reaktionäre Gemeinplätze“, gegen eben das, was Thomas Morus hundert Jahre zuvor in seiner „Utopia“ die „Verschwörung der Reichen“ genannt hatte. Deshalb ließ Shakespeare seine Titelfigur im „König Lear“ ausrufen: „Beschlag mit Gold die Sünde – Das starke Recht des Schwerts prallt harmlos ab / Umpanzer sie mit Lumpen – ein Strohhalm bohrt sie durch.“ Im elisabethanischen England herrschte freilich keine Meinungsfreiheit. Direkte Kritik an den Herrschenden konnte bestenfalls mit Zuchthaus, schlimmstenfalls mit grausamsten Hinrichtungsmethoden geahndet werden. So befleißigte sich Shakespeare einer „verborgenen Perspektive“, die Greenblatt minutiös und überzeugend dechiffriert. Anhand von Schurken wie Richard III., Macbeth, Julius Cäsar, König Lear, Leontes oder Coriolan exemplifizierte er Machttechniken, psychologische Mechanismen und gesellschaftliche Dynamiken, die auch in Shakespeares Gegenwart resonierten. Und der heutige Leser sieht und merkt sogleich: Das tun sie auch heute noch ganz außerordentlich. Dazu Greenblatt: „Shakespeare ist nicht deshalb ein großer Dichter, weil er relevant ist; er ist relevant, weil er ein großer Dichter ist. Er ging den Dingen auf den Grund.“ Es ist nachgerade gespenstisch, wie in den Rosenkriegs-Dramen der „Klassenkrieg“ in den Dienst des „Parteienkriegs“ genommen wird, „Chaos“ erzeugt wird zur Vorbereitung der „Machtergreifung des Tyrannen“; wie der Populismus als „Betrug“ am Volk gedeutet wird, da der „Tyrann“ eigentlich nur Interesse am eigenen Wohlergehen hat; wie gezielte Angriffe auf Justiz und Bildung gefahren werden, die vorgeblich (und leider oft auch tatsächlich) primär die Interessen „der Reichen“ vertreten; wie dann auch noch Kontakt mit der traditionell feindlichen Macht – nicht Russland, hier war es noch Frankreich – aufgenommen wird, um den Machtwechsel extern unterstützen zu lassen. Greenblatt ist hier kurz nach seinem grandiosen Adam-und-Eva-Buch erneut ein brillantes, beziehungsreiches und intellektuell reizvolles Werk gelungen, das den Leser gleichsam entmutigt zurücklassen kann: Lernt die Menschheit denn trotz allem Wissenszuwachs nicht hinzu? Die Hoffnung, schreibt er, Shakespeare paraphrasierend, liegt, damals wie heute, „im politischen Handeln gewöhnlicher Bürger“, denn: „Was ist die Stadt sonst als das Volk?“

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