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Rezensionen zu
Star Wars™ Phasma

Delilah S. Dawson

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Von der Kriegerin zur Soldatin

Von: Ben Braden | Jedipedia.de

13.11.2018

Hinweis: Die Rezension bezieht sich auf einen Kanon-Roman! Phasma ist eine der Figuren des neuen Kanons, aus denen man einfach noch nicht schlau wird. Doch nicht nur uns Star-Wars-Fans geht es so, sondern auch den Personen, die in-Universe mit ihr zu tun haben, bleibt sie ein Mysterium — vor allem ihrem Hauptwidersacher, dem ebenso undurchsichtigen Cardinal. Durch seine Augen und Ohren sollen wir in Dawsons biografischem Roman "Phasma" mehr über die Vergangenheit der ikonischen Sturmtrupplerin erfahren und zudem Einblick in ihre Rivalität, die sinnbildlich für ein Schisma innerhalb der gesamten Ersten Ordnung steht, erhalten. Das Buch beginnt damit, dass das Schiff der Widerstands-Spionin Vi Moradi vom Traktorstrahl eines Sternzerstörers erfasst wird und sie somit in Gefangenschaft der Ersten Ordnung gerät. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass ihr Entführer, ein ranghoher Sturmtruppenoffizier in blutroter Rüstung mit dem Titel „Cardinal“, nicht auf offizielle Anweisung hin handelt, sondern seine persönliche Agenda verfolgt. Er hat sie mit Hilfe seines Droiden Iris heimlich in einem abgelegenen Teil des Kreuzers untergebracht, wo er sie einem brutalen Verhör unterzieht. Moradi ist nämlich keine durchschnittliche Spionin, sondern sie ist im Zuge ihrer letzten Mission damit beauftragt worden, für den Widerstand Informationen über Phasmas Herkunft zu sammeln, sodass sie über wertvolles Wissen über Cardinals verhasste Rivalin verfügt, das er verwenden könnte, um sie bei einem anstehenden Treffen mit ihren Vorgesetzten anzuschwärzen. Sie befindet sich nun in der prekären Situation, den tödlichen Spagat schaffen zu müssen, dem Willen ihres Folterers nachzukommen und ihn gut genug zu unterhalten, um die Torturen zu stoppen, und gleichzeitig nicht zu viel preis zu geben, um lange genug für einen Fluchtversuch am Leben gelassen zu werden. Der Roman ist folglich in eine Rahmen- (das Verhör) und eine Binnenerzählung (Moradis Geschichten über Phasma) gegliedert. Dabei werden auch unterschiedliche Tempora verwendet, einmal Präsens und einmal Präteritum. Normalerweise bin ich kein Fan von solchen Zeitenwechseln, aber ich muss zugeben, dass es bei diesem Aufbau durchaus sinnvoll ist. Da sich die Rahmenerzählung über einen sehr kurzen Zeitraum erstreckt und somit sehr gegenwartsfokussiert ist, wohingegen die Phasma-Geschichten den größten Teil des Buches einnehmen und im klassischen Präteritum geschrieben sind, ist es mir beim Lesen auch erst relativ spät bewusst geworden. Eben erwähnte Geschichten haben bei mir sofort einen gewissen Vergessener-Stamm-der-Sith-Vibe geweckt. Zur Erinnerung: Dabei handelt es sich um eine Legends-Kurzgeschichtensammlung aus dem letzten Jahrzehnt, in der es um eine Gruppe Sith geht, die etwa fünf Jahrtausende vor Episode IV – Eine neue Hoffnung auf einem einsamen Planeten abstürzen und dort nach und nach die Einheimischen unterwerfen, während sie (vergeblich) auf Rettung warten. So ähnlich wird auch Phasmas Biografie in diesem Buch geschildert: Sie wächst als Mitglied eines halb-primitiven-halb-zivilisierten Stammes in der post-apokalyptischen Landschaft von Parnassos auf und kämpft Tag für Tag gegen die Naturgewalten und rivalisierende Stämme um ihr Überleben und das ihrer Leute. Dabei gerät sie immer wieder in Streit mit ihrem Bruder Keldo, der die spirituelle/zeremonielle Leitung des Scyre-Clans innehat, während sie als Anführerin der Krieger de facto den Ton angibt. Während Keldo auf ein bedachtes Vorgehen setzt und in sicheren Gewässern bleiben möchte, scheut sie keine Risiken und verfolgt ehrgeizige Expansionspläne. Eines Tages stürzt ein Schiff in der Nähe ihres Clan-Gebiets ab und sie bricht mit ihren Kriegern dorthin auf, um es zu plündern. Dabei stellen sie fest, dass einige Passagiere in einer Rettungskapsel überlebt haben. Der Anführer der ganz in weiß gekleideten Soldaten verspricht ihnen im Gegenzug für Unterstützung des Scyres auf der Suche nach ihrem Schiff eine Reise zu den Sternen und ein besseres Leben im Dienste der Ersten Ordnung. Keldo weigert sich jedoch, Phasma und ihre Krieger, die schwer beeindruckt von Brendol Hux und seinen Sturmtruppen sind, ziehen zu lassen, da er keinen erneuten Krieg mit den anderen Clanen provozieren will und der Scyre ohne die Krieger schutzlos wäre. Dennoch macht sich eine Gruppe Auserwählter rund um die beiden charismatischen Kommandanten nachts davon auf die beschwerliche Reise und Phasma riskiert so für ihr persönliches Glück den Krieg mit ihrem Bruder und die Vernichtung des eigenen Stammes... Obwohl die Binnenerzählung größtenteils auf einer einzigen Welt stattfindet, gelingt es Dawson Parnassos als einen vielfältigen Planeten dazustellen, dessen lebensfeindliche Biotope sich vor allem durch die unterschiedlichen Zivilisationen, die dort ihre Spuren hinterlassen haben, auszeichnen — von der autarken unterirdischen Droidenbasis über die verhungernde Stadt, in der Gladiatorenkämpfe veranstaltet werden, bis hin zur radioaktiv verstrahlten Einöde. Auch die heimische Fauna wird noch wichtig. In diesem barbarischen Umfeld überlebt nur, wer auch vor Gräueltaten nicht zurückschreckt. Die Geschichten werden zwar von Moradi erzählt, aber letztendlich nimmt man die Ereignisse aus der Perspektive von Freya wahr, einer jungen Scyre-Frau, die ihre Anführerin anhimmelt. Der Schreibstil bzw. der „Erzählton“ ist daher eher kindlich gehalten, aber „Phasma“ ist bei weitem kein Buch, das angenehm zu lesen ist. Gerade weil manche Gewaltakte aus dieser unschuldigeren Sicht wiedergegeben werden, muss man nach einigen Stellen schon innehalten, um sie verdauen zu können. Der verschachtelte Aufbau hat natürlich auch den Vorteil, dass man verfolgen kann, wie Freya im Laufe ihrer Reise reift und sich dadurch ihre Einstellung zu Phasma verändert. Sie beobachtet besorgt, wie diese immer mehr zweifelhafte Charaktereigenschaften von Hux annimmt, der auch seine namens-, gesichts- und beinahe charakterlosen Soldaten ganz anders behandelt als es im Scyre üblich ist. Obwohl Phasma schon immer kühl und distanziert gewesen ist, ist es Hux, der sie zu der Person werden lässt, die wir aus „Das Erwachen der Macht“ kennen. Ein großes Problem der Binnenhandlung ist, dass man durch die Rahmenhandlung im Voraus erfährt, dass ein bestimmter Charakter stirbt. Die Spannung wird also alleine dadurch aufgebaut, dass man wissen will, wie er stirbt, und wer neben Phasma vom Scyre überlebt oder letztlich von ihr ins Verderben gestürzt wird. Auch wenn man im Mittelteil während der nimmer endenden Odyssee schnell die Geduld verliert, lohnt es sich durchzuhalten, denn ganz am Ende darf die Gegenwarts-Phasma auch nochmal auftreten und das Geheimnis hinter ihrer chromfarbenen Rüstung wird gelüftet. Was mich ein wenig gestört hat, ist, dass die selbst erschaffene Kontinuität oftmals nicht eingehalten wird. Die Scyre-Leute kennen manchmal Sachen, bei denen dem Leser zuvor vermittelt wurde, dass sie sie aufgrund ihrer Abgeschiedenheit eigentlich gar nicht kennen können, z.B. Komlinks, und umgekehrt. Der spezielle Dialekt, der von ihnen auf Parnassos gesprochen wird, stellt mal ein Kommunikationshindernis zwischen ihnen und der Ersten Ordnung da und mal nicht. Das ist einfach nicht kohärent. Doch nicht nur zu den alten Sith, sondern auch zu Kanon-Medien gibt es viele Anspielungen: Es ist fürs allgemeine Verständnis sehr hilfreich, Chuck Wendigs „Das Ende des Imperiums“ zuvor gelesen zu haben, denn ansonsten fehlen einem die nötigen Hintergrundinformationen zur Position der Hux-Familie innerhalb der Ersten Ordnung und ihren Sturmtruppen sowie zur Biografie eines Hauptcharakters. Die Comic-Miniserie „Captain Phasma“ enthält in Flashback-Form sogar die graphische Adaption einer Szene im Buch und erinnert daran, dass Phasma sehr gerne Bildaufzeichnungen zu ihren Zwecken manipuliert. Wohingegen die Parnassos-Geschichten einseitig erzählt werden, erhält man in der Rahmenhandlung Einblick in die Gedanken beider Parteien während des Verhörs. Genau wie der Kontrast zwischen Phasma und Hux zu schwinden beginnt, entdecken auch Moradi und Cardinal allmählich ein paar Gemeinsamkeiten. Diese Entwicklung wird vor allem von der Widerstandsspionin vorangetrieben, die — nachdem sie zu Beginn für meinen Geschmack etwas zu schnell unter der „enhanced interrogation“ gebrochen ist — realisiert, dass sie dem Motto „Wissen ist Macht“ entsprechend die Karten in der Hand hält und erst ganz zum Schluss mit der entscheidenden Information herausrückt. Da man anders als bei Cardinal fast nichts Persönliches über sie erfährt, bleibt sie aber letztendlich nur eine leere Leinwand, die lediglich existiert, um die Handlung voranzutreiben. Obwohl man nicht vergessen darf, dass Cardinal hier jemanden foltert, wird er nämlich immer sympathischer, je mehr man über seine Motive erfährt, und man kauft Dawson wirklich ab, dass ihm seine Aufgabe in der Ersten Ordnung, die Ausbildung der jungen Sturmtruppen, wirklich am Herzen liegt — im Gegensatz zu Phasma, der wie schon auf Parnassos bloß ihr eigener Erfolg wichtig ist. Ich muss der Autorin auch zugute halten, dass sie trotz des sehr vorhersehbaren Ausgangs der Verhörsituation dennoch ihren Charakteren, vor allem Cardinal, treu geblieben ist und nicht den Standardweg gegangen ist, aus einem von Kindesalter an indoktrinierten Loyalisten einen anarchistischen Revoluzzer zu machen, was hier noch unrealistischer als sonst gewesen wäre. Was bleibt letztendlich hängen, nachdem man den Roman gelesen hat? Die „großen Fragen“ wie „Wieso ist Phasma ihr Helm so wichtig?“ und „Wieso ist sie so, wie sie ist?“, die das Buch behandeln sollte, wurden sehr ausführlich beantwortet — dass es dafür einen eigenen Roman gebraucht hätte, bezweifle ich weiterhin. Aufgrund der ganzen ethischen Fragestellungen, die angeschnitten werden, regt das Buch aber wenigstens ungemein zum Philosophieren an. Auch wenn Dawson mit Moradis ultimativer Geschichte einen „aha!-Moment“ liefert, versteh ich immer noch nicht ganz, wieso genau das Phasmas wunder Punkt sein soll — nach allem anderen Fragwürdigen, was sie im Laufe der Handlung getan hat. Obwohl der Fokus des Buches natürlich auf ihr liegt, ist Cardinal am Ende für mich derjenige, der mir am zugänglichsten geworden ist und mit dem ich mich am besten identifizieren konnte. Leider ist mir letztendlich nicht eindeutig klargeworden, ob das von der Autorin so gewollt ist oder ob sie schlichtweg das Ziel des Buches verfehlt hat. http://jedipedia.wikia.com/wiki/Benutzer_Blog:Ben_Braden/Rezension:_Phasma

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