Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Kumpel und Komplizen

Volker Arzt

(2)
(1)
(0)
(0)
(0)
€ 19,99 [D] inkl. MwSt. | € 19,99 [A] | CHF 28,00* (* empf. VK-Preis)

Kumpel & Komplizen von Volker Arzt ist ein Sachbuch über Kooperation in der Natur. Das Buch ist 2019 im Bertelsmann Verlag erschienen und hat etwas mehr als 350 Seiten. Volker Arzt ist ein deutscher Physiker, Wissenschaftsjournalist und Autor. Er war Moderator einer ZDF-Show und hat bereits mehrere Bücher über die Natur veröffentlicht. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Menschen konkurrieren und kooperieren mit anderen Menschen und obwohl die Natur oft als harter und rücksichtsloser Ort dargestellt wird, gibt es auch bei Tieren, Pflanzen und Bakterien genügend Beispiele für erfolgreiche Zusammenarbeit. Volker Arzt widmet sich in einem Kapitel der Frage, wie Charles Darwins Evolutionstheorie, die vom Durchsetzungskampf ausgeht, damit vereinbar ist, dass Lebewesen dazu bereit sind, zusammenzuarbeiten. Arzt stellt weitere Biologen wie Bill Hamilton, Richard Dawkins oder Robert Trivers vor, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Evolutionstheorie um die Fähigkeit der Kooperation ergänzt wird. Arzt stellt dabei verschiedene Kooperationsformen, wie den Zusammenhalt innerhalb von Familien, Das Geben und Nehmen zwischen Individuen und die artenübergreifende Symbiose vor, die alle dazu führen, dass die Lebewesen einen Überlebensvorteil bekommen. Dabei stellt Arzt in vielen Anekdoten interessante Beispiele für Zusammenarbeit bei Säugetieren, Fischen, Insekten, Pflanzen und Bakterien vor. Er erklärt, dass diese Beispiele für Zusammenarbeit die Frage aufwerfen, ob Tiere ein Bewusstsein haben, das ihnen Kooperation ermöglicht und stellt die darauf ausgerichtete Forschung vor. Außerdem beschäftigt sich Arzt mit der Frage, ob Menschen bei Angelegenheiten, die sich um Gemeinschaftsgüter drehen, naturgemäß überhaupt kooperationsfähig sind. Er nennt dabei das Beispiel des Klimawandels, bei dem kein globaler Akteur zu lösungsorientierten Handlungen bereit ist, da diese anderen Akteuren einen Vorteil einräumen könnte. Er schließt das Buch mit der Feststellung, dass Tiere nicht nur von Instinkten geleitet werden, sondern die Natur gleichermaßen Emotionen, Stimmungen und Gefühle als Werkzeuge nutzt, um Handlungen auszulösen. Volker Arzt schreibt sehr angenehm zu der Fragestellung des Buches und verknüpft die geschichtliche Entwicklung der Evolutionstheorie ausgehend von Charles Darwin und wie diese von modernen Biologen erweitert wurde mit zahlreichen herzerwärmenden Beispielen der Zusammenarbeit in der Natur, die die Forschungsergebnisse stützen. Er schreibt von Keas in Neu-Seeland, von Elefanten, Ameisen, Buckelwalen, Straußen und unzähligen anderen Beispielen und zeigt so, dass Grenzen zwischen dem was wir als menschlich und dem gegenüber als tierisch oder natürlich betrachten, überdacht werden müssen. Dieses Buch zeigt eindrucksvoll, zu welchen kognitiven und emotionalen Leistungen Tiere und andere Lebewesen in der Lage sind, wer sich dafür interessiert, sollte hier zuschlagen und wird tolle Einblicke in Natur und Wissenschaft erhalten.

Lesen Sie weiter

Dass Hierarchie kontraproduktiv sein kann, stellte man bei einem Versuch mit Kea-Papageien fest. Die gewitzten Vögel knacken fast jedes Rätsel, um an Futter zu kommen, aber sobald Kooperation gefragt ist, verzichten sie lieber auf Essen, als zusammenzuarbeiten. Dabei bietet der Gruppenzusammenhalt große Vorteile. Man kann sich gemeinsam gegen größere Feinde wehren, Essen teilen und sogar aus einem texanischen Forschungslabor ausbrechen. Der Journalist Volker Arzt moderierte bereits in den 70er Jahren Wissenschaftssendungen und machte auch früh auf die Klimakatastrophe aufmerksam. In diesem Buch stellt er eine gute Mischung aus verständlich erklärtem Fachwissen und unterhaltsamen Geschichten vor. Der Autor erzählt von Einsiedlerkrebsen mit Dachgarten; Minifledermäusen, die in Kannenpflanzen wohnen und diese als Dank mit ihren Fäkalien düngen und Elfenbeinjägern, die ihr eigenes Geschäft schädigen, weil sie unbewusst dafür sorgen, dass die Elefanten mit den kürzeren Stoßzähnen einen Überlebensvorteil haben. Er beschreibt erstaunliche, berührende und überraschende Geschichten über Insektenstaaten; Flusspferde, die ein Zebrafohlen vor einem Krokodil retten und den Zusammenhalt in einer Elefantenherde. Besonders interessant fand ich, dass die Rosskastanie mit gelben Blüten anzeigt, dass diese noch nicht bestäubt wurden. Nach dem Besuch einer Biene färben sich die Blüten rosa. Raten Sie mal, worauf ich im Frühjahr achten werde! Kleiner Kritikpunkt Missverständlich fand ich Beschreibungen wie “die Tiere haben sich angepasst”, “nach 50 Jahren haben sie sich durchgesetzt”, die vermitteln, dass eine aktive Handlung der Tiere vorliegt. Es sollte sprachlich deutlich gemacht werden, dass bestimmte Varianten auf Grund der natürliche Auslese tendenziell eher überleben. Vielleicht ändert sich dann auch das öffentliche Denken stärker in eine Richtung, die Vielfalt und Kooperation begrüßt. Ein großartiger Überblick über Kooperation bei Tieren und Pflanzen, mit lehrreichen und amüsanten Anekdoten und vielen Farbfotos.

Lesen Sie weiter

Jeder ist sich selbst der nächste..." Das trichtern schon besorgte Eltern ihren Kindern ein, wenn sie Durchsetzungsvermögen fördern und vermeiden wollen, dass der Nachwuchs in Kindergarten oder Schule untergebuttert wird und den Kürzeren zieht. Ein gesunder Egoismus wird da eher als förderlich angesehen. Und hatte nicht schon Darwin das "Survival of the fittest" als eine der Regeln bei der Entstehung der Arten ausgemacht? Das, so Volker Arzt in seinem Buch "Kumpel und Komplizen. Warum die Natur auf Partnerschaft setzt", bedeutet aber eben nicht, dass der Stärkste überlebt (und seine Gene weitergibt), wie es in der deutschen Lesart von "Survival of the fittest" immer heißt. Vielemehr handele es sich um das Überleben des am besten an die jeweiligen Bedingungen angepassten - und das müsse partnerschaftliches Verhalten, gegenseitige Hilfe oder Altruismus überhaupt nicht ausschließen. Doch wann sind Wesen partnerschaftlich, und inwiefern ist Hilfsbereitschaft ein evolutionärer Vorteil? Ist nicht "Futterneid" selbst unter Geschwistern - und das in einer Überflussgesellschaft - Alltag? Der berühmte Spruch, der Mensch sei dem Menschen ein Wolf, ist jedenfalls unfair - vor allem den Wölfen gegenüber. Dass sie, ähnlich wie Elefanten oder Wale, ausgesprochen soziale Tiere sind, das hat schon Carl Safina in seinem Buch "Die Intelligenz der Tiere" ( https://nimm-ein-buch.blogspot.com/2018/05/von-wolfen-walen-elefanten-die.html) sehr ausführlich beschrieben. Doch es müssen gar nicht charismatische Tiere sein, für die sich viele Menschen begeistern: Der Autor verweist etwa auf die Insektenstaaten von Bienen oder Ameisen, beschreibt, dass die Aufopferung für die eine Königin evolutionär durchaus Sinn macht für die Arbeiterinnen - jedenfalls wenn es um die Weitergabe jener Gene geht, die sie schließlich mit einer erfolgreichen Königin teilt. Eine bewusste Entscheidung ist das nicht, für das genetische Bestehen eines Insektenvolkes dagegen macht das Verhalten Sinn. Innerhalb verwandter Wesen einer Art jedenfalls scheint die Bereitschaft zu Hilfe und partnerschaftlichem Verhalten jedenfalls auch nach den Erkenntnissen menschlicher Verhaltensforscher deutlich ausgeprägter zu sein, wie in dem gut lesbarem und mit vielen Abbildungen versehenen Buch erläutert wird. Um noch mal traditionelle Redensarten zu bemühen: "Blut ist dicker als Wasser". Ist dies vielleicht auch der Grund, warum sich manche Menschen fragen, ob sie zu einem Pflege- oder Adoptivkind, zu Schwiegerfamilie oder Patchworkangehörigen die gleiche emotionale Nähe entwickeln können wie zu biologischen Verwandten? Die sollten sich ein Beispiel an Ratten nehmen: Volker Arzt verweist auf ein Verhaltensexperiment der Universität Chicago, wo Ratten eine in einem kleinen Käfig gefangene Artgenossin unter großer Mühe befreiten - und zwar unabhängig von Verwandtschaft. Wichtige Voraussetzung war, dass die Tiere zwei Wochen lang gemeinsam in einem Käfig verbracht hatten. Nach dem Motto: Man kennt sich - man hilft sich. In der Zeit von zunehmenden nationalen Egoismen und Abschottung, von Parolen wie "America First" und der Einsicht, dass die Ressourcen der Erde nicht nubegrenzt sind, will "Kumpel & Komplizen" auch mahnen: "Unser biologisches Erbe macht uns leicht verführbar. Aber gerade deshalb sollten wir uns die Zweigleisigkeit der Evolution vor Augen halten: Sie kommt nicht nur durch Kampf und Verdrängung voran, sondern ebenso durch faire Zusammenarbeit" Und auch der Mensch sei ebenso Egoist wie kooperatives Gruppenwesen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.