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Rezensionen zu
Die Geschichte des Wassers

Maja Lunde

Klimaquartett (2)

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Maja Lundes „Die Geschichte des Wassers“ ist der zweite Teil eines Klimawandel-Quartetts. Nach „Die Geschichte der Bienen“ war ich auf das zweite Werk der Autorin gespannt. „Die Geschichte des Wasser“ wird uns auf zwei Ebenen erzählt. Signe, die 70jährige norwegische Umweltaktivistin, hat sich mit ihrem Segelboot von Norwegen nach Frankreich aufgemacht. Aus Protest am Raubbau an einem Gletscher, möchte sie ihrem ehemaligen Freund und Partner, dessen Firma für den Abbau von Gletschereis verantwortlich ist, gestohlene Kisten mit dem kostbaren Eis buchstäblich vor die Füße zu kippen. In Rückblicken erfahren wir von Signes Leben, welches durch den Protest gegen den Bau eines Kraftwerkes in ihrer Heimat und den Kampf für die Erhaltung der Landschaft geprägt ist. Die Beziehungen zu ihren Eltern und dem Freund scheitern an Signes Entschlossenheit etwas zu verändern, und auch mit 70 Jahren will sie weiterhin für ihre Prinzipien einstehen. Der zweite Handlungsstrand spielt 2041, als das Wasser auf der Erde längst knapp ist, die Menschen in den Norden flüchten und unterwegs in Flüchtingscamps untergebracht werden, in denen Wassermangel und Hunger herrscht. David kommt mit seiner kleinen Tochter Lou in so einem Camp unter. Auf der Flucht vor einem Brand hat er in Panik seine Frau und seinen kleinen Sohn verloren. In dem Camp herrschen fast unmenschliche Verhältnisse, Hoffnungslosigkeit macht sich breit. David und Lou finden auf einem kleinen Hof in der Nähe ein Boot. Es ist Signes Boot, welches schon seit vielen Jahren an Land steht. Man kommt nicht umhin die „Geschichte des Wassers“ mit dem Vorgänger der Reihe zu vergleichen, leider zum Nachteil des zweiten Buches. Es ist zwar eine interessante Kritik an der Umweltzerstörung, aber Signes Lebensgeschichte konnte mich nicht packen. Eine etwas verbitterte, alte Frau, die ihr Leben dem Umweltschutz geopfert hat, merkt zum Lebensende, daß es ihr nichts gebracht hat. Der zweite Handlungsstrang, eine Zukunftsvision und Mahnung, hat mir schon etwas besser gefallen, zumindest hat sie neue Ideen und eine ergreifende Geschichte geliefert. Trotzdem bin ich etwas enttäuscht von diesem zweiten Teil eines Quartetts, und sehr gespannt auf weitere Bücher von Maja Lunde.

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Was wäre, wenn…

Von: Miss Marple aus Beselich

17.05.2018

es kein Wasser mehr gäbe? Unvorstellbar!! Wieder rührt die Autorin in der Folge ihres Bienen-Buches an existentiellen Fragen der Menschheit. In der Gegenwart des Jahres 2017 werden in Norwegen Gletscher angebohrt, um Eis in reiche Staaten zu verkaufen und 30 Jahre später trifft der Leser auf Flüchtlingsströme aus Dürregebieten in Südeuropa- nicht etwa aus Afrika!-die in die Nordländer streben, wo scheinbar noch Wasser vorhanden ist. Unglaublich spannend, aber auch bedrückend ist auch dieser Roman der Autorin. Parallel erzählt sie Signes Geschichte, die, fast 70-jährig, im Jahre 2017 nach Norwegen zurückkehrt und versucht, "ihren" Gletscher zu retten und die Geschichte Davids und seiner Tochter, die auf der Flucht vor dem Feuer in ihrer Heimatstadt im Süden Frankreichs im Jahr 2041 in einem Flüchtlingslager stranden, getrennt von Ehefrau/Mutter und dem kleinen Sohn/Bruder. Während Signe vorwiegend über ihr vergangenes Leben reflektiert, erfährt der Leser, dass die Zerstörung ihrer norwegischen Heimat bereits in ihrer Kindheit begann. Wir erfahren viel über ihre Familie und wie sie sich entschloss, eine aktive Umweltschützerin zu werden. Davids Geschichte bleibt im Großen und Ganzen auf die Zeit der Flucht und die Wochen in Flüchtlingslager beschränkt. Hier finde ich die Handlung zu flach. Die Charaktere sind gut angelegt, jedoch erhalten sie zu wenig Raum im Buch, sich zu entwickeln. Gezeigt wird der tägliche Überlebenskampf, aber auch die Hoffnung auf eine Zeit nach der Dürre. Lange bleibt dem Leser der Zusammenhang zwischen beiden Handlungssträngen verborgen, jedoch finden beide Geschichten kurz vor dem Ende- das jeweils offen bleibt- zusammen. Hier bleibt es der Phantasie des Lesers überlassen, die Geschichten weiterzudenken, in der Hoffnung, dass sich die Menschen der Bedeutung des Wassers bewusst sind bzw. werden. es kein Wasser mehr gäbe? Unvorstellbar!! Wieder rührt die Autorin in der Folge ihres Bienen-Buches an existentiellen Fragen der Menschheit. In der Gegenwart des Jahres 2017 werden in Norwegen Gletscher angebohrt, um Eis in reiche Staaten zu verkaufen und 30 Jahre später trifft der Leser auf Flüchtlingsströme aus Dürregebieten in Südeuropa- nicht etwa aus Afrika!-die in die Nordländer streben, wo scheinbar noch Wasser vorhanden ist. Unglaublich spannend, aber auch bedrückend ist auch dieser Roman der Autorin. Parallel erzählt sie Signes Geschichte, die, fast 70-jährig, im Jahre 2017 nach Norwegen zurückkehrt und versucht, "ihren" Gletscher zu retten und die Geschichte Davids und seiner Tochter, die auf der Flucht vor dem Feuer in ihrer Heimatstadt im Süden Frankreichs im Jahr 2041 in einem Flüchtlingslager stranden, getrennt von Ehefrau/Mutter und dem kleinen Sohn/Bruder. Während Signe vorwiegend über ihr vergangenes Leben reflektiert, erfährt der Leser, dass die Zerstörung ihrer norwegischen Heimat bereits in ihrer Kindheit begann. Wir erfahren viel über ihre Familie und wie sie sich entschloss, eine aktive Umweltschützerin zu werden. Davids Geschichte bleibt im Großen und Ganzen auf die Zeit der Flucht und die Wochen in Flüchtlingslager beschränkt. Hier finde ich die Handlung zu flach. Die Charaktere sind gut angelegt, jedoch erhalten sie zu wenig Raum im Buch, sich zu entwickeln. Gezeigt wird der tägliche Überlebenskampf, aber auch die Hoffnung auf eine Zeit nach der Dürre. Lange bleibt dem Leser der Zusammenhang zwischen beiden Handlungssträngen verborgen, jedoch finden beide Geschichten kurz vor dem Ende- das jeweils offen bleibt- zusammen. Hier bleibt es der Phantasie des Lesers überlassen, die Geschichten weiterzudenken, in der Hoffnung, dass sich die Menschen der Bedeutung des Wassers bewusst sind bzw. werden.

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Wir haben es im Buch mit zwei Handlungssträngen zu tun. Einmal ist da Signe im Jahr 2017 und dann sind da noch Lou und David, Vater und Tochter, die auf der Flucht im Jahr 2041 Frau und Tochter verloren haben und sich nun in einem Lager - so wollten nach Norden - ohne Wasser und mit wenigen Nahrungsmittelvorräten aufhalten, ihre beiden Familienangehörigen suchen und dann schließlich mit einer weiteren Flüchtigen gemeinsam versuchen, aus dem Lager - das mittlerweile kein Lager mehr ist, Richtung Wasser zu flüchten, auf Regen wartend ... Signe - im Heute ist eine Umweltaktivistin könnte man sagen. Ich habe immer gedacht, dass die Autorin beide Handlungsstränge irgendwie zusammenführt, das ist aber nicht passiert. OK, das muss ich so hinnehmen. Das Buch verleitet zum Nachdenken und ist spannend geschrieben, etwas anders, als ich es erwartet hätte, aber dennoch gut für meine Begriffe. Lunde zeichnet die Charaktere innerhalb ihrer Handlungen und Gefühlswelt sehr gut und überhaupt ist das gesamte Buch mit seinen beiden Geschichten, die parallel nebenher laufen, sehr spannend und kurzweilig authentisch lebendig geschrieben und hat mich gefesselt.

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Leider entäuschend

Von: Holly Golightly

14.05.2018

Über den Inhalt wurde schon genügend geschrieben, deswegen lasse ich es hier an dieser Stelle. Ich habe den ersten Band der Reihe "Die Geschichte der Bienen" nicht gelesen, dies ist aber auch nicht wichtig zum Verständnis. Ich habe mir aufgrund der positiven Berwertungen der Autorin sehr viel von dem Buch versprochen, wurde aber entäuscht. Die Geschichte plätscherte nur vor sich hin, konnte mich an keiner Stelle wirklich packen. Schade

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Im Jahr 2017 lebt Signe, eine Frau in den Sechzigern, die sich ihr Leben lang für die Umwelt und besonders die Gegend aus der sie kam eingesetzt hat, dort sollten schon in ihrer Jugend Wasserfälle umgeleitet werden und nun wird einfach das Gletschereis als besonderer Spaß für die Cocktails der Reichen abgebaut und vernichtet. Das kann sie nicht hinnehmen und boykottiert im Alleingang den Abbau. Sie glaubt, dass ihre ehemals große Liebe Magnus an dem Geschäft beteiligt ist und er alle Skrupel verloren hat. Sie will ihn mit dem Eis und ihrer Tat konfrontieren und segelt allein auf ihrem ebenfalls in die Jahre gekommenen Boot, der „Blau“ los nach Südfrankreich. Viele Jahre später, 2041, sieht die Welt ganz anders aus. Es ist alles karg, es herrscht Krieg, die Menschen flüchten in Camps in denen sie sich Hilfe, Nahrung und vor allem Wasser erhoffen. Es ist eine Endzeitstimmung und David ist mit seiner kleinen Tochter Lou mittendrin. Seine Frau und seinen Sohn haben die beiden bei der Flucht verloren und hoffen ständig darauf, sie wieder zu finden. Meine Meinung: Die scheinbar aussichtslose Lage der beiden Flüchtlinge im Jahr 2041 macht sehr nachdenklich. David muss für sich und Lou sorgen, er hat aber auch keine Möglichkeit die Lage zu verändern. Es gibt jeden Tag nur geringe Mengen an Essen und Trinken für alle. Man kann sich nicht waschen, wenn man krank ist, gibt es auch nicht mehr, als wäre man gesund. Die Abhängigkeit des Menschen vom Wasser und die vielen Gelegenheiten, bei denen man es ohne weiteres Nachdenken nutzt, werden dem Leser hier gut vor Augen geführt. Dabei sieht man auch die menschlichen Abgründe, die sich auftun, wenn dem Menschen etwas essentielles genommen wird und es nur noch ums Überleben geht. Signe dagegen ist für mich ein eher unangenehmer Charakter gewesen. Die harte Alleingängerin, die niemanden braucht, immer gegen alles kämpft. Ihre Reise auf dem Segelboot ist recht detailliert und auch sicher fachlich fundiert beschrieben. Für eine Nichtseglerin wie mich, waren die Fachbegriffe ein wenig zu viel und auch eher unwichtig für die Geschichte. Die beiden Geschichten führen natürlich am Ende zusammen, die eine verstrickt mit der anderen. Und das sogar auf ziemlich unerwartete Weise. Es ist ein Buch, das nachdenklich macht, das ich wirklich schnell gelesen habe und nicht weglegen wollte, weil die Erzählebenen einfach fesseln. Die Problematik wird gut behandelt und hat auch in meinen Alltag ein wenig Einzug gehalten. Das Cover: Ich finde das Cover, wie auch schon bei der Geschichte der Bienen sehr gut gelungen. Das naturfarbige Papier, das aussieht, wie geschöpft, die rote Verlagsfahne und das schlichte Segelboot, das zwar nicht das von Signe darstellen kann, aber dennoch aussagekräftig ist. Das Boot liegt auf und ist glänzend dargestellt, während das restliche Cover matt ist.

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„Literaturwerkstatt- kreativ“ stellt vor „Die Geschichte des Wassers“ (Hörbuch) von Maja Lunde Norwegen 2017 Die fast 70- jährige Norwegerin und Umweltaktivistin Signe fährt nach Jahren wieder in ihr Heimatdorf zurück. Denn dort wird von einem Gletscher Eis abgebaut. Dieses Eis wird dann in ferne Länder verschifft, damit dort Millionäre „Cocktails mit Gletschereis“ trinken können. Heimlich entsorgt sie das meiste Eis, das für eine weitere Fahrt bereit steht, im Meer. Dann schafft sie 12 Kisten die mit Gletschereis gefüllt sind, auf ihr Segelboot und macht sich auf den Weg nach Frankreich. Denn dort lebt Magnus, einst ihre Jugendliebe, heute der Verantwortliche für den Abbau des Gletschers. Signe will Magnus das Eis vor die Füße werfen und ihn dann zur Rede stellen. Während der langen Fahrt auf See kommen bei Signe immer wieder Erinnerungen aus der Vergangenheit hoch und sie lässt ihr Leben und ihre damit verbundenen Handlungen noch einmal Revue passieren. Frankreich 2041 David ist ein junger Vater und mit seiner kleinen Tochter Lou auf der Flucht vor der großen Dürre. Frankreich und ganz Südeuropa sind davon betroffen. Die beiden finden Zuflucht in einem Flüchtlingscamp. Dort hatte David gehofft, würde er seine Frau Anna und seinen Sohn August wieder treffen, denn die Familie wurde während der gemeinsamen Flucht auseinandergerissen. Während David und Lou im Camp weiter auf Anna und August warten, erkundigen die beiden tagsüber die nähere Umgebung. Auf einen dieser Rundgängen entdecken sie ein Segelboot. Im Camp aber werden währenddessen die Vorräte und das Trinkwasser immer knapper und die Stimmung immer gereizter. Fazit: Nachdem ich die Geschichte der Bienen (Buch) in einem Rutsch verschlungen hatte, habe ich schon der „Geschichte des Wassers“ entgegengefiebert und mich jedoch diesmal für das Hörbuch entschieden. Wie schon bei den „Bienen“ bleibt Maja Lunde bei dem wichtigen Thema „Mensch und Natur“ und widmet sich einem sehr überlebenswichtigem Elixier, nämlich dem Wasser. Sie schafft es aufzuzeigen, ohne groß den pädagogischen Zeigefinger zu heben, welche Naturkatastrophen durch menschliche Fehlhandlungen entstehen können. Allerdings hätte ich mir hier ein wenig mehr Sachinformation gewünscht – so, wie sie es bei den Bienen wunderbar hinbekommen hat, bliebt die Autorin hier jedoch arg an der Oberfläche. Leider konnte der Funke auch bei der eigentlichen Geschichte bei mir nicht überspringen. Die Grundidee der Geschichte, nämlich die Verknüpfung der beiden Erzählstränge durch das Segelboot von Signe zusammenzuführen, war eigentlich gut durchdacht. Die Geschichte von Signe konnte mich auch gut fesseln, die von David und seiner Tochter Lou hingegen fand ich eher flach und langweilig. Zudem habe ich gerade David, als sehr unangenehmen Protagonisten erlebt. Der mir mit seinem Egoismus, seiner Art keine Verantwortung zu übernehmen völlig auf den Geist ging (um es mal direkt zu sagen). Die beiden Sprecher/ Innen des Hörbuches Shenja Lacher und Christiane Blumhoff haben die jeweiligen Rollen gut und authentisch gesprochen und ihren Teil zum Gelingen des Hörbuches beigetragen. Maja Lunde hat versucht literarisch am großen Erfolg „der Bienen“ anzuknüpfen. Leider ist es ihr aus meiner Sicht nicht ganz gelungen. Ich hoffe aber, dass sie in ihrem nächsten Roman wieder zur alten Form zurückfindet. Ich werde auf jeden Fall dran bleiben !!! Besten Dank an den Hörverlag für das Rezensionsexemplar.

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Nach der Geschichte der Bienen beschäftigt sich Maja Lunde auch in ihrem neuesten Roman wieder gekonnt mit dem „was wäre wenn“ der Klimaauswirkungen. Diesmal dreht sich alles um die drohende Wasserknappheit. Die Handlung verläuft in zwei Strängen, völlig unterschiedliche Zeiten und Orte - zusammengehalten nur von einem kleinen blauen Segelboot. Einmal haben wir im Jahr 2014 Signe. Eine knapp 70-Jährige, die das letzte Eis von einem Gletscher in Norwegen stiehlt, um es ihrer ersten großen Liebe auf die Terrasse zu stellen. Die Gletscher sind geschrumpft, Eis wird inzwischen als Luxusgut verkauft. In Rückblenden erfährt der Leser, wie sich die heimatverbundene und naturverliebte Signe zur kämpferischen Umweltaktivistin entwickelt. Sie wirkt verbissen und nur auf dieses eine Ziel – ihre Heimat zu retten – fokussiert. Ihre Beziehung zu ihrer großen Liebe, Magnus, zerbricht daran. Doch loslassen kann sie ihn nie. Etwa 30 Jahre später erreicht David mit seiner kleinen Tochter Lou ein Notlager. Frankreich und Spanien sind von Bränden verwüstet worden, es herrscht eine furchtbare Dürre, Nahrung und vor allem Süßwasser sind kaum noch zu finden. Die zwei klammern sich an die Hoffnung auf Regen, doch die Stimmung im Lager kippt. Zudem hat David auf der Flucht Frau und Sohn verloren. Er ist völlig resigniert und versucht für seine Tochter gute Miene zu machen, doch nach und nach verliert er sich selbst. Auch dieser Roman konnte mich wieder sehr beeindrucken und fesseln. Man muss beim Lesen unweigerlich über die Wassersituation nachdenken und bekommt ein mulmiges Gefühl. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, leichten und unaufgeregten Schreibstil. Ich wurde von beiden Handlungssträngen mitgezogen und berührt. Die Charaktere mögen nicht die sympathischsten sein und doch sind ihre Gefühle und Beweggründe nachvollziehbar. Ich freue mich schon auf das nächste Werk der Klimatetralogie.

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Ringfjörden, Norwegen 2017: Alle wissen über den Klimawandel Bescheid, aber keinen interessiert‘s! Die 70-jährige Umweltaktivisten Signe ist frustriert. Nachdem die Wasserfälle und der Fluss Breio einem Kraftwerk zum Opfer gefallen sind, soll nun das letzte Gletschereis an zahlungskräftige Scheichs in Arabien verscherbelt werden. Bordeaux, Frankreich 2041: Europa ist zweigeteilt. Nach einer großen Dürre ist kein Leben mehr in den südeuropäischen Ländern möglich. Millionen versuchen, in die „Wasserländer“ Nordeuropas zu fliehen, doch die haben ihre Grenzen dicht gemacht. David und seine siebenjährige Tochter Lou kämpfen in einem französischen Flüchtlingslager ums nackte Überleben. Wie Bestsellerautorin Maja Lunde uns Lesern und der gegenwärtigen Klimakrise den Spiegel vorhält, lässt sich nur mit Superlativen beschreiben. Hochemotional und äußerst beklemmend! In erschreckenden Bildern beschreibt die norwegische Autorin den schrittweisen Zerfall der Zivilisation in Europa. Leere Regale in Kaufhäusern, Zusammenbruch von Kommunikationsnetzen sowie Infrastruktur, Massenflucht, Völkersterben. Dazu immerwährender Hunger und Durst, drückende Hitze. Wie Zombies umherwandelnde Menschen, bedeckt mit einer Schmutzschicht aus Ruß, Schweiß und Dreck, da Wasser rationalisiert ist und nicht mehr zum Waschen verschwendet werden darf. Eine seltsame Stille. Insekten und Vögel sind längst verstummt, nun auch die Kinder. Sie haben ihre Spiele eingestellt. Auch Lou verhält sich nicht mehr kindgemäß. Auf der Flucht vor einem Waldbrand hat sie ihre Mutter und ihren kleinen Bruder verloren, die Zustände im Flüchtlingslager sind ebenfalls fürchterlich. Lange Schlangen, leere Mägen, Gewalt und Unruhen. Doch eines Tages findet ihr Vater ein Boot, das neben einem ausgetrockneten Flussbett liegt. Was zunächst als Spiel und eskapistischer Zeitvertreib beginnt, könnte zur Rettung werden. Unterstützung erhalten sie von den neu gewonnenen Freunden Marguerite und Francis. Menschen, denen sie in ihrem bisherigen Leben nicht begegnet wären. Doch im Flüchtlingslager verschwinden alle Standesgrenzen. Wenn im Sanitärbereich jeder versucht, die fünf Liter Wasser pro Woche, die zum Waschen zur Verfügung stehen, für die eigenen (Designer- oder Discounter-) Klamotten einzuteilen, scheint dies nicht mehr von Belang. Durch Kenntnis der zweiten Handlungsebene, liest sich der Handlungsstrang um die Journalistin und Umweltaktivistin Signe in der Gegenwart umso packender. Sie segelt mit gestohlenem Gletschereis nach Frankreich, um ihre Jugendliebe Magnus zur Rede zu stellen, der dem ausbeuterischen Verkauf zugestimmt hat. Dabei reflektiert sie ihre eigene Vergangenheit, denkt an die Umweltzerstörung ihrer Heimat, wie scheinbarer Fortschritt dazu beiträgt, die eigenen Ideale zu verraten. An die Brüche zwischen ihrem Vater, einem Naturschützer und ihrer Mutter, einer Hotelbesitzerin. An den Verrat ihrer großen Liebe, der den Annehmlichkeiten eines bürgerlichen Lebens erliegt. Mit Signe und David hat die Autorin faszinierende Charaktere mit Brüchen und Kanten geschaffen. Sie gewinnen unsere Sympathie, auch wenn ihr Charakter oft geprüft wird. Mal geht es um ungeborenes Leben. Mal geht es um moralische Streitfragen: Soll man den Inhalt des letzten Wassertanks teilen oder für den eigenen Bedarf horten? Beide Handlungsebenen werden in der Ich-Form formuliert, was die Identifikation mit den Figuren erleichtert. Sie offenbaren uns Einblicke in ihr Gefühlsleben. Sie sind innerlich zerrissen, stehen kurz davor, zusammenzubrechen. Maja Lunde führt beide Storylines zusammen und lässt doch Raum für Spekulation, klassische Happy Ends darf der Leser hier nicht erwarten. Vielleicht ist das Ende auch deshalb offengehalten, da wir es selbst schreiben müssen. Im Hier und Jetzt. Wie wollen wir und unsere Enkelkinder einmal leben? Wie wollen wir mit den Ressourcen der Natur umgehen? Klassische „Action“ findet der Leser auf diesen 480 Seiten ebenfalls nicht vor. Stattdessen etwas viel Besseres. Es sind die kleinen, sich lautlos anschleichenden Veränderungen, die wir zunächst nicht wahrhaben wollen. Verstummende Grillen oder Toilettenpapier, das nicht mehr aufgefüllt wird. Es ist das leise Grauen, das uns davon abhält, zu handeln. Ein selbstzerstörerisches Paradoxon! Wirft man einen Frosch in kochend heißes Wasser, springt er wieder heraus. Setzt man ihn in kaltes Wasser, das man langsam erhitzt, bleibt er reglos sitzen und stirbt. Genauso verhält es sich mit dem Klimawandel oder den Storylines. Diese Art von Grauen ist viel subtiler, gewaltiger, erschreckender – und daher umso spannender. „Die Geschichte des Wassers“ ist die Geschichte der Menschheit, die glaubt, den blauen Planeten beherrschen zu können. Und sie ist kein utopisches Armageddon. Die Osloer Autorin, die schon mit „Die Geschichte der Bienen“ einen internationalen Bestseller vorgelegt hat, beschreibt im zweiten Teil ihres angepeilten Klimaquartetts von Zuständen, die längst gelebte Realität sind. Sie schafft es, Informationen und Emotionen hervorragend miteinander zu verbinden. Warum sterben Wasseramseln, wenn das Wasser nicht mehr rauscht? Welche vielfältigen, nicht abschätzbaren Verflechtungen halten die Natur am Leben? Zudem merkt man der norwegischen Autorin ihre Leidenschaft für Wasser in Form von Fjorden und Gletschern an, vergleichbar mit dem Roman „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Für die Handlungsebene in Frankreich hat die Autorin in einem Flüchtlingslager in Athen recherchiert. Dies sorgt nicht nur für die Authentizität ihrer Prosa, sondern für einen weiteren Gedankengang. Was im Buch in Europa noch als mögliches Zukunftsszenario angedacht wird, ist in vielen, von Hunger- und Dürrekatastrophen gebeutelten Ländern Afrikas längst Alltag. Müssen die Wort-Case-Szenarien des Klimawandels also erst in den Industrienationen ankommen, damit ein Umdenken stattfindet? Wir stehen am Scheideweg, den Maja Lunde in einem Gespräch zwischen Signe und Magnus auf den Punkt bringt. Ingenieur Magnus sieht in dem Kraftwerk, das den Fluss verdrängt hat, ein Symbol für menschliche Größe, Schaffenskraft und Zukunftsplanung zur Arterhaltung. Daraufhin kontert Signe: „Menschliche Größe ist eine Kontradiktion. Wir kümmern uns nur um uns selbst und um unsere Kinder. Diejenigen, die nach uns kommen, vergessen wir. Damit ist der Beschützerinstinkt wohl gescheitert.“ Fazit: Ein (über-) lebenswichtiges, großartiges Buch! Aufwühlend, ohne belehrend zu sein. Mit Empathie für das Wesen der Menschheit und einem subtilen Appell zum Handeln. Wen Umweltzerstörung und Klimawandel nach dieser Lektüre noch kaltlassen, der sollte schleunigst einen Arzt aufsuchen, um die eigenen Lebensvitalfunktionen überprüfen zu lassen…!

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