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Rezensionen zu
Bad Feminist

Roxane Gay

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Spannend

Von: Ally

07.05.2020

Gay beschreibt in diesem Buch das Thema Feminismus und die Bedeutung zu verschiedenen Situationen. Viele bzw. die meisten der Situationen hat die am eigenen Leib erfahren und erlebt. Nicht immer waren und sind sie einfach. Immer wieder beschreibt sie, wie sie sich durchsetzen und rechtfertigen musste. Gay beschreibt sehr gut, wie das Wort Feminismus teilweise missbraucht wird und draus eine falsche Definition entsteht. Wie sie es beschreibt erklärt die ganze Definition kurz und knapp: "Feminismus bedeute einfach nicht scheisse behandelt zu werden." Diese Einstellung sollte jeder und jede haben unabhängig vom Geschlecht. Zum Schluss noch ein gutes Zitat vom Buch: "Lieber eine schlechte Feministin als keine."

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Wohl kaum, Frau Gay. Jemand, der/die sich so intensiv und kritisch mit den Themen Frauen, Geschlecht, Patriarchat, Rassismus und Popkultur auseinandersetzt und auch sich selbst so reflektiert betrachtet, ist für mich kein/e schlechte/r Feminist/in. Roxane Gay hat sogar m.E. den wahren Kern des Feminismus erkannt. Aber dazu später mehr. Dieses Buch ist eine Sammlung von Essays, die in den USA schon 2014 erschienen ist. Doch haben die Texte in der ersten deutschen Veröffentlichung 2019 an ihrer Aktualität nichts eingebüßt. Die Autorin hangelt sich von Scrabble (den Text habe ich teilweise nur überflogen und ich habe noch nicht herausgefunden, was er in dem Buch zu suchen hat), über bekannte Literatur u.a. wie "Die Tribute von Panem", "Fifty Shades of Grey" zu Filmen u.a. wie "Der Butler", "12 Years a Slave" zu Musikern wie Chris Brown, Robin Thicke, Kanye West und schafft es mit Referenzen zur Politik, zu bekannten Zeitungsartikeln oder anderen Autor_innen, viele gesellschaftliche und psychologische Strukturen, die für Frauen relevant sind, herauszuarbeiten. Roxane Gay schreibt mit viel Humor. Sie baut sich selbst sehr in die Texte ein, erzählt Geschichten über sich, erklärt, wie und warum sie zu dieser und jener Argumentation kommt und bleibt trotzdem auf einer sachlichen Ebene. Einige Texte sind besonders gut. Ich mochte, was sie über Privilegien schreibt oder darüber, wie man als Frau einen guten Umgang mit anderen Frauen pflegt und dass sie sich bei Mädchen und jungen Frauen entschuldigt, was die Erwachsenen/die Gesellschaft ihnen antun. Für mich gibt es Feminismus in vielen unterschiedlichen Ausprägungen. Jede/r hat eine andere Vorstellung davon, jede/r sieht anderes als besonders wichtig an und steht für unterschiedliche Sachen ein und gerade das macht ihn so wunderbar vielseitig. Und genau diese Einstellung hat Gay auch. Gay schreibt gegen eine starre Sicht auf den Feminismus an. Sie will dabei als menschliches Wesen bei dem Versuch nicht untergehen, den perfekten Feminismus zu leben. Und eigentlich kämpfen die Menschen, die sich unter diese Idee des Feminismus stellen, genau dafür, für die Menschlichkeit gegenüber allen Menschen. Die Autorin tritt in ihren Essays als Kritikerin des Mainstream und der Popkultur auf. Die wichtigsten Themen sind für sie die Darstellungen der Frau und der Umgang mit Hautfarbe (Race) in Literatur, Film und Musik und betrachtet diese Werke aus ihrer Sicht. Sie ist eine Frau mit dunkler Hautfarbe und ist dadurch sensibilisiert für diese Themen. Neben den bekannteren Werken, die sie behandelt, sagten mir viele Bücher/Filme auch nichts, was aber nicht unbedingt schlecht ist. Durch kurze Inhaltsangaben schaffte sie es doch, mir einen groben Kontext zu schaffen, worum es ihr geht. Natürlich ist vieles auf Amerika bezogen bzw. zieht sie amerikanische Beispiele heran, sie versucht jedoch globaler zu denken. Fazit Bad Feminist ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis von Feminismus. Die Essays haben mir sehr gut gefallen, da sie so viele unterschiedliche Themen ansprechen und Gay verschiedene Stile einsetzt, und mit einer guten Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit wunderbare Texte geschrieben hat. Sie kritisiert Literatur, Filme, Musik, Gesellschaft, Politik und trägt zu einer Veränderung des gesamtgesellschaftlichen Denkens bei. Ich höre in so vielen Gesprächen mit meinen Mitmenschen heraus, wie sehr sie unsere Gesellschaft ankotzt, aber sie leben angepasst, tun wenig, damit sich etwas ändert, dabei sind doch wir die Gesellschaft und können sie (theoretisch) so gestalten, wie wir wollen. Man muss nur den Mut haben das Andersdenken auch zu leben.

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Jausa, endlich wieder ein Buch zum Thema Feminismus! Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir hat es gefehlt. 😉 ‚Bad Feminist‘ ist ein Buch, welches ich mir ohne den Klappentext vorher durchzulesen geholt habe. Warum? Weil auch ich ein Mensch bin, der Vorurteilen verfällt. In diesem Fall auf Grund der Hautfarbe und der Sexualität der Autorin. „Hä?“, fragt ihr euch jetzt bestimmt, „Sollte nicht genau das eigentlich egal sein?“ Normalerweise würde ich jetzt mit einem lauten und deutlichen ‚ja!‘ antworten, nur leider muss man das bei Thema Feminismus etwas differenzierter betrachten. Denn leider ist es so, dass Frauen nicht nur auf Grund ihres Geschlechtes anders gestellt sind als Männer, sondern leider auch auf Grund anderer Faktoren wie Hautfarbe, Herkunft, Gender oder eben ihrer Sexualität. Auch wenn ich weiß, dass ich als Frau noch zu kämpfen habe, weiß ich als intersektionale Feministin eben auch um meine Privilegien als weiße, heterosexuelle cis-Frau. Um meinen eigenen Blockwinkel zu erweitern habe ich mir deshalb vorgenommen von nun an vermehrt auf feministische Bücher von Autor*innen zuzugreifen, die mir nochmal ganz andere Perspektiven aufzeigen können. (Und falls ihr euch an dieser Stelle fragt, wie ich mir all die Fragen stellen konnte ohne die Buchbeschreibung gelesen zu haben: mir war die Autorin vorher schon bekannt.) So viel zu meinem kurzen Exkurs, kommen wir wieder zurück zum Buch. Ich habe es geliebt! Bei Essaysammlungen besteht immer die Gefahr, dass es zwischendurch Texte gibt, die einen stören und einem gar die Motivation zum weiterlesen nehmen. Das war hier bei diesem Buch überhaupt nicht der Fall. Klar gab es einige, die mich wesentlich mehr begeistern konnten als andere, aber selbst die weniger begeisternden Essays lasen sich wunderbar. An vielen Stellen habe ich unheimlich viel mitgenommen, an anderen habe ich mich einfach nur gefreut mehr von der Autorin zu erfahren. Roxane Gay versucht in dieser Essaysammlung ihren ganz eigenen Feminismus zu definieren. Ob ihr das gelingt oder nicht kann man an dieser Stelle gar nicht sagen, weil es nichts zu beurteilen gibt. Man kann nur versuchen herauszufinden, ob sie mit der eignen Definition überein stimmt oder Reibungspunkte gibt. In meinem Fall ist es so, dass ich ganz oft beim Lesen mit dem Kopf genickt habe, ganze Textpassagen markierte und groß ‚JA!‘ daneben geschrieben habe und auch einige Zitate habe ich mir notiert. Denn sie beschreibt ganz oft genau das, was ich auch fühle: das Feminist*innen ganz oft den Druck verspüren alles richtig machen zu müssen, eben weil sie unter (teilweise argwöhnischer) Beobachtung stehen. Roxane Gay aber antwortet darauf, dass eine Bewegung wie der Feminismus gar nicht perfekt sein kann, weil sie von Menschen gemacht ist und Menschen nun mal nicht perfekt sind. Auch ihre Definition des ‚bad feminist‘ kann ich für mich persönlich genau so übernehmen. Ein ‚bad feminist‘ ist in ihren Augen ein*e unvollkommene*r und nicht professionelle*r Femininist’in. Und sind wir mal ganz ehrlich: das sind wir doch alle, oder? Sich selbst nun so zu titulieren führte ihrer Ansicht nach dazu, von anderen Menschen nicht per se auf einen Sockel gestellt zu werden, der eh unerreichbar ist und macht das Leben deshalb viel entspannter. Das schöne an Essaysammlungen ist, dass man viele Infos und Erkenntnisse daraus mitnimmt, sie jedoch nicht so schwer zu lesen sind wie Sachbücher. Roxane Gay vereint in diesem Buch Wissen, Attitüde, Eloquenz, Sprachgewalt und ganz viel Humor. Jeder einzelne Essay ist lesenswert, sei es zur Horizonterweiterung oder aber zur Unterhaltung. Ich kann dieses Buch nur empfehlen.

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Ich muss zugeben, die Erwartungen an „Bad Feminist“ waren sehr hoch. Die überwiegend positiven Rezensionen und Gedanken zu Roxane Gay`s Werken („Hunger und „Bad Feminist“) haben ich mich sehr neugierig gemacht und umso erfreuter war ich, dass mir der Verlag beide Werke zusandte. „Bad Feminist“ ist eine Essaysammlung und beginnt mit einem „Prolog“, der sich mit dem klischeehaften Bild einer Feministin beschäftigt und dieses Bild mit Imperfektion und Menschlichkeit öffnet oder gar widerlegt. Eine Feministin ist so vielschichtig und facettenreich, dass es ein Leichtes ist, mit den Idealvorstellungen einer solchen zu brechen und sagen zu können: „Ja, ich bin Feministin!“ Die nachfolgenden Essays beschäftigen sich mit Rassismus, Gewalt, Abtreibungen, Ungleichbehandlung, Übergewicht und feministischer Literatur. Sie wirft einen Blick auf Literatur, Film und Musik sowie auf Politik. Besonders stark finde ich die Kapitel „Race & Entertainment“ und „Politik, Gender & Race“. Gay setzt sich u.a. exemplarisch mit den Filmen „Django unchained“ und „Fifty Shades of Grey“ auseinander und spricht über allgegenwärtige politische Probleme. Roxane Gay analysiert, reflektiert und kritisiert. Sie erzählt begeistert (z.B. von den „Hunger Games“), illustriert Chancen und Möglichkeiten und tut vor allem eines mit ihrem Buch: sie gibt Denkanstöße. Man muss nicht mit allem konform sein, was sie sagt und nicht jedes Essay bis ins Mark verinnerlichen (was möchte sie uns mit „Scrabble“ sagen?), man sollte einfach offen und neugierig sein. Ich freue mich nun umso mehr auf „Hunger“, das schon auf meinem SuB liegt!

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Wieder bekam ich ein Buch, dass ich über das Bloggerportal von Randomhouse angefragt habe und mir vom Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde. Dafür möchte ich mich bedanken und betonen, dass meine Meinung dadurch nicht beeinflusst wurde. Das Thema Feminismus und Gleichberechtigung rückt immer mehr in den Fokus und es gibt mittlerweile viele Bücher, die sich mit dem Thema auseinander setzen. Darum wollte ich dieses Buch auch lesen. Und weil die Autorin fast in meinem Alter ist und ich mich sicher mehr mit ihr identifizieren kann als z. B. mit jüngeren Frauen, die genau so viel zum Thema zu sagen haben. Roxane Gay schreibt für verschiedene Zeitschriften Texte zum Thema Feminismus und hat diese Texte nun in einem Buch zusammen gefasst. Man merkt, dass sie zu verschiedenen Zeiten entstanden, da die Autorin häufig auf aktuelles Zeitgeschehen und gesellschaftsrelevante Themen eingeht. Sie schildert vieles aus ihrer Sicht und lässt auch eigene, häufig auch sehr persönliche und schmerzhafte Erfahrungen dabei in die Essays einfließen. So trifft sie vielleicht nicht die Meinung des Lesers, aber öffnet den Blick auf Frauenthemen auf eine berührende und eindringliche Weise. Mir gefällt ihr Schreibstil, wenn ich auch, besonders anfangs, manches Fremdwort nicht verstanden habe, dass die Literaturprofessorin verwendet. Die meisten Texte sind aber leicht verständlich und flüssig lesbar geschrieben, so dass man keine Probleme hat, den Sinn zu erfassen und ihren Worten zu folgen. Roxane Gay öffnet den Blick hauptsächlich auf die amerikanischen Hintergründe und die Rolle der Frauen, besonders der afroamerikanischen Gesellschaft in den USA. Es ist ein interessantes Buch, dass ich jedem empfehlen möchte, der sich für die Gleichstellung der Geschlechter in der heutigen Zeit interessiert.

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Von Roxane Gay habe ich bereits letzten Monat ein Buch vorgestellt. In ihrem Werk Hunger ging es um ihr Leben als sehr übergewichtige Frau. In ihrem Bekannteren Werk Bad Feminist hat sie Essays zu den folgenden Themenkomplexen gesammelt: Ich Gender & Sexualität Race & Entertainment Politik, Gender & Race Zurück zu mir Das Buch bietet ein breites Spektrum an Texten, in Gays gewohnt gutem Schreibstil. So breit wie die Themenvielfalt, so war auch meine Reaktion auf die ganzen Essays – von stürmischer Zustimmung über interessierte Rezeption bis hin zu Verwunderung. Gerade ihr Essay zum Thema Scrabble hat mich doch etwas ratlos zurückgelassen. An vielen Stellen spricht sie über andere Bücher und Serien, aber so richtig gefallen haben mir diese Besprechungen und Verweise nur, wenn ich besagte Werke auch kannte (was gefühlt nur 50% der Zeit der Fall war). Wenn dem so wahr, war ich aber Feuer und Flamme: Ihren Ausführungen über 50 Shades of Grey und Twilight und den darin enthaltenen zweifelhaften ‘Märchenprinzen’ kann ich nur zustimmen. Ganz besonders berührt hat mich aber ihr Essay “Das achtlose Sprechen über sexuelle Gewalt”, in dem sie Medien anprangert absichtlich Sprache zu verwenden, die Gewalt gegen Frauen abschwächt. Roxane Gay kann sehr gut schreiben, das muss man ihr lassen. Und auch wenn mich nicht alle Essays in diesem band angesprochen haben, waren doch ein paar Perlen dabei, für die sich der Kauf allemal lohnt.

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Warum bad feminist? Warum gibt jemand einen feministischen Essayband heraus und nennt ihn dann ausgerechnet Bad Feminist? Als wäre es positiv, eine schlechte Feministin zu sein. Aber das ist es genau, was Roxane Gay für sich selbst entschieden hat und uns allen mit auf den Weg gibt: Es ist besser, eine schlechte Feministin zu sein, als keine zu sein. Feminismus ist komplex und es ist ok, nicht allen (vermeintlichen) Erwartungen an eine Feministin gerecht zu werden. Denn wir sind alle nur Menschen und kein Mensch ist perfekt. "Ich bin davon überzeugt, dass Feminismus grundsätzlich dafür kämpfen muss, dass Frauen Entscheidungen frei treffen können, auch wenn ich selbst mit ihren Entscheidungen nicht übereinstimme. Ich glaube, dass Frauen […] überall auf der Welt Gleichheit und Freiheit verdienen, aber ich weiß auch, dass ich nicht dazu befugt bin, Frauen aus anderen Kulturen zu sagen, wie diese Gleichheit und diese Freiheit aussehen sollen." (Roxane Gay: Bad Feminist. btb Verlag 2019, S. 10) Für mich sind die Kapitel, in denen Gay ganz grundsätzlich über Feminismus spricht, die stärksten des Bandes. Sie fordert mehr Inklusion und Toleranz und räumt mit Klischees auf, die angeblich eine ‚echte‘ Feministin ausmachen. Ja, wir dürfen Pink mögen, unser Frausein feiern und die ‚falschen‘ Filme gut finden, obwohl wir es eigentlich besser wissen. Feministinnen sind keine männerhassenden Schreckschrauben und sie müssen nicht perfekt sein. Dieser Essayband macht jedem Mut, sich stolz als Feministin zu identifizieren. Also egal, ob man in der Hinsicht noch einen kleinen Schubs braucht, oder einfach mal wieder gerne daran erinnert wird: Die Botschaft von Bad Feminist ist wichtig und für jeden eine absolute Leseempfehlung. Unsere Gesellschaft: Gay hinterfragt in ihren Essays permanent unsere Gesellschaft und fordert die längst überfällige Veränderung. Viele der Dinge, die sie anspricht, sind weitegehend bekannt, andere haben sich so in unseren Alltag und unser Weltbild eingeschlichen, dass sie kaum hinterfragt werden. Gays Ausführungen reichen von den Erwartungen an Frauen bezüglich des Aussehens und Verhaltens, über die fragwürdige Existenz des Genres Frauenliteratur bis hin zu Rape Culture und Abtreibungsgesetzen. Dabei kommt sie immer wieder auf die Popkultur zu sprechen. Viele ihrer Argumente verdeutlicht sie an Büchern, Filmen oder Serien. Aber auch den Sonderstatus, den Prominente in unserer Gesellschaft einnehmen, hat sie auf dem Schirm. So prangert sie beispielsweise an, wie Stars durch ihren Status weniger Konsequenzen für schlechtes Verhalten erfahren. Erkenntnismomente: In vielerlei Hinsicht haben Gays Essays mir die Augen geöffnet. Insbesondere, was Rassismus angeht. Durch den persönlichen Bezug, den Gay immer wieder herstellt, ist es extrem leicht, einen Zugang zu finden. Sie spricht ganz allgemein über die Repräsentation von Schwarzen Menschen im TV und die Polizeigewalt, die sie immer wieder erfahren. An diese Themen kann man nicht oft genug erinnert werden. Doch darüber hinaus geht Gay ganz speziell auf die Problematik verschiedener Filme ein, darunter gehypte Blockbuster wie The Help (dt.: Gute Geister), 12 Years a Slave oder Django Unchained. Besonders das Kapitel zu The Help hat mich persönlich sehr beschäftigt, da ich Buch und Film sehr mochte. Mir wäre nie aufgefallen, was an diesem Film alles problematisch ist. Wenn Gay die Dinge anspricht, wirken sie derart offensichtlich, dass ich richtig beschämt bin über meine bisherige Blindheit. Aber ich wage zu glauben, dass ich durch Gays Ausführungen eine neue Perspektive kennengelernt habe, die mich in Zukunft sensibler für rassistische Darstellungen in Literatur und Film macht. Sehr persönlich: Gays Texte sind sehr persönlich. Sie behauptet auch nicht, allgemeingültige Wahrheiten zu präsentieren, sondern schreibt frei ihre Meinung. Meist mit einer gehörigen Portion Sarkasmus, der selbst ernsten Themen einen Unterhaltungswert gibt. Doch persönlich heißt auch, dass sich ein ganzes Kapitel den Scrabble-Meisterschaften widmet, an denen Gay teilgenommen hat, oder ein anderes ihrer Arbeit am College. Es ist zwar ganz nett, etwas über die Autorin zu erfahren und ich weiß jetzt mehr über Scrabble, als ich je für möglich gehalten hätte, aber so richtig mitnehmen konnte ich aus diesen Kapiteln Nichts. Außerdem stimme ich mit Gays persönlichen Ansichten nicht immer überein. Doch manchmal braucht man auch genau diese Reibungen mit Ansichten anderer, um sich über seinen eigenen Standpunkt klar(er) zu werden. Starke Stimme: Bad Feminist ist ein Buch, das unangenehme Themen anspricht und seine Leser*innen wachrüttelt. Gut gesetzter Sarkasmus und Gays Treffsicherheit, die Dinge auf den Punkt zu bringen, machen diese wichtige Lektüre sogar zum Lesevergnügen. Ich habe selten so viele Stellen in einem Text markiert, nur um mich dann kaum für ein Zitat für die Rezension entscheiden zu können. Dennoch sollte man beim Lesen eine gewisse Toleranz für ein etwas loses Gesamtkonzept mitbringen und scheinbar wahllos eingestreute Kapitel verzeihen können.

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Ich muss gestehen, dass die nähere Auseinandersetzung mit dem Feminismus bisher etwas an mir vorbeigegangen ist. Vielleicht liegt das daran, dass ich mich in der privilegierten Situation befinde, dass ich mich nie bzw. sehr selten aufgrund meines Geschlechts diskriminiert fühle. Klar finde ich es wichtig, Frauenrechte zu stärken und dafür zu sorgen, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden. Dennoch war das Thema immer so weit weg für mich, da ich immer dachte: wir haben doch schon so viel erreicht, wir werden doch - zumindest hier in der westlichen Welt - nicht mehr diskriminiert?! Übrigens ein Trugschluss, den auch Roxane Gay in ihrem Buch aufdeckt und kritisiert! Ich habe mich also sofort angesprochen gefühlt. Natürlich muss man nur mal Nachrichten schauen oder sich in bestimmte Debatten in sozialen Netzwerken einlesen, um zu sehen, dass eben nicht alles gut ist, nur weil man sich gerade persönlich nicht benachteiligt fühlt. Und wenn man einmal anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, fallen einem doch immer mehr kleine und große Ungerechtigkeiten auf. Problematische Frauen- und Männerbilder, die sich schon so selbstverständlich in unseren Alltag eingefügt haben, dass sie kaum bemerkt werden, als normal wahrgenommen werden. Aber auch Ungerechtigkeiten, die vielleicht über die kleine persönliche Alltagswelt hinausgehen und gesamtgesellschaftliche Probleme darstellen, die endlich mal angesprochen und behoben werden sollten. Mit Bad Feminist hatte ich dann endlich ein Buch gefunden, das perfekt zu sein schien für mein Herantasten an dieses komplexe Thema. Roxane Gay beschreibt sich selbst auf dem Klappentext als schlechte Feministin, weil sie eben nicht dem typischen Bild einer Feministin entspricht und diese auch nicht sein will. Sie mag Pink, liest gerne Modezeitschriften und kann auch mal zu Musik tanzen, von der sie eigentlich weiß, dass die Texte äußerst problematisch sind. Aber sie will lieber eine schlechte Feministin sein, als gar keine. Darin konnte ich mich sofort wiedererkennen. Bei Bad Feminist handelt es sich um eine Essay-Sammlung. In dieser setzt Gay sich jedoch nicht nur, wie der Titel zunächst vermuten lässt, mit Gender-Fragen, sondern auch mit den Themen Rassismus und Gewalt auseinander, was ich ebenfalls sehr spannend fand. Diese Themen werden sowohl vor einem gesellschaftlichen und politischen, als auch vor dem Hintergrund der Unterhaltungsindustrie behandelt, welche ja einen nicht unwesentlichen Beitrag zu unseren Ansichten und Einstellungen leistet.<br>Die Autorin nimmt besipielsweise einen Song, ein Buch, eine Serie oder aber auch die Aussage eines Politikers oder einen medial ausgeschlachteten Vergewaltigungsfall zum Anlass, um anhand dieser Beispiele Geschlechterrollen in Fernsehen und Musik und Literatur, die Repräsentierung von PoC in Filmen, Abtreibungsgesetze und vieles mehr zu erörtern. Immer wieder greift sie auf eigene Erfahrungen zurück und nimmt sich selbst bei ihrer Kritik nie aus, sondern sieht ihre eigene Verantwortung, was ich sehr erfrischend fand. Allgemein nimmt sie immer die Frauen mit in die Verantwortung, was ich äußerst wichtig finde. So kritisiert Sie auch die Selbstdarstellung von Frauen und unseren Umgang untereinander. "3A. Wenn Sie das Gefühl haben, es sei schwierig mit Frauen befreundet zu sein, ziehen Sie in Betracht, dass vielleicht nicht die Frauen das Problem sind. Vielleicht sind Sie es einfach selbst. 3B. Ich war diese Art Frau. Sorry, dass ich urteile." Bad Feminist, Roxane Gay, S. 70 Ich muss zugeben, dass ich nicht mit jedem Essay etwas anfangen konnte und auch nicht immer mit ihrer Meinung übereinstimmte. Aber genau das macht solche Bücher ja interessant. Aber manchmal wusste ich einfach nicht recht, was sie mit dem was sie schreibt, überhaupt aussagen will. So gibt es zum Beispiel ein Essay, in dem sie lang und breit über ihre Teilnahme an Scrabble-Meisterschaften berichtet. Ich wusste nicht, was mir das sagen sollte und war ziemlich schnell gelangweilt. Die darauffolgenden Essays konnten diesen Eindruck aber immer ziemlich schnell wieder ausgleichen. Die meisten Essays fand ich sehr spannend und anregend. Ich war oft schockiert. Über diese Welt, aber auch oftmals darüber, dass ich nie genauer über bestimmte Ansichten, Rollen und mediale bzw. gesellschaftliche Standards nachgedacht habe. Das Buch hatte also genau den Effekt bei mir, den man sich von einem solchen Werk erhofft! Roxane Gay hat dabei eine so unkomplizierte, authentische Art über diese schwierigen Themen zu schreiben, dass man manchmal das Gefühl hat, als würde man sich mit einer Freundin bei einer Tasse Kaffe darüber unterhalten. Für ein Sachbuch mit nicht gerade leichtem Inhalt lies sich Bad Feminist also für mich unglaublich flüssig lesen. Auch wenn mich nicht alle Essays überzeugen konnten, spreche ich für dieses Buch eine klare Leseempfehlung aus. Gerade für Menschen, die - wie ich - bisher nicht viel mit dem Thema am Hut hatten. Es gibt interessante Denkanstöße und hat mich wachgerüttelt und mir gezeigt, dass vieles einfach so selbstverstädlich in unserer Gesellschaft, in den Medien und in unserem Leben verankert ist, dass man es als normal wahrnimmt, dass es dadurch jedoch auf keinen Fall weniger problematisch ist. "...einfach wieder einmal eine Erinnerung daran, dass für Mädchen und Frauen immer andere Regeln gelten, egal, wer sie sind, egal, was sie tun." Bad Feminist, Roxane Gay, S. 406 In ihrem Buch gibt Roxane Gay zudem einige interessante Literaturtipps und hat es durch ihre Erläuterungen definitiv geschafft, dass zumindest ich mich in Zukunft noch deutlich mehr mit dem Thema Feminismus auseinandersetzen werde. Denn auch ich bin lieber eine schlechte Feministin, als gar keine!

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