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Rezensionen zu
Arthur und Lilly

Lilly Maier

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Berührendes Buch

Von: Michael Lausberg aus Doveren

22.12.2018

Dieses Sachbuch hat ein außerordentliches Genre: Die Novemberpogrome gegen die jüdische Bevölkerung vom 9. auf den 10.November 1938 führten der Weltöffentlichkeit drastisch vor Augen, dass Juden in Deutschland schutzlos waren. Dennoch machten es die damals bestehenden strengen Einwanderungsbestimmungen vieler Länder den deutschen Juden trotz ihrer Verfolgung nahezu unmöglich, Deutschland zu verlassen. Großbritannien handelte schnell: Am 15.November 1938 empfing der britische Premierminister Arthur Neville Chamberlain eine Abordnung einflussreicher britischer Juden um über eine vorübergehende Aufnahme von Kindern und Jugendlichen in Großbritannien zu verhandeln. Die jüdische Gemeinde verpflichtete sich zur Stellung von Garantiesummen für die Reise- und Umsiedlungskosten der Kinder und versprach, die Kinder im Land zu verteilen und ihnen eine angemessene Ausbildung angedeihen zu lassen. Später sollten die Kinder mit ihren Familien wieder vereinigt werden und eine neue Heimat in Palästina finden. Der 10jährige Oswald Kernberg und sein Bruder werden von seinen jüdischen Eltern vor den Übergriffen geschützt, sie übergeben sie an einen Kindertransport, der sie in Sicherheit nach Amerika bringen soll. Sein älterer Bruder Fritz wird nicht mitgenommen da er an Epilepsie leidet und nur gesunde Kinder verschickt werden. Fritz wird mit seinen Eltern deportiert und ihr Schicksal bleibt offen. Seine Erinnerungen und zahlreiche Zeitzeugen-Interviews geben ein dramatisches Bild von der Flucht der Kinder nach Frankreich, über die Pyrenäen durch Spanien bis nach Lissabon und per Schiff nach New York. Er nennt sich ab sofort Arthur Kern. Nach 62 Jahren besucht er Wien und möchte seine alte Wohnung gerne nochmal sehen. Dort lernt er die junge Lilly kennen, die mit ihrer Mutter in der Wohnung lebt. Da sich Lilly bereits in der Schule mit dem Thema Judenverfolgung auseinander setzt, entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft und sie schreibt Arthurs Leben in diesem Buch nieder. Das Buch ist mit viel Hintergrundrecherche geplant und geschrieben worden. Die Autorin hat viele der Orte, wo Oswald/Arthur auf seiner Reise nach Amerika Station gemacht, selbst bereist, in Archiven vor Ort recherchiert und viele Quellen aufgespürt. In dem Buch gibt es zahlreiche Fotos aus Oswalds/Arthurs Familiengeschichte vor, einige Zeitzeugen werden zitiert, was die Authentizität steigert. Durch die Tatsache, dass das Buch biografische Elemente, historische Dokumentationen und eine rührende Romanhandlung besitzt, gehört es zu den Büchern, die man nicht so schnell vergessen wird.

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erstens hatte ich keine Zeit, zweitens war der Weg zu weit! Dieses Lied sang Arthur Kern im fernen Kalifornien noch im hohen Alter und zwar auf Deutsch, das außer ihm keines seiner Familienmitglieder spricht. Arthurt Kern ist als Oswald Kernberg in Wien geboren worden, Ende der 1920er Jahre in eine jüdische Familie und er ist durch den Kindertransport gerettet worden, zunächst nach Frankreich, dann verschlug es ihn in die USA, wo er den - umfangreichen - Rest seines Lebens verbrachte. Weder seine Eltern noch sein Bruder überlebten, sie wurden nach Polen deportiert und starben dort irgendwo - Arthur kennt weder den Ort noch die Umstände. Eine harte Kindheit - dennoch ist aus Arthur ein heiterer, lebenslustiger und beruflich sehr erfolgreicher Mensch geworden, ein Familienmensch noch dazu - zusammen mit seiner Frau Trudie hat er eine richtig große Sippe begründet. In der außer ihm niemand Deutsch spricht, nicht einmal seine Frau, die ebenfalls als Jüdin in Wien geboren wurde und dort den ersten Teil ihrer Kindheit verbrachte, doch das ist eine andere Geschichte. Allerdings eine, die ebenfalls in diesem Buch vorkommt. Wie so vieles andere, das Autorin Lilly Maier scheinbar beiläufig hineinflicht in ihre Biographie Arthur Kerns, die auch ihre eigene Geschichte beinhaltet: denn die Begegnung der beiden hat den Stein erst ins Rollen gebracht, Lillys Interesse an Zeitgeschichte und vor allem an den Kindertransporten wurde dadurch geweckt. Dabei war sie erst elf, damals im Jahr 2003, als Arthur Kern vor der Wohnungstür der Maiers in Wien stand - vor der Wohnung, die bis 1939 seine eigene, bzw. die seiner Familie gewesen war. Lilly und ihre Mutter öffneten diese Tür für ihn und später öffnete Arthur für Lilly viele weitere Türen - nicht zuletzt die zu seinem Herzen. Lilly Maier, inzwischen Historikerin und auf dem Weg zur Promotion, ist seit Jahren zum Familienmitglied der Kerns geworden. Das war quasi der erste Zufall, der in diesem Buch zur Sprache kommt. Und dem noch viele weitere folgen. Sie hat Ungeheuerliches zustande gebracht, diese ehemals kleine Lilly, die sich schon als elfjähriges Mädchen für Geschichte, zunächst die der Familie Kern(berg), dann für die der Kindertransporte und für das drumherum. Das Sachbuch "Arthur und Lilly" liest sich wie ein spannender Roman, man kommt gar nicht mehr los von dieser Geschichte und nimmt doch dabei so vieles mit über die Zusammenhänge der europäischen und transatlantischen Geschichte. Ich freue mich besonders darüber, dass Lilly Maier noch so jung ist, ihr dreißigster Geburtstag liegt noch in weiter Ferne. Denn das bedeutet, dass sie noch viele wunderbare historische Werke erschaffen kann, in denen sie das Thema Kindertransporte oder auch ein anderes - wer weiß, worauf sie noch kommt - weiter untersucht. Sie hat teilweise in den USA studiert und den angelsächsischen Schreibstil der Historiker verinnerlicht, der so viel unterhaltsamer und lebensnaher ist als der in Deutschland übliche, oft trockene Stil, der nicht nur mir häufig die Lektüre historischer Werke erschwert. Ein ganz besonderes Buch ist dieses historische Werk, das zeigt, das ein Sachbuch auch warmherzig und empathisch sein kann. Ich empfehle es aus ganzem Herzen, auch denen, die sich normalerweise nicht für Bücher dieser Art interessieren!

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Von den Zufällen des Schicksals

Von: Roxane Bicker aus München

19.11.2018

Zwei Leben, die der Zufall untrennbar miteinander verwoben hat - Lilly, das junge Mädchen aus Wien und Arthur, der Holocaust-Überlebende. Eine Geschichte, die berührt und bewegt und einen ganz anderen Blick auf die schreckliche Zeit des Zweiten Weltkrieges liefert. Hier steht die Hoffnung, das gute Ende im Mittelpunkt, das Überleben. Wo viele Bücher mit dem Ende des Krieges enden, geht die Geschichte hier weiter, bis in die Jetztzeit, ja, sogar bis in die Gegenwart und spinnt einen weiten Bogen. Geschichte ist nie abgeschlossen, sie beeinflusst und bewegt auch uns, etwas, das wir aus den verbundenen Leben von Arthur und Lilly lernen können. Das Buch ist unglaublich gut geschrieben, die Freundschaft dieser beiden so unterschiedlichen Menschen spricht aus jeder Zeile. Lilly Maier hat detailreich recherchiert und anschaulich getextet, durch den umfangreichen Bidlteil kann man gut in Arthurs Lebensgeschichte eintauchen. Eine unbedingte Lese-Empfehlung!

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Außergewöhnlich

Von: vienna121 aus Wien

12.11.2018

Spannend und berührend geschrieben, herausragend recherchiert – ARTHUR UND LILLY ist ein außergewöhnliches Sachbuch. Hier wird die Freundschaft einer jungen Frau mit einem Holocaust-Überlebenden querschnittartig verschränkt mit den Resultaten jahrelanger historischer Forschung auf zwei Kontinenten. Das Ergebnis ist die bislang präziseste Nachzeichnung der Rettung jüdischer Kinder vor den Nazis durch Kindertransporte nach Frankreich und in die USA. Es ist nahezu unfassbar, wie viele Helfer, Geldgeber, Organisationen und Regierungen über Jahre involviert werden mussten, wie viel Bürokratie und politischer Widerstand überwunden werden musste, um letztendlich das Leben weniger hundert Kinder zu retten und ihnen ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Das Buch zeichnet dies penibel nach, ist aber in keiner Phase ermüdend oder langatmig. Der Autorin ist es gelungen, das Buch ganz nah an den Kindern zu schreiben: Arthurs Erinnerungen und zahlreiche Zeitzeugen-Interviews geben ein dramatisches Bild von der Flucht der Kinder nach Frankreich, über die Pyrenäen durch Spanien bis nach Lissabon und per Schiff nach New York. Die Verquickung von historisch präziser Recherche und berührender Biographie ist beeindruckend gelungen. Absolute Empfehlung!

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