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Rezensionen zu
Feindesland

C. J. Sansom

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Fazit: Einerseits liebe ich Bücher, die sich des Themas eines fiktiven, alternativen Geschichtsverlaufs im Stile eines „Vaterland“ von Robert Harris annehmen, andererseits hatte ich bereits den einen oder anderen Roman von Sansom mit seinem frühneuzeitlichen Ermittler Matthew Shardlake gelesen und war insofern frohen Mutes, dass mir auch „Feindesland“ gut gefallen dürfte. Nur leider war das, trotz der Tatsache, dass sich über Sansoms Roman auch allerlei Gutes sagen lässt, nicht vollständig der Fall. Sansoms Setting beispielsweise hat durchaus eine gewisse Faszination: Die Briten haben sich nicht länger als unbedingt notwendig in den Krieg gestürzt, kapituliert und befinden sich jetzt als eine Art Vasallenstaat, ähnlich wie die meisten anderen Staaten Europas, unter deutscher Herrschaft. Die Deutschen wiederum führen seit über 10 Jahren Krieg mit Russland. Immer dann, wenn sich Sansom dieser Hintergrundgeschichte seines Romans zuwendet, hat dieser seine besonderen Stärken. Nur steht leider eine völlig andere Geschichte im Vordergrund. Der englische Wissenschaftler Frank Munchaster, nach einem Nervenzusammenbruch in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht, gerät in das Visier der Deutschen, der britischen Behörden sowie des Widerstands. Jeder möchte seiner habhaft werden, weil man davon ausgeht, dass er über wichtige Informationen verfügt. Welche das sind, weiß zwar der Leser, aber keiner der Beteiligten so ganz genau. Und diese Geschichte ist es sicherlich auch wert, erzählt zu werden, sie krankt nur leider an einem einfachen, ganz simplen Problem: Sie ist zu lang. Hätte Sansom seine Handlung etwas gestrafft und seinen Roman um eine durchaus nennenswerte Anzahl Seiten eingedampft, dann hätte das Buch dadurch sicherlich profotiert, allein dadurch, dass das Erzähltempo höher gewesen wäre. So jedoch mäandert die Geschichte stellenweise so vor sich hin. Das liegt sicherlich auch zu einem Gutteil an den Charakteren. Denn ähnlich wie für die eigentliche Handlung gilt auch hier, dass die Hintergrundgeschichte, die Sansom seinen Charakteren verpasst, teils spannender wirkt als das, was der Autor seine Charaktere im Hier und Jetzt des Romans erleben lässt. So denke ich, dass man über die geschilderte Kindheit und Jugend von Frank Munchaster, der von seiner der Esoterik zugeneigten Mutter in ein Internat abgeschoben und dort von seinen Mitschülern drangsaliert wird, einen ganz eigenständigen und ziemlich guten Roman hätte schreiben können. In der Gegenwart der Romanhandlung wirken – Frank Munchaster mal außen vor gelassen – Sansoms Charaktere allerdings allesamt eher distanziert. Es fiel mir schwer, wirklich Anteilnahme für sie aufzubringen oder auch nur dafür zu interessieren, was sie da gerade eigentlich tun. Verstärkt wird dieser Eindruck wohl noch von einer, zumindest in meiner Wahrnehmung, ebenfalls eher nüchternen Erzählweise, die ich von C.J. Sansom so nicht gewöhnt bin. Üblicherweise gelingt es ihm, die frühneuzeitliche Welt seiner Shardlake-Reihe detailliert und gelungen zu schildern, hier jedoch passt er sich stilistisch ein wenig der Tristesse an, die zum Zeitpunkt der Handlung herrscht. Sollte das gewollt sein, habe ich allerdings nichts gesagt. „Feindesland“ hat also durchaus seine Highlights. Die Geschichte hinter der Geschichte. Die Geschichte hinter den Charakteren. Und auch die Handlung selbst bietet zwei, drei eindrucksvoll geschilderte Szenen, beispielsweise als die in London bislang vergleichsweise unbehelligt lebenden Juden auf Betreiben der Deutschen doch noch zusammengetrieben und aus der Stadt gebracht werden. Insgesamt hätte „Feindesland“ dann aber doch wesentlich mehr sein können als es dann war. Leider.

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