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Rezensionen zu
Mein Weg durch die Wälder

Long Litt Woon

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Long Litt Woon wurde in Malaysia geboren. Ihren späteren Ehemann lernte sie während eines Austauschjahrs in Norwegen kennen und so wurde das skandinavische Land ihre Heimat. Nach über 30 gemeinsamen Jahren verstarb ihr Partner unerwartet und sie musste sich mit einer neuen Situation arrangieren. Ihr langsamer Abschied und ihre Schritte in ein neues Leben stellen den kleineren Teil aber auch den roten Faden in "Mein Weg durch die Wälder" dar. Einen Ausweg aus der traurigen Situation stellt ihre langsam aufkeimende Leidenschaft für Pilze dar. Aus der anfänglichen Beschäftigungstherapie wird ein privates Forschungsprojekt, welches die Anthropologin bis zur Zertifizierung als Pilzexpertin und darüber hinaus treibt. Um die Erwartungshaltung potentieller Leser direkt in die korrekte Richtung zu lenken: Es handelt sich keines falls um ein Bestimmungsbuch und bei Exkursionen in herbstliche Wälder stellt "Mein Weg durch die Wälder" auch keine Hilfe dar. Aber sowohl in der Pilzsaison als auch während der Vorfreude auf diese ist das Buch ein toller Stimmungsmacher. Long Litt Woon nähert sich auf vielen Wegen dem Phänomen "Pilze sammeln". Besonders erkenntnisreich waren für mich die Schilderungen der verschrobenen Eigenheiten der Sammlercommunity und die durchaus länderspezifisch abweichenden Einschätzungen von Pilzen und deren Eigenschaften. Der Untertitel "Was mich Pilze über das Leben lehrten" ist vielleicht etwas hoch gegriffen, aber die Verknüpfung ihres persönlichen Schicksals mit der Erkundung des Pilzkosmos' in vielen seiner Facetten stellt eine gelungene Kombination dar.

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Seit ihrem Jahr als Austauschstudentin lebt die Malaysierin Long Litt Woon in Norwegen, denn dort traf sie die Liebe ihres Lebens. Der plötzliche Tod ihres Mannes nach mehr als dreißig Ehejahren wirft sie völlig aus der Bahn. Um mit ihrer Trauer zurechtzukommen, belegt sie ein Einsteigerseminar über Pilze. Ihr Buch "Mein Weg durch die Wälder – Was mich Pilze über das Leben lehrten" handelt vom geheimnisvollen Reich der Pilze, vom Mikrokosmos der Pilzbesessenen und von ihrem Weg aus der Trauer zurück ins Leben. Als Sozialanthropologin hat Long Litt Woon einen aufmerksamen, durchdringenden Blick in diese Sphären. Mit Feuereifer stürzt sie sich auf ihr neues Thema, die Mykologie. Das Eintauchen ins Pilzreich gleicht einer anthropologischen Feldforschung. Sie versucht, diese Kultur von innen kennenzulernen und all dem Unbekannten einen Sinn abzutrotzen, ebenso wie in der fremdartigen Trauerlandschaft, in der sie sich befindet. Die Struktur im Reich der Pilze hilft, Ordnung in ihr Gefühlschaos zu bringen. Und allmählich durchschaut sie die verborgenen Hierarchien unter Pilzkennern, schließt Freundschaften und darf manch eigenbrötlerischen Sammler zu dessen geheim gehaltenen Pilzstellen begleiten. In Norwegens Wäldern beginnt die Saison mit dem Maipilz. An Heiligabend endet sie mit den letzten Trompetenpfifferlingen. Vielen Norwegern ist diese Welt fremd und geradezu suspekt, denn Pilze gelten als Tierfutter, potentiell gefährlich und mit Schadstoffen belastet. Ganz anders empfindet dies Long Litt Woon. Auf ihren Exkursionen geht sie in den “Pilzmodus” und genießt das Glück des Suchens und Findens:  "Ich bin den Pilzen verfallen und habe dadurch ein Paralleluniversum entdeckt, eine unsichtbare Zauberwelt direkt vor meinen Schuhspitzen, mit einer eigenen Logik und unkontrollierbaren Lebenskraft, an der ich früher vollkommen unwissend vorbeigegangen bin. Wenn ich Pilze finde, habe ich mitunter das Gefühl, die Zeit würde aufhören zu existieren. Ich erlebe Zen und Flow auf einmal."  An alle Aspekte der Pilzkunde geht die Autorin mit wissenschaftlicher Akribie heran. Sie spricht mit Experten, kniet sich in Fachliteratur, eignet sich das Pilzlatein an und probiert viele Rezepte aus. Nachdem sie sich zur Pilzsachverständigen weitergebildet hat, kann sie 150 in Norwegen wachsende Pilzarten sicher bestimmen, vor allem die essbaren von giftigen Doppelgängern unterscheiden. Kulturelle Prägungen spielen beim Pilzgenuss eine wichtige Rolle, stellt Long Litt Woon fest. Sie vergleicht die Pilz-Vorlieben verschiedener Länder wie Frankreich, Großbritannien, Malaysia und Norwegen. Zu ihrer Verblüffung gibt es keinen internationalen Konsens über die Giftigkeit von Pilzen, über ihre Qualität und über den Geruch. Der Edelpilz Matsutake, der für Japaner eine kostbare Delikatesse ist, wird in anderen Ländern als widerlich empfunden. Riesenchampignons, die in vielen Ländern beliebt sind, gelten in Frankreich wegen ihres hohen Cadmiumgehalts als minderwertig. Diese Beobachtungen, ja die Beharrlichkeit, mit der sie diese Themen verfolgt, sind wirklich erfrischend! Offen gibt Long Litt Woon ihre Gefühle und Gedanken während der schlimmsten Trauerzeit preis. Kennen- und lieben gelernt hat sie ihren Mann Eiolf Olsen schon mit Anfang 20. Nun, nach seinem Tod, erinnert sie sich an dessen liebevolle Seiten, an das gemeinsame Kochen, den Austausch über Bücher, die sie gelesen hatten; sie erfreut sich an Gebäuden, die er als Architekt geplant hat. Sie berichtet, was ihr in der Trauer half und wo Freunde und Bekannte als Tröstende versagten. Und wie seltsam es ihr vorkommt, dass die neuen Pilzfreunde Eiolf nicht kennen. Mit ihm ging auch ein “Lebenszeuge” verloren, jemand, der sie mehrere Jahrzehnte begleitet hat, dem sie nichts über sich erklären musste! Das Buch erinnert ein bisschen an "H wie Habicht" von Helen Macdonald, einer Historikerin und Schriftstellerin, welche die Trauer über den Tod ihres Vaters durch die Zähmung eines Habichts überwand. Long Litt Woons Buch hat nicht den poetischen Klang von Helen Macdonald, doch ihr gelingen anrührende Passagen über ihre “Wanderung durch die Wüste der Trauer”, über das, was sie durch den Tod ihres Mannes verlor, und was sie im Laufe der Zeit durch ihre Beschäftigung mit Pilzen gewann. Dabei ist es lehrreich und unterhaltsam geschrieben, was man bei einem Buch über solch einen Verlust nicht unbedingt erwartet! Für Pilzsammler, die nur wenige Arten kennen, ist es ein Lockruf, sich auf die Vielfalt in den Wäldern einzulassen.

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