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Rezensionen zu
Elmet

Fiona Mozley

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Von Gier und Natur

Von: Nanni

07.03.2022

"Elmet" ist ein Buch von kräftigem Sog, wie ich ihn nicht erwartet hätte. Friedlich beginnt die Geschichte von John, der mit seinen Kindern im Wald lebt. Drei Menschen als eine Einheit, die durch Hilfsbereitschaft einen Freundeskreis aufgebaut hat, aber nicht auf öffentliche Institutionen, wie Schule oder ähnliches, angewiesen ist. Alles, was die Kinder Daniel und Cathy wissen müssen, lernen sie von ihrem Daddy, von der Natur, davon das Leben zu leben. Eine beneidenswerte Einheit. Cathy und Daniel wirken geerdet. Trotz des Verlustes der Mutter und der immer wieder mal vorkommenden Abwesenheit des Vaters. Ein Streuner, der mal hier mal da Jobs annimmt, in denen er vor allem seine Muskelkraft benötigt. Cathy und Daniel sind zielstrebig, ehrlich, robust. Die Zuneigung ihres Vaters ist uneingeschränkt, sie haben eine gute Kindheit, vermissen nichts. Doch das macht sie zu Außenseitern und weckt Neid und Jagdlust bei den anderen. Es passt nicht ins Weltbild mit wenig zufrieden zu sein. Keinen Trieb nach materiellem oder Anerkennung zu spüren. Empathie und Schläue werden ihnen aberkannt und das, obwohl die sich nicht durch Besitz, sondern durch eine gute Verbindung zu sich selbst und ein friedvolles Miteinander ausbilden. Es wird schlimm enden. Das ist von Anfang an untergründig zu spüren. Diese Dunkelheit nimmt mehr und mehr Besitz von der Geschichte, meinen Gedanken, meinem Empfinden. Ich spüre ein Unbehagen vor dem, was auf mich zukommt. Es sind die machtgierigen Männer, die Schäden anrichten, und genau so einen gibt es auch in "Elmet". Sein Auftreten ist unangenehm, bedrückend. Es geht eine nicht greifbare Bedrohung von ihm aus, obwohl John Smythe derjenige ist, der die bedrohlich aussehenden Muskeln hat. Doch Gerechtigkeit ist ein Fremdwort für jene, die getrieben sind von Macht und Größenwahnsinn. Fiona Mozley ist ein beeindruckendes Debüt gelungen, das rau und bedrückend daherkommt, aber einen Hauch von Freiheit und ein Gefühl von Verbundenheit hinterlässt. Wie sehr kann die Gier, die Abhängigkeit von Materiellem, die Menschlichkeit vernichten? Wie sehr erdet und verbindet uns das Leben in der Natur? Gedanken, die bleiben, nach einem Roman, der leise beginnt und mit voller Wucht zuschlägt. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung für dieses bestechende Debüt.

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Ich hatte nur ganz wenig von diesem Buch hier gehört, aber die Leute, die es gelesen haben, sowohl auf Insta als auch in meiner Buchhandlung, sagten: Lies das! Und ich lasse mich gerne überzeugen. Elmet ist ein ruhiger Ort, ein Stückchen Wald, in dem der ca. 14-Jährige Daniel mit seinem Vater und seiner Schwester lebt. Ihr Haus haben sie selbst gebaut und auch sonst leben die drei fernab von anderer Gesellschaft. Die Kinder sind wild, der Vater ist stark, manchmal zieht er los zu illegalen Kämpfen, um die Kasse ein bisschen aufzubessern. Und natürlich gewinnt er immer. Überhaupt ist ihm die Eigenständigkeit seltsam wichtig. Wir erfahren hier und da ein bisschen von der Vergangenheit der Familie, viel müssen wir uns selbst zusammenreimen. Dann gibt es ein Problem: Der Besitzer des Landes, des Waldes, steht vor der Tür und will Entschädigung. Da geht es um Moral und um Besitz. Und plötzlich müssen die drei sich mit anderen Menschen zusammentun, um Probleme zu lösen, die noch viel größer sind als ihr kleiner Wald. Klingt episch, ist es aber nur bedingt, denn das Buch ist schön langsam und rau erzählt. Wir erfahren nur das Nötigste und bleiben zusammen mit Daniel allzu oft auf der Strecke. Warum hat der Vater die Familie umgesiedelt? Wo ist die Mutter? Was zieht Menschen in die Einsamkeit? Ein tolles Buch mit spektakulärem Ende.

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Gleich zu Beginn des Buchs wird mit einem Zitat aus dem Gedichtband „Remains of Elmet“ des englischen Schriftstellers Ted Hughes der Ton des Buches gesetzt. „Elmet“, zugleich Titel des Romans, war das letzte unabhängige keltische Königreich in England, so heißt es dort. Doch noch lange darüber hinaus, bis ins 17. Jahrhundert, waren die Wälder Elmets eine Zuflucht für Gesetzesflüchtige. Eine ebensolche Zuflucht, ein Königreich mit ganz eigenen Regeln, hat sich auch Familie Smythe geschaffen: Der 14-jährige Daniel, der im Roman als Ich-Erzähler fungiert, lebt mit seiner älteren Schwester Cathy und seinem Vater John ebendort – in den Wäldern von Elmet, im armen Norden Englands. Dort haben sie sich eigenhändig ein kleines Häuschen gebaut und leben von der Jagd und selbst gezogenem Gemüse. Der Vater, berühmt-berüchtigt in der Gegend ob seiner Stärke, verdient sein Geld mit illegalen Faustkämpfen, denn sonst gibt es in Englands Norden nicht viele Verdienstmöglichkeiten. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, ebenso die Mieten, dafür sind die Aussichten entsprechend gering. Scheinbar um all dem zu entfliehen hat sich John mit seinen Kindern in den Wald zurückgezogen, wo sie isoliert von der Außenwelt ein freies und unabhängiges Leben führen. Doch das selbstgeschaffene Paradies wird bedroht, als plötzlich der Großgrundbesitzer Mr. Prize vor der Türe steht und das Wäldchen und alles, was darin ist, für sich beansprucht. Doch John gibt nicht nach und unvermeidlich eskaliert die Situation. Fiona Mozleys Debütroman „Elmet“ wurde 2017 als Überraschungshit auf die Shortlist des Man Booker Prizes gesetzt und das völlig zurecht. Die ungewöhnliche Familiengeschichte ist gleichzeitig ein Roman über die Bedeutung von Heimat und Zuhause sowie soziale Ungerechtigkeit und ihre Folgen. Dabei lebt der Roman von seiner atmosphärischen und bildgewaltigen Sprache. Mozley zeichnet den Wald und das Leben Daniels so bildhaft und intensiv, dass man beim Lesen beinahe das Gefühl hat, mit den Smythe-Geschwistern durch den Wald zu streunen. Ich-Erzähler Daniel ist eine sanfte Seele, er ist feingeistig und interessiert sich sehr für Literatur. Im Gegensatz zu seiner Schwester genießt er die Unterrichtsstunden bei der Nachbarin Viviane und verbringt gerne Zeit mit Hausarbeiten. Cathy dagegen kommt nach John; sie ist wild, getrieben und wandert lieber rastlos durch den Wald als ihre Zeit drinnen zu verbringen. Doch trotz aller Gegensätze sind die Familienbande eng, der Umgang miteinander geprägt von Fürsorge und Liebe – und Schweigen. Denn viele Dinge bleiben ungesagt von Vater John und werden von den Kindern nicht hinterfragt. So das Verschwinden und der Tod der Mutter oder die gewalttätige Vergangenheit des Vaters, der als Geldeintreiber für Mr. Prize gearbeitet hat. Auch die Hintergründe für ihren Umzug in den Wald und die doch recht radikale Isolierung bleiben im Dunkeln und werden nicht angerührt. Die fast schon poetische Sprache des Romans spiegelt dabei die Naivität des Ich-Erzählers Daniel, der genau wie seine Schwester den Vater zum Helden stilisiert und niemals in Frage stellt. Dennoch schwingt stets die drohende Gefahr mit, die sich für die Leser*innen schon früh erahnen, aber lange nicht richtig greifen lässt. So steht die lyrische Sprache auch im starken Kontrast zur Gewalt und Brutalität, die immer wieder durchblitzt. „Elmet“ von Fiona Mozley ist ein einzigartig erzählter Debütroman, der von einer ganz besonderen Atmosphäre und starken Kontrasten geprägt ist. Die beiden Geschwister Daniel und Cathy sind zwei überaus gegensätzliche Figuren, die auch die Welt auf ihre ganz eigene Weise sehen. Zudem stehen Daniels idealisierte Vorstellung von seinem Vater, seine kindliche Naivität und Feingeistigkeit, die sich auch in seiner fast schon lyrischen Sprache widerspiegelt, in starkem Kontrast zur rauen Wirklichkeit, die sich für die Leser*innen wie ein dunkler Schatten über die Handlung legt. Beklemmend, verstörend, aber auch wunderschön.

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"Er war außerstande, so in Gesichtern zu lesen, dass er es erkannt hätte. Er gehörte nicht zu den Leuten, die wissen, was Augen und Lippen ausdrücken, die sich vorstellen können, dass ein schönes Gesicht vielleicht keine schönen Gedanken umschließt." Fiona Mozleys Debütroman "Elmet" ist erstmals im Jahr 2017 erschienen. Seitdem steht dieses Buch auch auf meiner Wunschliste, aber ich habe es dennoch ein bisschen aus den Augen verloren. Umso glücklicher bin ich, dass ich es jetzt gelesen habe. Daniel, seine Schwester Cathy und ihr Vater (Daddy) leben in einem eigenhändig erbauten Haus mitten im Wald. Sie haben nur wenig Kontakt zu Anderen und scheinen nur einander zu brauchen. Ihr Vater verdient Geld indem er an illegalen Kämpfen teilnimmt und die Kinder (Jugendliche) kümmern sich um viele Dinge im Haushalt. Doch nicht alle sind begeistert von der Anwesenheit der Familie. Daniel als Erzähler hat mir sehr gut gefallen, er hat etwas sanftes, dass sich von der oft gewalttätigen und düsteren Umgebung abhebt. Man schließt alle drei Familienmitglieder ins Herz und auch die Darstellung des liebevollen Vaters, der nur das Wohl seiner Kinder im Kopf hat, ist gerade in diesem, eher bedrückenden Setting sehr gelungen. Dennoch wird die Abhängigkeit der Kinder deutlich, die sie trotz ihrer Selbstständigkeit entwickelt haben, da sie sich beinahe ausschließlich aufeinander verlassen (können). Der Roman mündet in einem brutalen Ausgang, der aber realistisch wirkt, da es ein natürlicher Abschluss für diese Geschichte ist. Fiona Mozley schreibt ausserdem unfassbar schön und poetisch. Die Beschreibungen der Natur/des Waldes sind genau richtig dosiert und lassen alles sehr real wirken. Das Buch war, ohne dass ich es unbedingt erwartet habe, ein absolutes Highlight. Ich habe auch gesehen, dass Fiona Mozley letzten Monat ihren zweiten Roman herausgebracht hat und freue mich schon darauf ihn zu lesen.

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Elmet, das erklärt auch ein Ted Hughes-Zitat zu Beginn des Buches, war ein unabhängiges keltisches Königreich zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert im Norden Englands. Und es ist diese Gegend, in der die Autorin ihre Geschichte ansiedelt. Zwar spielt die Geschichte in der Gegenwart, doch der Bezug zu den Kelten und zu vorangegangenen Zeiten, der schon durch den Titel hergestellt wird, ist allgegenwärtig. Die erzählte Welt zeichnet sich durch etwas Archaisches, Rohes und Ursprüngliches aus. Umso faszinierender ist es, dass es Mozley gelingt, in dieser Welt, die zeitlos scheint, Kritik an unserer Gesellschaft und am Kapitalismus zu üben. Sie schreibt über soziale Ungerechtigkeit, über die ungleiche Aufteilung von Kapital und Besitz, über Armut, die Ausbeutung von Arbeitern und die Gier. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Problemen steht ein bärtiger Riese mit seinem kleinen Sohn und der raubvolgelhaften Tochter. So jedenfalls beschreibt der Roman seine eigenen Protagonisten und zeichnet mit dieser Charakterisierung das Bild einer ungleichen Familie. Daniel und Cathy sind 14 und 15 Jahre alt. Ihre Mutter hat die Familie verlassen und auch der Vater ist während ihrer Kindheit immer wieder abwesend, bis er eines Tages entschließt, auf einem Stück Land in der Heimat seiner Frau ein Haus für sich und die Kinder zu bauen. Zusammen leben die Drei fortan im Einklang mit sich selbst und mit der Natur. Doch ihr friedliches Zusammenleben findet ein jähes Ende, als Mr Price, einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Landbesitzer der Gegend, ihnen verwehrt, weiterhin auf dem Grundstück im Wald zu wohnen. Fiona Mozleys Debütroman ist kraftvoll, tiefgründig und endet für die meisten Leser sicher nicht mit der letzten Seite. Denn man will der Geschichte noch nachlauschen, will nicht plötzlich, sondern nur ganz allmählich aus ihr heraustreten und ich denke, das ist es, was einen gelungenen Roman auszeichnet.

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Fiona Mozleys düsterer Debütroman erzählt über den individualistischen Überlebenskampf einer Familie und behandelt zahlreiche komplexe Themen: Freiheit und Autonomie, Harmonie und Gewalt, Individualität und Akzeptanz. Mit Lob auszuzeichnen ist der Schreibstil des Romans, der mit seiner Fülle an Emotionen und Intensität an D. H. Lawrence erinnert. Mozley legt ihre Figuren willkürlich zwischen Brocken wilder Natur, lässt die Gerüche, Farben und Geräusche ihrer liebsten Orte auf den Leser wirken und beschreibt auf eine rohe Art und Weise die vollständige Selbstständigkeit beider Jugendlicher. Ebenso bemerkenswert sind die Figurendynamiken, die gleichermaßen als beeindruckend und beunruhigend gelten. Dem Stärksten gebührt die Macht, dies scheint in dieser Erzählwelt die allgemein bekannte Regel zu sein. Im Klimax des Romans wird Blut gegossen und verbrannt – doch nimmt eine andere Person unerwartet die Position des Rächers ein und entsetzt damit das gesamte Dorf weit über das erwartbare hinaus. Die Autorin bringt zwar eine deterministische Philosophie zutage, bietet dennoch Raum für individualistische Existenzen. Ihre Figuren und Erzählwelt sind erfrischend unapologetisch, beruhen auf ihrem eigenen Wertesystem und gehen nicht auf Kompromisse ein. Dies ist zwar bewundernswert, bedingt allerdings auch ihr Scheitern. „Elmet“ ist ein herausragendes Debüt, welches insbesondere Lesern von Romanen aus dem 19. Jahrhundert und Geschichten über menschlichen Schicksalen in wilder Natur einen großen Lesegenuss verspricht. Die vollständige Rezension gibt es ab sofort in meinem Blog zu lesen.

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John zieht mit seinen Kindern Cathy und David nach Elmet, ein Gebiet im nordenglischen Yorkshire. Er will aus der Gesellschaft aussteigen und in Freiheit leben, deshalb baut er mit dem Wenigen, was die Familie hat, ein kleines Haus mitten in der Natur. Die meiste Zeit ernähren sie sich von Wild, Fischen und Vögeln, die sie selbst fangen, bald kommt auch Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten dazu. Was sie sonst für ihr bescheidenes Leben brauchen, finanziert John mit kleinen Handwerksjobs und illegalen Faustkämpfen. Die Familie ist zufrieden mit ihrem autarken Dasein und ihrer kleinen Gemeinschaft – bis ein Mann auf sie zukommt und behauptet, ihm würde das Stück Land gehören, auf dem John, Cathy und David leben. Von Beginn an ist die Erzählung ruhig und intensiv, das ist Nature Writing at its best, ganze Seiten voll bildgewaltiger Beschreibungen, die einen mitten in die nordenglischen Wälder befördern. Dabei scheint gesamte Geschichte irgendwie zeitlos, die Sprache ist für unsere ungewöhnlich und bleibt über das ganze Buch hinweg schwer einzuordnen – vielleicht aber auch nur, weil die Familie so weit weg von der Zivilisation lebt? Und dann, dann kommt der Plottwist, und fast fühlt es sich an, als sei man in einem anderen Genre (Thriller? Horror?) gelandet: Der bildgewaltige Erzählstil bleibt, auch die Ruhe und die Intensität, doch geht es jetzt nicht mehr um die Natur oder die Familie, sondern um Kämpfe, um Gewalt – und all das bestimmt von einer Brutalität, die sprachlos macht. Eigentlich hätte es mich nicht überraschen sollen, schon das Cover verbreitet eine düsteres Stimmung und von der ersten Seite an hatte ich eine dunkle Vorahnung, aber trotzdem haben mich die letzten gut hundert Seiten hart getroffen. Vielleicht merkt man: Ich bin nicht ganz sicher bin, was ich mit dem Romanende anfangen soll – vielleicht muss ich das Ganze aber auch einfach noch mal und dabei vor allem mehr zwischen den Zeilen lesen. Alles in allem überzeugt der Roman mit einem unglaublich fesselnden Schreibstil und eindrucksstarken Beschreibungen – ob man das bei den teils brutalen Geschehnissen lesen mag, muss jede*r selbst entscheiden.

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Elmet, so erfahren wir am Anfang des Romans, war das letzte unabhängige Königreich der Kelten in England. Es befand sich im Tal von York. In den vereisten Mooren, in diesem Ödland, versteckten sich noch bis in das 17. Jahrhundert Gesetzesflüchtige. Fiona Mozleys Debütroman spielt in dieser Gegend, jedoch in der Gegenwart. Der Ich-Erzähler Daniel, sein Vater und die Schwester Cathy bauen sich hier, im Land des ehemaligen Königreichs Elmet, mit eigenen Händen ein Haus. Daniel erzählt uns die Geschichte abwechselnd in kurzen Sequenzen aus der Gegenwart, aus denen er in die Vergangenheit zurückblickt. Mozleys kurzweiliger Erzählstil verhindert, dass die Leserin/der Leser durch die Zeitsprünge aus dem Lesefluss gerissen werden. Ein gutes Beispiel, wie Rückblenden literarisch opportun gestaltet werden können. Das literarische Wagnis gelingt auch, weil sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart wie zwei, zwar miteinander verbundene, eigene Handlungsstränge funktionieren. Daniel erinnert sich an die Mutter, die nur zeitweise bei ihnen war und wenn, dann nur schlief, an die Grandma Morley, die sich liebevoll um die Kinder kümmert und doch mit dem Geist zuweilen ganz woanders war. Und an den Vater, der Geld mit illegalen Faustkämpfen verdiente. Bis zu dem Tag, an dem der Grundbesitzer des Stückchen Landes, auf dem Vater, Cathy und Daniel ihr Haus errichtet haben, sie heimsucht. An dieser Stelle endet das idyllische Leben der Familie. Wobei die Idylle dieser Familie unseren allgemeinen Vorstellungen nicht gerecht wird. John, Cathy und Daniel definieren ihr Glück aus einer anderen Sichtweise als der Großteil der Gesellschaft. Die Kinder gehen nicht in die Schule, der Vater nicht einer geregelten Arbeit nach. Ihre Werte sind andere und so kann man sie in Bezug auf das Königreich Elmet als Gesellschaftsflüchtlinge betrachten, die hier im Ödland Zuflucht suchen und nicht minder glücklich sind als „normale“ Menschen. Fiona Mozley legt mit „Elmet“ glücklicherweise ihr Debüt vor, denn der Roman enthält sprachliche Schätze. Er überzeugt durch abwechslungsreiche pointierte Wortwahl, durch herrlich überraschende Vergleiche und Bilder, durch eine teilweise lyrisch, lakonische Sprache, die auch in der Übersetzung nichts von ihrem spröden Charme verliert. Mehr als einmal lesenswert!

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