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Rezensionen zu
Für immer die Alpen

Benjamin Quaderer

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Im März 1965 wird in Vaduz Johann Kaiser geboren. Das kleine Fürstentum in den Alpen ahnt nicht, dass er einmal zum Staatsfeind Nummer 1 heranwachsen wird. Die Mutter, eine Spanierin, macht sich bald mit unbekanntem Ziel aus dem Staub, und der Vater, weil nicht willens oder unfähig, steckt Johann und seine beiden älteren Zwillingsschwestern in ein Kinderheim. Obgleich Fürstin Gina, die Mentorin des Heims, ihre schützende Hand über Johann hält, kann sie ihm keineswegs die Mutter ersetzen. Er haut mit einem geklauten Moped ab nach Spanien, um sie zu suchen. Erfolglos findet er Unterschlupf in einem Kloster und die Nonnen ermöglichen ihm die Aufnahme in einem elitären Internat. Johann lernt sich schnell durchzumogeln. Er kauft gebrauchte Shirts, die mit dem kleinen Krokodil, und gibt sich, weil er doch aus dem Alpenstaat stammt, deren größter Wirtschaftsfaktor die Baumaschinenfirma Hilti darstellt, als deren Spross aus. Unter Vorspiegelung falscher Identitäten und Kenntnisse manövriert er sich durch sein Leben, landet bei der Bank des Fürstentums und stiehlt deren Kundendaten, die er eigentlich schreddern sollte. Solcherlei kriminelle Taten bescheren ihm Feinde, die mächtig sind. Ein sehr amüsantes und humorvoll vorgetragenes Hörbuch. Eine Reise um die Welt und durch die Gaunereien eines ausgebufften und sympathischen Hauptdarstellers.

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Benjamin Quaderer. Für immer die Alpen. 🏔 Dieser Debutroman hat mich nun ein paar Wochen begleitet und zwar in gedruckter Form und als Hörbuch. Ich lese recht schnell und hätte den Roman auch in ein paar Tagen beenden können. Wollte ich aber nicht und zwar aus einem simplen Grund: ich bin schwer begeistert und werde das Buch ganz sicher irgendwann nochmal lesen. Johann von Bülow liest den Roman mit so einer Perfektion! Quaderes Schreibstil ist großartig und abwechslungsreich, hat so viel Witz, ist schräg und traurig … das Buch vorgelesen zu bekommen ist nochmal ein zusätzlicher Genuss. Was mich ein bisschen schockiert ist, dass Für immer die Alpen ein Debut sein soll. Kaum zu glauben! Es ist ein Wälzer aber keine Seite zu viel. Ausnahmsweise gibt es hier den offiziellen Klappentext aus einem bestimmten Grund: „Staatsfeind Nummer 1 zu sein ist nicht leicht. Das gilt auch dann, wenn dieser Staat einer der kleinsten der Erde ist: das Fürstentum Liechtenstein. Johann Kaiser, Sohn eines Fotografen, Weltenbummler, Meister der Manipulation, lebt unter falschem Namen an einem unbekannten Ort. Mit dem Verkauf gestohlener Kundendaten einer großen Bank hat er so gut verdient, dass es sich unbesorgt leben ließe – wären da nicht die Verleumdungen aus seiner Heimat, die aus ihm einen Verräter machen wollen. Im Versuch, die Deutungshoheit über sein Leben zurückzuerlangen, greift Johann zu Stift und Papier.“ Der Klappentext alleine und auch das Cover hätten mich nicht angesprochen, das gebe ich zu. Ich bin letztes Jahr zufällig auf den Roman aufmerksam geworden. Leider wurde er um den 1. Lockdown herum veröffentlicht und ist deswegen untergegangen, sehr schade! Hoffentlich greifen noch viele LiteraturhaberInnen zu Für immer die Alpen. Vielleicht auch zum Hörbuch. Wen das Thema nicht anspricht: es lohnt sich! 🖤 Der Roman ist so viel mehr.

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An seinem Erstlingswerk Für immer die Alpen hat der Nendler (LIE) Autor Benjamin Quaderers fünf Jahre gearbeitet. Darin hat er mit viel Liebe zum Detail und tiefgreifenden Recherchen das Gefühlsleben wie auch die Lebensumstände des Datendiebs Johann Kaiser – angelehnt an die Geschichte Heinrich Kiebers - aufgearbeitet. Für immer die Alpen ist ein mehrdimensional, über weite Teile des 585-seitigen Romans Johann Kaiser als Ich-Erzähler, fasziniert Quaderer mit der Darlegung des Mikrokosmos des kleinen Liechtenstein: Vom Fürstenhaus über die Sportvereine bis hin zu den Stammtischen der Beizen im Land - jede und jeder scheint eine Geschichte mit ihm (Kieber) zu haben. Es sind diese Sätze Quaderers, die die literarische Qualität belegen: „Ein Satz je schöner, desto mehr Wahrheit er enthält.“ „Es war eine Spezialform des Magnetismus, die ihre Beziehung bestimmte.“ „…im Angesicht einer Zeichnung, die eine Dose zeigte, fand ich (Johann) zu mir selbst.“ Johann, der Sancho Panza des Liechtenstein. Bei dem Großen, dem Dicken und dem Dünnen, Männer der Finanzelite Liechtensteins, kommen mir „The Good, the Bad and the Ugly” Sergio Leone, 1966) in den Sinn. In diesem Moment wurde eine epochale überwältigende Idee geboren. Selbst die Fußnoten haben es in sich und sind lesenswert: „Der Zwergenstaat (LIE) am Rande der Alpen, umringt von der Schweiz und Österreich, ist das verschwiegenste Steuerparadies in Europa. Das kleine Land ist eine Festung, ein Hochsicherheitstrakt für die vom Fiskus verfolgten, die ehrbaren und die anderen. Kein anderer Staat in Europa hat so viele Briefkästen-Adressen, die nicht erkennen lassen, wer in Wahrheit die Post abholt.“ (Die Stifter im Dunklen aus DER SPIEGEL v. 15.12.1997, Bölke/Scheiber). Quaderer beschreibt die Digitalisierung der Stiftungsdokumente mit chirurgischer Präzision, bezeichnen sich doch die Mitarbeiter als Mediziner und ihre Kunden als Patienten. Der (ein) Kriminalpsychologe attestiert den brillant formulierten Passagen (Johanns Brief an Fürst Hans-Adam II.) soviel Tragik wie Komik. Der Briefschreiber sein ein außergewöhnlicher Mensch. Sympathie oder Ablehnung des Helden von B. Quaderer? Fürstliche Entlohnung vom BND für die Übergabe der deutschen Kundenmandate, „fürstlich“ - welch Ironie. Quaderers Für immer die Alpen erfordert eine ambitionierte und aufgeschlossene Leserschaft, die sich gern auf Neues einlässt, was Stil und Format betrifft. Ein Stück deutsche Zeitgeschichte, literarisch brillant umgesetzt. Ein epochaler Finanzskandal, die einen werden sich daran erinnern, die anderen werden erst überrascht, dann fasziniert sein. Cover Erstellt nach einer Illustration von Ruth Botzenhardt, die stilisiert das Schloss Liechtenstein in Vaduz darstellt, in dem Fürst Hans-Adam II. residiert. Literaturtipps Der Fürst. Der Dieb. Die Daten Tatsachenbericht von Heinrich Klieber, 2009, pdf-Edition. Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste Autor: Sigvard Wohlwend ISBN: 978-3867891455 Herausgeber: Rotbuch Verlag; 1. Auflage (12. Oktober 2011)

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Mit „Für immer die Alpen“ hat Benjamin Quaderer einen temporeichen Schelmenroman vorgelegt, der nicht nur einmal um die ganze Welt, sondern auch hinter die Kulissen des Liechtensteiner Bankenwesens führt. Überaus unterhaltsam und mit viel Spaß am Formexperiment lässt Quaderer hier einen wortgewandten Kleinbetrüger davon erzählen, wie er zum international gesuchten Datendieb wurde – und damit einen der wohl größten Steuerskandale der europäischen Geschichte aufdeckte. Als Johann Kaiser im Frühjahr 1965 im Fürstentum Liechtenstein das Licht der Welt erblickt, zeigt sich diese dem Neugeborenen nicht gerade von ihrer besten Seite. Das Verhältnis zum Vater ist vom ersten Tag an gestört, die beiden älteren Schwestern heißen das neue Familienmitglied willkommen, indem sie es heimlich mit einem Kissen zu ersticken versuchen. Auch die Ehe der Eltern steht von Beginn an auf wackligen Füßen und als die Mutter nach einem Streit mit dem Vater spurlos verschwindet, landet der siebenjährige Johann kurzerhand im Waisenhaus. Was wie der Anfang vom Ende klingt, ist jedoch nur der Auftakt zu einer Biografie voller abenteuerlicher Wendungen. Schon früh reiht sich so im Leben des Johann Kaiser eine unerhörte Begebenheit an die nächste – sei es durch folgenschwere Zufallsbegegnungen oder weil Johann selbst dem Schicksal mit eigenem Erfindungsreichtum etwas auf die Sprünge hilft. Auf der Suche nach seiner verschollenen Mutter findet sich der mittellose Teenager so plötzlich in einem spanischen Eliteinternat wieder, wo er – unter falschem Namen – erstmals Kontakte in die Welt des Wohlstands knüpft. Wie sich zu einem späteren Zeitpunkt zeigt, wird dieses Spiel mit den Identitäten für den erwachsenen Johann noch fatale Folgen haben. Zunächst jedoch scheint das Leben ihn für seinen missglückten Start entlohnen zu wollen: Mehr als einmal gelingt es Johann, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und so das Beste aus den Möglichkeiten heraus zu holen, die sich ihm bieten. Fast beiläufig wird Johanns Weg dabei immer wieder von Persönlichkeiten gekreuzt, die innerhalb des Romans zwar namenlos bleiben, aber dennoch unschwer realen historischen Persönlichkeiten zuzuordnen sind: Kurze Gastauftritte haben im Roman so etwa Bergsteigerlegende Heinrich Harrer oder aber auch Schriftsteller Roberto Bolaño. Mehr als eine Nebenrolle übernimmt wiederum Liechtensteins Fürstin Gina, die seit seinen Tagen im Waisenhaus für Johann die Funktion einer Art Ersatzmutter übernimmt. Umso tragischer, dass es ausgerechnet Ginas Sohn Hans Adam ist, der den Protagonisten Jahre später offiziell zum Staatsfeind Nr. 1 ernennen wird. Wie aber konnte es dazu kommen? Genau dies sucht der Roman Schritt für Schritt zu rekonstruieren. Kaiser selbst tritt dabei als Icherzähler auf, der sich nach eigenem Bekunden einzig der Wahrheit und nichts als der Wahrheit verpflichtet sieht. So detailgetreu und aufrichtig wie möglich sucht er in seinem Bericht die einschneidenden Stationen seines ungewöhnlichen Lebens zu rekapitulieren, das ihn hin und her geworfen hat „wie eine Kugel in einem Flipperautomaten“. Da ist von illegalen Immobiliengeschäften die Rede, von Gefangenschaft und Folter in Argentinien, von einem internationalen Haftbefehl und schließlich vom Diebstahl geheimer Bankdaten – der ein monatelanges Katz-und-Maus-Spiel mit der Liechtensteiner Regierung in Gang setzt, das für Kaiser schließlich im Zeugenschutzprogramm des BKA endet. Je stärker er jedoch die Authentizität des Geschilderten zu betonen sucht, desto fragwürdiger erscheint, wie genau er es wirklich mit seiner vorgeblichen Faktentreue nimmt. Das Fantastischste an Quaderers Roman ist dabei wohl allerdings, dass es sich bei der hier erzählten Geschichte keineswegs um ein reines literarisches Fantasieprodukt handelt. Im Gegenteil besitzt die Figur des Datendiebs Johann Kaiser ein sehr reales Vorbild: So sorgte der Liechtensteiner Bankmitarbeiter Heinrich Kieber im Jahr 2008 für internationales Aufsehen, als dieser geheime Bankdaten vermeintlicher Steuerhinterzieher an den Bundesnachrichtendienst verkaufte und dafür knapp 5 Millionen Euro erhielt. Auch wenn das Thema Steuerhinterziehung auf den ersten Blick keine besonders amüsante Lektüre verspricht: Quaderer legt mit seinem Debüt einen ebenso temporeichen wie leichtfüßigen Roman vor, der in jeder Hinsicht großen Spaß macht. Das ist nicht zuletzt auch seinem spielerischen Umgang mit der Form zu verdanken. Egal ob großzügig angesetzte Schwärzungen im Text, wortwörtliche Parallelerzählungen oder geradezu absurd lange Fußnoten: Langweilig wird es in „Für immer die Alpen“ nie. Und ob es sich bei seinem Protagonisten am Ende nun eher um einen naiv-versponnenen Antihelden mit einem dehnbaren Verständnis von Wahrheit handelt oder eben doch um einen gewieften Hochstapler mit erheblicher krimineller Energie – dies zu bewerten überlasst Quaderer ganz seinen Lesern.

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Großartige Geschichte

Von: Jens

24.04.2020

Auch wenn mich der Umfang des Buches erst abschreckte, fesselte mich dann der Erzählstil des Buches. Die Geschichte ist brilliant. Die enthaltenen Auszüge eines vermeintlichen Sachbuches mit geschwärzten Stellen und der Wechsel zwischen verschiedenen Schriftgrößen bremsten für mich teilweise den Lesefluss und somit auch die Leselust. Dieser Umstand ist sehr schade, da es das Buch wirklich verdient hat bis zur letzten Seite gelesen zu werden.

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Gutes Buch

Von: vantob

19.04.2020

Ich fand das Buch Für immer die Alpen sehr lesenswert. Denn es zeigt, dass es nicht leicht ist, wenn man seine eigene Meinung und Willen hat und andere dies einem neiden und man dadurch zum Staatsfeind Nr. 1 wird. Das Buch ist insgesamt spannend in der Handlung. Der Schreibstil ist flüssig und nachvollziehbar geschrieben. Die Handlungen sind gut nachvollziehbar und logisch. Es geht um sehr viel Macht in dem Buch von ganz Oben. Und die Geschichte ist die Realität wo einem eventuell Angst machen kann, wenn man sich in der gleichen Situation befindet.

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Über das Land Liechtenstein wusste ich bisher nur sehr wenig. Seit der Lektüre dieses Schelmenromans hat sich das schlagartig geändert. Benjamin Quaderer bringt uns darin nicht nur die Berg- und Dorflandschaften seiner Heimat näher, sondern weiht uns auch in die Gesellschaft des Kleinstaats, das Fürstentum und in finanzielle Machenschaften von Steuersündern ein. Schon der Einstieg zieht den Leser in den Bann: Weshalb lebt der Erzähler, der früher Johann Kaiser hieß, im Zeugenschutzprogramm mit neuer Identität und gilt als Datendieb und Landesverräter? Um uns ins Bild zu setzen, holt der 54-Jährige weit aus, erzählt von seiner Geburt in Vaduz, seinen Eltern und grausamen Zwillingsschwestern, seinem Leben in einem Kinderheim und in einer Eliteschule und seiner steilen Karriere als Lügner, Hochstapler und Betrüger. Dass ihm von klein auf ständig Ungerechtigkeiten widerfahren, die mit fortschreitendem Alter exponentiell zunehmen und ihn zu einem Getriebenen machen, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman. Gerechtigkeit bedeutet Johann ebenso viel wie wahre Freundschaft und echte Zuneigung, die er für seine Mutter, seinen Kumpel Gian-Andrin sowie zur Fürstin Gina von Liechtenstein empfindet, die ihn protegiert. Ich habe die knapp 600 Seiten Seiten verschlungen und das trotz der erzählerischen und grafischen Spielereien, die das Lesen teilweise erschweren. So gibt der Weltenbummler seine Erlebnisse in Australien, die er mangels Notizen anhand seiner Erinnerungen rekonstruiert, in seitenfüllenden Fußzeilen wieder und zitiert sich auch gern selbst. Der Wechsel der Erzählperspektive erfordert ebenfalls häufiges Vor- und Zurückblättern. Viel Fantasie und Ideenreichtum beweist Quaderer auch in seinen Beschreibungen und Formulierungen. Selten habe ich in einem Buch so viele Sätze markiert, die mir gefielen, wie zum Beispiel "... ich konnte das Wort in ihren Stirnfalten liegen sehen...". Ein literarischer und satirischer Leckerbissen, der obendrein auf realen Begebenheiten beruht.

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„Um verstehen zu können, wieso ich gehandelt habe, wie ich gehandelt habe, muss ich nicht nur ein umfassendes Bild meiner Person und meiner Lebensgeschichte, sondern gleichzeitig der Rahmenbedingungen zeichnen, in denen ich mich hin und her geworfen fand wie eine Kugel in einem Flipperautomaten.“ (Zitat Seite 13) Inhalt Am 31. März 1965 wird Johann Kaiser als Sohn von Soledad und Alfred Kaiser im Krankenhaus in Vaduz, Liechtenstein, geboren. Schon in jungen Jahren zeigt sich, dass er fremdes Eigentum als etwas ansieht, dass er sich bei Bedarf oder auch im Notfall jederzeit ausborgen kann, auch wenn er den Vorsatz, es dann zurückzugeben, meistens nicht einhalten kann. So erging es ihm auch mit den Kundendaten des Treuhandsektors der bekannten liechtensteinischen Bank des Fürstenhauses, die er für den Eigengebrauch kopiert hat und beinahe auch zurückgegeben. Doch aus diesmal blieb es beim „beinahe“ und so schreibt er, nun vierundfünfzig Jahre alt, mit neuer Identität irgendwo auf der Welt im Zeugenschutzprogramm lebend, seine Geschichte, seine Erlebnisse und seine Sicht der Dinge auf. „Ein Satz ist je schöner, desto mehr Wahrheit er enthält.“ (Originalzitat Seite 13) Thema und Genre In diesem Roman wird die Lebensgeschichte von H. K., im Buch Johann Kaiser, geschildert, der mit dem Verkauf der zuvor im Treuhandbereich der bekanntesten Bank Liechtensteins kopierten Kundendaten an den deutschen BND und weitere Länder einen internationalen Steuerskandal mit entsprechenden Ermittlungsverfahren ausgelöst hat. Es geht um den Finanzplatz Liechtenstein, internationale Finanzmärkte und den Wunsch eines Einzelnen, Teil davon zu sein. Charaktere Johann Kaiser, der an seiner Biografie schreibt und uns so die Geschichte seines bisherigen Lebens aus seiner Sicht, anhand seiner Aufzeichnungen und Erinnerungen schildert, sieht sich selbst nicht als kriminellen Betrüger, denn seine abenteuerlichen Aktionen waren nur teilweise geplant, oft sind seine Handlungen erst aus ausweglos scheinenden Situationen entstanden. „Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte anders gehandelt, aber weil es jedes Nachhinein erst im Nachhinein gibt, ist jedes Nachhinein sinnlos. (Zitat Seite 259) Handlung und Schreibstil Der Ich-Erzähler schildert die Ereignisse chronologisch in vierzehn und einem letzten Buch, wobei jedes Buch einen durch Jahreszahlen definierten Zeitabschnitt umfasst und in Kapitel eingeteilt ist. In der Zeit zwischen dem 6. Januar 2003 und dem 2. Juni 2003 stellt der Autor Johann Kaisers Schilderung der Ereignisse auktorial Seite für Seite den Tagesablauf des Dr. Jan Mayer gegenüber, ein Kriminalpsychologe, der das Fürstentum als Experte berät. Dies ist nur einer der vielen Sprachspielereien und Literaturformen, die der Autor in diesem Roman mit offensichtlicher Freude und Neugier an der Sprache vor den Lesern ausbreitet. Da gibt es leere Seiten, dort, wo Johann Kaiser Erinnerungslücken hat, Abschnitte, die kaum eine halbe Seite füllen, während der Rest der Seite jeweils mit einer Reihe von Fußnoten gefüllt ist, wo Johann Kaiser selbst seine Erinnerungen mit Erklärungen, Ereignissen und Gedanken ergänzt, oder mit ebenfalls fiktiven Quellenangaben. Zwischendurch lässt der Autor seinen Protagonisten Haikus schreiben, erklärt die Geschichte Liechtensteins seit der Entstehung und plötzlich befinden wir uns mit Captain James Cook im Jahr 1768. Fazit Wer neue Interna über diesen Steuerskandal erwartet, wird enttäuscht sein, denn der Autor verwendet nur Fakten, die aus Sachbüchern und Artikeln eines namhaften deutschen Nachrichtenmagazins längst bekannt sind. Wer jedoch einen spannenden, sprachlich mit großem Vergnügen zu lesenden Roman sucht, dessen Autor den Leser immer wieder überrascht und der die Balance zwischen Sozial- und Gesellschaftskritik und dem humorvollen Augenzwinkern eines begeisterten Fabulierers zwischen Fiktion und Realität gefunden hat, wird begeistert sein.

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