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Rezensionen zu
Untertauchen

Daisy Johnson

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

REZENSION Untertauchen von Daisy Johnson *Werbung unbezahlt weil Rezensionsexemplar* »Johnsons Stil ist so mitreißend wie der Fluss, der Schauplatz der Geschehnisse ist. Der Strom aus Erinnerungen hat mich sofort gefesselt und bis zum Ende in den Bann gezogen.« ― Lea Birke, EMOTION INHALT:Sechzehn Jahre ist es her, dass sie ihre Mutter zuletzt gesehen hat. Die Hälfte ihres Lebens hat sie versucht, ihre Kindheit zu vergessen - die Zeit auf dem Fluss, auf einem Hausboot, frei und ungebunden. Die Jahre danach, als ihre Mutter plötzlich weg war und sie bei Pflegeeltern unterkam. Gretel hat nicht aufgegeben, bei Kliniken, Leichenhäusern und Polizeistationen nachgefragt. Dann bringt ein Anruf die beiden wieder zusammen. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Während das Erinnerungsvermögen der Mutter zusehends schwindet, will die Tochter endlich verstehen. Warum wurde sie im Stich gelassen? Was ist damals geschehen, in jenem letzten Winter auf dem Fluss? Bewertung: Daisy Johnson schafft es wunderbar mit der Sprache Bilder zu malen. Auf unterschiedlichen Zeitebenen wird der Leser durch die oftmals sehr traurige Geschichte geführt. Die Stimmung ist bedrückend melancholisch, aber für mich stets nachvollziehbar, denn es geht um Schmerz und Verlust, Sehnsucht und um die Suche nach den eigenen Wurzeln, um im eigenen Leben ankommen zu können. Dieses Buch kann man nicht mal eben nebenbei lesen, sondern nur konzentriert, denn die Erzählstränge, die sprachliche Finess und die Wortschöpfungen fordern vom Leser Konzentration auf das Geschriebene. Wenn man sich aber darauf einlässt, ist Untertauchen tatsächlich ein modernes Märchen mit Tiefgang, das mich berühren konnte. Und ganz nebenbei, das Cover ist toll, oder?

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Große literarische Kunst!

Von: Nelli

08.03.2021

Der Klappentext verrät nicht viel, was ich persönlich absolut toll finde, da es meine Neugier weckt. Als Leser weiß man nur, dass ein weiblicher Charakter nach 16 Jahren ihre Mutter wiederfindet & mit deren Hilfe versucht ihre Kindheit aufzuarbeiten. Relativ schnell wird klar, dass es sich um eine sehr toxische & traumatisierende Beziehung handelt. Ich empfand permanent Wut gegenüber dieser vermeintlichen Mutter & konnte über vieles nur mit dem Kopf schütteln. Zudem ist Johnsons Schreibstil so einzigartig. Ich möchte nicht so sehr ins Detail gehen, um niemanden den Effekt beim Lesen zu nehmen. Mich hat er jedenfalls total fasziniert. Zusammengefasst hat die Geschichte mich echt umgehauen, auf einer sehr emotionalen Ebene. Ich wurde zum Nachdenken gezwungen & zur Akzeptanz. Zwischendurch war es mir ein bisschen zu langlebig & die Notwendigkeit einer Figur erklärte sich mir nicht ganz. Man muss sich auf die Geschichte einlassen & wirklich Lust darauf haben, erst dann kann man diese unglaubliche literarische Kunst von Daisy Johnson richtig erkennen.

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Eine Mutter verschwindet spurlos und taucht 16 Jahre später wieder auf. Ein junges Mädchen läuft von zu Hause weg, aus Angst seinen geliebten Eltern etwas anzutun. Der Bonak, eine bösartige Kreatur, sucht die Menschen in ihren tiefsten Ängsten heim. Und über allem der reißende Fluss, der die Fäden hält und schicksalhaft zusammen führt. „Untertauchen“ von Daisy Johnson begibt sich auf die Suche nach Antworten auf existenzielle Fragen; was bedeutet Familie, Identität und Sexualität? Können wir unserer Herkunft und Geschichte entwachsen und Erlösung finden von Schuld? Der Roman ist in drei zeitliche Abschnitte unterteilt; „Das Cottage“ erzählt die Gegenwart, „Der Fluss“ die Vergangenheit (rastlos und ständig in Bewegung), „Die Jagd“ widmet sich dem Raum dazwischen. Erzählt wird außerdem abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Gretel und Margot/Marcus. Diese verschiedenen Erzählstränge verlangen dem Lesenden einiges an Konzentration ab. Einmal jedoch den Anspruch abgelegt jeden Satz und Gedanken sofort in Gänze verstehen zu wollen, fiel es mir nicht weiter schwer, am Ball zu bleiben- im Laufe der Geschichte rutscht alles irgendwie an seinen Platz. Die bildhafte, poetische Sprache des Romans hat mich sehr berührt und gefesselt - an dieser Stelle gilt auch ein großes Lob der Übersetzerin Birgit Pfaffinger. Die intensiven Naturbeschreibungen und die der Einsamkeit entsprungene, eigenbrötlerische Art der Protagonisten, sowie das Selbstverständnis, mit welchem die Autorin die Gefühls- und Gedankenwelt der Menschen schildert erinnerten mich an „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens. Ein tolles, ein besonderes Buch und eine absolut begeisterte Empfehlung von mir für jeden, der sich auf eine sprachlich wunderschöne, phantasievolle, manchmal auch melancholische und herzzerreißend traurige, fast märchenhaft anmutende Erzählung einlassen mag.

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„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor „Untertauchen“ von Daisy Johnson Gretel hat ihre Mutter das letzte Mal vor sechzehn Jahren gesehen. Die ersten Jahre ihrer Kindheit hat sie mit ihrer Mutter auf einem Hausboot gelebt. Als ihre Mutter plötzlich verschwand, wurde sie zu Pflegeeltern gegeben. Am liebsten möchte Gretel ihre Kindheit vergessen, aber es sind für sie noch Fragen offen, die nur ihre Mutter beantworten kann. Und so macht sie sich auf den Weg ihre Mutter zu finden. „Gretel hat nicht aufgegeben, bei Kliniken, Leichenhäusern und Polizeistationen nachgefragt. Dann bringt ein Anruf die beiden wieder zusammen. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Während das Erinnerungsvermögen der Mutter zusehends schwindet, will die Tochter endlich verstehen. Warum wurde sie im Stich gelassen? Was ist damals geschehen, in jenem letzten Winter auf dem Fluss? Fazit: Der „btb Verlag“ bringt innerhalb seines Taschenbuchprogramms unter dem Namen „btb Selection“ ab Herbst 2020 ausschließlich deutsche Erstveröffentlichungen als hochwertig ausgestattete, großformatige Klappenbroschur heraus. Diese Bücher sind an Leser/Innen gerichtet die ganz besondere und außergewöhnliche literarische Entdeckungen machen möchten. „Untertauchen“ ist eines dieser großartigen Entdeckungen, mit dem die 27-Jährige Britin Daisy Johnson die jüngste Finalistin des renommierten Man Booker Prize war. Sie hat ihren Roman in drei Teile gegliedert, „Cottage – Jagd – Fluss“ und verwebt mit ihrer exzellenten Erzählkunst nicht nur drei zeitversetzte Erzählstränge, sondern schafft zugleich eine wunderbare Verbundenheit zwischen realer Welt und Mythologie. Sie hat mit Gretel eine Protagonistin kreiert, auf die man sich erst einmal einlassen und einstimmen muss, um dann mit ihr auf eine literarische Reise zu gehen. Eine Reise, auf der sich Gretel auf den Weg macht ihre Mutter zu suchen. Eine ungewöhnliche Reise und eine äußert ungewöhnliche „Mutter – Tochter – Beziehung“. Auch wenn Daisy Johnsons Themen (verlassene Kinder / Ödipus Komplex / Demenz) sicher nicht leicht sind, so kann man ihr doch sehr gut folgen. Konzentriert muss man allerdings bleiben, ansonsten verliert man leicht den Überblick durch die komplexe Erzählung und den ständigen Wechsel der verschiedenen Zeiten. Ihr gelingt es aber hervorragend, mit ihrer bildhaften Sprache das Ganze erlebbar und verständlich zu machen. „Untertauchen“ ist mit Sicherheit keine Lektüre, die man mal eben so zwischendurch liest, aber für Liebhaber eher klassischer Literatur eine absolute Leseempfehlung. Das Daisy Johnson mit ihrem Roman auf die Shortlist des Man-Booker-Prize katapultiert wurde, überrascht mich nicht! Besten Dank an den „btb Verlag“ für das Rezensionsexemplar.

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Inhalt : Sechzehn Jahre ist es her, dass sie ihre Mutter zuletzt gesehen hat. Die Hälfte ihres Lebens hat sie versucht, ihre Kindheit zu vergessen - die Zeit auf dem Fluss, auf einem Hausboot, frei und ungebunden. Die Jahre danach, als ihre Mutter plötzlich weg war und sie bei Pflegeeltern unterkam. Gretel hat nicht aufgegeben, bei Kliniken, Leichenhäusern und Polizeistationen nachgefragt. Dann bringt ein Anruf die beiden wieder zusammen. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Während das Erinnerungsvermögen der Mutter zusehends schwindet, will die Tochter endlich verstehen. Warum wurde sie im Stich gelassen? Was ist damals geschehen, in jenem letzten Winter auf dem Fluss? Vita : Daisy Johnson, 1990 geboren, war mit 27 Jahren die jüngste Finalistin des renommierten Man Booker Prize. Bereits für ihr Debüt »Fen« wurde sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Johnson gilt als einer der »faszinierendsten Stimmen ihrer Generation« (Entertainment Weekly). Der New Yorker nannte den Roman »bezaubernd schön«, die New York Times feierte seine »erzählerische Wucht«. Daisy Johnson lebt in Oxford am Ufer der Themse. Meine Meinung : Unsere Protagonistin verbrachte ihre Kindheit zusammen mit ihrer Mutter auf einem Hausboot. Vor sechzehn Jahren verschwand die Mutter plötzlich und es gab seither keinerlei Lebenszeichen mehr von ihr. Die beiden hatten ein ganz besonderes Verhältnis zueinender und erfanden auch eigene Wörter und eine eigene Sprache. Plöztlich aber nimmt ihre Mutter wieder Kontakt zu Gretel auf. Leider ist sie mittlerweile an Demenz erkrankt und pflegebedürftig. Sie hat nur kurze klare Momente, meistens kann sie sich an ihre Tochter kaum und wenn nur bruchstückhaft erinnern. Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Der Teil mit der Überschrift " Cottage " spielt in der Gegenwart, " Jagd " beschreibt die Suche von Gretel und " Fluss " spielt in der Vergangenheit auf dem Hausboot. Daisy Johnson beschreibt in einer sehr bildhaften, metaphorischen Sprache das Leben von Gretel und ihrer Mutter, die zeitlebens oft mit ihrem Leben überfordert scheint. Man muss als Leser voll konzentriert und aufmerksam sein, sonst kann man mit den verschiedenen Zeitebenen und der komplexen Erzählstruktur leicht den Überblick verlieren. Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und braucht die volle Aufmerksamkeit vom Leser. Mich hat der Schreibstil von Anfang an gefesselt und fasziniert und ich hoffe, dass wir von dieser Autorin noch sehr viel mehr lesen werden. Wer ein aussergewöhnliches Buch abseits vom üblichen Mainstream sucht, dem kann ich dieses Werk nur ans Herz legen. Ich vergebe für das Buch die Höchstbewertung von 5 Sternen. Einen ganz, ganz lieben Dank an die Verlagsgruppe Random House GmbH und das Bloggerportal für die kostenlose Zusendung des Rezensionsexemplares.

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Ein besonderes Leseerlebnis

Von: Sally N.

20.12.2020

Sechzehn Jahre ist es her, dass sie ihre Mutter zuletzt gesehen hat. Die Hälfte ihres Lebens hat sie versucht, ihre Kindheit zu vergessen - die Zeit auf dem Fluss, auf einem Hausboot, frei und ungebunden. Die Jahre danach, als ihre Mutter plötzlich weg war und sie bei Pflegeeltern unterkam. Gretel hat nicht aufgegeben, bei Kliniken, Leichenhäusern und Polizeistationen nachgefragt. Dann bringt ein Anruf die beiden wieder zusammen. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Während das Erinnerungsvermögen der Mutter zusehends schwindet, will die Tochter endlich verstehen. Warum wurde sie im Stich gelassen? Was ist damals geschehen, in jenem letzten Winter auf dem Fluss? Das Cover ist eine abstrakte Darstellung einer geheimnisvollen Wasserwelt. Oder doch die verwirrten Gedanken eines demenzkranken Menschen? Ein Leseerlebnis besonderer Art. Rückblickend würde ich Daisy Johnsons Untertauchen nicht so schnell fertig lesen. Ein-zweikapitelweise lesen, etwas sicken lassen und darüber nachdenken, wäre die richtige Vorgehensweise. Die Geschichte lässt sich trotz der komplexen Handlung und Zeit- und Perspektivenwechsel flüssig lesen. Die Autorin hat einen außergewöhnlichen, anspruchsvollen und sprachlich herausfordernden Schreibstil. Ihre bildhafte Erzählungsweise schafft, dass der Leser*innen Traum und Wirklichkeit kaum unterscheiden kann. Die Handlungen der Kapitel mit dem Überschrift „Cottage“ spielen in der Gegenwart, nachdem Gretel ihre verwirrte Mutter bei sich aufgenommen hatte. In dem „Jagd“ hofft man mit Gretel während ihrer vergeblichen Suche nach ihrer Mutter jedes Mal mit. Die Handlungen im „Fluss“ sind Rückblenden von der ihrer nicht so unbeschwerten Kindheit. Trotz wundervolle Details, ist Gretels Geschichte sehr melancholisch und tragisch. Sie behandelt tiefgründige Themen wie Demenz, Selbstverletzung, Gender, verlassen werden und die vergebliche Suche. Jede einzelne Zeile ist durchdrängt mit dem seelischen Schmerz, ohne einen Schimmer Hoffnung. Eine leichte Verwirrung, begleitete mich von Anfang an, die lediglich dazu diente, dass ich immer mehr erfahren wollte. Die Spannung bleibt bis zum Ende erhalten.„Untertauchen“ ist für mich kaum mit den Werken der zeitgenössischen Literatur vergleichbar. Ein Klassiker für die Zukunft, Literatur auf hochbegabter Ebene.

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Sechzehn Jahre ist es her, dass Gretel ihre Mutter gesehen hat. Sechzehn Jahre, in denen sie die Suche nach ihrer Mutter zwar nicht aufgegeben, in denen sie aber dennoch versucht hat, ihre Kindheit auf dem Fluss zu vergessen. Die Erinnerungsfetzen an die Zeit auf dem Hausboot wehren sich jedoch hartnäckig dagegen in Vergessenheit zu geraten.. Als Gretel ihre Mutter schließlich findet, versucht sie verzweifelt das Puzzle der Vergangenheit zusammenzusetzen und zu verstehen, was damals im letzten Winter auf dem Fluss passiert ist und warum ihre Mutter sie damals verlassen hat, während sie gleichzeitig dabei zu sehen muss, wie das Erinnerungsvermögen ihrer Mutter mehr und mehr schwindet. Anfangs ist es mir wirklich schwer gefallen in die Handlung des Buches abzutauchen, da Daisy Johnsons Schreibstil anders und sehr eigen, gleichzeitig aber auch wirklich besonders ist. Ihre Worte malen in den unterschiedlichsten Schattierungen, sind dicht miteinander verschlungen und zeichnen äußerst bildhaft das Geschilderte. Ist man erst einmal in den Fäden ihrer Worte verworren, vergisst man alles um sich herum und taucht vollkommen in die Geschichte ein - so ging es mir zumindest relativ schnell, nachdem ich mich an ihre Schreibweise gewöhnt hatte. Was zunächst als einfache Erzählung zu beginnen scheint, stellt sich schnell als komplexe und vielschichtige Geschichte heraus, die sich durch unterschiedliche Handlungsstränge in verschiedenen Zeiten entfaltet. Letzteres hat mir besonders gut gefallen, da es sowohl der Handlung als auch den Figuren deutlich mehr Tiefe und Dynamik verleiht, während gleichzeitig der Spannungsbogen ausgebaut wird (das klassische „nur noch ein Kapitel“ Phänomen, bei dem man dann doch noch drei weitere Kapitel liest). Dementsprechend fand ich es faszinierend zu sehen, wie Johnson am Ende die einzelnen Fäden zusammen laufen lässt und sich somit der Kreis ihrer Geschichte schließt. Für mich war „Untertauchen“ ein besonderes Lesevergnügen, das mich auch nach der letzten Seite noch lange beschäftigt hat. Deshalb eine absolute Leseempfehlung meinerseits.

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So viel vorweg Schon wieder keine leichte Lektüre! Aber dafür auch diesmal eine sehr interessante … Untertauchen (im britischen Original: Everything Under) hat eine besondere Ausstrahlung, ist dicht erzählt und besitzt Tiefe – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Denn abgesehen von philosophischen und psychologischen Fragen spielt darin tatsächlich auch Wasser eine wichtige Rolle. Worum geht’s? Das ist leider nicht wirklich spoilerfrei zu beantworten: Die Lexikografin Gretel Whiting wurde als 16-Jährige von ihrer Mutter Sarah verlassen und hat sie seitdem verzweifelt gesucht. Jetzt, mit 32, hat sie sie endlich wiedergefunden. Aber zwischen den Frauen war es schon damals kompliziert, und es wird nicht besser. Sarah ist an Alzheimer erkrankt und oft aggressiv; ihre Persönlichkeit kommt ihr zusehends abhanden. Andererseits offenbart sie plötzlich bisher vertuschte Geschehnisse aus Gretels Kindheit. Diese Zeit haben Mutter und Tochter größtenteils zu zweit auf einem Hausboot verbracht – bis eines Winters Marcus zu ihnen kam … Erzählt wird all das aus verschiedenen Perspektiven, sodass man zunächst nicht so ganz durchblickt, doch dann wird von Kapitel zu Kapitel klarer: Die Geschichte ist nichts anderes als eine moderne Version des antiken Ödipus-Mythos. Stilistisches et cetera Sprachlich ist Johnsons Roman von einer ähnlich kargen, schaurig-schönen Poesie wie die Flusslandschaft, in der er über weite Strecken spielt. Hierbei geht ein Kompliment an die Übersetzerin Birgit Pfaffinger: Sie lässt das Lesepublikum in der Tat vergessen, dass es eine Übersetzung vor sich hat. Was ich nicht so recht verstehe, ist der gelegentliche Mix verschiedener Tempora („Als ich wieder hinsah, stehst du in der niedrigen Tür, …). Das hat mich, obwohl es möglicherweise Absicht ist, beim Lesen etwas gestört. Trotzdem: Man hört Gretel und Sarah streiten, stolpert mit Marcus am Fluss entlang, wo er dann auf die beiden trifft, man sitzt nachts bei ihm im Zelt und fürchtet sich sogar gemeinsam mit den „Flussmenschen“ ein bisschen vor dem Ungeheuer, das im Wasser lebt. Das heißt: vermutlich dort lebt. In diesem Buch ist nämlich nicht immer ganz klar, wo Traum und Einbildung aufhören und wo die Wirklichkeit anfängt. Sprache bildet auch selbst ein zentrales Thema. So sind Sarah und Gretel durch einen eigenen Wortschatz verbunden, mit dem sie sich „von der Welt abgekapselt“ haben, wie Marcus erkennt: „Sarah nannte Gretel El und manchmal Hänsel oder Gereutel. Gretel nannte Sarah Kumpeline oder Frau Doktor. Uffzeit hieß, dass Sarah Zeit für sich brauchte. Eine Harpiedudel war ein kleines Ärgernis wie ein heruntergefallener Teller oder ein Kratzer (…) Schwill war das Geräusch, das der Fluss nachts machte, und grär sein Geschmack am Morgen.“ (S. 220 f.) Dass Gretel später Lexikografin wird, geschieht wohl in der Absicht, sich „echte“ Wörter zu eigen zu machen und sich so aus der immer noch ungesund nachwirkenden Symbiose mit der Mutter zu befreien (was eher schlecht als recht gelingt). Und Sarah wiederum verliert aufgrund ihrer Krankheit ihre Sprache – und damit ihre Identität. Was gibt es noch zu sagen? Dreh- und Angelpunkt des Romans ist das Schicksal. Wie Ödipus und Iokaste sind die Figuren schutz- und alternativlos ihren eigenen, vorherbestimmten Handlungen ausgeliefert. Freier Wille? Nichts als Illusion. Leider liegt für mich genau hierin ein großer Minuspunkt. Denn die zahlreichen Motive aus der Mythologie (darunter Rätselfragen, Präkognition, die Personifikation der Natur, auch der Aspekt Transsexualität) werden zwar auf reizvolle Weise neu interpretiert, und das Thema Sprache und Identität ist ein guter ergänzender Gesichtspunkt. Aber die grundlegende Prämisse ist genau die gleiche wie in der Ursprungsgeschichte: Der Mensch kann seinem Schicksal nicht entrinnen. Abgesehen davon, ob man diese Annahme für plausibel hält, wäre hier ein neuer Impuls spannend gewesen. Dennoch ist Untertauchen ein sehr intelligentes Buch. Und am Ende strahlt sogar so etwas wie ein leiser Hoffnungsschimmer auf. Wem gefällt’s? Der Roman ist Menschen zu empfehlen, die Bücher mit Ecken und Kanten mögen. Wer eine Schwäche für die griechische Mythologie hat (und, damit verbunden, für leichten bis mittleren Grusel ;-), dürfte ebenfalls Gefallen daran finden. [Vielen Dank an die Randomhouse GmbH für die Zusendung des Rezensionsexemplars!]

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