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Rezensionen zu
Europa - eine Geschichte seiner Kulturen

Jürgen Wertheimer

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€ 26,00 [D] inkl. MwSt. | € 26,80 [A] | CHF 35,50* (* empf. VK-Preis)

Klappentext: Was hält Europa zusammen? Gibt es Gemeinsamkeiten in den Werken der Kunst und Kultur, die sie als europäisch kenntlich machen? In einer fesselnden Reise durch über 2000 Jahre europäischer Kulturgeschichte zeigt Jürgen Wertheimer, was Europa ausmacht: Es nimmt sich seit jeher als Gemeinschaft wahr, die ständigem Wandel unterliegt, die zwischen Autonomie und Zusammenhalt schwankt – ohne sich auf ein starres Selbstbild zu verpflichten. Trotz aller Krisen und Kriege liegt darin auch seine Stärke: Seit der Antike hat sich eine einzigartige Kultur der Neugier, Selbstbefragung und Offenheit gebildet, die sich in den vielfältigen kulturellen Zeugnissen Europas spiegelt – von Homer bis in unsere Zeit. Meinung: Mich hat der Klappentext sofort angesprochen, weshalb ich euch ihn nicht vorenthalten wollte. Was mir sehr gut an dem Buch gefallen hat, war der Schreibstil, der sehr locker und einfach ist, wodurch man der Geschichte Europas gut folgen konnte. Nichtsdestotrotz, war es mir ab und zu ein bisschen zu übertrieben, es waren Situationen einfach zu überspitzt dargestellt, was mir nicht so gut gefallen hat. Zudem hat mich die Masse an Information, obwohl ich relativ langsam gelesen habe, erschlagen. Wie schon oben erwähnt, konnte das aber durch den Schreibstil aufgelockert werden. Auch das Cover und die Qualität des Buches haben mir sehr gut gefallen, daher kann ich es auch, wenn man es weiter verschenken möchte, empfehlen. Fazit 3/5

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Eine Geschichte Europas zu schreiben, erscheint aussichtslos. Denn: Europa ist ein fließendes Gebilde; eine europäische Geschichte müsste die der Türkei wohl ebenso sein (zumindest über weite Jahrhunderte hinweg) wie die Schwedens. Europäische Geschichte beginnt mindestens mit den alten Griechen - eine enorme Zeitspanne. Und dennoch hat sich der Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer an eine derartige Geschichtsschreibung gewagt: "Europa. Eine Geschichte seiner Kulturen" ist bei Penguin erschienen. Im Vorwort weist der Autor völlig richtig auf die Schwierigkeit seines Unterfangens hin, wenn er schreibt, es könne sich bei einem derartigen Buch nicht um eine "vollständige Geschichte der europäischen Kultur handeln". Bemerkenswert erscheint mir der Plural des Titels: Europa hat nicht eine Geschichte, wie es wohl auch nicht eine Kultur hat. Europa ist ein Plural. Seine Darstellung beginnt Wertheimer sodann bei den Mythen der Griechen, bei Homers Ilias und Odyssee. Von dort her entwickelt sich seine Geschichtsschreibung über die Bildung der Polis, den Aufstieg Roms, die Verfolgung und den Siegeszug des Christentums. Auf die Antike folgen Völkerwanderung und ein "christliches Abendland" mit Fragezeichen, die beginnende Neuzeit und Aufklärung, schließlich das 20. Jahrhundert. Selbst auf mehr als 500 Seiten kann natürlich eine Geschichte von über 3.000 Jahren nur kursorisch sein. Wertheimer selbst weist darauf hin, der Stoff hätte auch anders gesammelt und bewertet werden können. Und sicherlich: Hätte nicht das europäische Judentum ein eigenes Kapitel verdient? War nicht eher die Reformation um Martin Luther eine der großen Zäsuren der europäischen Geschichte, die es ein wenig mehr ausgeführt zu werden verdient hätte? Aber sicherlich, das ist eben das Manko derart breiter Darstellungen, deren Sinnhaftigkeit man sicherlich auch hinterfragen kann. Muss das sein - die ganze europäische Geschichte auf 500 Seiten? Nun, Detailwissen lässt sich wohl nicht sehr gut darstellen. Aber doch schafft Wertheimer es ganz gut, die großen Linien und Entwicklungen des heterogenen Gebildes, das wir "Europa" nennen, darzustellen. Immer wieder geht der Autor auf die Literaten der dargestellten Epochen ein, bisweilen auch auf bildende Künstler. Das macht seine Texte abwechslungsreich; sie sind zudem sehr gut zu lesen. Lediglich seinen Ausführungen zu Kirche und Theologie kann sich der Autor dieser Zeilen nicht anschließen.

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Was ist Europa? Ein Kontinent, eine geopolitische Zone, eine Wirtschaftsgemeinschaft oder ein Werteverbund? Jürgen Wertheimer, Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik in Tübingen, versucht für uns entschlüsseln, wo Europa herkommt, angefangen bei seinen Gründungsmythen, wie es sich entwickelt hat im Laufe von Jahrhunderten, geprägt von Widersprüchen, und wo es hingehen könnte bei allen Unterschiedlichkeiten in der humanen Entwicklung. „Europa fehle die Narration, die große Erzählung (S.14)“. Diese Erzählung baut er zusammen aus Mythologie, Politik und Literatur. Wo andere TheoretikerInnen die Chance für Europa in einem engeren Verbund aus gemeinsamer Sozial- und Fiskalpolitik sehen, ist Wertheimer der Auffassung, dass es bei allem Respekt vor den Unterschiedlichkeiten allenfalls zu einer „Freihandelszone kontroversen Denkens“ (S.518) gereicht. Darin sieht er die Chance, zu einer kleineren Einigkeit zu kommen, ohne Zäune dazwischen, denn: Europa muss lernen, seinen überaus elaborierten Code ernst zu nehmen und unterschiedliche Wertesysteme auf Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Inkompatibilitäten hin zu befragen. (nach S.514/15) Die Geschichte von der Entführung der Europé durch Zeus ist bekannt, auf einem Stier bringt er die Tochter des Phönikerkönigs Agenor nach Kreta. Dass damit aber ägyptisch-orientalische Kultur ihre Wurzeln dort verbreitet, wo wir später Europa verorten, findet wenig Nachklang im europäischen Selbstverständnis. Die Kenntnisse der Phöniker und Minoer sind überragend, doch die Griechen übernehmen die Erzähl-Hoheit. „Vorsicht Spoiler!“ „Sich kulturell zu formieren, heißt auch, sich abzugrenzen und Trennungslinien zu ziehen. Das geschieht exemplarisch. Mythen fungieren als Inklusions- und Exklusions-Medien. Sie sind Teil eines göttlich legitimierten, menschliche gemachten politischen Schachspiels. Und diese >>Europa<< ist ein Kunstprodukt aus dem Geist der strategischen Abgrenzung.“ (S.24) Homers Ilias und Odyssee, Jan Assuans Gedächtnis der Kulturen mit dem Auszug aus Ägypten und der Verankerung der Gesetzestafeln Gottes auf dem Berg Sinai im kulturellen Gedächtnis eines von der politischen Historie gebeutelten Volkes - die Frage bleibt nicht zu lösen: inwieweit sind all diese Erzählungen auf historischen Ereignissen gegründet, inwieweit sind sie geniale Fiktion. In jedem Fall sind sie >>Narration<<, sie sind Geschichten, die Orientierung geben, sie bilden unser gemeinsames kollektives Gedächtnis, das wir mit Symbolik ausstatten. Jürgen Wertheimer hat ein sehr umfassendes Buch über die Entwicklungen Europas geschrieben, das im Ton so gut gelungen ist, dass man trotz der Überfülle an literarischen Bezügen gerne eintaucht in seine gut lesbare Interpretation. Dabei bedient er sich natürlich selbst des Mittels der Fiktion, das er anfangs einfordert, um die Narration, die große Erzählung zu gestalten. Von der Warte des Kulturwissenschaftlers aus betrachtet ist Europa ein Palimpsest, das immer wieder neu beschrieben wird und immer wieder anders in den Regionen. „Vorsicht Spoiler!“ „Es war seit jeher mehr Netzwerk und Geflecht denn Block. Es war und ist seine Stärke, nicht seine Schwäche, als frei flottierendes, bewegliches Gebilde Kräfte auf Zeit an sich zu binden und gegebenenfalls auch wieder loszulassen.“ (S.502) So weit, so gut. Wertheimer spricht sich aber dafür aus, Europa nicht überzustrapazieren. Seiner Ansicht nach ist der Anspruch auf eine Werte-Union nicht zu erfüllen. Die „Vereinigten Staaten von Europa“ wären der größtmögliche Fehler. Es kommt darauf an, womit man die Idee einer solchen Gemeinschaft überfrachtet. Ich halte es da eher mit der Politökonomin Ulrike Guérot: „Warum Europa eine Republik werden muss“ (https://literaturimfenster.blog/2017/05/06/ulrike-guerot-warum-europa-eine-republik-werden-muss/) Ein solches Europa könnte trotzdem einen Rahmen bilden für Transkulturalität oder vielleicht ganz besonders, weil es Strukturen geschaffen hätte, innerhalb derer Menschen ihre Diversität besser leben könnten, wenn sie mit weniger Angst und unter gerechteren Bedingungen ihr Leben gestalten könnten. In einem Punkt am Ende seiner aufgeführten Konsequenzen für die Weiterentwicklung Europas geben ich Wertheimer uneingeschränkt Recht: „Vorsicht Spoiler!“ „Europa sollte sein hochentwickletes Dialogmodell nutzen, innerhalb dessen Vielstimmigkeit, Widerspruch und Widersprüchlichkeit systematisch praktiziert und eingeübt werden.“ (S.515)

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