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Rezensionen zu
Der Fremde aus Paris

Isabella Hammad

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Identität und Zugehörigkeit ... Innere und äußere Konflikte. Ein komplexer, interessanter und lesenswerter Roman! „Der Fremde aus Paris“ spielt vor dem Hintergrund der Konflikte des Nahen Ostens von 1914 bis 1936 und ist angelehnt an die Lebensgeschichte des palästinensischen Urgroßvaters der Autorin. Midhat, den seine Großmutter aufgezogen hat, weil seine Mutter verstarb, als er noch sehr klein war, lebt in Palästina und ist der Sohn eines reichen Tuchhändlers. Eines Tages, unmittelbar vor Beginn des ersten Weltkrieges, schickt ihn sein Vater nach Frankreich, um dort Medizin zu studieren. Midhat ist erstaunt, beeindruckt und regelrecht überwältigt von dieser neuen und ihm fremden Welt, in die er sich nur bedingt integrieren kann. Vergeblich versucht er, in Montpellier Fuß zu fassen. Sowohl in seiner Gastfamilie, in der Universität als auch auf den abendlichen Feierlichkeiten und Festen bleibt er außen vor. Auch was die Liebe zur Tochter seines Gastgebers, eines Professors, betrifft, hat er keinen Erfolg. Schließlich zieht er nach Paris, wo er letztlich ungebunden und weiterhin als Fremder und mehr oder weniger als Außenseiter mehrere Jahre mit zahlreichen wechselnden Frauengeschichten verbringt, bevor ihn sein Vater nach insgesamt fünf Jahren in seine Heimat, in das Dorf Nablus, zurückruft. Dort kommt er erneut dem Wunsch seines Vaters nach: er heiratet die Muslimin Fatima und gründet mit ihr eine Familie. Midhat wird Vater von vier Kindern und Besitzer eines Tuchladens. Und das alles vor dem Hintergrund gewalttätiger Unruhen, kämpferischer Auseinandersetzungen mit Rebellen und Kriegen zwischen Juden und Arabern. Während der Lektüre empfand ich viel Mitgefühl und Sympathie für Midhat, der sich weder in Frankreich noch später in seiner ursprünglichen Heimat zugehörig fühlt. In Frankreich zu sehr Palästinenser und zu wenig Europäer. In seinem Dorf zu wenig Palästinenser und zu viel Europäer. Hier wie dort kommt er sich heimatlos und fremd vor. Es war unglaublich interessant über Midhat und seine Geschichte eine andere, mir ziemlich fremde Kultur, Geschichte und Geographie kennenzulernen und Einblicke in das Leben der Palästinenser und den Alltag von Muslimen zu bekommen. Die britisch-palästinensische Schriftstellerin Isabella Hammad ist eine präzise Beobachterin und eine begnadete Erzählerin, die in ihrem Debutroman unaufgeregt, detailreich, geistreich und feinfühlig eine vielschichtige und atmosphärische Geschichte erzählt, die den damaligen Zeitgeist wunderbar vermittelt. Mit Midhat hat sie einen sympathischen Protagonisten entworfen, den sie tiefgreifend, vielschichtig und mit all seinen Ecken und Kanten beschreibt. Ich empfehle diesen klug und raffiniert komponierten historischen Roman, der in einer schönen, leicht und flüssig lesbaren Sprache geschrieben ist, sehr gerne weiter. Obwohl dieses imposante Werk über 700 Seiten umfasst, empfand ich es zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und konnte meinen Horizont erweitern. Was will man mehr? Ein Debutroman? Chapeau!

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Kurz vor dem 1. Weltkrieg kommt Midhat, ein junger Palästinenser aus Alexandria, zum Medizinstudium nach Frankreich. Er lernt eine ihm völlig fremde Kultur kennen und verliebt sich in die Tochter des Hausherrn. Dazu schließt er Freundschaften und glaubt nun, zu dieser Gesellschaft zu gehören. Aber die abschätzige Meinung des Gastgebers verletzt ihn außerordentlich. Er bricht überstürzt auf und geht nach Paris. Dort lebt er ein mit anderen Arabern ein freies, ungezügeltes Leben. Als sein Geld aufgebraucht ist, kehrt er zurück zu seinem Vater. Aber nun fühlt er sich auch in der Heimat als Fremder, er hatte sich an das europäische freie Leben gewöhnt. Nun will er den Erwartungen seiner Familie gerecht werden, aber seine große Liebe ist in Frankreich. Zur Lebens- und Liebesgeschichte des jungen Midhat zeigt der Roman die Geschichte und politischen Wirren von fast 20 Jahren, um den ersten Weltkrieg bis in die dreißiger Jahre. PS Erwähnenswert ist das wirklich gut gelungene Buchcover

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Um es vorweg zu sagen, das Buch "Der Fremde aus Paris" ist ganz nach meinem Geschmack. Es wird eine faszinierende Lebensgeschichte - angelehnt an das Leben des Großvaters der Autorin - erzählt und gleichzeitig bekomme ich als Leser Einblicke in arabische Familienstrukturen, die uns in der westlichen Welt fremd sind. Für mich begann es schon mit dem wunderschönen Cover, welches die Düfte arabischer Gärten und Märkte in meiner Vorstellung beflügelte. Doch was wäre ein eindrucksvolles Buchcover ohne mitreißenden Text? Meine Bedenken, dass ich bei den vielen aufgeführten arabischen Namen nicht den Überblick behalten würde, erwies sich als gegenstandslos. Was mich an diesem Buch von der ersten Seite an fesselte, war die wunderschöne, fast blumige Sprache der Autorin. Die harten und abgehackten Sätze, wie sie in der modernen Literatur vielfach Verwendung finden, sind nicht ihr Stil. Für mich ein sehr gelungenes Erstlingswerk. Um den Roman zu verstehen, denken wir uns zurück in die Zeit des 1. Weltkrieges. Midhat, ein junger Palästinenser kommt zum Medizinstudium nach Frankreich und findet sich in einer ihm fremden Kultur. Er ist ein Fremder. Doch er hat das Glück, im Hause eines weltoffenen Mannes wohnen zu dürfen. Nach und nach fühlt er sich heimisch, schließt Freundschaften, verliebt sich in die Tochter des Hauses und glaubt, dazu zu gehören, um letztlich festzustellen, dass er immer ein Fremder blieb. (S.114) "...er ist eindeutig ein Beweis dafür, dass man Araber erziehen kann..." Diese Feststellung seines Gastgebers, bringt ganz deutlich zum Ausdruck wie man ihn einschätzt und verletzt ihn zutiefst. Überstürzt flüchtet er nach Paris, lebt dort mit anderen Arabern und führt ein freies Leben mit vielen unverbindlichen Liebschaften. Midhat, der Frauenliebling. Doch als das Geld aufgebraucht ist, musste er zurück zu seinem Vater. Bis zu dieser Episode lernen wir einen jungen Mann kennen, dem die Welt zu Füßen liegen wird. Ortswechsel: Midhat ist wieder in Nablus bei seiner Familie. Doch auch hier ist er nun ein Fremder. Zu sehr hatte er sich and das europäische Leben gewöhnt. Ihm bleibt nichts übrig, als ein folgsamer Sohn zu werden und sich dem Willen seines Vaters zu beugen. Nichts bleibt von dem Midhat, der er in Frankreich geworden ist. Als Leser bekommt man in dem Roman zusätzlich eine geschichtliche Lehrstunde. Waren es zuvor Türken, die das Land eroberten, so bestätigte nun der Völkerbund die Mandate der europäischen Mächte Frankreich und Großbritannien. (S.428) Doch die dortigen Menschen fanden sich mit der Unterdrückung nicht ab und es brodelte. Überall regte sich der Widerstand. Selbst beim Lesen wird man erfasst von dieser Energie der Menschen, dem Aufbruch und dem Wunsch nach Selbstbestimmung. Das Tragen des Kopftuches wird für die Frauen ein Symbol ihrer Abgrenzung zu den Kolonialmächten. Nur Midhat bleibt ängstlich distanziert. Hat ihn sein Vater, die erzwungene Unterordnung - gebrochen? Wie von der Familie gewünscht entschließt er sich zur Brautwerbung (S.430). Es ist, als werde er von seiner Familie gelebt. Ganz deutlich kommt dies auf S. 446 zum Ausdruck: "Er war wütend. Er hatte alles für diesen Mann getan. Hatte sich all seinen Ansichten gefügt, jeder Entscheidung. Und das mit Erfolg!... Midhat hatte das Gefühl, dass sein Leben ein schwankendes Gebilde war, das rings um ihn zusammenbrach." Als Leser hat man Mitleid mit diesem Mann, der es jedem in seiner Familie recht machen wollte, um seine große Liebe betrogen wurde und sich selbst, seine eigenen Wünsche dabei aus den Augen verlor. Die tiefe persönliche Not von Midhat kommt bei einem Gespräch mit Antoine zutage, als er sagen kann: "Vater... ich vergebe dir". Die Zeittafel am Ende des Romans erleichtert dem Leser, die geschichtlichen Abfolge der Ereignisse zu erfassen.

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Was bedeutet Heimat und wann findet man die eigene ? Durch die Flucht aus Palästina in ein besseres Leben in Frankreich verliert er die Verbindung zu seinen eigenen Wurzeln. Ein erfolgreiches Medizinstudium in Frankreich, eine große Liebe und dann doch wieder die Heimkehr. Hier hat sich ebenfalls alles verändert und Midhat fängt von vorne an. Es gilt die Erwartungen der eigenen Familie zu erfüllen und sich dabei nicht selbst zu verlieren, wäre da nicht die damalige Liebe in Paris. Wortgewaltig und sehr ausschweifend sucht man mit Midhat nach der eigentlichen Heimat und einem erfüllten Leben. Ich kann dieses Buch mehr als empfehlen und freue mich auf weitere Romane der Autorin.

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Eine Liebesgeschichte.

Von: Bob

09.10.2020

Dieses Buch erzählt eine Liebesgeschichte, die jedoch nicht schulzig ist. Im Gegenteil, man kommt auch geschichtlich auf seine Kosten. Ein tolles Buch für alle, die sich für Politik und Geschichte interessieren und auch einer Liebesgeschichte nicht abgeneigt sind.

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Der Fremde aus Paris

Von: Stormykitchen

28.09.2020

Scheherazade wäre neidisch! Isabelle Hammad gelingt es, eine Familiengeschichte vor vielschichtigem historischen Tableau so zu erzählen, dass man das Buch trotz 1300 Seiten kaum weglegen kann. Als Fan der französischen Kultur mit einem Faible für alles Orientalische hat mich dieses Buch gepackt wie schon lange keines vorher. Ich werde es zahlreich empfehlen und weiterverschenken an alle, die gern mal über den Tellerrand hinausblicken. Historische und politische Hintergründe der verworrenen und aussichtslos erscheinenden Situation im Nahen Osten werden nachvollziehbar durch ans Herz gehende Einzel- oder Familienschicksale. Hammad schreibt in wunderschönen Bildern, aber nie zu blumig. Ihre Sprache und auch die Übersetzung schafft einen farbigen Rahmen und bleibt trotzdem prägnant. Gerade für Neulinge von arabischer Lektüre ist das Glossar sehr hilfreich. Ein Höhepunkt des Lesejahres 2020!

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Berührend und bereichernd

Von: pw

23.09.2020

Die Hauptfigur in diesem Roman ist Midhat Kamal, ein Palästinenser, der als junger Mann kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges zum Studium nach Frankreich geschickt wird. Nach fünf Jahren kehrt er in seine Heimat, das palästinensische Dorf Nablus, zurück. Wir verfolgen seine Geschichte und Probleme, die seiner Wegbegleiter und irgendwie auch die des palästinensischen Volkes über gut zwanzig Jahre, also bis in die dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Mein erster Eindruck dieses imposanten Werkes von über 700 Seiten war das lange Personenverzeichnis am Anfang – voller arabischer Namen, was mich zunächst ein wenig schockierte. Würde ich damit klarkommen? Aber ich überschlug dann diese Seiten und widmete mich der Handlung. Schließlich würden die Personen nicht alle gleichzeitig auftreten, sondern ich könnte sie nach und nach kennenlernen, so dass ich mit den Namen dann konkrete Figuren verbinden könnte. Eine goldrichtige Entscheidung! Ich war sofort in die Handlung hineingezogen. Ich liebe gute historische Romane, die mein Kopfkino aktivieren. Dieser Roman schaltete es im „HD-Super-Surround-Modus“ ein. Ich war den handelnden Personen nahe und lernte nebenbei eine Menge über fremde Kultur, Geschichte und Geografie. Die Story ist meisterhaft erzählt. Die Personen aus der langen Liste am Anfang treten dann auch alle auf und ich fand es erstaunlich, dass ich nicht ein einziges Mal im Personenverzeichnis nachschlagen musste. Das zeigt, dass die Autorin es geschafft hat, mich innerhalb des Buches tatsächlich mit allen bekannt zu machen. Außerdem hat die Autorin sehr viele Wendungen aus der arabischen Sprache in den wörtlichen Reden benutzt. Beim Lesen habe ich diese irgendwie intuitiv verstanden, ohne die Sprache zu kennen. Ich empfinde diesen gewagten Kunstgriff als äußerst gelungen, denn so wirkt das Ganze noch authentischer. Dass es am Ende ein Glossar mit Übersetzungen gibt, habe ich erst festgestellt, als ich den Roman zu Ende gelesen hatte. Darüber hinaus war ich völlig verblüfft, dass dies der Debütroman der Autorin ist. Sie hat zwar palästinensische Wurzeln und der Roman ist angelehnt an die Lebensgeschichte ihres Urgroßvaters, aber das allein macht noch nicht die Fähigkeit aus, solch ein Meisterwerk zu verfassen. Mein Fazit: Ich bin sehr froh, dass ich mich nicht vom langen Personenverzeichnis am Anfang abschrecken lassen habe und fühle mich durch die Lektüre dieses Buches sowohl berührt als auch bereichert.

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Midhat, ein junger Palästinener, verlässt seine Heimat und macht sich auf den Weg nach Frankreich, um dort Medizin zu studieren. Er erfährt eine Welt, die so ganz anders ist wie seine eigne und er stürzt sich hinein. Er will dazu gehören und ist zuversichtlich, das dies klappt. Tut es aber nicht, denn diese so anders lebenden und sozialisierten Menschen denken garnicht daran, ihn als ihresgleichen zu sehen und ihm trotzdem noch etwas von sich selbst 'zu lassen'. Und so macht er sich nach einigen Jahren mit der Erkenntnis, es nicht geschafft zu haben, auf zurück nach Hause. Doch auch dort erwartet ihn Fremde und verhaltene Ablehnung. Und so sehr er auch versucht, wieder angenommen zu werden und anzukommen in seiner eigenen Kultur, er heiratet und gründet eine Fanilie, wie der Vater es wünscht, endlich wieder ein zuhause zu haben, es scheitert. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem, weil die Geschichte mich zur Geschichte geführt hat, zur Geschichte der Palästinenser, in der Zeit vo r unserem Heute. Das war sehr interessant, ergreifend und so voller neuer Erkenntnisse. Und es hat dazu geführt, einen viel persönlicheren Blick auf die aktuelle politische und auch menschliche Dramatik des palästinensischen Volkes ermöglicht zu bekommen.

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