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Rezensionen zu
Wege ihrer Sehnsucht

Fiona Davis

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Der Titel war es sicher nicht, der meine Neugier auf diesen Roman weckte. Vielmehr reizte mich der Mix aus Themen und Schauplätzen, die mich alle gleichermaßen ansprachen: New York in den 1920er und 1970er Jahren, die Grand Central Station, eine Kunstschule und zwei starke Frauenfiguren. Wie so oft spielt auch diese Geschichte auf zwei Zeitachsen, die sich aufeinander zubewegen. Im Jahr 1928 unterrichtet Clara Dayden Illustration in Grand Central School of Art im Grand Central Station und ist fest entschlossen, als Illustratorin Karriere zu machen. 46 Jahre später verirrt sich Virginia Clay, die seit kurzem am Informationsschalter des Grand Central Terminals arbeitet, in die ehemaligen Räume der Kunstschule und entdeckt ein Aquarell, dessen Herkunft nicht eindeutig ist. Das Bild übt eine magische Wirkung auf sie aus und gibt ihr so viel Kraft, um ihre aktuelle Lebenskrise zu bewältigen, dass sie Nachforschungen anstellt. Die Spur führt zu der einst gefeierten Künstlerin Clara Dayden, die seit einem Zugunglück im Jahr 1931 als verschollen gilt. Die Autorin baut auf diese Weise einen Spannungsbogen auf und stellt dabei immer wieder die Charaktere, Schicksale und frappierenden Gemeinsamkeiten der beiden Protagonistinnen gegenüber. Trotz der tiefen Demütigungen, die beide Frauen erlitten haben, und der schwierigen Lebensumstände, zeigen sie eine enorme Willenskraft und Wagemut. Mit großem Interesse habe ich die Diskussionen über Kunst versus Gebrauchsgrafik, den steilen Aufstieg und plötzlichen Absturz von Künstlerkarrieren und die Machenschaften im Kunsthandel verfolgt. Das rasante Erzähltempo, die Dramaturgie und das erzählerische Talent von Fiona Davis, die sich von wahren Begebenheiten zu der Geschichte inspirieren ließ, machen das Buch zu einem wahren Pageturner. Der Roman ist zugleich eine Hommage an die Kunst und an den Grand Central Station, dessen einstiger Glanz und besondere Bedeutung und Atmosphäre zum Leben erweckt werden.

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Was ist Kunst?

Von: hasirasi2

09.10.2019

New York City in den 1920er Jahren: Unter dem Dach des Grand Central Terminal befindet sich eine Kunstschule – die Grand Central School of Arts. Clara Darden ist Illustratorin und die einzige weibliche Lehrerin der Schule. Doch der Leiter der Schule nimmt sie nicht wirklich ernst, sie hat nur noch 5 Schüler. „Illustration ist oft ein Sprungbrett zu wahrer Kunst.“ (S. 17) wird ihr vorgeworfen. Erst eine Wette mit Levon Zakarian, der ebenfalls Lehrer an der Schule ist und sich schon einen Namen in der Kunstszene gemacht hat, und die Bekanntschaft mit dem Model Oliver bringen ihre Karriere langsam in Schwung. Bald überflügelt sie ihre männlichen Kollegen und muss sich dafür auch noch rechtfertigen: Ich werde mich jetzt nicht für meinen Erfolg entschuldigen. Und auch nicht für meinen Ehrgeiz.“ (S. 222) … Clara stammt aus Arizona, ihr Vater hat das Familienvermögen durchgebracht. Sie will es unbedingt als Künstlerin schaffen und kämpft dafür gegen ihre männlichen Konkurrenten und Auftraggeber und deren Vorurteile, zeigt ihnen, dass Illustration auch Kunst ist. Ich fand es toll, wie sie die Rückschläge weggesteckt und ihren Weg weiterverfolgt, nie aufgegeben hat. Ende 1974 beginnt die frisch geschiedene Virginia in der Information des Grand Central Terminal zu arbeiten. Als sie die alten Räume der Kunstschule entdeckt, in denen sogar noch die Gemälde der Lehrer und Schüler an den Wänden hängen, ist sie fasziniert. „Dieser vergessene und dennoch erhaltene Ort hatte etwas Romantisches, das ihr gefiel.“ (S. 116) Doch dann hat sie das Gefühl, dass jemand die Bilder umhängt und Kartons verschiebt. Ihre Kollegen behaupten, es spuke in den Räumen, seit einer der Lehrer bei einem Zugunglück umgekommen ist und die Schule wegen der Weltwirtschaftskrise schließen musste. Außerdem stolpert sie über ein Bild von Clara. Sie stellt Nachforschungen an, doch Claras Spur verliert sich 1931 … Virginia ist sehr unsicher. Ohne zu viel zu verraten: sie fühlt sich nach einer OP körperlich gehandicapt, nicht mehr als Frau – ihre Ehe ist daran zerbrochen. Doch dann zeigt ein Mann wieder Interesse an ihr, aber kann sie ihn wirklich an sich heranlassen? Ihre Zerrissenheit und Unsicherheit haben mich sehr berührt, ihre Entwicklung mich beeindruckt. Mir hat auch gefallen, wie sie sich immer mehr in die Geschichte der Grand Central Station eingearbeitet hat und welche Entdeckungen sie im Laufe ihrer Nachforschungen macht. Am Ende deckt sie ein echtes Geheimnis auf und sühnt ein Unrecht, welches ohne sie nie ans Licht der Öffentlichkeit gekommen wäre. Außerdem macht sie sich für den Erhalt des Bahnhofes stark, der für den Neubau eines Wolkenkratzers abgerissen werden soll und wächst dabei über sich hinaus. Wie schon in „Die Hoffnung der goldenen Jahre“ und „Wovon sie träumten“ verknüpft Fiona Davis geschickt die Geschichte eines berühmten New Yorker Gebäudes mit einer spannenden Story über zwei Zeitebenen. Der Kampf der jungen Künstler um Anerkennung und ihr (Über-)Leben während der Wirtschaftskrise wird sehr anschaulich beschrieben. Es war erschreckend, mit welchem Mitteln sie sich zum Teil über Wasser gehalten haben. Gleichzeitig hat die Geschichte durch Claras plötzliches Verschwinden und den angeblichen Geist etwas Mystisches. Auch die Beschreibung des Grand Central Terminals während seiner Blütezeit hat mich fasziniert – die opulente Ausstattung und vielfältige Nutzung des Gebäudes ist extrem interessant. Übrigens gab es Ende der 1970er Jahre wirklich Bestrebungen, den Bahnhof zugunsten eines Wolkenkratzers abzureißen, weil er so heruntergekommen war. Erst 20 Jahre später wurde er renoviert und wiedereröffnet. Auch die Kunstschule hat wirklich existiert – nur die Personen sind frei erfunden.

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