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Rezensionen zu
Der Ruf der Kraniche

Bernhard Weßling

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Über viele Jahre hinweg beobachtete der Autor Bernhard Weßling, zugleich promovierter Chemiker und erfolgreicher Unternehmer, in seiner Freizeit Kraniche und stellte sich dabei immer wieder die Frage, wie die Vögel mit ihnen unbekannten Situationen umgehen und wie sie sich verhalten, wenn andere Tiere oder auch Menschen ihr Brutgeschäft oder die Nahrungsaufnahme stören. Weßling hat sich in die Verhaltensforschung eingearbeitet und geht dabei auch der überaus interessanten Frage nach, wie Denken eigentlich funktioniert. All seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen legt er in seinem sehr lesenswerten Buch „Der Ruf der Kraniche. Expeditionen in eine geheimnisvolle Welt“ zugrunde, das seit März 2023 als Taschenbuchausgabe vorliegt. Und schon auf den ersten Seiten wird deutlich, mit welchem Respekt der Autor die Natur betrachtet. Auch merkt man dem Autor seine Begeisterungsfähigkeit und Leidenschaft während der Lektüre an. Seine Liebe zu den Tieren ist offenkundig. Das macht wirklich Spaß! Der Schreibstil ist sehr lebendig. Kapitel 1 – Wie alles anfing Weßling schildert hier auf anschauliche Art und Weise, welcher Bedrohung brütende Kranichpaare ausgesetzt sind und beschreibt seine Tätigkeit als Kranichwächter. Eine der möglichen Bedrohungen ist z.B. der Eierdiebstahl. Kapitel 2 – Kranichwissen kompakt: die Mythen und die Fakten Hier führt der Autor einige Fakten zur Evolutionsgeschichte der Kraniche an und erläutert auch an einigen Beispielen ihre kulturgeschichtliche Bedeutung. Ebenfalls folgen einige Bemerkungen zum Bestand der Vögel. Zudem erfährt man einige Hintergrundinformationen zu den Tieren (Nahrung, Größe, Gewicht, Konflikte mit der Landwirtschaft, Ernährung, Flugleistung, Lebenserwartung). Nicht zuletzt wird auf bestehende Forschungslücken hingewiesen. In diesem Zusammenhang merkt Weßling an, dass es kaum Arbeiten zum Verhalten der Vögel gibt. Kapitel 3 – Problemlösungen, Ballett-Balz und Fuchsalarm: Wie kommunizieren Kraniche miteinander? Anhand eines beobachteten Kranichpaares verdeutlicht der Autor, dass er bei den Vögeln Intelligenz und Erfindungsgabe festgestellt hat. Er erkennt darin eine Anpassungsleistung. Am Beispiel der Balz beschreibt Weßling, dass die Tiere sich nicht einer Norm entsprechend verhalten. Stattdessen sei festzustellen, dass jeder Tanz für sich genommen einzigartig ist. Es fällt auf, dass der Autor bei seinen Beschreibungen sehr detailliert vorgeht. Eine weitere interessante Frage, der sich Weßling widmet: Können sich Kraniche verständigen? Hier verweist er auf das Phänomen des gleichzeitigen Abflugs und äußert einige spannende Vermutungen, was Kommunikationsstechniken angeht. So seien auch der Prozess der Entscheidungsfindung und Abwägungsprozesse beobachtbar, z.B. wenn es darum geht, ein Revier auszuwählen. Vor allem die Körpersprache diene als Mittel zur Verständigung, so der Autor. Haben die Tiere etwa Kriterien, nach denen sie die Güte eines Reviers beurteilen? Weßling meint, ja. Kapitel 4 – Ankunft im Brook nach Rückflug aus dem Winterquartier: Allein oder in Gruppen? Den Autor bewegen aufgrund einer überraschenden Beobachtung (ein großer Kranichtrupp flog einen Umweg, ein einziges Paar lässt sich aus der weiterfliegenden Gruppe in sein Revier fallen) folgende Fragen: Kommunizieren die Kraniche ihre Reiseabsichten? Und wenn ja, wie? Warum nehmen nicht alle Vögel die Hauptzugroute? Welche Planungs-, Navigations- und Kommunikationsleistungen stecken hinter dem beobachtbaren Verhalten? Auch meint der Autor, Emotionen bei den Vögeln entdeckt zu haben, so z.B. Freude über die Rückkehr. Kapitel 5 – Brutsaison: eine tragische Liebesgeschichte Auch hier beschreibt der Autor eine beobachtete Emotion: Trauer. Dies verdeutlicht er am Beispiel eines Kranichpaares, bei dem ein Partner verschwunden ist, möglicherweise gewildert. Er beschreibt, wie der verbliebene Partner mit wehleidigen Klagerufen Kreisflüge unternommen habe, um nach dem Gefährten Ausschau zu halten. Weßling schreibt den Vögeln Gefühle zu und weist selbst daraufhin, dass seine Einschätzung womöglich als unwissenschaftlich ausgelegt werden kann. Er ist sich darüber bewusst, dass es sich lediglich um Interpretationen handelt. Die Leser:innen müssen für sich selbst entscheiden, ob sie dem Autor bei seiner Argumentationslinie folgen oder nicht. Überzeugend ist seine Interpretation in meinen Augen auf jeden Fall. Kapitel 6 – Kampfläufer, Seeadler und andere Brookbesucher: Was Kranichbewacher so alles erleben können Weßling beschreibt in diesem Kapitel seine Tätigkeit als Kranichschützer im Brook und schildert, mit welchen Herausforderungen er sich dabei auseinanderzusetzen hatte, aber auch, welche außergewöhnlichen Naturbeobachtungen dabei möglich sind. Kapitel 7 – In der Schule des Lebens Selbstkritisch hält der Autor zu Beginn dieses Kapitels fest, dass seine Forschungen als "unwissenschaftlich" und seine Beobachtungen als "anekdotisch" abqualifiziert werden könnten. Das wissenschaftliche Prinzip der Wiederholbarkeit sei nicht gewährleistet. Er plädiert aber dafür, die Tiere bei entsprechenden Forschungen in freier Wildbahn zu beobachten, um den Beobachtereffekt durch den Menschen auszuschließen. Unter kontrollierten Bedingungen im Labor seien nur Verhaltensweisen beobachtbar, die in freier Natur nicht vorkommen. Und von dem beobachtbaren Verhalten ließen sich durchaus Hypothesen ableiten. So beschreibt Weßling, dass Kraniche ihre Umgebung sehr aufmerksam beobachten. Auch meint er, bei ihnen ein Zeitgefühl erkannt zu haben. Am Beispiel des Fliegenlernens verdeutlicht der Autor das Prinzip der Imitation. Während der Lektüre habe ich mir die Frage gestellt, ob nicht auch Videoaufnahmen dabei helfen könnten, eine größere Objektivität des beobachtbaren Verhaltens zu erzielen. Wenn eine Situation von verschiedenen Forschern ähnlich interpretiert würde, dann hätten die Ergebnisse womöglich eine noch größere Aussagekraft. Kapitel 8 – Der Sprache der Kraniche auf der Spur: Sie rufen und erzählen so von ihrem Leben Weßling äußert den Wunsch, die verschiedenen Kraniche individuell erkennen und wiedererkennen zu können. Und ihn packt die geniale Idee, Kraniche anhand von Aufnahmen ihrer Rufe individuell zu identifizieren. Mit Hilfe eines leistungsfähigen Richtmikrofons und einem digitalen Aufnahmegerät startet er die ersten Aufnahmeversuche. Und über einen Zeitraum von mehreren Wochen entstehen zahlreiche Aufnahmen. Und Weßling hält fest, dass die Vögel nicht nur über ihre Körpersprache, sondern auch vokal miteinander kommunizieren. Der Autor entdeckt eine Art „Abflugs-Abstimmungs-Laut“ sowie „gurrende“ und „kullernde“ Kontaktlaute. Er entwickelt ein eigenes Forschungsdesign, bei dem er auch die Rufe mit Programmen näher analysiert. So möchte er individuellen Unterschieden auf die Spur kommen. Und tatsächlich entdeckt der Autor einen akustischen Fingerabdruck, der für einzelne Individuen und Paare charakteristisch ist. Er arbeitet heraus, dass es bei der Revierbesetzung und -auswahl sowie bei der Revier- und Partnertreue viel komplizierter und dynamischer zugeht, als zunächst in der Forschung angenommen. Weßling betritt mit diesem Forschungsdesign neue Pfade in der Wissenschaft. Mit seiner Forschung zeigte er, dass es möglich ist, die Geschichte einer Kranichpopulation in einem gewissen Gebiet über mehrere Jahre hinweg zu dokumentieren und individuelle Biographien einiger Paare festzuhalten, ohne dass die Kraniche beringt werden müssen (also „störungsfrei“). Faszinierend! Und noch dazu auch genial! Spannend zu lesen, wie eine Idee immer mehr Konturen annimmt und den Weg für etwas Neues bereitet. Kapitel 9 – Aufbruch in die weite Welt: Asiatische und amerikanische Kranicharten rufen mich Hier wird die in den USA entstandene Organisation „International Crane Foundation“ (ICF) und deren Initiativen zum Schutz der Kraniche vorgestellt. Der Autor beschreibt, wie er auch von anderen Kranicharten Aufnahmen der Rufe anfertigt. Der Schreikranich rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit, eine sehr bedrohte Art. Weßling wird mit seiner Methode Teil eines größeren Projekts zur Rettung der Schreikraniche. Dabei werden auch die Unterschiede dieser Art zu den grauen Kranichen erläutert. Kapitel 10 – Forschungs-Abenteuer: Mandschurenkraniche belauschen bei minus 25 Grad und bewacht von Grenzsoldaten Weßling nimmt auch Rufe von japanischen Mandschurenkranichen auf. Er hat seine Methode dabei modifiziert und spielt den Kranichen per Megaphon aufgenommene Rufe vor, um auf diese Weise eine mögliche Reaktion in Form von Duettrufen zu provozieren. Der Autor lässt uns lebhaft teilhaben an seinen Untersuchungen: Akzeptieren die Kraniche die Rufe von CD? Antworten sie darauf, weil sie ihr Revier verteidigen wollen? Das liest sich äußerst spannend. Und der Autor geht sogar noch einen Schritt weiter: In der demilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea erforscht er eine weitere Population von Mandschurenkranichen. Werden diese auf die Rufe ihrer japanischen Verwandten reagieren? Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Kapitel 11 – Das Abenteuer geht weiter: bei den wilden Schreikranichen Der Autor sucht das sehr abseits gelegene Winterquartier von Schreikranichen in den USA auf (im Aransas National Wildlife Refuges, Texas) und beschreibt, mit welchen Herausforderungen er bei seinen Forschungen zu kämpfen hatte. Wird er es schaffen, Duett- und Warnrufe aufzuzeichnen und verschiedene Revierpaare ausfindig zu machen? Es ist einfach bewundernswert, mit welcher Akribie und mit welcher Ausdauer Weßling sein Vorhaben verfolgt. Auch seine Demut vor der Natur ist jederzeit spürbar. Ein wirklich sehr interessantes Kapitel! Kapitel 12 – Wir fliegen los: der schwere Weg zur Migrations-Flugschule In diesem Kapitel wird ein Auswilderungsprojekt von Schreikranichen mit Ultraleichtflugzeug näher beschrieben. Sein wertvollstes Forschungsprojekt, wie Weßling selbst äußert. Auf sehr interessante Art und Weise erläutert er die Vorgeschichte zum genannten Projekt und verweist auf Probleme, Teilerfolge sowie Herausforderungen. Kapitel 13 – Was können wir über Intelligenz, Zugverhalten, Kulturbildung, Werkzeuggebrauch und Selbstbewusstsein bei Kranichen lernen? Inwieweit ist das Zugverhalten der Kraniche genetisch bestimmt? Weßling führt einige Argumente an, die gegen eine genetische Festlegung sprechen. Er meint vielmehr, die Entwicklung einer „Zugkultur“ beobachtet zu haben. Es zeige sich, dass viele Kraniche den Flugweg wechseln. Spannend sind zudem die Ausführungen des Autors über ein mögliches Bewusstsein bei den Vögeln. Erkennen Kraniche womöglich ihre eigenen Rufe? Kapitel 14 – Können Kraniche strategisch denken? Weitere erstaunliche Beobachtungen Der Autor stellt weitere Thesen in den Raum: Verfügen Kraniche womöglich über ein episodisches Gedächtnis? Gehen sie strategisch geplant vor? Haben sie gar eine Art Moralkodex? Hier muss man sich natürlich wieder ins Gedächtnis rufen, dass es sich um Interpretationen des Autors handelt. Er argumentiert aber auf Grundlage seiner zahlreichen Beobachtungen durchaus nachvollziehbar und plausibel. Dennoch bedarf es dazu weiterer Belege und Untersuchungen (womöglich in Form von Videographie?). Kapitel 15 – Kraniche sind Subjekte. Plädoyer für mehr Bescheidenheit und Respekt vor der Natur. Abschließend plädiert Weßling für mehr Bescheidenheit und Respekt vor der Natur. Er unterbreitet dafür viele konkrete Vorschläge. Anhang Hier werden noch einige Einzelbeobachtungen zusammengefasst, die in den vorangegangenen Kapiteln keine Berücksichtigung mehr gefunden haben. Dazu gehört z.B. die Auflistung von beobachteten Emotionen, Erlebnisse mit einem flugunfähigen Kanada-Kranich sowie Manöver der Täuschung und Taktik bei Mandschurenkranichen etc. Abschließende Bemerkungen zur englischen Ausgabe Anders als in der deutschsprachigen Ausgabe findet man die Fußnoten unter dem Text und nicht in Form von Schlussbemerkungen. Auch sind den einzelnen Kapiteln passende Fotos und Karten zugeordnet. In der deutschsprachigen Ausgabe findet man die Fotos und Karten an zwei Stellen gesammelt vor, ohne dass eine thematische Einbettung in die Kapitel erfolgt. Ein weiterer Vorteil der englischen Ausgabe: Es gibt darin auch Graphiken (vgl. z.B. S.92-103) und Bilder (32 vs. 20). Und übrigens sind in beiden Ausgaben alle Karten und Bilder farbig! Fazit: Wer sich für Kraniche und allgemein für Vogelkunde interessiert, der kommt in meinen Augen nicht an diesem Buch vorbei. Aber auch denjenigen, die sich für empirische Forschung und die damit verbundenen Herausforderungen interessieren, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Der Autor lässt die Leser:innen an vielen interessanten Projekten teilhaben und gewährt spannende Einblicke. Auf sehr anschauliche, lebendige und mitreißende Art und Weise berichtet Weßling von seiner jahrelangen Beschäftigung mit den Vögeln. Und es ist beachtlich, mit welcher Liebe, Akribie, Ausdauer und mit welchem Engagement er sich mit den Tieren beschäftigt. Was das Buch in meinen Augen vor allem auszeichnet: Weßling entwickelt eine neue Forschungsmethode, die er auch weiterentwickelt und modifiziert. Und seine Daten liefern zahlreiche neue Erkenntnisse, die ich mit Faszination gelesen habe. Ich habe von Kranichen nun ein ganz anderes Bild als noch vor der Lektüre. Großartig! Ich vergebe 5 Sterne!

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Die Suche nach Erklärungen für eine geheimnisvolle Welt

Von: Christian Gerhard aus Japan

30.11.2020

Ich lebe in einem Land, in dem der Kranich nicht nur ein Symbol für Langlebigkeit und Glück ist, sondern wo der Mandschurenkranich mit seinem roten Punkt auf der Stirn eine besondere nationale Bedeutung hat. Das war für mich, der ich eher die Belletristik bevorzuge, eine Brücke, um das Buch zu kaufen. Auf 400 Seiten legt uns ein international anerkannter Kranichexperte die Dokumentation seiner Forschungen in verschiedenen Ländern vor, deren Ausgangspunkt die Beschreibung und Deutung des Rufverhaltens der Kraniche ist. Ich habe die Lektüre genossen. Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Zum einen habe ich Informationen und Einblicke in eine mir vollkommen unbekannte Welt erhalten. Der Leser erfährt, dass bei Auswilderungsprogrammen von Schreikranichen in den USA die Lautäußerungen überlebenswichtig sind, wie spannend es sein kann, den Duettruf von Kranichen aufnehmen zu können, dass Graue Kraniche zur Gruppenbildung übergegangen sind und näher an menschlichen Behausungen leben. Zudem werden im Anhang auch detaillierte Anleitung und Tipps für den Laien zum Aufnehmen von Vogellauten gegeben. All die Forschung und vor allem das Bemühen um Ergebnisse werden geschildert wie ein Abenteuer. Es wird nie langweilig, weil der Leser mitten in den Ereignissen steht, neben dem Autor und dessen persönlich gefärbten Stellungnahmen. Zum anderen hat mich das Buch in Beschlag genommen, weil, wie schon im Titel angedeutet, die Motivation für das Verhalten des Autors überall durchscheint. Die ist bei Dr.Weßling aber nicht einlinig, sondern interessant, da komplex. Es wird für den Leser nachvollziehbar, wie ganz private Erlebnisse zusammenspielen mit einem Faible für die Naturwissenschaften , wie die Suche nach Zusammenhängen und Erklärungen gepaart ist mit einer Liebe zur Natur. Es ist wohl eine tiefsitzende und allgemeine Neugierde des Autors, die ihn befähigt, aus seiner Beschäftigung mit den Kranichen zwanglos einen Bogen zu schlagen zu Problemen des Umweltschutzes und zum denkbaren Funktionieren des tierischen und menschlichen Bewusstseins. Neben dem Fachwissen ist es diese Mischung von Motivationen , die das Buch belebt und durchgehend lesenswert macht. Das Buch schenkt dem Leser eine „Sinfonie von Beobachtungen und Erlebnissen“ (S.265). Für den Fachmann ist es ein „Muß“ wegen seiner wissenschaftlichen Fundierung. Für den Laien ist es ein „Muß“, weil es einen sonst schwer zugänglichen Ausschnitt unserer Wirklichkeit nahe bringt und ihn verknüpft mit unserer weiteren Erfahrenswelt. Nach dem Lesen war ich nicht nur sehr viel klüger, sondern auch ein bisschen weiser.

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Ein Buch voller Überraschungen, spannend und locker erzählt!

Von: Tim Unverhau aus Elmenhorst

19.09.2020

Ich bin nicht speziell an Vögeln interessiert, erst recht nicht an Kranichen, sondern ganz allgemein Naturliebhaber. Ein Bekannter empfahl mir das Buch „dringend“, also fing ich mit skeptischem Blick an zu lesen: ein Sachbuch über Kraniche? So etwas hatte ich noch nie in der Hand, nicht einmal etwas Ähnliches. Als ich zu lesen anfing, konnte ich nicht mehr aufhören. Es fängt an mit der sehr knappen Erzählung, wie der Autor zur Natur, zu den Vögeln hingezogen wurde, und schließlich zum Naturschutz. Er hört irgendwann trompetenartige Rufe aus einem Moor heraus, weiß nicht, welcher Vogel solche Rufe macht, erfährt, daß es Kraniche sind und ist ihnen sofort verfallen. Er wird in den Kranichschutz hineingezogen, bald darauf Leiter des Projektes, dann fängt er – Naturwissenschaftler, der er hauptberuflich ist – an zu zweifeln an dem, was er über Kraniche liest, während er bei ihnen etwas Gegenteiliges beobachtet, so fängt er an zu forschen. Er scheint in alles ungewollt hineinzustolpern, betreibt die Arbeit dann aber mit vollem Einsatz. Er entwickelt eine Methode, Kraniche anhand ihrer Stimme zu erkennen und über Jahre hinweg wiederzuerkennen. Betreibt damit allein mehrere Monitoring-Projekte. Wird deshalb nach Asien gelockt, erforscht dort Mandschurenkraniche. Wird gedrängelt, an einem großen Artenrettungsprojekt (Schreikraniche, von denen es damals nur noch 160 Exemplare gab) teilzunehmen, nimmt dafür die Mühen (und Risiken!) mehrerer solo-Expeditionen in riesige menschenleere Gebiete auf sich. Die Ergebnisse sind entscheidend für den Erfolg des Schreikranichprojektes. Immer wechselt der Stil zwischen spannender und sachlicher und locker-lustiger, gut gelaunter Erzählweise. Ich wurde so praktisch Zeuge seiner Erkenntnisfortschritte – nach und nach wird klar: Kraniche sind keine Bioroboter, die sich schematisch verhalten, sondern sehr intelligent, sich ihrer selbst bewußt, fähig zur Problemanalyse und -lösung, es sind unterschiedliche Persönlichkeiten, die Wahlmöglichkeiten haben und entscheiden; die auch teilweise sehr dynamische Beziehungsgeschichten offenbaren. Besonders beeindruckend sind die Schlußkapitel. Nun ist der Autor nicht mehr der stolpernde Autodidakt, der sich in neue Gebiete einarbeitet und so zu einem weltweit gesuchten Bioakustik-Experten wird, sondern fast schon ein Naturphilosoph. Er plädiert für viel mehr Respekt der Natur und den Tieren gegenüber, diskutiert die Frage ob wir Menschen wirklich einzigartig sind (bzw was von den „einzigartigen“ Eigenschaften, die wir haben, auch bei Kranichen und somit anderen Vögeln zumindest in Ansätzen zu beobachten ist, bis hin zum Werkzeuggebrauch und zur Entwicklung von Kultur!), und leitet praktische Konsequenzen für den Natur- und Artenschutz ab. Er selbst ist seit einem Dutzend Jahren als Gesellschafter und Geschäftsführer eines großen Demeterhofes aktiv – Artenschutz in der Landwirtschaft.

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Dem Kranichforscher Bernhard Weßling ist es auf eine absolut unterhaltsame und humorvolle Art und Weise gelungen, ein interessantes und auch sehr informatives Buch über die „Vögel des Glücks“ - die Kraniche - zu schreiben. Seit mehr als dreißig Jahren beschäftigt er sich mit der Beobachtung und Verhaltensforschung von Kranichen und gilt inzwischen als international anerkannter Kranichexperte. Bernhard Weßling schreibt über Mythen und Fakten, über Verhaltensweisen der Vögel, ihre Kommunikation, über ihre Feinde (Menschen leider ebenso wie Tiere) und über vieles andere. Besonders gut gefallen haben mir die vielen kleinen Anekdoten und oft witzige Verhaltensweisen der Kraniche, die tatsächlich an menschliche Verhaltensweisen erinnern. Auf jeder Seite spürt man die Liebe des Autors zu diesen Vögeln. Oft gibt er den Paaren, die er beobachtet, Namen (die Pioniere, die Schlitzohren, Romeo und Julia) und durch diese Emotionalität bringt er auch dem Leser die Kraniche näher. Mir persönlich haben am besten Weßlings Beobachtungen der Grauen Kraniche im Duvenstedter Brook gefallen, deswegen sind die Kapitel von Kranichen in anderen Ländern aber nicht weniger interessant. Am faszinierendsten fand ich allerdings den geglückten Flug der jungen Schreikraniche mit drei Ultraleichtflugzeugen als Leittieren von Wisconsin nach Florida über 1218 Meilen. Ergänzt wird der Text mit mit faszinierenden Fotos auf zwei Bildstrecken. Tipp: Bernhard Weßling war am 25. März zu Gast bei DAS! - im Gespräch mit Inka Schneider. Zu sehen in der ardmediathek - sehr interessant, inklusive Filmaufnahmen. Fazit: Wenn ich jetzt im nächsten Herbst die Kraniche auf ihrem Weg in den Süden über unser Haus fliegen sehe, oder sie in der Boddenlandschaft von Fischland-Darß-Zingst beobachte, werde ich diese schönen Vögel mit anderen Augen sehen. Ich habe viel Interessantes und Wissenswertes dazugelernt und kann allen Naturliebhabern dieses tolle Buch nur ans Herz legen.

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Es lohnt sich zu lesen !!!

Von: Alissa Duka aus Berlin

10.05.2020

Ich habe noch nie ein Buch zuvor gelesen, was so viel neues Wissen und Ruhe "in sich trägt". Von Anfang an fühlt man, wie viel Liebe und Respekt Herr Weißling in seine Forschung und das Buch einbringt. Viele Situationen wurden so warmherzig beschrieben, dass ich beim lesen ein Lächeln bei mir im Gesicht erwischt habe. Von Anfang an bis zum Ende erlebte ich so viele überraschende Wendungen, die ich mir überhaupt nicht vorgestellt hatte. Seite für Seite wurde ich immer tiefer in die Forschung reingezogen und bin sehr fasziniert von der Entwicklung der Geschehnisse und den Forschungsfortschritten. ⠀ Ich konnte mir nie im Leben vorstellen, dass bei Kranichen so viel los ist. ⠀ Ich habe nach dem Lesen einen großen Respekt vor Herrn Weißling, bei der Forschung und auch bei seinen theoretischen Äußerungen so viel Mut zu haben ist bemerkenswert. Ich bin der selben Ansicht, was die Welt des Bewusstseins angeht und bin begeistert, wie es im Buch dargestellt wird. Bravo! Vorsicht Spoiler Meine Lieblingsstellen aus dem Buch: ⠀ • "Kraniche sind halt auch nur Menschen." ⠀ • "Da lag nur fünf Meter vor mir gemütlich ein vier Meter langer Alligator.[...] Ich zog mich so leise wie möglich zurück, aber erst nachdem ich ein Foto gemacht hatte." ⠀ • "Jede neue Erkenntnis führt ihrerseits zu neuen Fragen,..." ⠀ •"Je mehr wir über die Zellen, die Gene, das Gehirn und die Evolution erfahren, umso geheimnisvoller und wunderbarer scheint die Natur zu werden." ⠀ • "Dabei dürfen wir nicht den Fehler machen zu glauben, Natur- und Umweltschutz seien nur zwei verschiedene Ausdrücke für die gleiche Schutzbemühung." ⠀ Einen riesigen Dank an Bernhard Weißling für dieses Buch und für die Entscheidung sein Wissen zu teilen.

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Wer kennt sie nicht, diese Sehnsucht im Herbst, wenn die Tage langsam trübe werden. Am liebsten würde man mit den Zugvögeln in Richtung Süden zu verschwinden. In meiner Brandenburger Heimat (und auch in Mecklenburg) sammeln sich im Oktober Tausende von Kranichen. Weit hört man Ihre Rufe. Aber was verbirgt sich dahinter? Bernhard Weßling beantwortet diese Frage in seinem Buch „Der Rufe der Kraniche“ und gibt noch viele weitere faszinierende Einblicke in das Leben der Kraniche. Obwohl es ein sehr spezielles Thema ist, habe ich dieses Buch mit Interesse und großer Freude gelesen. Ich selbst bin kranichbegeistert, so dass mich die detaillierten Schilderungen zu Revierverteidigung und Verpaarung der Kraniche gefesselt haben. Teilweise las es sich für mich wie ein Krimi. Auch als Nicht-Naturwissenschaftlerin bin ich ebenfalls überzeugt davon, dass Tiere nicht nur instinkt- und triebgesteuert sind, sondern lernen und intensiv kommunizieren. Ganz neu war mir die Thematik der Rettung der nordamerikanischen Schreikraniche. Bernhard Weßling hat mit seiner Methode der Tonaufzeichnungen von Kranichrufen daran einen Anteil. Auch die Suche nach den Schreikranichen in schwer zugänglichen Wildlife Refuge in Texas beschreibt der Autor äußerst spannend. In den dortigen Feuchtgebieten kann man nicht nur auf Kraniche treffen, sondern auch auf Alligatoren. Als Leser erfährt man viel Interessantes über die Kranicharten, die in Asien heimisch sind. Kranichschützer sind eine weltweit vernetzte Community. Ihr Wirken beschreibt Bernhard Weßling ebenso. Ich las das Buch mit großer Freude hintereinander weg. Mir hat sehr imponiert, dass der Autor intensiv seine persönliche Meinung zu Fragen des Naturschutzes und positive Ideen zur Umsetzung äußert. Lesern mit Interesse an Kranichen, Tierbeobachtung und Naturschutz möchte ich dieses spannende und berührende Buch unbedingt empfehlen.

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Kraniche - diese Vögel bestaunt wohl jeder, der sie am Himmel entdeckt und ihre Rufe hört. Bernhard Weßling bringt diese Tänzer der Lüfte dem Leser mit seinem Buch "Der Ruf der Kraniche" näher. Er erläutert in diesem Buch die Sprache und das Verhalten der Kraniche, berichtet über Mythen und Fakten, beschreibt das Balzverhalten und erläutert zum Schluß, was man von den Kranichen für sein eigenes Leben lernen kann. Dies alles beschreibt er aufgrund seiner Beobachtungen im Duvenstedter Brook. Bernhard Weßling schreibt hier nicht nur sachlich und detailliert - er verpackt dieses Wissen in einem spannenden Stil, so daß man seinen Ausführungen gebannt folgt. Man spürt hier sehr deutlich, daß der Autor an "seinen" Kranichen hängt, ja, sogar eine innere Bindung zu ihnen aufgebaut hat. Diese Vögel bedeuten ihm sehr viel und im Laufe der Seiten empfand ich für diese wunderschönen Vögel ebenfalls eine immer größere Zuneigung. Man sieht in ihnen zum Schluß mehr als "nur" die Zugvögel, die zweimal im Jahr über einen hinweg fliegen. Manchem Leser werden hier mit Sicherheit die Augen geöffnet für die Schönheit der Vögel! Besondere Beachtung verdienen die zwei Bildteile. Hier werden auf faszinierenden Farbfotos Szenen aus dem Kranichleben gezeigt Weitere Bildteile zeigen auf Karten die Zugwege dieser Vögel. Diese Bilder sind eine perfekte Ergänzung zu dem sehr lehrreichen und interessant zu lesenden Text!

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Das ist ein tolles Buch! Ich bin noch nicht ganz durch, aber es hat uns heute Morgen dazu motiviert, um 4:30 das Haus zu verlassen und in den Brook zu fahren. Wir hatten sogar das Glück, ein Kranichpaar beim "Tanzen" beobachten zu dürfen. Es waren schon immer faszinierende Tiere für mich. Aber schon nach den ersten Seiten Ihres Buches sah ich sie noch einmal mit ganz anderen Augen. Was für eine Bereicherung! Steffen Vogel, www.steffen-vogel.de

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