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SPECIAL zu Luca D'Andrea

Interview mit dem Südtiroler Schriftsteller Luca D'Andrea, dessen erster Thriller in 35 Ländern erscheint

Luca D’Andrea, wie fühlt es sich an, eine Buchbranchensensation zu sein?

Es ist bizarr. Das Telefon klingelt, und ich höre, dass ein weiteres Land die Rechte an meinem Roman erworben hat, dann ist das Fernsehen interessiert, dann das Kino – für jemanden wie mich, der mit Sprache arbeitet, ist es schwer, das zuzugeben, aber mir fehlen tatsächlich die Worte.

Woher kam die Idee für den Roman?

Zum einen hatte ich gerade einen Dokumentarfilm über die Bergrettung gedreht, Mountain Heroes. Das Thema hat mich so fasziniert, dass ich mehr daraus machen wollte. Zum anderen hatte ich plötzlich das Bild eines Mannes und seiner kleinen Tochter vor Augen, die auf ein Fossil starrten. Und die Kleine war die Beschützerin in diesem Duo, so ein Mädchen, dessen Blick dich umhaut. Diese Vision war der Ausgangspunkt. Ich begann zu recherchieren, was mich ein paar Monate gekostet hat; niedergeschrieben habe ich die Geschichte dann in 28 Tagen.

Haben Sie Vorbilder?

Ich liebe und verschlinge Bücher. Vor allem die Spannung hat es mir angetan; ich kann mir gar nicht vorstellen, etwas anderes zu schreiben. Im Thriller spiegelt sich das ganze Leben. Stephen King ist mein Lieblingsautor, aber ich verehre auch Frank Schätzing und Sebastian Fitzek. Die besten Lehrmeister aber sind meine Schüler, sie sind das wahre Geheimnis meines Erfolgs. Wenn man vor einer Klasse steht, muss man die Dinge einfach halten, sonst verliert man die Aufmerksamkeit der Schüler. Man muss sie neugierig machen, ihre Begeisterung wecken – das ist wirklich nicht leicht.

Ähnlich wie bei Stephen King spielt bei Ihnen die Landschaft eine Hauptrolle.

Für die Geschichte ist die Natur sehr wichtig, aber nicht nur als Setting: Die Bergwelt ist unerlässlich als Hintergrund,
weil sie einen geschlossenen Ort darstellt. Hier in der Gegend sagen wir: Was auf dem Gipfel passiert, bleibt auf dem Gipfel. 90 Prozent des Beschriebenen spiegeln tatsächlich meine Heimat wieder, der Rest ist Imagination. Ich wollte diese Postkartenidylle, die die Welt mit den Dolomiten verbindet, auslöschen – die Berge können auch schrecklich sein. Und sie erzählen, vor allem, eine lange Geschichte, die sich über die Jahrhunderte hinweg abgelagert hat.

Was bedeutet Heimat für Sie?

Ich bin in Südtirol geboren und aufgewachsen– ich liebe meine Heimat. Südtirol ist ein Land voller Kontraste und Widersprüche. Es verblüfft mich jeden Tag aufs Neue. Und genau das bedeutet für mich Heimat. Wenn ein Ort einen
selbst nach 37 dort verbrachten Jahren noch zu überraschen vermag, dann weiß man, dass man sein Zuhause, seinen
Seelenort gefunden hat.

Ein weiteres wichtiges Thema im Buch ist die Bedeutung der Vergangenheit ...

Wir bestehen aus Schichten des Erlebten. Die Vergangenheit verfolgt uns und formt unser ganzes Leben. Das ist die Grundlage eines jeden Spannungsromans. Deswegen brauchte ich ja auch die Figur des Fremden, der nichts weiß von dem, was sich über die vergangenen Jahrzehnte in dem Dorf zugetragen hat, in das er zieht.

Musste der Fremde dafür Amerikaner sein? Ihre Eltern sind aus Süditalien nach Bozen ausgewandert, da wäre es doch
naheliegend gewesen, deren Erfahrungen einfließen zu lassen.


Um eine Geschichte wie Der Tod so kalt zu erzählen, die in einem abgeschiedenen Tal spielt, brauchte ich jemanden mit
einem gänzlich unbeteiligten Blick. Für einen Amerikaner ist der kulturelle Kontrast in Südtirol größer als für einen Süditaliener. Der Name Salinger hat übrigens nichts mit dem Schriftsteller zu tun. Als mir die Figur erschien, war mir unmittelbar klar, dass der Mann so heißen muss. Fragen Sie mich nicht, warum.

Auch die Nebenfiguren sind sehr sorgfältig und mit Liebe zum Detail gezeichnet. Wie haben Sie sie aufgebaut?

Ich denke daran, was mir selbst gefällt. Ich mag es nicht, wenn Figuren Pappkameraden sind und nur dazu dienen, die Seiten zu füllen – kaum sind sie weg, hat man sie wieder vergessen.

Liebe, Freundschaft und Familie spielen da eine große Rolle – das sind ja nicht gerade Themen, denen im Thriller normalerweise viel Platz eingeräumt wird.

Ich würde das mit einem Wort zusammenfassen: Balance. Man braucht den Blick auf das Ganze, um Stabilität zu erreichen, und aus dem Grund sind diese Themen präsent in dem Roman, sie machen das Geschehen und vor allem das Verbrechen echt.

Der brutale Mord an drei jungen Menschen – gab es dafür ein reales Vorbild in der Wirklichkeit?

Nein, Bezüge zu tatsächlichen Begebenheiten gibt es nicht, und zwar aus ethischen Gründen. Niemals könnte ich eine Geschichte schreiben, die von realen Gräueltaten handelt. Selbst die brutalste und abscheulichste Fiktion feiert das Leben, lässt die Mühen des Alltags vergessen und beschert uns Emotionen, die wir im wirklichen Leben Gott sei Dank niemals empfinden werden. Sie soll unterhalten, doch niemals darf sie den Tod feiern.

Haben Sie eine spezielle Lebensphilosophie?

Ich bin ein Wanderer. Ich weiß, der Weg ist lang, aber schlussendlich, wenn man genug Sorgfalt und Leidenschaft investiert hat, wird man das Ziel erreichen.

Der Tod so kalt

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