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Interview mit Martin Wehrle über das bisweilen skandalöse Berufsleben von Frauen

Martin Wehrle über "Herr Müller, Sie sind doch nicht schwanger?!"


Martin Wehrle
© André Heeger
Herr Wehrle, wie sind Sie auf die Idee für Ihr neues Buch gekommen?

Ich habe Frauen zugehört! Was ich als Karriereberater erzählt bekomme, schreit zum Himmel: Im Vorstellungsgespräch werden Frauen oft auf Kinderpläne verhört, als würde der Bauch einer Schwangeren die ganze Firma sprengen! Im Alltag werden sie häufiger unterbrochen und seltener befördert als Männer. Und wenn es gilt, Kaffee zu holen oder das Protokoll zu schreiben, richten sich die Augen der männlichen Führungskräfte natürlich sofort auf die einzige Frau in ihrer Runde.


Nun haben Sie ja kein typisches Sachbuch geschrieben, sondern erzählen die Story des Managers Peter Müller, der als Frau aufwacht – warum diese Form?

Weil ich weiß, dass viele Frauen von Männern hören: „Stell dich nicht so an – auch ich hab‘s schwer im Beruf!“ Diesen Männern fehlt die Fantasie, was sie als Frauen erwarten würde! Die Hölle wäre los, wenn Männer 22 Prozent weniger als Frauen verdienten, im Top-Management kaum vorkämen und als Bewerber auf Schwangerschafts-Pläne verhört würden. Aber dass Frauen so behandelt werden? Ganz normal! Um diesen Skandal zu verdeutlichen, habe ich Peter Müller zu „Petra“ verwandelt.


Was von Ihrer Story ist erfunden – was Realität?

Alles, was Herrn Müller als Frau im Beruf passiert, ist aus der Wirklichkeit gegriffen: dass er mit einem kleinen Dienstwagen abgespeist wird, sich „Schätzchen“ nennen lassen muss, weniger als die männlichen Kollegen verdient, bei Meetings dauernd unterbrochen wird, als Schwangere nur noch belanglose Arbeiten auf den Tisch bekommt und außen vor ist, wenn die Männer abends an der Bar die wichtigen Pöstchen verteilen.
Erfunden ist nur die spannende Rahmenhandlung. Am Ende muss sogar die Polizei eingreifen.


Warum sollten Frauen Ihr Buch lesen? Sie wissen doch aus eigener Erfahrung, was ihnen jeden Tag passiert!

Die ersten Leserinnen fanden das Buch sehr unterhaltsam und waren begeistert von den konkreten Tipps. Herr Müller lernt einen Karriereberater kennen, und der weiht ihn in die heimlichen Spielregeln der Karriere ein. Die beiden sprechen durch, was Herr Müller vorher erlebte: Wie findet man als Frau bei einem Meeting Gehör? Wie bringt man die eigenen Truppen vor einem wichtigen Termin in Stellung? Wie reagiert man schlagfertig auf anzügliche Bemerkungen? Wie setzt man sich als Frau in Gehaltsgesprächen durch? Und was kann man als Mutter oder Halbtagskraft tun, um ernst genommen zu werden?


Und warum mussten ausgerechnet Sie als Mann so ein Buch schreiben?

Eine Frau hätte das natürlich auch gekonnt! Nur hätten dann alle gerufen: Die ist doch parteiisch – die ist selbst Frau! Dieser Verdacht kann mich als Mann nicht treffen.


Letzte Frage: Sie empfehlen in dem Buch unter anderem männliche Verhaltensweisen für Frauen – ist das nicht ein Widerspruch?

Bei der Karriere gilt dasselbe wie beim Schach: Es gewinnt nur, wer die Regeln beachtet. Im Moment gelten (noch) männliche Spielregeln. Ich empfehle Frauen, diese albernen Machtrituale nur so lange mitzuspielen, bis sie selbst an der Spitze stehen. Und dann sofort: durch vernünftigere Regeln ersetzen! Die Frauen sollen nicht männlicher werden – sondern die Arbeitswelt weiblicher!