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SPECIAL zu Martin Zöller »Madonna, ein Blonder!«

Sie sind jetzt seit 2006 in Rom. Was hat Sie in die Ewige Stadt verschlagen?
Martin Zöller: Glück und Zufall! Ich arbeitete nach dem Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2005/2006 als Pressesprecher der Caritas in Indien. Dort lernte ich einen Reporter der „Badischen Zeitung“ aus Freiburg kennen – und er bot mir an, nach der Zeit in Indien nach Rom zu gehen. Ich dachte mir: Ein Jahr kann man das ja mal ausprobieren. Doch wenn man dann einmal in Rom wohnt, kommt man nur schwer davon los….

Was war Ihr erster Eindruck von Rom?
Martin Zöller:Grandios! Endlich! Rom! Fantastisch! Der zweite: Oh Gott! Denn ich kam just an dem Tag im Jahr 2006 in Rom an, als am Abend Deutschland gegen Italien im WM-Halbfinale spielte. Noch nie habe ich mich so einsam gefühlt: Ich trug ein Deutschland-Trikot und stand als einziger Blonder zwischen 60.000 Italienern im Zirkus Maximus. Ich weiß jetzt, was die Hölle ist.

Welche Erfahrungen haben Sie als Blonder sonst noch in Rom gemacht?
Martin Zöller:Als Blonder ist man Freiwild in Rom, man bewegt sich wie eine Maus zwischen lauter Mausefallen: Immer vorsichtig sein! Vor allem in Bussen: Schon drei Tage nach meiner Ankunft wurde ich beklaut. Daraufhin stellte ich mich mit einem leeren Geldbeutel in der Hosentasche in den Bus: Ich wollte mir das leere Portemonnaie klauen lassen. Natürlich dachte ich: Das wird nie etwas. Doch tatsächlich: Nach einer halben Stunde war mein – leerer – Geldbeutel geklaut …

Was macht einen typischen Römer aus? Gibt es Klischees, die bestätigt wurden?
Martin Zöller:Ein typischer Römer ist zum Beispiel Dino, mein Barista in der Kaffeebar „Il Papagallo“, mit dem ich in meinem Buch auch viele Abenteuer erlebe. So wie alle Römer beherrscht er etwa eintausend Gesten und Ausrufe wie „Eeeeh!“, „Oohu“ und „Boh“, die alle ihre Bedeutung haben und die sich einem Ausländer erst nach langen Versuchen und Fehlinterpretationen erschließen. Wie alle Römer ist er unglaublich stolz auf seine Stadt und das Heiligste im Leben ist ihm die Familie.

Was beim Fahrradfahren beachten?
Martin Zöller:Die einzige Art, in Rom sicher Fahrrad zu fahren, ist wohl das Trimmrad im Fitnessstudio. Denn auf der Straße ist es mitunter lebensgefährlich: Autofahrer rechnen in Rom mit Fahrradfahren in etwa so, wie man in Deutschland im normalen Straßenverkehr mit einer Pferdekutsche rechnet – also gar nicht. Wer in Rom Fahrrad fährt, sollte deshalb versuchen, in jeder erdenklichen Form auf sich aufmerksam zu machen, etwa durch neongelbe Klamotten oder lautes Singen. Aber selbst dann ist es eigentlich noch verrückt, es zu wagen.