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Header zu Cognetti, Acht Berge

SPECIAL zu Paolo Cognetti

Immer auf der Suche nach sich selbst

Die Berge – das sind nicht nur Schnee und Schluchten, Grate, Flüsse, Seen und Weiden. Die Berge sind eine bestimmte Art zu leben: Sie zwingen uns, immer nur einen Schritt vor den anderen zu setzen, erfordern Stille, Zeit und Maßhalten und lenken unseren Blick auf das, was wesentlich ist.

Mit elf Jahren reist Pietro zum ersten Mal mit seinen Eltern für den Sommer nach Grana ins Aostatal. Als er aus dem Auto steigt, weht ihm ein Duft von Heu, Stall, Holz, Rauch entgegen – und schon ist er dem Bergdorf verfallen, das überragt wird von den Viertausendern des Monte-Rosa-Massivs. 1984 leben nur noch vierzehn Menschen dort, früher waren es einmal hundert. In der ehemaligen Schule werden Kaninchen gezüchtet, denn es gibt nur noch ein einziges Kind im Dorf: Bruno. Er ist, anders als der gleich alte Pietro, die meiste Zeit sich selbst überlassen und muss die Kühe seines Onkels hüten.

Die schüchternen Jungen freunden sich an. Sie erkunden die vielen verlassenen Häuser des Dorfs, streifen an endlosen Sommertagen durch schattige Täler und folgen dem Wildbach bis zu seiner Quelle. Sommer für Sommer erklimmen sie zusammen mit Pietros bergbegeistertem Vater die Gipfel.

Acht Berge folgt dem Leben der Freunde über drei Jahrzehnte, immer aus der Perspektive von Pietro erzählt. Ihre Lebenswege sind so verschieden, dass sie einander viele Jahre lang nicht sehen: Bruno bleibt in Grana und versucht die Käserei des Onkels wieder aufzubauen; Pietro fängt ein Mathematikstudium an, wechselt dann aber zum Film und bereist die Welt, immer auf der Suche nach sich selbst.

Als Pietros Vater stirbt, hinterlässt er seinem Sohn ein Grundstück bei Grana. Bewegt kehrt Pietro zu den Bergen seiner Kindheit zurück und bleibt für einen Sommer, um gemeinsam mit Bruno die verfallene Almhütte auf dem geerbten Grundstück wiederaufzubauen. Die alte Freundschaft lebt auf, ohne viele Worte, aber so solide wie der Berg, an dem sich Pietro und Bruno einst kennenlernten.

Die Art, wie Paolo Cognetti diese Freundschaft zwischen zwei Jungen und später Männern beschreibt, wie er das Vater- und Mannsein, die Stille und das Ringen mit der Natur in Worte fasst, habe etwas Ungestümes, Freies, Archaisches. So schrieb die italienische Tageszeitung La Stampa zum Erscheinen des Buchs in Italien im November 2016. Es stieg sogleich in die Top Ten der Bestsellerliste ein. Große Namen wie Hemingway oder Mark Twain wurden als Vergleichsautoren genannt. Auch der Stil begeisterte die italienischen Kritiker, denn er ist knapp, präzise, niemals aufdringlich und von allem unnötigen Ballast befreit. Hier mag sich bemerkbar machen, dass Cognetti ebenso wie sein Protagonist Pietro Mathematik und Film studierte und Dokumentarfilme produzierte, bevor er sich ganz dem literarischen Schreiben zuwandte. Mit Acht Berge ist ihm nun der internationale Durchbruch gelungen: In über dreißig Sprachen erscheint der Roman, der auch verfilmt wird.

Wie wollen wir leben? Stadt oder Land? Soll man gehen oder bleiben? Sich einmischen oder raushalten? Es sind ganz grundlegende Fragen, die Cognetti in seinem Buch stellt, dessen Titel auf eine alte nepalesische Legende anspielt. In der Mitte der Welt steht ein mächtiger Berg, der Sumeru, der umringt wird von acht weniger hohen Bergen und acht Meeren. Die Frage ist nun, wer im Leben mehr lernt: Einer, der die acht niedrigeren Berge bereist, oder einer, der den Sumeru erklimmt? Für Pietro scheint die Antwort klar: Es ist Bruno mit seiner Unbedingtheit, Zuverlässigkeit und Authentizität. Ob er deshalb auch glücklicher ist?

Paolo Cognetti, 1978 in Mailand geboren, verbringt die Sommermonate immer in seiner Hütte im Aostatal auf 2000 Metern Höhe. Er hat Mathematik studiert, die Filmhochschule in Mailand besucht und gemeinsam mit einem Freund eine Produktionsfirma für Dokumentarfilme geleitet. Als literarischer Autor debütierte er 2004 mit einer Erzählung in einer Anthologie. Seither sind von ihm in Italien u. a. Erzählbände und zwei Romane erschienen, außerdem Reiseberichte über New York – seiner zweiten großen Leidenschaft neben den Bergen. Paolo Cognettis neuestes Buch Acht Berge begeisterte Leser wie Kritiker gleichermaßen; der Roman stand wochenlang in den Top Ten der italienischen Bestsellerliste. Die Übersetzungsrechte wurden in über dreißig Länder verkauft.

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