Rainer Oberthür

Rainer Oberthür ist stellv. Leiter des Katechetischen Instituts des Bistums Aachen, Dozent für Religionspädagogik und Grundschullehrer.
Er gehört zu den bekanntesten Religionspädagogen im deutschsprachigen Raum.

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Lieber Herr Oberthür, was ist das Besondere an der „Bibel für Kinder und alle im Haus“?
Der Titel spricht es schon aus: Diese Bibel ist für Kinder und alle im Haus, gleichzeitig und langfristig. Ich werde auch als Jugendlicher und Erwachsener nichts darin finden, was mir nun zu simpel oder gar falsch erklärt erscheint. Mit dieser Bibel kann man groß werden und immer tiefer erfassen, wie die Menschen Gott mehr und mehr erfahren und erkannt haben.
Zudem unterstreichen die Kunstbilder die Kostbarkeit der Bibel. Sie laden zum Schauen ein und geben der Fantasie und Vorstellungskraft von Kindern Raum und Nahrung.

Gibt es eine Lieblingsgeschichte in der Bibel, die Ihnen besonders wichtig ist?
Das ist keine leichte Frage: Als Geschichte mag ich besonders die Jona-Erzählung, da sie in so sympathisch-menschlicher Weise die Ängste und Sehnsüchte des Menschen und sein Fragen nach Gott widerspiegelt. Sie verdichtet zudem eindrucksvoll die biblische Botschaft vom einen Gott, der für alle Menschen da ist.
Aber auch die gesamte Urgeschichte von der Schöpfung bis Babel zu den großen Fragen des Menschen, die poetischen Worte und Gebete der Psalmen und die Geschichten von Jesu Geburt, Tod und Auferstehung sind mir besonders lieb. Kurzum: Alle Bibeltexte, in denen das Ganze der biblischen Botschaft besonders aufscheint.

Zur Bibel gibt es neben der Hör-Bibel nun auch ein Bibel-Spiel. Worum geht es in diesem Spiel?
Zunächst einmal steht die Freude am Spielen im Mittelpunkt: Achtzehn Bilder der Kinderbibel, kleine Ausschnitte daraus, zentrale Bibelsätze dazu und natürlich die dazugehörigen Geschichten können auf einfache und motivierende Weise in verschiedenen Memo-Spielen und anderen Kartenspielvarianten kennengelernt werden. Fragespiele mithilfe von Quizkarten vertiefen diese sehr grundsätzlichen Zugänge zum Begreifen der biblischen Sprache. So können Jung und Alt mit allen Sinnen die Bibel und ihre Botschaft kennenlernen und verstehen. Das Ganze „funktioniert“ natürlich auch ohne die „Bibel für Kinder und alle im Haus“.

Viele sagen: „Kunstbilder sind nichts für Kinder“, denn diese Bilder haben eine oftmals symbolische Sprache. Wie können Kinder diese Symbolsprache verstehen?
Sie müssen zunächst die Chance erhalten, anspruchsvollen Bildern zu begegnen. Ihre Erzähl- und Entdeckerfreude und ihre Vorstellungskraft und Intuition gibt Kindern oft einen Vorsprung gegenüber Erwachsenen bei der Betrachtung von Bildern. Auch die biblischen Geschichten können dann anders „betrachtet“ und in ihrem unerschöpflichen, doch immer neu anregenden symbolischen Gehalt „begriffen“ werden. In meinem Buch der Symbole habe ich das in einem schon für Kinder hilfreichen „Schlüsselsatz“ verdichtet: „Alle Dinge, die wir sehen, können wir doppelt anschauen: als Tatsache und als Geheimnis.“

Ihnen sind die „großen Fragen“ der Kinder wichtig. Diese „großen Fragen“ stellt auch Nele in Ihren Nele-Büchern, doch wer ist Nele überhaupt?
Nele ist ein neugieriges Mädchen, das sich auf die Suche nach den Antworten auf die großen Fragen des Lebens macht. Ich habe sie erfunden und bin selbst zugleich Nele und Neles Papa. Sie ist sozusagen ein „Buchmensch“. Ich bekomme immer wieder Mails zu Nele und ihren Büchern. Da heißt es oft: Ich habe dein Buch mit Neles Gedanken gelesen und fand das fast unheimlich, denn sie hat dieselben Fragen wie ich. Aber du kennst mich doch gar nicht ... Das ist ein besonderes Geschenk, wenn sich junge Leserinnen in dem erkennen, was ich als Erwachsener geschrieben habe.