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Reinhard Kleindl im Interview

»Ich bin ein Spannungsautor mit einem ungewöhnlichem Lebensstil«, haben Sie einmal gesagt. Ihr Leben spielt sich zwischen Krimifestivals und Slacklines über schwindelerregend hohe Schluchten ab – ein Leben von dem viele nur träumen können. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Ihren Leidenschaften?

Wie das so kommen konnte, ist mir selbst nicht ganz klar. Bevor ich zum Sportler wurde, war ich ein ausgesprochener Kopfmensch, dieser Weg war absolut nicht vorgezeichnet. So etwas lässt sich vermutlich nicht planen, es passierte Schritt für Schritt. Meinen Lebensstil genieße ich jedenfalls sehr. Schreiben und Sport haben wenig miteinander zu tun, vertragen sich aber organisatorisch ganz wunderbar. Ich schreibe gern, wenn ich auf Reisen bin oder nehme mir Zeit zum Trainieren, wenn ich gerade eine Pause brauche. Für mich ist das Luxus pur.

Was ist Ihre Lebensphilosophie?

Ich vertraue gern auf meine Intuition und versuche, nicht alles zu kontrollieren. Das bringt manchmal Unsicherheit, weil unerwartete Dinge passieren können, aber auch ein Gefühl von Freiheit. Beim Slacklinen ist dieser Aspekt besonders stark, alles wackelt, aber man muss sich darauf einlassen. Das fasziniert mich daran. Freiheit und Unsicherheit sind überhaupt ganz eng miteinander verbunden, finde ich, man bekommt das eine nicht ohne das andere. Kaum etwas auf dieser Welt ist gratis, schon gar nicht die Freiheit!

Zum Thema Schreiben: Was ist das ganz Spezielle an Ihren Thrillern?

In vieler Hinsicht sind meine Thriller klassisch. Ich nehme Thriller-Plots wie aus den Büchern, die ich gerne lese, und interpretiere sie auf meine Art. Dabei fasziniert mich besonders der Terror des Alltäglichen. Ich denke, dass ich als Österreicher einen eigenen Zugang dazu habe. Nirgendwo sonst kann das Grauen so herrlich normal sein! In anderen Ländern liegt das Böse vielleicht offener da, wir verbergen es hinter einer gut kultivierten Höflichkeit, manchmal Herzlichkeit. Ein guter Boden für Thriller.

Wie läuft bei Ihnen der Schreibprozess ab, wann kommen die besten Ideen, wo lassen Sie sich inspirieren?

Die besten Ideen kommen immer, wenn eigentlich etwas anderes zu erledigen wäre! Scherz beiseite, schreiben kann man überall, manchmal muss der Rechnungszettel im Restaurant herhalten. Am besten ist es natürlich, Zeit zu haben, etwa in einer Almhütte zu sitzen und an etwas Neuem zu arbeiten. Ich genieße es auch, zu lesen, Filme anzuschauen, und ich habe eine Schwäche für gut gemachte Computerspiele. Überall dort ist Inspiration zu finden. Am Wichtigsten ist letztlich eine gute Hauptfigur, die eine große Eigendynamik entwickelt, dann geht es oft ganz leicht. Anja Grabner hat beim Schreiben großen Spaß gemacht. Sie hat in ihrer dreisten Art diese Geschichte an sich gerissen und getan, was sie wollte.

In Ihrem neuen Thriller »Stein« muss eben diese Anja Grabner, eine ehemalige Wiener Kommissarin, nach einem missglückten Fall zurück in das fiktive Dorf Stein, wo der abgrundtiefe Hass einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft ihr zum Verhängnis wird. Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem beklemmenden Szenario?

Ich mag es, wenn sich ein Plot um eine spezielle Location dreht, beim Spukhaus alter Horrorgeschichten oder im Theaterstück, das in einem einzigen Raum spielt. Für das Dorf Stein gibt es einige reale Vorbilder, die ich vom Klettern kenne und die eigentlich nicht sehr idyllisch sind, sondern eher mysteriös und beklemmend. Mir hat gefallen, dass eine etwas zerrüttete Figur sich gerade an so einem Ort wohlzufühlen beginnt. Da geht es ums Verdrängen. Wir gewöhnen uns ja an die sonderbarsten Dinge, bis sie uns völlig normal vorkommen. Meine Anja merkt also gar nicht, dass sie ihr Zelt mitten in der Höhle des Löwen aufgeschlagen hat. Es ist recht schnell klar, dass ihr das zum Verhängnis werden wird.
Reinhard Kleindl liebt die Gefahr – und das nicht nur in seinen Thrillern. Der Österreicher ist professioneller Slackliner, auf einem gespannten Seil vollführt er irrwitzige Kunststücke über atemberaubende Abgründe. Der studierte Physiker, der 1980 in Graz geboren wurde, spannte sein Band schon über die Victoriafälle. Im Oktober 2017 begann Kleindl mit dem Apnoetauchen, das er inzwischen wettkampfmäßig betreibt. Neben dem Extremsport ist das Schreiben seine ganz große Leidenschaft. Nach mehreren Thrillern, die im österreichischen Haymon Verlag erschienen sind und von der österreichischen Presse hochgelobt wurden, veröffentlicht er nun seinen ersten Thriller als Originalausgabe im Goldmann Verlag am 17. September 2018: »Stein«. Mehr Infos über sein aufregendes Leben und seine spannenden Thriller gibt es auf seinem Blog unter www.reinhardkleindl.at und auf @reinhard.kleindl on Instagram