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SPECIAL mit Bettina Pohlmann zu »Frühstück mit Giraffen«

Wussten Sie, dass Bettina Pohlmann gerne durch die Zähne pfeifen können würde, dies ihr bisher aber nicht gelungen ist?

Bettina Pohlmann
© www.franksiemers.com
Eine kurze Biographie:
Geboren in Hamburg, nach dem Abi ein Jahr Aufenthalt in Paris, danach Studium in Hamburg (DaF, Französisch, Pädagogik), währenddessen aufgrund eines Stipendiums ein weiteres Jahr Aufenthalt in Paris und Reims. Erste Praktika und Artikel bei Zeitschriften (u.a. Petra, Max, Prinz, Berliner Morgenpost).
Anschließend acht Jahre (Live-)Reporterin und Sprecherin (Nachrichten) bei NDR2, danach sechs Jahre Inlandkorrespondentin beim ZDF-Landesstudio in Hamburg und freie Autorin/Filmemacherin bei NDR, ZDF und Arte mit vielen Drehreisen ins Ausland (u.a. China, Costa Rica, USA, Finnland, Frankreich).
Während dieser Zeit ist der Roman Männer im Netz entstanden (über das Suchen und Finden der Liebe im Internet) unter dem Herausgeber Vito von Eichborn.
Erster Kino-Dokumentarfilm über Tänzer des Hamburg Ballett, der kurz vor Fertigstellung vom Ballettchef zensiert und öffentlich nicht mehr gezeigt wurde.
Weitere TV-Dokumentationen und fünfmonatige Weltreise als Familie.
Derzeit Fertigstellung von Frühstück mit Giraffen und Dreh von In- und Auslands-Dokumentationen (u.a. für 360° GEO-Reportage auf den Cook Islands).

Würden Sie uns ein wenig über sich erzählen – Ihre Hobbys, Lebenssituation, Ihren Traum vom Glück, was Sie ärgert, welche Gabe Sie gerne besäßen …?
Meine große Leidenschaft: kochen und essen. Vor allem Desserts. Noch größere Leidenschaft (was praktisch ist, weil es das Essen kompensiert): Ballett (aktiv Hupfdohlen), Joggen und Yoga. Außerdem Fahrradfahren, auch bei Regen und im Schnee. Also immer.

Mein größtes Glück: meine Familie.
Das schönste Ereignis meines bisherigen Lebens: die Geburt unserer Töchter.

Um Geld zu verdienen kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als zu schreiben und durch meinen Beruf als Autorin und Filmemacherin immer wieder neue Menschen und Orte und vor allem Lebenssituationen kennenlernen zu dürfen, sei es eine Großfamilie in Costa Rica, Tänzer auf den Cook Islands oder die Mannschaft auf einem Containerschiff – und zusammen mit einem Team zu arbeiten, das sich dafür genauso begeistert.

Traum, der verwirklicht wurde: die Weltreise als Familie. Und davor: eine Datsche mit Garten am Meer.

Ansonsten: Ich würde gerne durch die Zähne pfeifen können – oft geübt, nie geschafft.

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Als Kind und Jugendliche habe ich derart umfangreiche Briefe an meine Brieffreudinnen geschrieben, dass sie in keinen normalen Umschlag passten und wir jedes Mal ein Paket zur Post bringen mussten ... Ich habe diverse Tagebücher vollgeschrieben und nachts mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen; Bücher wurden vor Reisen von meinen Eltern versteckt, weil ich sie einmal noch vor der Abfahrt heimlich gelesen hatte.
Bei meinem Aufenthalt in Paris habe ich dann unzählige Briefe geschrieben und mehr als hundert Seiten über diese aufregende Zeit in eine alte Schreibmaschine getackert, zu Hause alles in einen Karton gestopft, der jetzt irgendwo auf dem Dachboden steht.
Danach habe ich in einem Hamburger Café gesessen und davon geträumt, an diesem Ort einmal als Journalistin mit einem Notizbuch in der Hand jemanden zu interviewen, anschließend ein Portrait über die Person schreiben zu dürfen und dafür sogar noch Geld zu bekommen (was ich dann Jahre später tatsächlich am selben Ort gemacht habe).

Was inspiriert Sie?
Gespräche. Vor allem jene mit Freunden. Denn nichts ist spannender als das Leben selbst.

Als Journalistin habe ich oft zu hören bekommen: „Die Themen liegen auf der Straße“. Und es stimmt noch immer. Trotz Facebook und Twitter. Wenn man mit halbwegs offenen Augen durchs Leben geht, zuhört und neugierig ist/bleibt, kommen die Themen zu einem.
Zuhören, aufgeschlossen sein, Neues ausprobieren, Nachrichten verfolgen, Dokumentationen, Kinofilme, Lesungen. In Cafés Menschen beobachten. Mich interessieren vor allem Gesellschaftsthemen, Familiengeschichten, innere Konflikte, Kulturthemen. Alles, was erst einmal fremd und neu erscheint, ist spannend. Neue Länder, andere Kulturen. Ich reise gerne ab und zu alleine für ein paar Tage in eine fremde Stadt, um dort einzutauchen und alles aufzusaugen.

Ansonsten – bei meinem Beruf als Journalistin für längere Dokumentationen und Reportagen lerne ich während der Dreharbeiten, egal ob in der Heimat oder im Ausland, immer wieder mir völlig fremde Lebenswelten kennen, einen anderen Alltag und dadurch neue Facetten des Lebens.

Welche Szene aus Ihrem Buch war am schwierigsten zu schreiben?
Mental schwierig: der Tod meiner Mutter. Diese Passage habe ich einmal runtergeschrieben und danach nie wieder angerührt.

Haben Sie eine Lieblingsszene?
Ja, mehrere – hier eine kleine Auswahl:
Die Szene mit der nächtlichen Ankunft bei dem noch nicht fertig gestellten Guesthouse in Indien und die anschließenden Aktionen des Gastgebers, der um sein Karma besorgt war. Die Szene vom ersten Anblick der Eisriesen in Nepal. Unsere Begegnung im Schlafanzug mit der Giraffe in Südafrika. Die Szene am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel in der Mojave Wüste der USA. Die Angelszene in Kanada. Und alle Szenen in unserem Haus in Neuseeland und die Reitszene am Farwell Spit.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Antonia, Helen und Frank.

Gibt es bestimmte geographische Orte, zu denen Sie oder Ihr Buch einen besonderen Bezug haben?
Die Welt. Hamburg.

Was lesen Sie selber gerne?
Gesellschaftsromane, Biografien, Reiseliteratur

Wer sind Ihre Lieblingsautoren?
T.C. Boyle, Alice Munroe, Paul Auster, Wolfgang Büscher, Jasmina Reza, Simone de Beauvoir

Möchten Sie uns 3 Bücher für die einsame Insel empfehlen?
Homo Faber (Max Frisch), America (T.C. Boyle), Tricks (Alice Munroe)

Was ist für Sie die größte Versuchung?
Eine französische Patisserie.

Was ist für Sie die optimale Entspannung?
Im Garten in der Erde zu wühlen. Barfuß am Strand zu joggen. In der Hängematte zwischen Obstbäumen zu liegen. In Neuseeland im Regenwald dem Tui lauschen oder mit Delfinen am Strand schwimmen (leider nur selten möglich).
Sonntags Thai-Food und Tatort. Mit unseren Mädchen im Bett ein Buch lesen. Hefekuchen backen.

Welche Organisation oder welches Projekt würden Sie gerne unterstützen – oder tun dies bereits?
Flüchtlingshilfe, Hilfsorganisationen zum Wiederaufbau von Nepal

Ein paar Worte an Ihre Leser und Leserinnen?
Meine Hoffnung beim Schreiben war stets, dass Sie beim Lesen von Frühstück mit Giraffen gedanklich ein bisschen mit auf Reisen gehen – zu den Gastgebern nach Hause und zu all den Menschen an faszinierenden Orten in der Welt und in die Wüsten, Bergwelten, zu den Riesenfarnen und Vulkanen – kurz, in die zum Niederknien fantastische Natur. Und dass Sie an einigen Stellen vielleicht schmunzeln, um an anderen kurz innezuhalten, um sich zu fragen: Wer bin ich, wo wollte ich eigentlich hin und warum bin ich noch hier? (Diese Kleinigkeiten halt...)
Um sich nach der Lektüre des Buches ein Kaltgetränk aus dem Kühlschrank zu holen und sich selbst zuzuprosten, dass Sie so was Beklopptes ja glücklicherweise nicht mitmachen müssen, weil Sie das Reisen in Gedanken viel schöner finden – und das heimische Sofa sowieso.
Oder aber, Sie verspüren ein klitzekleines Kribbeln in der Magengegend, und dann ist da plötzlich eine Sehnsucht und Sie beschließen – egal ob als Familie, zu zweit oder allein –, den verstaubten Rucksack vom Boden zu holen und einen Schritt ins Unbekannte zu wagen, einen Schritt, der viel kleiner ist als man denkt: rein in die faszinierende, große weite Welt, rein in das, was man Leben nennt.