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SPECIAL zu Adam Sternbergh

Kurz & knapp

DER HIMMEL AUF ERDEN ENDET IN DER HÖLLE


FÜR WEN IST DAS?
Spademan vereint das Hardboiled-Stakkato von Don Winslow und die abgründigen Fantasien von Chuck Palahniuk mit den Zukunftswelten eines Philip K. Dick. Wer harte, schnelle, intelligente Thriller mit dem besonderen Kick liebt, für den ist dieser Roman eine Offenbarung. Sternbergh gibt dem guten alten Noir-Genre den Adrenalinstoß, auf den viele Leser seit Langem warten.

FAKTEN
In den USA wird Adam Sternbergh bereits als die »Zukunft des Thrillers« bezeichnet. Vor Erscheinen der US-Ausgabe wurden die Filmrechte in einer großen Auktion an Warner Bros. verkauft. Für die Hauptrolle ist Denzel Washington vorgesehen. Spademan ist Auftakt einer geplanten Romanserie.

WAS SAGEN ANDERE?
»Hardboiled as f***! Und eine Schreibe, so scharf wie ein Papierschnitt.« Lauren Beukes, Autorin von The Shining Girls
»Eleganter, schnittiger und intelligenter Noir. Der beste Scifi-Thriller seit Snow Crash von Neal Stephenson.« Roger Hobbs, Autor von Ghostman

WARUM DER LEKTOR DIESES BUCH MAG
Es ist lange her, dass uns ein Spannungsroman so in seinen Bann gezogen hat wie dieser. Der Autor hat einen ganz eigenen Stil und Sound. Er schreibt reduziert und bewusst knapp. Das ist erst ungewohnt, entwickelt dann aber einen sagenhaften Sog. In wenigen Worten erschafft Sternbergh das Bild eines apokalyptischen New Yorks, bei dem im Kopf die Post abgeht.


New York, New York

Adam Sternbergh ist Kulturredakteur beim New York Times Magazine. Und er ist Fan von Ryan David Jahn. Das macht ihn uns schon einmal sehr sympathisch. Noch sympathischer ist uns der junge Mann, seit wir seinen Debütroman Spademan gelesen haben. Darin entwirft er eine finstere Vision von New York City in der nahen Zukunft, in der ein einsamer Auftragskiller namens Spademan in der ausgebombten Stadt seine Jobs verrichtet. Wie er die terrorgeplagte Stadt zeichnet, das hat große Klasse und ruft beim Leser Bilder gewaltiger New-York-Filme wach. Seine messerscharfe Sprache ist eine Remineszenz an die legendären Noir-Meister, doch Sternbergh blickt nach vorn, sein Roman steckt voller origineller Ideen, sodass auch die Fans eines Philip K. Dick auf ihre Kosten kommen. Für uns hat der Autor exklusiv den folgenden Text verfasst, in dem es um sein New York und das New York in Film und der Literatur geht.

      Obwohl ich in meiner Kindheit nie in New York war, hatte ich eine ziemlich gute Vorstellung davon: eine Stadt der Morde, des Verbrechens, der Verzweiflung und Gesetzlosigkeit, der marodierenden Killerclown-Banden und der Vampire. Über Letztere hatte ich aus einem Horrorroman namens Das Licht im Abgrund gelesen, in dem ein Vampir die New Yorker U-Bahn-Tunnel unsicher macht. Alles andere stammte aus Filmen – die ich allerdings nicht zwangsläufig gesehen hatte (ich war viel zu jung, um Ein Mann sieht rot, Taxi Driver oder Die Warriors im Kino mitbekommen zu haben). Aber ich hatte von diesen Filmen gehört, Zeitungsanzeigen oder Fernsehwerbung dafür gesehen. Diese Filme schienen Geschichten aus einer trostlosen Stadt zu erzählen, in denen sich ein einsamer Held Horden von mordlüsternen Angreifern erwehren musste. Oder Geschichten über Terroristen, die U-Bahnen in ihre Gewalt brachten (Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3). Oder über Stadtviertel, in denen das Chaos herrschte und die Polizei machtlos war (The Bronx). Geschichten, in denen Manhattan selbst in einer nicht allzu fernen Zukunft abgeriegelt und in eine riesige Strafkolonie verwandelt wurde (Die Klapperschlange).
      Als ich schließlich vor zehn Jahren tatsächlich nach New York zog, entdeckte ich, dass all diese Geschichten wahr waren. Natürlich traf ich weder auf marodierende Banden noch auf Vampire – diese Ära hatte ich eindeutig verpasst. Aber ich begriff, dass die reale Stadt New York von ihrer eigenen Mythologie erfüllt ist. Der Broadway ist mehr als nur eine Straße, die mitten durch die Stadt führt. Die Wall Street ist mehr als nur ein paar Banken in Downtown. In vielerlei Hinsicht ist der Stadtplan von New York nicht nur ein Flickenteppich aus Stadtvierteln, sondern aus Geschichten. Das hier ist der Block aus Bernard Malamuds Die Mieter. In dieser Straße spielte Do the Right Thing. Da ist die U-Bahn-Station aus Michael Jacksons Video zu Bad – es ist eine unendliche Liste, denn die Mythologie ist überall zu finden.
      Die wirkliche Stadt New York ist natürlich völlig anders, als ich sie mir als Kind vorgestellt habe. Ganz besonders heutzutage. Der einst so zwielichtige Times Square aus Taxi Driver wurde gründlich gesäubert und erinnert jetzt an Disneyland. Die dunklen Ecken des Central Park – bekannt aus Ein Mann sieht rot – sind nun von Joggern und Spaziergängern und Touristen bevölkert. Weit entfernte Vororte, die früher gefährliches Territorium waren, sind jetzt plötzlich hip und die Mieten dort unbezahlbar. Und selbst unser kollektiver Traum von New York – die Stadt aus den Filmen, Romanen, Fernsehsendungen und Fantasien – hat sich drastisch verändert. New York ist nicht mehr die Stadt des Taxi Driver und der Klapperschlange – es ist die Stadt von Sex and the City und Friends.
      Mein Roman Spademan resultiert aus dem Bedürfnis, das alte New York wiederzubeleben. Jenes New York, das ich in meiner Kindheit fürchtete. Wiederbeleben ist vielleicht der falsche Ausdruck – ich wollte New York an den Rand des Abgrunds zurückbringen. Die Stadt erneut als einen Ort der Schatten und der Gefahr und der Vernichtung begreifen. Wie konnte ich diese schlechte alte Zeit heraufbeschwören? Wie sich herausstellte, war das gar nicht so schwer – eine kleine schmutzige Bombe auf dem Times Square, eine virtuelle Realität, in die sich die Reichen flüchten. Mehr brauchte es nicht. Was übrigbleibt, ist ein New York, in dem niemand leben will, das aber einen Besuch wert ist – für ein paar hundert Seiten jedenfalls.

Adam Sternbergh