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Brett Forrest, Schattenspiele, Heyne Hardcore, Buch

SPECIAL zu Brett Forrest »Schattenspiele«

6 Fragen an Brett Forrest

Brett Forrest
© Christopher Anderson
Wie aufwendig waren die Recherchen für das Buch?
Brett Forrest: Ich war in England, Ungarn, Hongkong, Indonesien, Thailand, Kambodscha, Singapur, Australien, Brasilien, Katar, Russland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und auf den Philippinen und habe dort mit Manipulatoren, Buchmachern, Glücksspielern, Fußballprofis, Polizeikräften, Wissenschaftlern, Forschern, Sicherheitsexperten und Fußballfunktionären gesprochen.

Warum werden Spiele manipuliert?
Brett Forrest: Zweck der Spielmanipulation ist Wettbetrug. Die Manipulatoren versuchen, das Verhalten der Spieler auf dem Platz zu beeinflussen, um die aktuellen Quoten legaler und illegaler Buchmacher für ihre Zwecke zu nutzen und durch sichere Wetten Geld zu verdienen.

Wie schätzen Sie die Lage in Bezug auf manipulierte Fußballspiele ein?
Brett Forrest: Die Lage ist kritisch. Die schiere Größe des Wettmarkts lockt eine wachsende Anzahl von kriminellen Organisationen aus aller Welt. Bislang zeigte sich keine internationale Institution, sei es ein Sportverband oder eine Polizeibehörde, dazu bereit, die Verantwortung für die Integrität des Sports zu übernehmen. Der FIFA wäre es am liebsten, das Problem würde sich still von selbst lösen, lokale Behörden bekämpfen nur die Probleme vor ihrer Haustür. Die transnationalen Strukturen bleiben unangetastet.

Warum ist es so schwierig, der Manipulation Einhalt zu gebieten?
Brett Forrest: Die Manipulation von Spielen hat bereits eine lange Tradition. Neu ist, dass sich kriminelle Organisationen aus verschiedenen Ländern zu Syndikaten zusammenschließen, um ihre Ressourcen zu bündeln. So ermöglicht eine Syndikatsverbindung zum Beispiel den Zugang zum asiatischen Wettmarkt, wo viel größere Summen gesetzt werden können als in Europa. Damit wachsen auch die Gewinne. Spielmanipulation ist von einer lokalen Gaunerei zum globalisierten Geschäft mit schier unendlichen Möglichkeiten geworden. Das System ist mittlerweile so komplex, dass es beinahe unmöglich ist, die verantwortlichen Hintermänner ausfindig zu machen und strafrechtlich zu belangen.

Wer stellt sich dem Kampf gegen die Wettmafia?
Brett Forrest: Meist konzentriert sich die Strafverfolgung auf einzelne Spieler, statt die kriminellen Organisationen im Hintergrund zu bekämpfen. Es gibt aber ein paar positive Ausnahmen, etwa in Deutschland und Finnland. Die FIFA und die UEFA zeigen weniger Enthusiasmus – ihr Beitrag besteht aus wenig mehr als Lippenbekenntnissen. Interpol und Europol haben dem Problem zumindest etwas Aufmerksamkeit verschafft, aber ihre Handlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Das ICSS in Dohar ist eine der wenigen Institution, die gezielt die Verbindungen zwischen dem asiatischen Wettmarkt und manipulierten Spielen in aller Welt untersuchen.

Welche Chancen gibt es, die Lage unter Kontrolle zu bringen?
Brett Forrest: Damit sich die Lage verbessert müssen diejenigen, die im internationalen Fußball die Deutungshoheit haben und die Gewinne einfahren, sich ihrer Verantwortung für das Spiel bewusst werden. Andernfalls wird der Sport weiter zersetzt. Im Augenblick fehlt eine entschlossene Hand, die den Fußball aus der Krise führen kann.