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SPECIAL zu Catherine Robertson

»Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence«

Interview mit Catherine Robertson

Michelle Lawrence ist eine glückliche Frau. Bis zu dem Tag, an dem ihr Mann auf eigene Faust beschließt, dass die Familie in eine andere Stadt zieht. Plötzlich wird Michelles Leben kompliziert, und sie zweifelt an den Dingen, die ihr bis dahin wichtig waren. Was hat Sie zu dieser Geschichte inspiriert?
Catherine Robertson: Erst wenn uns das Leben aus der Bahn wirft, erkennen wir, wer wir wirklich sind. Ich finde es spannend, wie Menschen mit Verlust, Brüchen und Instabilität umgehen – wie sie reagieren und welche Konsequenzen es hat, wenn sie falsch reagieren. Wenn wir bedroht werden, reagieren wir meist unseren Instinkten entsprechend mit Kampf oder Flucht, und die beiden Hauptfiguren meines Buches verhalten sich entsprechend dieser beiden Möglichkeiten. Sowohl Aishe als auch Michelle folgen dem Instinkt zu kämpfen, aber das erweist sich nicht immer als produktiv. Michelle muss lernen, dass sie nicht alles und jeden entsprechend ihrer Vorstellungen formen kann, egal wie erfolgreich sie damit in der Vergangenheit war. Aishe muss lernen, dass sie ihre Kampfhaltung irgendwann wieder aufgeben muss und dass ein Schutzpanzer auch von innen aufgebrochen werden kann.

Zu Beginn des Romans ist Michelle Lawrence sicher, dass ihr Leben perfekt ist. Gibt es das überhaupt, ein perfektes Leben? Kann Perfektion glücklich machen?
Catherine Robertson: Wie sagt man doch so schön: Glück heißt nicht, zu bekommen was man will, sondern das zu wollen, was man hat. Ich fand diese Redensart immer furchtbar platt, aber es ist genau das Thema, dem ich mich mit meinem neuen Roman annähere. Michelle hält ihr Leben für perfekt und ist glücklich, weil es genauso ist, wie sie es immer geplant hatte. Michelle ist nicht manipulativ, aber sehr direkt und zielstrebig – wenn sie etwas will, gibt es für sie keinen Grund, warum sie es nicht auch haben sollte. Sie hat eine erfolgreiche Karriere hinter sich, und nun möchte sie Ehefrau und Mutter sein und in einem schönen Haus in einer guten Gegend wohnen. Die Probleme beginnen, als ihr Mann beschließt, eigene Pläne zu verfolgen. Michelles Reaktion ist es zu kämpfen – aber wie weit kann sie gehen? Und wird es – falls sie gewinnt – nicht ein Pyrrhussieg sein? Anders gesagt, was ist der Preis, den sie zahlt?

Die weiblichen Figuren in ihren Romanen sind nicht auf den Mund gefallen und wissen sich zu verteidigen. Wie kommen Sie auf diese starken Frauenfiguren?
Catherine Robertson: Ich vermute, ich verarbeite damit all die Momente, in denen jemand unverschämt zu mir war und ich es mir gefallen lassen habe. Zumindest habe ich nicht unmittelbar gekontert, die perfekte entwaffnende Antwort fällt mir immer erst einige Stunden später ein. Ich bewundere schlagfertige Menschen, die eine spitze Bemerkung zielgenau platzieren können, und Menschen, die das Selbstvertrauen haben, zu sagen was sie denken, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was andere Leute von ihnen halten könnten. Menschen, die all das können und dabei auch noch unterhaltsam sind – das sind meine Idole. Michelle ist geistreicher als Aishe, die ihre grimmige Offenheit als Waffe gebraucht. Aber beide sind sie unerschrocken und glauben, dass nur ein dummer, schwacher Mensch verschweigt, was gesagt werden muss.

Weinende Kinder, Schwiegereltern, die vergesslich werden, ein Ehemann, der zu viel arbeitet: Sie beschreiben das tägliche Familienchaos mit einem wunderbaren Sinn für Humor und jeder Menge Empathie. Was bedeutet Ihnen Familie?
Catherine Robertson: Für mich bedeutet Familie: Viele verschiedene Persönlichkeiten lernen, miteinander auszukommen. Am besten funktioniert es, wenn wir die Eigenheiten des anderen akzeptieren können. Auch wenn meine Jungs meine Ordnungsprinzipien immer noch für krankhaft halten und ich fest vorhabe, ihnen, wenn sie noch einmal Marmelade und Krümel auf dem Schneidebrett hinterlassen, zum nächsten Frühstück das Schneidebrett in Stücken zu servieren. Und lassen Sie uns gar nicht erst davon reden, wie mein Mann die Handtücher im Bad aufhängt. Nichtsdestoweniger, meine Familie – und das schließt meinen Bruder, seine Frau und Kinder und meine Mutter und ihren Mann mit ein – bringen mich mehr zum Lachen als jeder andere Mensch, den ich kenne. Sie sind die beste Quelle für neuen Stoff, und dafür bin ich bin unendlich dankbar.

Was bedeutet Ihnen Humor?
Catherine Robertson: Vergessen Sie Brot! Humor ist die Grundlage des Lebens! Meine Lieblingsautoren sind Humoristen, und ich bin ein großer Fan von Stand-Up Comedians, besonders von Billy Connoly, Bill Bailey und Sarah Silvermann.

Arbeiten Sie schon an Ihrem nächsten Buch?
Catherine Robertson: Ja, ich arbeite an meinem dritten Buch! Es baut auf »Das nicht ganz perfekte Leben der Michelle Lawrence« auf und beschäftigt sich mit der Frage, wie unser Selbstwertgefühl unsere Beziehungen beeinflusst. Ich konzentriere mich auf zwei Beziehungen und darauf, welchen Belastungen diese Beziehungen ausgesetzt sind. Belastungen sowohl durch äußere Umstände als auch durch innere Zweifel. Keine Angst, es ist immer noch lustig! Das Beste daran ist, dass die Geschichte größtenteils in Italien spielt, in einer Villa am Comer See. Ich mache also indirekt Urlaub, wenn ich schreibe. Und stellen Sie sich vor: Ich habe einmal in einer Villa nur zwei Häuser von George Clooney entfernt gewohnt! Leider war er zu der Zeit auf Sardinien. Nächstes Mal, George! Nächstes Mal!