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SPECIAL zu Charlie Huston

Zum Start der fünfteiligen Romanserie um Vampyr-Detective Joe Pitt

Joe macht sein eigenes Ding. Und er kommt damit über die Runden. Aber das bringt ihn auch in Schwierigkeiten. In jede Menge Schwierigkeiten. Denn Joe ist irgendwie Kriminaler. Irgendwie. Genauso, wie er irgendwie lebendig ist. Sie können sich so lang weigern, den Tatsachen ins Auge zu sehen, früher oder später müssen Sie's doch. Sehen Sie, Joe ist ein Vampyr. Genau, ein Blutsauger. Aber keiner von der normalen Sorte, jedenfalls keiner von der Art, die Sie aus Büchern und Filmen kennen.

Joe leidet an einer Krankheit, einer Krankheit, an der auch eine Menge anderer armer Schlucker leiden, die sich alle in Manhattan rumdrücken und versuchen, mit der Öffentlichkeit und der Sonne nicht in Berührung zu kommen. Sie haben sich in Clans organisiert, von denen jeder ein bestimmtes Territorium beansprucht. Wer am Leben bleiben will, muss sich einem Clan anschließen. Außer Joe. Der sich mit dieser Art Leben nicht anfreunden kann. Für den diese Art Leben kein Leben ist. Leben – wie ironisch. Irgendwie.

»Stadt« aus Blut‹ ist so blutig wie brillant – von einem der herausragendsten Thrillerautoren des 21. Jahrhunderts« Washington Post



Interview zu »Stadt aus Blut«, dem ersten Band der Joe-Pitt-Reihe

Charlie Huston
© Sabine Braun
Die Washington Post hat »Stadt aus Blut« – in Ihren eigenen Worten – »unangenehm gut« besprochen. Haben Sie ein Problem mit guten Rezensionen?
Charlie Huston: Nee, ich hasse es nur, öffentlich bloßgestellt zu werden.

»Stadt aus Blut« ist der erste Titel einer fünfteiligen Romanserie. Was ist Ihr Grundkonzept?
Charlie Huston: Jeder Roman ist ein in sich abgeschlossenes Abenteuer von Joe Pitt. Aber durch die fünf Romane ziehen sich zwei Handlungsstränge: Der eine verfolgt Joes allmähliches Durchdringen der Geheimnisse um das Vyrus, das Menschen in Vampyre verwandelt. Mit jedem Buch enthüllt er ein Stückchen mehr von der wahren Natur des Vyrus und der vielen Geheimnisse, die die diversen Vampyrclans umgeben. Der zweite, persönliche Handlungsstrang ist Joes Beziehung zu seiner Freundin Evie. Sie ist kein Vampyr, hat keine Ahnung von seinem Leben, dafür aber jede Menge Probleme, weil sie HIV-positiv ist.

Was hat Sie zu diesem Roman inspiriert?
Charlie Huston: »Stadt aus Blut« war mein erster Roman nach »Der Prügelknabe« und ich sehnte mich nach etwas kreativer Freiheit. In »Der Prügelknabe« habe ich, was die Handlung angeht, schon etwas über die Stränge geschlagen, aber das Verhalten der Charaktere versuchte ich schon relativ realistisch zu halten. Wenn Kugeln schwirren, Fäuste geschwungen werden und russische Gangster deine Katze foltern, dann ist das eben schon etwas tough. Die Welt in »Stadt aus Blut« hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Sie ist ein Ort, an dem ich meiner Fantasie etwas Wildwuchs und meinen Akteuren eine größere Verhaltensbandbreite gestatten konnte.

Beschreiben Sie uns doch kurz, worum es in »Stadt aus Blut« geht.
Charlie Huston: Na ja, also, Joe Pitt ist Kriminaler in Downtown Manhattan. Er ist mit dem Vyrus infiziert, das ihn dazu zwingt, Blut zu trinken, um am Leben zu bleiben. Sein Leben, das so schon scheiße genug ist, wird ihm von der machtvollen Elite der verschiedenen Vampyrclans, die die infizierte Halbwelt der Stadt regieren, zur Hölle gemacht. Um ihnen nicht ins Gehege zu kommen, muss er hin und wieder für sie einen dreckigen Job erledigen. In »Stadt aus Blut« beginnen diese schmutzigen Jobs mit einer Säuberungsaktion gegen ein paar Untote, die in ihrem Kiez Randale machen. Dann wird's zunehmend schwieriger: Er wird gerufen, als er sich um ein nicht infiziertes Paar aus der Upper East Side kümmern soll. Gewehrschüsse fallen, Blut spritzt und wird aufgeleckt. Und: Die beiden Fälle haben mehr miteinander zu tun, als es zunächst den Anschein hat.

Erzählen Sie uns ein wenig mehr über das Vyrus ...
Charlie Huston: Das Vyrus ist ein Organismus unbekannter Herkunft. Es zwingt die Infizierten menschliches Blut zu konsumieren, macht sie allerdings nicht zu Dämonen. Wenn du also das Vyrus hast, dann bist du noch immer derselbe wie vor der Infektion. Die Fähigkeit, sich der neuen Nahrung anzupassen, entscheidet darüber, wie lange einer überleben kann. Aber: Kann auch sein, dass es gar kein Vyrus gibt, sondern einen übernatürlichen Handelnden, der Vampyre kreiert. Oder eine chemische Waffe. Oder … Das ist das tiefe Geheimnis der Serie: Was ist das Vyrus?

Was genau sind die Clans?
Charlie Huston: Manhattan ist zur Zeit der Romane in verschiedene Clanreviere aufgeteilt. Die beiden wichtigsten Clans sind die Koalition und die Society. Die Koalition kontrollierte früher ganz Manhattan. Sie ist konservativ, alt und repressiv und kümmert sich um die Wahrung der Geheimnisse der Vampyrwelt. Im Schatten der kulturellen Revolution der 60er-Jahre entriss die Society der Koalition Territorien im Herzen der Stadt. Weitere Clans sind der Hood, der das ganze Gebiet nördlich der 110ten Straße kontrolliert, und eine kleine Bande religiöser Extremisten, die »Enklave«.

Ihr Lieblingsclan?
Charlie Huston: Keiner. Das Schreiben der Society-Figuren war am lustigsten, aber ich mag auch das Schräge an der Enklave – die können nichts direkt angehen, nähern sich allem von ihrem ganz eigenen, eben schrägen Standpunkt.

Was für ein Typ ist Joe Pitt?
Charlie Huston: Wie würden Sie ihn charakterisieren? Joe ist der Prototyp des guten alten altmodischen, hartgesottenen Inspektors. Er ist der Einzelgänger, der im Grunde nur will, dass man ihn in Ruhe lässt, egal, wie elend dieses Leben auch sein mag. Seine Interessen beschränken sich auf Whiskey, Zigaretten und seine Freundin Evie. Aber er kann es einfach nicht lassen, sich einzumischen. Wenn ihn jemand genug reizt, dann kann er das nicht einfach so hinnehmen. Gut möglich, dass er ein Soziopath ist und das Leben anderer Menschen für wertlos hält.

Was haben Sie und Joe gemeinsam?
Charlie Huston: Haben Sie überhaupt was gemeinsam? Wir mögen beide Bourbon und Bier. Und unser Filmgeschmack ist ähnlich.

Würden Sie zustimmen, wenn ich behaupte, Joe sei ein Zyniker?
Charlie Huston: Hm, ich könnte es schon, aber was springt dann für mich dabei raus?

Bitte definieren Sie für uns Ironie, Sarkasmus und Zynismus ...
Charlie Huston: Ironisch ist, dass Evie mit Joe nicht vögeln will, weil sie ihn nicht mit HIV anstecken möchte. Sarkastisch wird's, wenn Joe in einem ganz bestimmten Tonfall sagt, dass das schon okay für ihn sei. Und zynisch ist, wenn Joe in sich die Bereitschaft entdeckt, darüber nachzudenken, Evie mit dem Vyrus zu infizieren, weil es HIV stoppt und es ihnen dadurch möglich würde, miteinander zu vögeln. Ich würde mal sagen, ich definiere Ironie, Sarkasmus und Zynismus ausschließlich in der Terminologie sexueller Beziehungen. Scheint mir auch ganz okay zu sein.

Die Fragen stellte Bernd Degner, Heyne Verlag, Presseabteilung