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Sally Rooney - Gespräche mit Freunden

Sally Rooney im Gespräch

»Gespräche mit Freunden« ist Ihr Debütroman. Erzählen Sie uns doch bitte, was Sie dazu inspiriert hat.

Ich hatte die vier Hauptfiguren lange vor einer Plotidee, der Erzählstimme oder dem Setting bereits vollständig im Kopf. In den drei Monaten, die ich für die erste Fassung gebraucht habe, hatte ich große Freude daran, die unterschiedlichen Dynamiken zwischen den vieren auszuloten. Alle anderen Elemente des Buchs bildeten sich nach und nach während der Entwicklung dieser Beziehungen heraus.

Wie würden Sie »Gespräche mit Freunden« mit Ihren eigenen Worten beschreiben?

Es ist ein Roman über zwei junge Frauen, Frances und Bobbi, die in das Leben eines älteren Ehepaars, Nick und Melissa, hineingezogen werden. In gewisser Weise handelt es sich um einen Entwicklungsroman, es geht um Frances‘ Übergang in ein neues soziales Umfeld, ihre Versuche, ein anderer Mensch zu werden. Es ist aber auch eine Liebesgeschichte. J.D. Salingers Novelle »Franny and Zooey« versteht sich als »zusammengesetzte oder vielschichtige Liebesgeschichte« – ich denke, das habe ich hier auch versucht.
In frühen Kritiken wurde Ihre Fähigkeit gelobt, die Schwierigkeiten und Komplexitäten moderner Beziehungen einzufangen, einige nannten es eine heutige Liebesgeschichte. Was halten Sie von diesen Zuschreibungen?

Auch wenn der Verlauf der Liebesgeschichte in diesem Buch ziemlich unkonventionell ist, freut es mich sehr, wenn es als Liebesgeschichte gelesen wird. Liebe ist ein wichtiges Thema in der Literatur – psychologisch, ideologisch und in Bezug auf die Romanform. Und was mich betrifft, gibt es keine uninteressanten Beziehungen. Ich bin immer wieder davon fasziniert, wie komplex Beziehungen zwischen Menschen sind. In einem Zeitalter rapider sozialer Veränderungen, die auch unsere Beziehungen betreffen, kann der Roman meiner Meinung nach Liebe und Romantik ganz neu verhandeln, und hoffentlich habe ich es geschafft, hier mit einigen dieser neuen Möglichkeiten zu spielen.

»Gespräche mit Freunden« wird aus Frances‘ Perspektive erzählt. Wie hat sich ihre Figur entwickelt?


Als ich die erste Fassung schrieb, bestand eine der größten Schwierigkeiten darin, mich auf die Perspektive von nur einer Figur zu beschränken. Der Roman ist in der ersten Person geschrieben, und die Stimme von Frances fiel mir von Anfang an leicht, aber zunächst war ich häufig versucht, Szenen oder Passagen zu schreiben, in denen sie nicht auftauchte – über Bobbis Familie, zum Beispiel, oder wie Nick und Melissa zu Hause miteinander umgingen. Ich fühlte mich allen vier Hauptfiguren sehr stark verbunden, und irgendwie glaube ich, dass der Roman wohl aus jeder Perspektive heraus funktionieren könnte, auch wenn es dann natürlich jedes Mal ein anderes Buch wäre. Frances ist vor allem deshalb die Erzählerin, weil sie als Erzählerin anfing und weil ihre Stimme dem Buch eine ganz bestimmte Struktur gab. Als ich mit dem Schreiben anfing, dachte ich zwar, ich würde sie ganz gut verstehen, aber ich lernte sie natürlich währenddessen immer besser kennen. Mir wird oft vorgeworfen, dass ich über meine Figuren spreche, als wären es echte Menschen, das ist wirklich eine schlechte Angewohnheit – zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass sie es für mich auch sind.

Was sollen Ihre Leser von »Gespräche mit Freunden« für sich mitnehmen?

Leser sind ein ziemlich bunter Haufen, wenn es darum geht, was sie von einem Roman erwarten. Ich denke nicht, dass ich auch nur annähernd vorhersagen kann, was sie von dem Buch für sich mitnehmen, oder gar, was sie dazu beitragen. Ich persönlich wünsche mir, dass das Buch ein wenig Zuspruch in düsteren Zeiten bietet – nicht, indem es eindeutigen Trost spendet, was unsere nähere Zukunft angeht, das fände ich im Augenblick nicht sehr plausibel, aber indem es ein wenig die Möglichkeit der Liebe verteidigt.
Was kommt bei Ihnen als Nächstes?

Im Moment arbeite ich an meinem zweiten Roman, der zwei Hauptfiguren über einen Zeitraum von vier Jahren begleitet und zwischen den Perspektiven der beiden wechselt. In dem Roman geht es um die Entwicklung einer Beziehung und weniger um die Entwicklung einer Persönlichkeit, und ich denke, ich habe das auch in die Struktur eingebaut. Da es sich noch um ein unvollendetes Manuskript handelt, habe ich gerade sehr viel Spaß damit – die wirklich harte Arbeit daran kommt erst noch.

Gespräche mit Freunden

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