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SPECIAL zu Sebastian Junger »War«

Der Journalist SEBASTIAN JUNGER, geboren 1962, ausgezeichnet mit dem National Magazine Award, veröffentlichte die Reportagen- sammlung "Feuer" und den Weltbestseller "Der Sturm", der mit George Clooney und Mark Wahlberg verfilmt wurde, bevor er mit Tod in Belmont abermals in die Top Ten der Bestsellerliste und in die Debatte um nationales Selbstverständnis in den USA vorstieß. Sein auf den in "War" beschriebenen Erlebnissen beruhender Dokumentarfilm "Restrepo" erhielt 2010 den Grand Jury Prize des
renommierten Sundance Film Festival.

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Mr. Junger, Sie berichten seit fast zwanzig Jahren aus Kriegsgebieten. In "War" schreiben Sie, dass Sie nicht auf das vorbereitet waren, was Sie im Korengal-Tal erwartete. Was macht diesen Konflikt aus Ihrer Sicht so grausam?
Dort wurde sehr viel mehr gekämpft, als ich das erwartet hatte, aber die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung waren wesentlich geringer als in den Bürgerkriegen in Afrika und Bosnien, über die ich berichtet habe. Gewissermaßen war alles weniger grausam, aber viel intensiver.

Sie zitieren Soldaten, mit denen Sie in der Stellung gelebt haben, die erzählen, sie wüssten nicht, wie sie in ein ziviles Leben zurückkehren sollten, und dass der Krieg sie nach ihrer Stationierung bis in den Schlaf verfolgt. Sie haben alles getan, was diese jungen Menschen erlebt haben – außer zurückschießen. Wie gehen Sie mit Ihren Erlebnissen im Korengal heute um?
Die meisten Jungs sind in der Army geblieben und jetzt wieder im Kampfeinsatz, also haben viele diese Umstellung noch gar nicht machen müssen. Für mich war sie leichter, weil ich etwas älter bin und mich zu Hause ein erfülltes Leben erwartet hat. Das hat mich nach diesen intensiven Zeiten aufgefangen, mir das Gefühl gegeben, dass ich gebraucht werde. Dieses Gefühl holen sich die jungen Soldaten im Kampfeinsatz.

Während Ihrer Zeit beim 2nd Platoon haben Sie Stunden über Stunden Filmmaterial gedreht, das dann in Ihren und Tim Hetheringtons preisgekrönten Dokumentarfilm "Restrepo" einfloss. Danach haben Sie "War" geschrieben, einen Bestseller, den manche jetzt schon als Klassiker bezeichnen. Inwiefern war das Schreiben des Buchs anders für Sie als das Produzieren des Films?
Im Buch konnte ich meine eigenen Gedanken erforschen und versuchen zu verstehen, was ich erlebt habe. Der Film hat sich nur auf die Soldaten konzentriert und dieses Innenleben nicht einbezogen. Er hat es gezeigt, aber nicht angesprochen.

Sie verzichten im Buch sehr bewusst darauf, politische oder militärstrategische Fragen zu erörtern – eine Gesinnung zu propagieren. Und doch sollte "War", wie eine Besprechung es formulierte, „zwar weder Befürworter noch Gegner des Kriegs konvertieren, aber auf beiden Seiten und in allen, die dazwischenstehen, Zweifel säen“. Wie hat sich das Buch auf Ihre Meinung zu diesem Krieg ausgewirkt?
Es hat an meiner Meinung wirklich nichts geändert. Im Korengal gab es nicht genug Soldaten, um die militärischen Vorgaben dort zu erfüllen, und meiner Meinung nach von vornherein nicht genug Soldaten im ganzen Land, um die anfänglichen militärischen Erfolge nutzen zu können – und den in der Bevölkerung weit verbreiteten Glauben, man würde sie von den Taliban befreien. Daran ist für mich eindeutig die kurzsichtige Strategie der Bush-Regierung schuld.