Sharon Gannon
© Guzman

Sharon Gannon ist eine der profiliertesten Yogalehrerinnen der Welt, darüber hinaus auch Autorin, Tänzerin, Musikerin und Malerin. Zusammen mit David Life begründete sie 1984 in New York City die Jivamukti Methode, die in hohem Maße für die Verbreitung des Yoga im Westen sorgte. Jivamukti hat sich weltweit und besonders in Deutschland mit renommierten und beliebten Yoga-Studios etabliert.

Den Weg ins Leben bringen: Dankbarkeit

Auszug aus dem Buch


Woche 1

Kapitel 1

Auf ihre vollkommen selbstlose, freundliche Art versorgt die Sonne alle Lebewesen auf der Erde mit Wärme, Licht und Energie – auf dass auch wir unser volles Potenzial als liebevolle Wesen entfalten.

Das Leben ist ein Privileg. Daher ist Demut für den Yogi eine wichtige Tugend. Durch sie können wir Egozentrik verringern und Selbsterkenntnis ermöglichen. Jeder neuer Tag gibt uns die Gelegenheit, uns darauf zu besinnen, wer wir wirklich sind – und auf unsere göttliche, ewige Verbindung mit der höchsten Kraft. Dankbarkeit erweckt Demut, und Demut führt zur Erleuchtung. Wie Sie Ihren Morgen beginnen, wird Ihren ganzen Tagesablauf beeinflussen. Wenn Sie darin Güte erfahren und geben möchten, ist es ideal, sich bereits beim Aufwachen an den Ursprung der Güte zu erinnern.

Gut aufzuwachen ist etwas, das sich trainieren lässt. Genau dies macht eine Praxis aus, denn sie entsteht nicht von selbst oder aus sich selbst heraus. Zu Beginn ist bewusstes Üben unerlässlich. Im Lauf der Zeit wird Ihre Disziplin zu Ergebnissen führen, die Praxis wird zur zweiten Natur und Sie werden mühelos in dankbarer Stimmung aufwachen.

Yoga bedeutet, »sich an Gott zu erinnern«. Die meisten von uns wachen am Morgen jedoch mit selbstbezogenen Gedanken auf, mit Fragen wie: »Was steht an? Was werde ich heute tun?« Sofort beschäftigen wir uns mit Planung. Vor lauter Organisation vergessen wir die eigentliche Quelle unseres Tuns. Wenn wir Gott vergessen, konzentrieren wir uns auf uns selbst als Handelnde. Das kann angesichts der vielen Dinge, die zur Erledigung anstehen, notwendig erscheinen, aber auch ziemlich erdrückend sein. Die unzähligen Probleme, die wir zu Hause, in der Arbeit und in der Welt beheben müssen – sie alle lasten scheinbar auf unseren Schultern. Vielleicht haben wir sogar die Angewohnheit, uns über unser Leben, andere Menschen, die uns behindern, und die Ungerechtigkeit von all dem zu beklagen. Dabei ist erwiesen, dass Jammern das Hirn regelrecht umprogrammiert: Je mehr wir uns beklagen, desto selbstverständlicher wird es, und mit der Zeit finden wir uns in einer Negativspirale wieder.

Das Gegenmittel für dieses Gift ist Dankbarkeit. Wenn wir in einer Jammertirade etwas finden können, das uns in Dankbarkeit wieder aufrichtet, entkommen wir diesem Teufelskreis, der zu Selbstverachtung, Grübelei, Lebensangst und dem Widerwillen, morgens aufzustehen, führen kann. Durch Dankbarkeit erfahren wir Demut: Wir stellen uns als Werkzeuge des höheren Selbst zur Verfügung. So komplex das klingt: Es entspannt, da wir uns als Mitwirkende beim kreativen Spiel des großen, »Leben« genannten Geheimnisses erkennen können.

Viele Menschen finden es schwierig, einen Bezug zu Gott herzustellen. Aber die Kraft Gottes oder – um es anders zu nennen – das Prin zip der Erleuchtung oder die Macht bedingungsloser Liebe begegnen uns durchaus auf greifbare Weise. Eine Form davon sind spirituelle Lehrer. Jeder kann diese Aufgabe erfüllen. Am Anfang stehen unsere Eltern. Es liegt an uns, in jeder Person diesen Lehrer zu sehen, diese Lehrer mit Respekt zu behandeln und den Botschaften zuzuhören, die sie uns senden. Auf unserer Lebensreise werden wir – bei entsprechender Offenheit – Lehrern begegnen, die uns in die richtige Richtung führen und uns helfen, uns an unsere Essenz zu erinnern. Dankbarkeit für ihre Präsenz in unserem Leben zu empfinden, ist ein kraftvoller Weg, Demut zu entwickeln und uns dem Zustand des Yoga näherzubringen – der Erleuchtung.

Die Übung

Sprechen Sie nach dem Aufwachen, noch im Bett liegend, laut oder im Stillen ein Gebet, das Dankbarkeit für Ihr Leben ausdrückt, Dankbarkeit für die Gelegenheit, sich an Gott zu erinnern, und den Wunsch, mitfühlend mit anderen umzugehen.

Option 1:
Danken Sie Gott zum Beispiel so für diesen Tag: »Alles, was ich heute tue, jede Handlung widme ich dir. Möge dein Segen in dieser Welt zunehmen.«

Option 2:
Chanten Sie das Sanskrit-Versprechen: »Lokah Samasta Sukhino Bhavantu.« Oder sprechen Sie es auf Deutsch: »Mögen alle Wesen überall glücklich und frei sein und mögen meine Gedanken, Worte und Handlungen dazu beitragen.«

Option 3:
Bitten Sie Ihr höheres Selbst, Sie zu seinem oder ihrem Instrument zu machen. Formulieren Sie etwa so: »Mach mich zu einem Werkzeug deines Willens. Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Befreie mich von Wut, Eifersucht und Angst. Fülle mein Herz mit Freude und Mitgefühl.«

Option 4:
Drücken Sie Dankbarkeit für die Lehrer in Ihrem Leben aus. Erinneren Sie sich an deren Verdienste für Sie und andere Lebewesen. Sprechen Sie die Namen dieser Lehrer aus und danken Sie dafür, dass Sie ihnen begegnen durften.

Option 5:
Chanten Sie das traditionelle Sanskrit-Mantra zum Guru (Guru Stotram): »Gurur Brahma, Gurur Vishnu, Gurur Devo Maheshwara, Gurur Sakshat, Param Brahma, Tasmai Shri Gurave Namah, Tasmai Shri Gurave Namah.« Oder auf Deutsch: »Unsere Schöpfung ist dieser Guru. Die Dauer unseres Lebens ist dieser Guru. Unsere Prüfungen, Krankheiten und persönlichen Katastrophen sind dieser Guru. Es gibt einen Guru, der in der Nähe ist, und einen Guru, der jenseits des Jenseits ist. In Demut begegne ich dem Guru, der die Unwissenheit entfernt: dem Erleuchtungsprinzip, das in mir ist und mich immer umgibt.«

Weitere Übungen aus »Mein magischer Morgen«

Woche 3
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Woche 3: Wegzehrung – Die Vögel füttern

Wenn Sie wilde Vögel füttern, versichern Sie sich auf karmische Weise, dass Sie immer genug zu essen haben werden und Ihre eigene Wildheit nicht sterben wird.

Die Übung:
Füttern Sie, bevor Sie am Morgen selbst frühstücken oder ein Getränk zu sich nehmen, zunächst die Vögel.
(…)
Wenn Sie keine wilden Vögel in der Nähe haben, füttern Sie Ihre Katze, Ihren Hund oder andere Familienmitglieder.

Woche 4
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Woche 4: Verbindung mit dem Weg – Asana

In der Woche 4 liegt der Fokus auf Asana und wir praktizieren die „Magic Ten“, eine in der Tat magische Serie von zehn einfachen Asanas, die in etwa zehn Minuten absolviert werden können. Die Magic Ten bewegen die Wirbelsäule in alle Richtungen, in denen sie mobil sein kann.
(…)
Magic Ten nenne ich diese Übungen, weil ich unter Magie eine Veränderung der Wahrnehmung verstehe.

Woche 7
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Woche 7: Den Weg erhellen – Kapalabhati

Durch regelmäßige Kapalabhati-Praxis wird der Geist von negativen Gedanken gereinigt. (…) Wir werden zwei Versionen dieser kraftvollen Übung praktizieren.

Die Übung:
Kapalabhati-Wechselatmung (Kombination): Die Version der Kapalabhati-Praxis reinigt und balanciert die linken (Ida) und rechten (Pingala) Kanäle oder Nadis.

Woche 9
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Woche 9: Auf dem Weg sein – Meditation

Meditation entsteht mühelos und auf anmutige Weise. Wir können uns nicht dazu zwingen. Aber damit sie passiert, müssen wir uns bemühen, die Aufmerksamkeit zu fokussieren. (…)
Die beste Art der Meditation ist die, mit der Sie Ihren Geist beruhigen können. Im Jivamukti Yoga schlagen wir eine Mantra-Meditation vor, mit dem Mantra „Lass los“ als Fokus.

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