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Silvia Furtwängler: Unbezähmbar

Silvia Furtwängler: Unbezähmbar - Leben zwischen Stille und Sturm

Wie kam ich überhaupt dazu, eine Hundemutter zu werden?

Tierlieb war ich von klein auf an, so wie ich von klein auf an sehr naturverbunden war. Jedes Tier mochte ich, aber Hunde waren mir am liebsten. Jeder hat ein eigenes Lieblingstier (oder er mag überhaupt keine Tiere), das kann ein Elefant sein, ein Hamster, ein Krokodil, eine Katze (ich bin überhaupt kein Katzentyp) oder gar ein Skorpion. Bei mir waren es Hunde. Eigentlich Wölfe. Aber Wölfe kamen nun mal in einer Dreizimmerwohnung nicht infrage. Doch sie faszinierten mich, weil sie für mich Sinnbild von Eigenständigkeit waren, zugleich Rudeltiere, also fähig, sich in einem Team zu behaupten. Sie vermittelten mir das Gefühl einer unendlichen Freiheit. Und sie hielten Distanz, beobachteten das Geschehen ringsum, beäugten ihre Welt geradezu kritisch. Dazu mussten sie nicht sprechen, was sie mit ihrem Bellen ja sowieso nur für uns Menschen begrenzt konnten, aber wenn man ihre Blicke betrachtete und ihre Körpersprache las, konnte man diese skeptische Haltung der Wölfe unschwer erkennen. Ein Wolf kann daliegen und unendlich urteilsfähig gucken, aber er kann auch daliegen mit einer unendlichen Gelassenheit. Nach dem Motto: Mich ficht das alles gar nicht an, was um mich herum passiert, das ist mir so was von egal. Eigentlich bin das ich, was ich da gerade über den Wolf geschrieben habe. Ich kann laut und sehr präsent sein, kann einen Raum betreten und jedem in ihm zu verstehen geben: »Hallo, hier bin ich.« Ein Wolf ist dazu ebenso in der Lage, er kann in seinem Revier sehr deutlich machen, wer in ihm herrscht, bis die letzte Feldmaus das spitz bekommen hat. Zugleich kann ich ganz still einen Raum betreten, mich in die hinterste Ecke verkriechen und von dort aus alles ruhig und genau betrachten. Und auch ich hinterfrage Dinge, nehme vieles nicht einfach hin, besonders wenn man mir weismachen möchte, dass ich mich gefälligst konform zu verhalten hätte, also so, wie alle anderen. Das finde ich schon sehr wolfsmäßig.

Eine der Haupteigenschaften eines Wolfes kann ich ebenfalls bei mir wiederfinden: die Sehnsucht nach Freiheit und Weite. Wölfe werden von vielen missverstanden, es wird angenommen, dass von ihnen eine Gefahr ausgeht, aber wir Menschen haben eine stärkere Affinität zu Wölfen, als uns bewusst ist. Und wir könnten viel von ihnen lernen. Sie können nämlich echte Gefahren von eingebildeten Gefahren unterscheiden und wissen sich dadurch dementsprechend richtig zu verhalten. Im Gegensatz zum Mensch, der zu gerne Gefahren erschafft, die es nicht gibt, und sich durch den Stress des Alltags immer mehr an etwas klammert, was nicht existent ist. Von einer inneren Balance ist man dann weit entfernt. Ein Wolf hat zudem einen starken Familiensinn, er schützt sein Territorium und seine Familie ohne Kompromisse, wobei er sich aber nicht als Raufbold geriert und unnötigen Kämpfen lieber aus dem Weg geht.