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Luis Sellano, Portugiesisches Erbe, Lissabon-Krimi, Heyne

Sommer, Sonne, Mord: Portugiesisches Erbe von Luis Sellano

Auf Stadttour durch Lissabon

Unterwegs mit Henrik Falkner, dem Protagonisten aus Luis Sellanos Kriminalroman »Portugiesisches Erbe«

Igreja de São Domingos © José Luiz Bernardes Ribeiro, via Wikimedia Commons
Hallo Freunde! Wir beginnen unsere Tour durch die Stadt direkt im Zentrum, am Largo de São Domingos, nur ein paar Schritte vom Bahnhof Rossio entfernt. Ich mag diese geschäftige Ecke, man ist irgendwie gleich mittendrin im pulsierenden Lissabon. Möglicherweise wird Ihnen dort Gras angeboten, zumindest mir passiert das gelegentlich. Sie können das ignorieren, holen Sie sich lieber gegenüber der Kirche einen Ginjinha. Der Ausschank ist nicht zu übersehen, es stehen immer etliche Menschen davor und nippen an dem den traditionellen Kirschlikör, den man sowohl mit als ich ohne Frucht bestellen kann. Es lohnt auch ein Blick in besagte Igreja de São Domingos, ein ungewöhnliches, detailreiches Gotteshaus unter einem lachsfarbenen Kuppelgewölbe. Helen bevorzugt konspirative Treffen in Sakralbauten, vermutlich, weil es sich dort Flüstern lässt, ohne dass es verfänglich wirkt.
Elevador de Santa Justa © hom26 from Germany,via Wikimedia Commons
Ob nun gestärkt durch den Segen Gottes oder beflügelt vom Ginjinha, marschieren wir über das Wellenmosaik des Praça Dom Pedro IV. Richtung Fluss. Auf dem Hügel im Südwesten kann man die Kirche ohne Dach sehen. Die gotischen Bögen der Ruine der Klosterkirche, die bis zu dem schweren Erdbeben 1755 das Dach des Convento do Carmo trugen, ragen dort oben in den blauen Himmel. Unmittelbar davor und unübersehbar strebt noch etwas dem Azur entgegen; nämlich die anmutige Stahlkonstruktion des Elevador de Santa Justa. Auch heute noch ein Wunderwerk der Aufzugskunst, prachtvoll anzusehen und wie immer gut besucht, denn von der Dachterrasse hat man einen herrlichen Blick über die Stadt. Wir halten uns jedoch erst mal links und betreten die Rua Augusta, eine der prächtigen Einkaufsstraße des Baixa-Viertels, die sich über einen halben Kilometer schnurgerade bis runter zum Praça do Comércio erstreckt und mit dem Arco da Rua Augusta abschließt, dem imposanten weißen Triumph der von weit her unter der portugiesischen Sonne erstrahlt.
Cafè a Brasileira © Andrea Pravettoni from Mantegazza, via Wikimedia Commons
Wer Zeit mit bringt, kann sich für die Fahrt mit dem Elevador de Santa Justa in die Schlange einreihen, wer aber wie ich aus Ermittlungsgründen ständig in Eile ist, der nimmt besser die Rua Garrett, um hinauf zum Largo do Chiado zu gelangen. Wie im Baixa herrscht auch in dieser Einkaufsstraße stets reges Treiben, aber man behält hier den besseren Überblick auf vermeintliche Verfolger. Für den Anstieg kann man sich dann mit einem Bica und einem Pastel de Nata im Traditionslokal Cafè a Brasileira belohnen. Adriana zieht es vor, mich hier zu treffen, sofern sie Zeit für mich findet. Man kann sie nicht übersehen, sie sieht einfach immer blendend aus und lenkt alle Blicke auf sich. Falls nicht Adriana, so garantiere ich, dass Sie mit Sicherheit auf Portugals großen Poeten Fernando Pessoa treffen und mit etwas Glück ist der Stuhl neben dem Schriftsteller frei, um ein Foto mit ihm zu machen.

Alternativ zum Trubel auf dem Largo do Chiado verziehe ich mich gerne unter die Schatten spendenden Jacaranda-Bäumen auf den beschaulichen Largo do Carmo. Nichts ist erfrischender, als sich dort am Getränkekiosk eine selbstgemachte, mit Basilikum verfeinerte Zitronenlimonade zu gönnen. Ein idealer Ort, um über die Mysterien nachzudenken, auf die ich gelegentlich im Antiquariat stoße. Das Haus in der Rua do Almada, das ich geerbt habe, ist übrigens nicht weit von hier.
Eléctrico 28 © Sberlazza, via Wikimedia Commons
Orientieren Sie sich nach Westen bis zur Abzweigung zum Miradouro de Santa Catarina. Selbst wenn Sie sich nicht für Antiquarisches interessieren, es lohnt alleine der Aussicht wegen. Wer auf der Hauptstraße bleibt gelangt zum Cemitério dos Prazeres. Definitiv ein Muss für all jene, die sich für Friedhöfe interessieren. Es ist dort so schön wie unheimlich, vor allem für jemanden wie mich, der immer auf der Hut sein soll. Die Tram hält direkt davor.

Apropos Tram! Eine Fahrt mit der historischen Straßenbahn lassen wir uns bei dieser Tour auch nicht entgehen. Nach Kaffee oder Erfrischung steigen wir in die gelbe Eléctrico 28. Ganz nostalgisch rattern wir durch die Senke und schlängeln uns über enge Gasse den Schlossberg hinauf zum Miradouro das Portas do Sol, von dem man herrlich über den Sund bis hin zur Ponte Vasco da Gama blicken kann. Über uns thront das Castelo de São Jorge. Für eine Besichtigung sollte man sich Zeit nehmen und auch die Gässchen drum herum nicht aussparen. Die eignen sich auch hervorragend dazu, Verfolger abzuschütteln.
Kloster São Vicente de Fora © DAVID HOLT from London, England, via Wikimedia Commons
Heute kämpfen wir uns auf der Halbhöhe rüber zum Miradouro da Graça, womit wir Lissabon so ziemlich von allen Seiten her betrachten konnten. Unter schattigen Nadelbäumen empfehle ich dort als Erfrischung einen Mazagran, Kaffee auf Eis, mit Zitronensaft. So gewappnet für den Abstieg sind wir in wenigen Minuten am Kloster São Vicente de Fora, hinter dem schon die weiße Kuppel des Pantheons aufragt. Auch wenn ich dort ein unschönes Abenteuer erleben durfte, mag ich diesen Ort, vor allem den stillen Klosterhof. Samstags findet hinter dem Kloster und rund um das Pantheon der Feira da Ladra, der Markt der Diebe, Lissabons größter Flohmarkt statt, den man nicht auslassen sollte, falls man kuriose Mitbringsel sucht oder sich die Menschenmenge zu Nutze macht, um unsichtbar zu bleiben.
Alfama © Awersowy (Own work), via Wikimedia Commons
Mit ein paar Schritten abwärts, sind wir damit schon im Herzen des Alfama-Viertels. Mittelalterlich, verschachtelt und geprägt von den Mauren, für mich einer der schönsten Orte der Stadt, nicht nur, weil Helena hier wohnt. Hier können wir uns treiben lassen, aufs Geratewohl und ohne Stadtplan, dann wird es am spannendsten. Wer dabei das öffentliche Waschhaus unterhalb der Igreja de Santo Estêvão entdeckt, zählt schon zu den besonders guten Spürnasen.

Knurrt auch Ihr Magen von den ganzen Essensdüften? Lassen Sie uns doch eine Pause machen. In der Rua do Vigário fällt meine Wahl auf das von außen völlig unscheinbare Restaurant Tasco do Vigário. Auf dem Gehsteig der schmalen Gasse passen genau zwei Tische. Ist ein Platz frei, sollte man nicht zögern. Neben dem allgegenwärtigen Bacalhau kann ich den gegrillten Tintenfisch empfehlen und dazu einen Vinho Verde.
Christo Rei © Luso-Tuga, via Wikimedia Commons
Durch verschlungene Gassen erreichen wir im Anschluss das Tejo-Ufer und schlendern dort die Promenade entlang nach Westen. Bald schon kommt die Brücke des 25. April in Sicht und natürlich Cristo Rei, der am anderen Ufer in luftiger Höhe seine Arme ausbreitet. Immer weiter die Straße entlang und wir würden an der Polizeidirektion für Gewaltverbrechen vorbeikommen, doch das erspare ich Ihnen heute. Fünf Kilometer sind es von dort noch bis zum berühmten Hieronymitenkloster von Belém. Nehmen Sie das unbedingt auf Ihre Liste der Dinge, die Sie hier noch besuchen sollten. Es ist atemberaubend und prachtvoll anzusehen, und Ihnen werden hoffentlich dort nicht die Schrecken wiederfahren, die ich dort erleben durfte.
Arc da Rua Augusta © Georges Jansoone, via Wikimedia Commons
Für heute habe ich Sie genug durch die Stadt gejagt. Im Gegensatz zu mir sind Sie ja zum Vergnügen hier, wir sollten es daher nicht übertreiben. Daher überqueren wir den wunderhübschen Praça do Comércio und treffen dort wieder auf den Arc da Rua Augusta, durch den wir zurück ins Baixa-Viertel gelangen, wo wir uns im Amorino noch ein Eis gönnen, bevor wir müde ins Hotel zurückkehren oder uns in den Straßen verlieren.

Genießen Sie Lissabon, Sie werden es lieben!

Ihr Henrik Falkner

Portugiesisches Erbe

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