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SPECIAL zu Sophie Andresky

Maulige Mumu

Sie ist die Grande Dame der deutschen Pornoliteratur und schon längst bis ins Feuilleton vorgedrungen: Erotisch, geschmackvoll, bissig – so sind Andreskys Romane, und so lesen sich auch ihre Kolumnen, in denen die Autorin heiße Themen souverän scharfzüngig und explizit anpackt: Andresky kommt immer auf den (G-)Punkt; auch in der Politik, wie folgende Passage beweist …

Das Private ist politisch, hieß es bei den 68ern, und konsequent gedacht schloss diese Formel auch das Sexuelle ein. An dieser Stelle habe ich ja immer vehement widersprochen und tue es noch. Was im Bett passiert, hat mit Politik überhaupt nichts zu tun. Ob ich mich gern in der Hündchenstellung ficken lasse, es genieße, vor einem Mann zu knien und ihm einen zu blasen, ob ich gepeitscht werden möchte, ein Stacheldraht-Halsband trage oder passiv wie eine Rinderlende beim Filetieren daliege, das ist Privatsache und lässt niemanden auch nur annähernd erraten, welche Partei ich wähle. Die Frage ist nur, wem ich davon erzähle. Solange ich mein Sexleben erregend und beglückend finde, ist es auch emanzipiert, selbst wenn es unterwürfig oder uncool aussieht. Und es wäre ausgesprochen dämlich, auf ein sexuelles Vergnügen zu verzichten, nur weil irgendjemand an meiner erotischen Fantasie und deren Umsetzung Anstoß nehmen und sie politisch unkorrekt finden könnte. Wie man sich also nackt aneinanderschubbert, welche Körperöffnungen man womit bespielt oder wie man sich dabei aufführt, ob man bellt oder winselt, Befehle erteilt oder stumm und ruppig zur Sache geht, enthält keine politische Aussage.

Mit wem man es tut, allerdings schon.
Als jetzt die große Belästigungsdebatte über uns hereintwitterte, erinnerte ich mich direkt an den Comic von Ralf König: Lysistrata, die Geschichte der antiken Heldinnen, die mit Sexverweigerung ihre Männer zwingen, den Krieg zu beenden. Die ist nicht nur ein weiterer Beweis für das Genie von Ralf König, vor dem ich mich ehrfürchtig verneige, sondern auch ein antikes Beispiel für Pussypower. Prinzip: Sperrzone Slip, maulige Mumu und Hintertür heute geschlossen.

Verweigerung kann ein wirksames Mittel sein, um seine Ziele durchzusetzen, und beim Umgang mit Machos, misogynen Freaks und selbstherrlichen Alphamännchen empfehle ich sie wärmstens. Denn Männer können noch so sehr über die Minderwertigkeit von Frauen schwadronieren, scharf auf die Möse sind sie doch. Also packe man sie dort, wo sie am empfindlichsten sind, am Schwanz und an den Klöten.
Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: nicht mehr mit Machos schlafen und keine mehr im Freundeskreis dulden. Reden bringt nichts, da labert man sich den Mund fusselig, und den verwende ich lieber dazu, einem netten Mann die Eichel zu lutschen. Im Prinzip schwebt mir natürliche Selektion vor. Aussortieren statt argumentieren.

Dummdreistes Machogehabe? Kein Eintritt ins Mumu-Land. Und als Folge dieses Intimzonen-Embargos gibt es weder Spaß noch Fortpflanzung.
Das Schöne an diesem System: Uns Frauen verlangt es nicht viel ab. Göttin sei Dank sind ja auch genug gute Männer mit einwandfreier Gesinnung dort draußen, von denen man sich weiterhin beglücken lassen kann. Vielleicht haben wir sie bisher zu wenig beachtet, weil sie nicht so laut herumschreien wie die Alphamännchen, weil sie eher schüchtern sind, Brillen tragen oder lieber lesen, statt im Sportstudio Hanteln zu stemmen. Gute Nachricht, brave Jungs: Ab heute steht ihr auf der Speisekarte! Wir emanzipieren Darwin, und die Bad Boys müssen allein ins Bett. Da dürfen sie dann mit dem spielen, den sie sowieso am interessantesten finden: sich selbst.